Studiologic Numa
Wenn ich als Pianist ein Masterkeyboard für mein virtuelles Piano im Rechner suche, was professionellen Ansprüchen gerecht wird, entdecke ich in den Musikgeschäften und Online-Stores eine sehr überschaubare Produktpalette. Natürlich gibt es viele Masterkeyboards mit 88 Tasten und Hammermechanik, aber persönlich sehe ich nur die Masterkeyboards LMK4+, LMK2+ und PK88 von Doepfer und die beiden Masterkeyboards Numa und Numa Nero von Studiologic, die sich annähernd mit einer guten Flügeltastatur messen lassen können. All diesen Produkten gemeinsam ist, dass sie eine Tastatur von Fatar eingebaut haben, die wiederum die Mutterfirma von Studiologic ist. Der Unterschied liegt in der Ausstattung und Tastatur: Während die Masterkeyboards von Doepfer die graduierte Hammertastatur TP40GH besitzen, sind in dem Numa und dem Numa Nero die neuesten graduierten Hammertastaturen von Fatar, das TP400 und das TP40Wood, eingebaut.
Das Spielgefühl
Ich habe die gesamte Zeit über das Numa mit dem Physical-Modeling-Piano von Modartt – Pianoteq – getestet (Test Pianoteq – siehe hier). Physical-Modeling-Instrumente legen, bedingt durch ihre Klangsynthese, schnell Schwächen und Stärken von Tastaturen offen. Pianoteq ließ sich mit dem Numa sehr nuanciert und gefühlvoll spielen. Ich hatte das Gefühl, die Töne regelrecht zu formen, so wie es bei einem guten Flügel der Fall ist. Nicht ich musste mich der Tastatur anpassen, sondern die Tastatur passte sich meinem Spiel an. Wenn ich das Numa mit der Ivory Feel-Tastaturoberfläche der Roland Stagepianos vergleiche, fühlt sich die Roland Tastatur etwas griffiger an und ich kann so schneller spielen. Dennoch spielt das Numa, gerade in Stücken wo es auf präzise Dynamik und Emotionen ankommt, seine Stärken aus. Leider hat es Studiologic/Fatar bis zum heutigen Zeitpunkt nicht geschafft, in die Software des Masterkeyboards Velocity-Release, sozusagen die „Abschlagsstärke“, einzubauen. Ältere Produkte von Studiologic konnten mit diesem Feature, den heutzutage einige Software-Pianos unterstützen, aufwarten. Warum ist es bei Numa nicht möglich?
Ich hab den Eindruck, wir entwickeln uns zurück, und keiner merkts.
Für ein Masterkeyboard hat das NUMA recht wenig Konnektivität on Board.
Zumal das Gehäuse jede Menge Platz bieten würde für Controllerpedale, Midi Ins und Outs.
Wenn ich das Geräte mit meinem betagten AKAI MX1000 vergleiche, so wüsste ich nicht, wo hier ein Fortschritt zu verzeichnen sei. Im Gegenteil, die alte Kiste hat mehr drauf, als Technik von heute.
Die Haptik der Modulationsräder ist letztendlich ein Schuß in den Ofen und das Diplay… naja… es gibt schönere.
Release-Velocity wäre mir keinen Minuspunkt Wert gewesen, es gibt Features, welche der Markt abwählt.
Für Livebetrieb mit nem Netzteil (ohne USB-Power) ebenfalls ziemlich ungünstig konstruiert.
Hier wurde wieder an der falschen Stelle gespart, das Teil ist eh schwer.
Als „Masterkeyboard“ geht das NUMA bei mir nicht durch.
Maximal als Tastatur mit nem Midi und USB-Anschluß.
@vssmnn Ich schließe mich dem voll an. Als Tastatur für ein virtuelles Piano sicher gut, als Masterkeyboard im Studio unbrauchbar.
Was ich mich allerdings frage: wozu benötigt man Release Velocity und wieso verspricht eine Tastatur mit Holzkern eine bessere Spielbarkeit? Denn sofern das Gewicht und der Schwerpunkt einer Taste identisch sind, spielt das innen liegende Material eigentlich keine Rolle.
@Nostradamus Ob das Nuna als Masterkeyboard unbrauchbar ist, kommt auf jeden Anwender selbst an. Für mich sind die meisten sogenannten Masterkeyboards unbrauchbar, weil die Spielbarkeit der Tastatur weit zu wünschen übrig lässt – das ist beim Numa mitnichten so.
Velocity-Release ist massgeblich wichtig zur Ausdrucksfähigkeit am Piano, weil es den Klang und die Spielbarkeit beieinflusst und zu einem realistischen Klangeindruck beiträgt. Das haben einige Hersteller von Plugins erkannt und in ihren Produkten umgesetzt – siehe z.B. Pianoteq. Wenn ich als Hersteller soviel Wert auf eine gute Klaviertastatur lege, gehört dies aus meiner Sicht ins Pflichtenheft eines Produktes.
Die bessere Spielbarkeit von Holztastaturen beruht auf Erfahrungswerten von Kollegen und von mir selbst. Sie kommt dem Spiel an einem akustischem Instrument am nächsten. Eine Plastiktastatur spielt sich einfach anders und simuliert mit gleichem Gewicht und Schwerpunkt wiederum nur eine Holztastatur.
@j.rauner Macht doch einmal einen Blindtest und findet heraus, was Holz und Plastiktastatur ist und was sich angenehmer spielt.
Ich bezweifel stark, daß die Souveränität dieser Aussage dann noch vorhanden ist.
@vssmnn Ich habe eine Annahme gemacht (das die Numa Nero-Tastatur besser ist als die Numa-Tastatur), diese Annahme beruht auf Erfahrung. Ob dies stimmt oder nicht, habe ich nicht behauptet. Leider hatte ich nicht das Numa Nero zur Verfügung, um diese Annahme für mich zu bestätigen.
Wie und welche Tastatur besser oder schlechter ist, ist eine absolut subjektive Sache – hier geht es viel um Haptik und Gefühl, wie schnell können die Finger spielen usw. Was soll eigentlich eine „angenehme“ Tastatur bzw. „angenehmes“ spielen einer Tastatur sein?
Selbst wenn ein Pianist nur das Gefühl hat, er würde auf den einen Instrument besser spielen und klingen als auf einem anderen, wird er oder sie immer nach seinem Gefühl und nicht nach dem Verstand gehen. Wer meint, es ist egal ob Plastik oder Holz der zahlt eben 200 € weniger und wem Holz wichtig ist, der zahlt gegenüber dem anderen 200 € drauf. Das muss jeder für sich ausmachen, ich kann dabei nur Empfehlungen oder eine Richtschnur geben. Ein Blindtest bei Tastaturen gauckelt nur eine Objektivität bei so vielen subjektiven Faktoren vor.
@j.rauner Dem kann ich voll zustimmen. Möchte aber noch ergänzen: Die allermeisten Masterkeyboards mit simulierter Hammermechanik haben ein schlichtweg katastrophales Repetierverhalten. Z.B. die von vielen hoch gelobte LMK-Serie von Doepfer schafft es noch nicht mal, einen sehr schnell gespielten Mordent oder Triller unfallfrei wiederzugeben. Angesichts der Trägheit dieser Tastaturen, die praktisch Behinderungen in der Umsetzung des eigenen Spiels bedeuten, ist es mir ein Rätsel, wie man sich zu allererst über fehlenden USB-Ports oder Regelmöglichkeiten beschwert.
Und noch etwas zu den angesprochenen Erfahrungswerten bezüglich Holztasten: Ich spielte eines Tages auf einem Flügel in einem kleinen Konzertsaal, den ich vom Anschlag her wiederzuerkennen glaubte. Nach Konzertende sprach ich mit dem Verantwortlichen des Saals und es stellte sich heraus, dass es der Flügel meiner ersten Klavierlehrerin war. Ich hatte ihn über 20 Jahre nicht mehr gespielt. Insofern ist die These, dass man bei gleicher Hebelgewichtung Holz- nicht von Plastiktasten unterscheiden könne, ein Beleg dafür, dass man nicht weiß, wovon man spricht.
@Nostradamus Ich möchte gern auch etwas weiter ausholen:
Es ist einfach unbefriedigend, zu erleben, wenn nicht zu Ende gedachte Konzepte im Handel versenkt werden.
Beispiel Smartphone:
Bei dem einen Modell ist ein super Bildschirm drauf, dafür eine schlechte Kamera. Das andere hat wieder ne super Kamera, aber ein gering auflösendes Display.
Das nächste Model kommt mit nur MB Arbeitsspeicher, aber Android 4.1 drauf und noch dazu eine langsame CPU.
Dann werden Marketingaktionen gemacht und versucht, den nagelneuenElektroschrott an den Mann zu bringen.
Letztendlch wundert man sich und beklagt eine Konsummüdigkeit, beziehungsweise sucht Gründe für „branchentypische“ Umsatzrückgänge und versteckt die eigene Unfähigkeit hinter irgendwelchen GfK-Statistiken.
Dann, auf einmal kommt ein Hersteller, welcher mal Butter bei die Fische macht, State of the Art Komponenten kombiniert, welche alle zueinander passen und rollt den Markt locker auf.
Im Musikinstrumentenmarkt sehe ich es ähnlich!
Die selbstgefällige Art und Weise, mit der Hersteller versuchen, immer wieder alten Wein in neuen Schläuchen abzusetzen, funktioniert nicht mehr.
Die Konsumenten in Deutschland sind weder arm, noch anspruchslos.
Sie würden sich dankbar auf „geile“ Produkte stürzen, nur: es gibt halt zu wenig.
Es geht schon mit Details los, wo ich mich frage, was sich der Hersteller dabei denkt?
Es geht schon allein beim Produkt-Design los, hier ein Detail:
z.B. die blaue LED beim Kurzwil PC3X a, Kartenslot ist derartig leuchtstark, daß sie jede Bühnenperformance / Lichtplanung zur Sau macht. sowas kann man doch nicht übersehen. Das wurde schlichtweg ignoriert.
Damit werden in letzter Zeit auch immer mehr Komponenten ausgestattet, hat sich schonmal jemand gefragt, ob das wirklich gut ist?
Die Anschlüsse wurden über die gesamte Gehäusebreite platziert, USB ganz rechts, Audio ganz links, tolle Leistung.
Wer bei den Numa Leuten das Modwheel an der Gehäuseseite durchgehen lassen hat, ist für Gefühlt 50% weniger Umsatz mit diesem Produkt verantwortlich!
Fiat im Autobereich traue ich solche grauenhafte Experiemente durchaus zu.
Das Teil könnte man also nichtmal vernünftig in einem Homestudio „einbauen“.
Wie gesagt, ich würde gern etwas Geld für neues besseres Equipement in die Hand nehmen, aber ich wüsste nicht, für was.
@vssmnn Ich würde gerne wissen wie lange der Entwickler über seinen Einfall mit dem ModRad gelacht hat. Hätten sie ihn doch einfach anständig bezahlt.
@Tai Vielleicht hat es ja einen Kampf der Design-Abteilung gegen die Usability-Abteilung gegeben. Und die Design-Abteilung hat gewonnen. Ich finde, das Teil sieht schon schick aus. Aber die Funktionalität ist für ein Masterkeyboard eher mangelhaft. Nur ein ModWheel reicht auch nicht, ein Pitchbend Rad braucht’s eben auch noch, wenn man vernünftig im Studio damit arbeiten will. Und zwar so angeordnet, dass man es auch benutzen kann. Als reines Einspielkeyboard für (E-)Pianos macht es sicher einer gute Figur.
Ich lese hier immer Masterkeyboard – sehe aber keins. Ich sehe nur eine gute Einspieltastatur für den Rechner. Ein Masterkeyboard im wirklichen/ursprünglichen Sinne gibt es doch schon lange nicht mehr auf dem Markt. Ein Teil mit dem man eine komplette Keyboardburg fernsteuert – so wie Yamaha KX-88/KX-76, Roland A-Serie, die Kisten von Elka und Akai oder mein leider viel zu früh verstorbenes Roland MKB-200. Heute behelfe ich mich mit einem CME UF-7 (eine angenehm spielbare 76er Synthesizertastatur) und mehreren Miditemp MP-88’s (na klar – die alten Dinger von anno dunnemals) um mein Midi-Setup zu steuern.
Viele der heutigen ‚Masterkeyboards‘ sind in meinen Augen Einspielhilfen für den Rechner mit mehr oder weniger guter Ausstattung in Bezug auf ‚Regler‘ – für ein umfangreiches Live-Setup mit mehreren Synthesizern und Expandern meiner Meinung nach so nicht zu gebrauchen.
Ich hatte das Numa Nero bestellt und getestet. Die Spielbarkeit der Tastatur ist nicht schlecht, ich finde allerdings Roland GX/NX oder das Yamaha C5 wesentlich besser. Das Modulationsrad war mir nicht so wichtig, deshalb konnte es auch gerne an die Seite (oder lieber ganz weg lassen, da hier nichts damit anzufangen ist). Als Zumutung habe ich aber die Sensortasten und das Sensorrad empfunden. Hier genügt ein unabsichtliches „antouchen“ und schon ist man 2-3 Presets weiter gerutscht. Genau einstellen kann man damit auch nichts. Hauptsächlich deshalb ging die Tastatur dann auch wieder zurück an den Händler.
Fatar/ Studiologic kann nur Tastaturen. Die Elektronik/ Software ist derart amateurhaft entwickelt , dass einem das Grausen kommt. Im Grunde eine Idiotie sondersgleichen, dass es aktuell kein einziges gutes Masterkeyboard ohne Tonerzeugung mehr gibt. Also kauft man sich gleich einen Boliden, was ich auch gemacht habe, mit dem Kurzweil PC3X . Allerdings ist die verbaute Fatartatstatur hier nicht wirklich Premium. Nun ja, ein Kompromiss. Aber ein großartiger Controller. Studiologic hingegen gehört m.E. verboten, allein wegen der Software/ midi Implementierung und der nun wirklich nicht mehr zu erklärenden Schwachsinnigkeit, Controllerwheels seitlich oder rückwärts einzubauen. Sorry, aber diese Wesen , die das verantworten, können keine echte Menschen mit Gehirn sein, sondern grenzdebile Aliens
@tompisa Stimmt, es gibt kaum noch gute Masterkeyboards, die sich auch im Studio gut nutzen lassen. Darum hänge ich noch immer an meinem Yamaha MO8. Dessen Klänge nutze ich kaum noch, aber auf Knopfdruck kann ich beinahe das ganze Bedienpannel nutzen, um meine DAW fernzubedienen. Und alles in einigermaßen guter Qualität.
Ich spiele noch immer auf meinem Yamaha P-80. Um die gänzlich fehlenden Controller auszugleichen steht im 90-Grad-Winkel für die linke Hand ein novation 25SL MkII (inkl. Automap-Software).
Da ich damit so ziemlich alles steuern kann reicht mir als Nachfolger fürs Yamaha dann auch eine gute 88er-Tastatur…
Aber klar, ein gutes Master-Klavier mit ausserdem allen nötigen Controllern ist eigentlich überfällig.
Eine Komponente ist bislang noch überhaupt nicht angesprochen worden und die vers**** mir das Spielgefühl an eigentlich allen Masterkeyboards mit simulierter Hammermechanik: die mangelhafte Repetiergeschwindigkeit.
Ich besitze zwei Doepfer LMK2+, beide verbreiten ein recht angenehmes „Hammermechanik“-Gefühl, sind aber in der Repetier-Geschwindigkeit derart träge, dass schnelle Triller oder entsprechend repetative Phrasen kaum spielbar sind. Die anderen Hersteller machen´s aber auch nicht besser, außer bei den typischen Plastik-Synthietastaturen. Ein Anruf bei Doepfer brachte übrigens Klärung: „Wenn Sie eine hochwertige Steinway-Mechanik erwarten sollten, dann hätten sie sich die LMKs nicht kaufen dürfen“!
Aha…….