Kompakt leichtes Format für die Bühne
Ein überaus leichtes und kompaktes Stagepiano brachte der Hersteller Studiologic vor einigen Jahren mit dem Numa Compact heraus. Rund fünf Jahre nach Erscheinen des ersten Modells folgt nun das Studiologic Numa Compact 2. Die Eckdaten, wie leichtes Gewicht, kompakte Maße und alle wichtigen Bestandteile, sind an Bord, doch lohnt sich der Umstieg bzw. an welchen Stellen hat Studiologic Neues eingebracht?
Aufbau
Das Studiologic Numa Compact 2 ist einem soliden Kunststoffgehäuse untergebracht. Klassisch in Schwarz gehalten, fällt das Stagepiano dank der GELBLICHEN Seitenteile dennoch auf. Das Gewicht beträgt gerade einmal 7 kg. Damit gehört das Numa Compact 2 zu den leichtesten Keyboards mit 88 Tasten, was für die Bühne konzipiert ist. Dass hier keine Holztastatur zum Einsatz kommen kann, versteht sich von selbst. Beim Studiologic Numa Compact 2 kommt also eine aus Kunststoff gefertigte Fatar TP/9 PIANO zum Einsatz – leicht gewichtet und mit Aftertouch ausgestattet. Die Anschlagsdynamik lässt sich zwischen Soft und Fixed in vier Stufen einstellen. Die Tastatur lässt sich äußerst präzise spielen, auch wenn sie für mich persönlich zu leichtgängig ist. Der Druckpunkt ist allerdings gut spürbar, so dass man sehr schnell ein gutes Gefühl für die Tastatur bekommt. Für mich eine sehr gute Lösung zwischen den Anforderungen „Gewicht“ und „gute Spielbarkeit“.
Die Bedienoberfläche des Numa Compacts hat ein paar Änderungen erfahren. Bei den zwei Pitch Bend- und Modulationssticks setzt Studiologic nun auf kleine silberne Hebel. Sie arbeiten sauber, sind mir vor allem im Hinblick auf den (hektischen) Live-Einsatz aber zu fummelig. Ich persönlich nutze liebe klassische Pitch Bend-/Modulationsräder.
Neu und damit auch deutlich aufgewertet wird das Studiologic Numa Compact 2 durch ein 128×64 Pixel OLED-Display, der Vorgänger besaß noch ein einfaches numerisches Display. Auch wenn es mit seinen Abmessungen recht klein ausfällt, zeigt es doch auf übersichtliche Art und Weise alle Informationen an. Maximal vier Tastaturzonen (zwei intern, zwei extern) erlaubt das Compact 2, dafür reicht die Displayfläche gut aus. Die Schriftgröße fällt aber schon sehr klein aus, da werden Pianisten des älteren Semesters wohlmöglich die Brille zücken müssen.
Um das Display herum befinden sich die Taster für die globalen Funktionen wie Edit, MIDI, Store und Sound/Demo. Unterhalb des Displays lassen sich die beiden Soundzonen A und B de-/aktivieren. Leuchten beide Taster, spielt man beide Sounds als Layer, drückt man die daneben liegenden Split-Button, teilt sich die Tastatur in zwei Bereiche, einfacher kann man einen Split nicht einrichten. Drückt man die Split-Taste länger, erscheint der interne Mixer, über den sich die Parts Lower/Upper und die Zonen A/B in der Lautstärke anpassen lassen. Ausweiten kann man das Ganze, indem man die MIDI-Zonen hinzunimmt. Zusätzlich zu den zwei Zonen mit den internen Sounds kann man auf der Tastatur des Compact 2 zwei MIDI-Zonen einrichten. Setups wie obere Teil der Tastatur als Split mit Piano/Bass, der untere Teil als Layer/Split mit zwei (externen) MIDI-Zonen sind möglich. Das Numa Compact 2 kann also durchaus als Masterkeyboard-Zentrale in einem mehrteiligen Setup genutzt werden.
Es folgen die acht Soundkategorie-Taster, die drei Effektblöcke FX1/FX2 sowie Reverb. Abgeschlossen wird die Bedienoberfläche mit vier Potis für Bass, Treble, Volume und Mastering, dazu später noch mehr.
Die Bedienung des Studiologic Numa Compact 2 ist sehr intuitiv, sofort nach dem Einschalten – und nach dem Finden des Lautstärkereglers, denn der befindet sich ganz unklassisch links – weiß man, wie man das Stagepiano zu bedienen hat. Die Funktionen sind auf das Wesentliche des Live-Einsatzes reduziert, für die gängigsten Funktionen gibt es dedizierte Bedienelemente. Das Handbuch des Studiologic Numa Compact 2 benötigt man dementsprechend nur äußerst selten, dieses findet man als mehrsprachiges PDF-Dokument auf der beigelegten CD.
Anschlüsse und Lautsprecher
Die Anschlüsse des Numa Compact 2 befinden sich allesamt auf der Rückseite. Hierzu zählen ein Stereoausgang in Form von zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen, ein Kopfhörerausgang, Anschlüsse für zwei Pedale (Expression, Universal), ein MIDI-Duo (In/Out), ein Netzteilanschluss sowie ein USB-Port zum Anschluss an den Computer. Das Netzteil liegt dem Stagepiano bei. Grundsätzlich ist es möglich, das Numa Compact 2 über den USB-Port mit Strom zu versorgen, beispielsweise wenn man es als Masterkeyboard im Studio benutzt. Allerdings reicht die Stromzufuhr nicht für das interne Lautsprechersystem aus, darauf muss man dann verzichten.
Praxisgerecht ist die Nutzung des Kopfhörerausgangs geregelt. Im Menü des Stagepianos lässt sich einstellen ob ein Anschluss eines Kopfhörers zum Abschalten der internen Lautsprecher führen oder ob beide parallel betrieben werden sollen. So lässt sich der Kopfhörerausgang beispielsweise als zweiter Line-Ausgang für einen Monitor nutzen.
Das Lautsprechersystem bietet eine Leistung von 2x 10 Watt, beide Speaker sind nach hinten abstrahlend auf der Rückseite des Stagepianos angebracht. Die geringe Größe sorgt dafür, dass die Lautsprecher der Soundqualität des Numa Compact 2 nicht gerecht werden können. Zu eingeengt, flach und leblos kommt der Sound aus den internen Lautsprechern. Daher sollte man das Keyboard nach Möglichkeit stets über eine externe PA oder einen Keyboardmonitor spielen.
Klangerzeugung
Insgesamt 88 Sounds hat das Studiologic Numa Compact 2, die maximale Polyphonie liegt bei ausreichenden 128 Stimmen. Mit 24 Pianos, E-Pianos und Keyboard-Sounds ist der Fokus klar gesteckt, es finden sich aber auch viele Orgeln, Gitarren/Bässe, Synthesizer und orchestrale Sounds im Fundus des Compact 2. Insgesamt hat Studiologic sein Compact-Modell also ziemlich aufgestockt, das Compact 1 besaß gerade mal 10 Sounds. Quantität ist sicherlich nicht alles, aber ich finde, dass der Hersteller in diesem Bereich an den richtigen Stellen nachgelegt hat.
Das Concert Piano bietet einen sehr schöne Brillanz, ausgewogene Bässe und ein rundum gelungenes Klangbild. Sollte einem dieser Sound zu „nett“ klingen, bietet das Compact 2 mit den Varianten Stage und Vintage zwei Alternativen, die deutlich kantiger sind. Über das Menü lässt sich bei den Pianos Saitenresonanz hinzufügen. Dies sollte man auch unbedingt machen, das lässt die Pianos noch mal authentischer wirken.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den E-Pianos, die Qualität ist rundum in einem sehr hohen Bereich. Die restlichen Keyboard-Sounds entfallen auf diverse Variationen von Clavinet, Harpsichord, Marimba und Glocken, hier fällt die Qualität leider etwas ab. Die Clavinet-Sounds sind insgesamt etwas dünn und seicht, etwas mehr Ecken und Kanten wären schön gewesen. Dennoch kann man mit den Clavinet-Sounds durchaus etwas anfangen.
Die restlichen Sounds des Studiologic Numa Compact 2 bieten ein gemischtes Qualitätsniveau. Gitarren/Bässe, Synthesizer-Sounds sind nette Beigaben, aber mit Sicherheit nicht das Aushängeschild des Stagepianos. Auch die Streicher- und Bläsersounds sehe ich eher im guten Mittelfeld als an vorderster Spitze. Dagegen bieten die Orgel-Sounds wiederum eine bessere Qualität. Lobenswert finde ich die Soundvariationen in diesem Bereich, denn Studiologic bietet bei einigen Presets jeweils zwei Variationen an, d.h. die Jazz-Orgel einmal ohne Chorus/Vibrato, einmal mit. Oder zwei im Grundsound identische Pfeifenorgeln, allerdings mit verschiedenen Registereinstellungen. Meines Erachtens kann man das live sehr gut einsetzen, um so beispielsweise Strophe und Chorus klanglich voneinander abzugrenzen, dem Grundsound aber treu zu bleiben.
Effekte
Wie eingangs erwähnt, bietet das Studiologic Numa Compact 2 drei Effekteinheiten, wobei FX1/FX2 als Multieffektblock ausgelegt sind. Der Dritte im Bunde ist ausschließlich für Reverb zuständig, bietet mit den vier Presets Room, Hall, Plate und Spring ausreichend Abwechslung, die Intensität lässt sich per Poti regeln.
Die FX1/FX2-Blöcke lassen sich jeweils getrennt voneinander für die beiden Parts Upper und Lower nutzen, d.h. dem Lower-Part etwas Chorus draufgeben, dem Upper-Part ein wenig Drive (beide aus FX1) ist kein Problem. Das Keyboard zeigt stets die Einstellungen für den über die Lower/Upper-Taster (unterhalb des Displays) gewählten Part. Einziges Manko: Die Poti-/Intensitätseinstellung des Effekts bleibt nach Umschalten auf den anderen Part natürlich erhalten, justiert man einen anderen Effekt für den zweiten Part, stimmt die Potieinstellung natürlich nicht mehr. Für ein Stagepiano dieser Preisklasse aber verschmerzbar, letztendlich bekommt man so zwei unabhängige Effektblöcke geboten, das bietet auch nicht jeder Hersteller.
Darüber hinaus bietet das Studiologic Numa Compact 2 eine FX Autoset-Funktion. Das Keyboard merkt sich die zuletzt ausgewählten Effekte für jeden Sound, ohne dass man diese speichern muss. Dies bezieht sich auch auf die Belegung der beiden Steuerungssticks, denn diese können so stets die gleiche Funktion/Parametersteuerung übernehmen.
Das Studiologic Numa Compact 2 bietet 99 Speicherplätze, auf denen man Lieblingskombinationen samt Effekt- und MIDI-Einstellungen abspeichern kann. Davon ausgeschlossen sind die vier Potis ganz rechts, d.h. Lautstärke, die beiden EQs und Mastering. Alle Programme lassen sich per USB an einen Computer senden und empfangen, um diese beispielsweise extern abzulegen.
Hinsichtlich der Nutzung als MIDI-Masterkeyboard kann man auf der Tastatur des Numa Compact 2 zwei MIDI-Zonen einrichten, zusätzlich zu den zwei mit den internen Sounds. Maximal möglich sind also vier Zonen, zwei interne, zwei externe. Die MIDI-Zonen können Parameter wie Program-Change, LSB/MSB, MIDI-Channel, Volume, Split-Assign und Transpose/Oktavierung umfassen, zusätzlich lässt sich festlegen, ob die beiden Pedale, die Sticks und Aftertouch für alle oder nur ausgewählte Zonen aktiv sein sollen.
Hi Felix, so wie du die Klaviatur beschreibst, klingt das nach den guten, früheren Workstation-Tastaturen. Nachdem es heute kaum noch vernünftige Masterkeyboards gibt, scheint das eine recht gute Alternative zu sein.
Leicht gewichtet würde ja für die meisten Anwendungen abseits des normalen Klavierspielens passen, oder?
@Atarikid Hi Atarikid,
ja, als Masterkeyboard kann ich mir das Compact 2 gut vorstellen. Die Tastatur ist auf keinen Fall zu hart abgestimmt. Probier doch mal aus und gib Bescheid was Du davon hältst.
Ich verwende es für die Probe. Die internen Sounds nutze ich nicht. Da hängt ein 2in1 Convertible mit VST- Instrumenten und Effekten über Cantabile3 dran.
Die Tastatur ist durchaus brauchbar; live verwende ich aber andere.
@ukm Hallo ukm,
die Compact 2 Tastatur kann ich mir schon sehr gut live vorstellen, dafür wurde sie ja konzipiert :-) Welche nutzt Du denn live?
@ukm Ich komme mit der Tastatur meines Motif XF7 sehr gut klar. Den nutze ich zwar meist nur noch als Masterkeyboard, aber ich kann damit auch den Rechner steuern, so dass ich diesen den ganzen Abend nicht anfassen muss (obwohl touch screen auch geht – seamless switching ebenso). In der Soundauswahl und Effektbearbeitung bin ich damit wesentlich flexibeler als mit Hardware Keys allein.
Manchmal nutze ich aber auch noch die Orgel-Tastatur der Mojo oder andere Geräte, wenn es erforderlich ist.
Ein wenig neugierig hat mich der Test schon gemacht und die features sind recht nahe an dem was ich mir vorstelle.. (inkl. aftertouch, pitch/mod, externe Midisteuerung) die Bespielbarkeit der Tastatur bleibt natürlich das Hauptargument. Läßt diese nun ein nuanciertes/ausgewogenes Spiel zu oder ist es für live bestenfalls eine backup-Lösung? Des weiteren: wie gut ist die Tastatur auf das Dynamikverhalten der sounds abgestimmt? Gibt es ein Modell eines anderen bekannten Herstellers mit dem die Tastatur vergleichbar ist? Vielen Dank!
@laubi Hallo Laubi,
die Tastatur lässt sich meiner Meinung nach sehr gut live einsetzen, ist eben eine Allrounder Tastatur für Piano, Orgel, Synthesizer, etc. Das Gewicht spricht ohnehin für sich. Die LE Serie Kurzweil hat meines Wissens eine ähnliche Tastatur, ist aber schon länger her dass ich die gespielt/getestet habe.
@Felix Thoma Alles klar – vielen Dank!