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Test: Summit Audio TLA-100A, Kompressor

Dave Hills Kompressor-Klassiker

20. September 2019
summit audio tla 100a

Summit Audio TLA-100A, Kompressor

Seit Mitte der 80er Jahre wird der Summit Audio TLA-100A Kompressor fast unverändert von Hand in den USA gefertigt – eine Erfolgsbilanz, die nur wenige technische Geräte auszeichnet.

Die Idee, einen Mono-Leveling-Amplifier im Stil des Teletronix LA-2A mit moderner, weniger anfälliger Technik zu bauen, hatte ursprünglich der Firmgründer Michael Papp. Für die Umsetzung engagierte er keinen Geringeren als Dave Hill, der über zehn Jahre die technische Entwicklung der Produkte von Summit Audio prägte und auch heute noch mit seiner Edelmarke Crane Song Maßstäbe im Studiobereich setzt.

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Dank der einfachen Bedienung und seinem überaus weichen Klang ist der TLA100-A ein beliebter Kompressor für Recording-, Mix- und Mastering-Anwendungen.

Summit Audio TLA-100A

Summit Audio TLA-100A

Summit Audio TLA-100A auf den ersten Blick

Rundum macht der TLA-100A einen äußerst soliden Eindruck: Er hat ein 19 Zoll breites Standardformat mit zwei Höheneinheiten, während das robuste Stahlblechgehäuse 25,4 cm tief ist und insgesamt knapp 7,7 kg auf die Waage bringt. Für das silberne Frontpaneel wird 5 mm dickes Aluminium verwendet, welches das schlichte, industrielle Design betont.

In der Mitte der Bedieneroberfläche ist ein großes VU-Meter eingelassen, das wahlweise die Stärke des Ein- und Ausgangssignals oder der Pegelreduktion anzeigt. Auf der linken Seite befinden sich drei massive Metallschalter für die Einstellung der Attack- und Release-Zeit sowie der zuvor genannten VU-Meter-Modus. Ganz rechts ist der Netzschalter samt Kontrollleuchte untergebracht und ein weiterer Kippschalter zum Aktivieren der Bypass-Funktion oder der Stereo-Verlinkung.

Mit zwei schönen, großen, schwarzen Reglern lässt sich das Maß der Pegelreduktion und der Aufholverstärkung bestimmen. Leider sind die Regelwege nicht gerastert, was gerade in Hinblick auf Stereo-Anwendungen nicht so vorteilhaft ist.

Die Potentiometer sind zwar beide fest mit dem Gehäuse verschraubt, jedoch sitzen deren Knöpfe etwas wackelig auf den Potiachsen.

Summit Audio TLA-100A

Die Anschlüsse auf der Rückseite

Für die Audioanschlüsse nimmt Summit Audio zwei XLR-Buchsen von Neutrik, die auf der Rückseite liegen. Per Schalter lässt sich bestimmen, ob der Ausgang symmetrisch oder unsymmetrisch genutzt wird.

Um die Verbindung mit einem weiteren TLA-100A aufzubauen, ist ein 6,3 mm Mono-Klinkenkabel erforderlich, das man in die hierfür vorgesehene Link-Buchse steckt. Im Stereo-Betrieb müssen anschließend alle Parameter an beiden Geräten identisch eingestellt werden, der Kanal mit der stärksten Pegelspitze bestimmt dann die Intensität der Kompression beider Kanäle.

Zusätzlich lassen sich mit einem Insert-Klinkenkabel die ebenfalls sehr praktischen Sidechain-Funktionen des TLA-100A verwenden. Mit dem Trägersignal eines externen Equalizers wird der Einsatzbereich des Kompressors frequenzabhängig, so kann er zum Beispiel als De-Esser arbeiten oder verhindern, dass der Bassanteil eines Signals komprimiert wird. Ebenso ist es möglich, mit einem externen Trigger Ducking-Effekte zu realisieren.

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Summit Audio TLA-100A

Summit Audio TLA-100A in der Praxis

Die Technik des Summit Audio TLA-100A

Der Summit Audio TLA-100A ist ein hybrider Kompressor, sprich die Technik beruht auf einer Röhrenschaltung und Halbleiterbauteilen.

Die gesamte Verstärkung des Signalpfades übernimmt die Röhrenschaltung, die mit einer 12AX7A (ECC83) bestückt ist. In der Ausgangsstufe kommen wiederum zwei diskrete 990 OpAmps zum Einsatz, die ursprünglich von Dean Jensen entwickelt wurden.

Im Internet findet man in einschlägigen Foren zahllose Beispiele, wie der Sound des TLA-100A durch den Austausch der Röhre modifiziert werden kann. Gerade mit alten NOS- (New-Old-Stock) Röhren, wie zum Beispiel von Telefunken, lässt sich die Klangfarbe und das Verhalten der Transienten wohl stark verändern. Wie immer bei diesem Thema gilt es zu beachten, dass solch ein Austausch nur von Fachpersonal durchgeführt werden darf, da diese Geräte mit lebensgefährlichen Spannungen arbeiten.

Summit Audio TLA-100A

Attack-, Release- und VU-Meter-Einstellungen

Anstatt eine Opto-Schaltung wie bei dem LA-2A zu nutzen, entwickelte Dave Hill für den TLA-100A eine eigene Kompressionszelle mit variabler Impedanz, über deren Beschaffenheit Summit Audio kaum etwas Preis gibt. Fakt ist: Sie klingt wie eine Opto-Schaltung, ist aber wesentlich flexibler. Dadurch erklären sich auch die äußerst schnellen Ein- und Ausregelzeiten des TLA-100A, die mit einem Opto-Kompressor gar nicht möglich wären. Attack und Release lassen sich jeweils in drei Stufen einstellen (Fast, Medium und Slow), wobei es sich nie um einen fixen Wert handelt. Die Spanne, die diese drei Stufen abdecken, variiert in der Einregelzeit zwischen 180 Mikrosekunden und 100 Millisekunden, während die Release von 32 Millisekunden bis 1,5 Sekunden reicht.

Summit Audio TLA-100A

Das VU-Meter

Summit Audio TLA-100A – Praxis und Klang

Wenn der Summit Audio TLA-100A eingeschaltet wird, benötigt er zunächst eine Aufwärmzeit von mindestens 15 Minuten, bevor er einsatzbereit ist.
Anschließend gestaltet sich die Bedienung auf Grund der wenigen Einstellmöglichkeiten überaus einfach und macht zudem richtig Spaß. Streng gesehen kann man auch nicht viel falsch machen, da die variablen Ein- und Ausregelzeiten sich nur grob festlegen lassen und der TLA-100A die Feinanpassung eh selbst übernimmt. Ähnlich ist es mit der Pegelreduktion: Je stärker sie ausfällt, desto höher ist auch das Ratio-Verhältnis.

Um seine Klangqualitäten zu beweisen, muss der TLA-100A nun fünf unterschiedliche Aufgaben bewältigen:

Vocal

Begonnen wird mit der unbearbeiteten, noch sehr dynamischen Aufnahme einer Sängerin. Wenn sowohl Attack als auch Release auf „Medium“ eingestellt sind, schafft der Summit Audio TLA-100A eine sehr runde und ausgewogene Kompression. Die Transienten haben einen deutlich weicheren Charakter und das Signal wird sehr unaufdringlich verdichtet. Wie viele seiner teuren Artgenossen hört man den TLA-100A nicht wirklich arbeiten, so dass auch bei einer hohen Kompression von 6 bis 7 dB das Klangbild stets sehr natürlich und ausglichen bleibt.
Wenn bei Bedarf die Transienten etwas forscher hervortreten sollen, lässt sich dies mit einer kurzen Einstellung der Attack ohne Probleme bewerkstelligen, natürlich darf man nicht ein Ergebnis im Stil eines 1176 erwarten.

Summit Audio TLA-100A

Netz-, Bypass- und Link-Schalter

Westerngitarre

Weiter geht es mit einer Westerngitarre, die ursprünglich mit der Chandler Limited TG Microphone Cassette aufgenommen wurde. Genau wie bei der Gesangsspur zuvor, sind Attack und Release zunächst auf „Medium“ geschaltet. Auch hier sorgt der Summit Audio TLA-100A für ein schön gesättigtes Resultat, jedoch wirken die Transienten nicht so offen wie in der unbearbeiteten Version. Bei einer schnelleren Attack und Release treten sie wieder etwas kräftiger hervor und insgesamt scheint diese Einstellung auch besser zu dem Tempo der Aufnahme zu passen.

Dennoch wirken die Höhen nicht ganz so brillant und ausgeprägt wie in der ursprünglichen Aufnahme, was an einem dezenten Roll-off liegt, den der TLA-100A in den oberen Frequenzen erzeugt. Inwieweit das im Kontext eines Mixes positiv oder negativ ins Gewicht fällt, ist sicherlich eine Frage des Geschmacks.

Drum-Bus

Anders als bei den ersten zwei Beispielen, sollen an Hand einer Schlagzeugaufnahme die drei unterschiedlichen Attack-Einstellungen demonstriert werden. Das bietet sich an, da in diesem Fall  die Release nur im Fast-Modus eine gute Figur macht. Bei allen drei Beispielen beträgt die maximale Reduktion 3 dB.

Wenn die Attack auf „Slow“ geschaltet ist, springen die Transienten sehr vollmundig in den Vordergrund, dadurch machen die einzelnen Schläge einen etwas kräftigeren Eindruck, wobei das Ergebnis insgesamt noch sehr offen und dynamisch erscheint.
In der Medium-Position wird das Drum-Kit einheitlicher komprimiert. Die Bassdrum-, Snare- und Beckenschläge sind energischer und die Aufnahme klingt kompakter.

Eine Steigerung dessen ist dann deutlich in der Fast-Einstellung zu hören. Das Resultat wirkt lauter, die einzelnen Schläge prägnanter, gleichmäßiger und der Raumanteil wird viel mehr hervorgeholt, was dem Drum-Kit gut steht.
Auch hier bei lässt sich der Roll-off in den Höhen nicht leugnen: Manch einer wird den Vintage-Charme lieben, ein anderer wird das Top-End deutlich vermissen.

Summit Audio TLA-100A

Seitenansicht des Summit Audio TLA-100A

E-Bass

Für die Bearbeitung einer E-Bass Aufnahme werden zwei unterschiedliche Release-Einstellungen verwendet, während Attack durchgehend in der Medium-Position bleibt. Beide Beispiele sind jeweils in zwei verschiedenen Kompressionsgraden zu hören.
Wenn Attack und Release auf „Medium“ stehen, erzeugt der TLA-100A ein warmes, druckvolles Ergebnis. Wesentlich mehr Kontur und Definition erlangt der E-Bass aber erst bei einer schnelleren Release, was gut zu seinem Charakter passt.

Mix-Bus

Zu guter Letzt muss der Summit Audio TLA-100A noch seine Qualitäten als Mix-Bus-Kompressor unter Beweis stellen. Für diesen Zweck kommt eine Monoaufnahme einer analogen Groovebox zum Einsatz. Wie schon bei den Beispielen des Drum-Busses funktioniert auch hier eine schnelle Release am besten, also werden alle drei Attack-Einstellungen präsentiert. Das starke Rauschen in der Aufnahme erzeugt die Groovebox selbst und hat nichts mit dem TLA-100A zu tun – außer dass dieser es noch mehr verstärkt.
Bei allen drei Beispielen beträgt die maximale Reduktion 2 dB.

Die Ergebnisse sind ziemlich deckungsgleich mit denen des Drum-Busses:
Bei einer langsamen Attack werden zunächst nur die Bassdrum und Snare betont, dennoch bleibt die Aufnahme offen und dynamisch. Je kürzer die Einregelzeit ist, desto mehr wird die Spur einheitlich komprimiert, wobei der Tiefbassanteil der Bassdrum zunehmend schwindet – an dieser Stelle empfiehlt es sich, einen Equalizer in den Side-Chain einzubinden. Ansonsten erzeugt der TLA-100A abermals eine schöne gleichmäßige Kompression, die zu keinem Zeitpunkt gestresst wirkt.

Summit Audio TLA-100A

Summit Audio TLA-100A

Klangbeispiele

Vocal:
Sängerin: Eva Werner
Mikrofon: Neumann U87
Vorverstärker: TritonAudio D2O Mono

Western-Gitarre:
Gitarre: Suzuki Three GW-15
Mikrofon: Neumann U87
Vorverstärker: Chandler Limited TG Microphone Cassette

Drum-Bus:
Schlagzeuger: Christoph Eggener
Schlagzeug: Pearl Masters Custom Maple Shell
Mikrofone:
Bass Drum: Electro-Voice RE 320 (Kick Drum Mode)
Snare: Shure SM 57
Overheads: 2x Sennheiser MKH 40
Close Ambiance: 1x Sennheiser MKH 40
Vorverstärker: UnderToneAudio MPDI-4, MPEQ-1
Die Aufnahme wurde zuvor von Stereo in Mono konvertiert und mit dem EQ des MPEQ-1 bearbeitet.

E-Bass:
Bass: Bogart 5-String
Vorverstärker: Rupert Neve Designs Shelford Channel

Mix-Bus:
Groovebox: L.E.P. Leploop V2
Vorverstärker: Studer 962

Audiointerface: Lucid 88192
DAW: Logic Pro

Die Klangbeispiele sind unbearbeitet, nur die Lautstärken wurden angepasst.

Summit Audio TLA-100A

Summit Audio TLA-100A

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Fazit

Ohne die entsprechende Nachfrage wäre der Summit Audio TLA-100A Kompressor nicht seit über 30 Jahren in Produktion. Der Grund dafür ist ganz einfach: Der TLA-100A hat einen überaus dezenten, weichen Klang und lässt sich spielend einfach bedienen.

Egal ob nun Gesangs-, Gitarren-, Schlagzeug-, Bass- oder Mix-Bus-Signale komprimiert werden, der TLA-100A überzeugt stets durch seinen klaren, transparenten Sound. Zurückhaltung ist definitiv eine seiner Qualitäten, er hat zwar durchaus einen eigenen Charakter, aber keine kräftige Klangfarbe.

Auch bei einer starken Dynamikreduktion erzeugt er ein ausgeglichenes, offenes Klangbild, ohne dass man ihn arbeiten hört oder das Ergebnis flach oder harsch wirkt – ein wichtiges Merkmal, das einen guten Hardware-Kompressor auszeichnet und tendenziell eher in der oberen Preisklasse anzutreffen ist.
Der Roll-off, den der TLA-100A in den hohen Frequenzen erzeugt, ist sicherlich Geschmackssache, aber auch keine Seltenheit bei dieser Art von Kompressor.

Für den stolzen Preis von 2499,- Euro erhält man ein bewährtes Studiowerkzeug, mit dem eine Aufnahme sehr diskret komprimiert und abgerundet werden kann.

Plus

  • warmer, weicher, vollmundiger Klang
  • kräftige Kompression ohne hörbares Pumpen möglich
  • sehr einfache Bedienung

Minus

  • ungerasterter Regelweg der Potentiometer
  • wackelige Potiknöpfe

Preis

  • 2499,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Armin Bauer RED

    Hi Chris,

    schönes Gerät.
    Ich habe ja nur die Plug In Version von Softube, aber auch die macht viel Spaß. Ist einfach zu bedienen und universell einsetzbar.

    Grüße
    Armin

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für den Testbericht und die aussagekräftigen Klangbeispiele.
    Der Summit ist ein insbesondere in den USA geschätzter Klassiker, nun weiss ich auch warum.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Dat stimmt! Alle Klangbeispiele sind wirklich super und aussagekräftig! Die Vocals sind extrem stimmungsvoll und regen mich zum samplen an. Ich mag diese Melancholie mit Power. Zum Gerät: Ich habe wirklich das Gefühl etwas über die Funktionsweise zu erfahren ohne mir hörtechnisch was einbilden zu müssen. In der -2 bis -3dB, med. Attack, min./med. Release-Einstellung fühle ich mich doch sehr zu Hause. Höre ich richtig und hat der etwas Eigenrauschen oder liegt das am Ausgangsmaterial, speziell bei den letzten drei Beispielen? Bleibt die Frage VST oder Hardware? Und wäre das nicht genug, schon wieder so ein interessantes Audio-Interface. Das Lucid 88192 soll laut GS eine gute Clock benötigen, ansonsten aber voll Mastering-tauglich sein. Wie immer die letzten Wochen, ein schöner Sonntag Morgen hier. :)

  3. Profilbild
    Chris Pfeil RED

    @Armin: Die PlugIn Version von Softube soll sehr gut sein, ich habe sie leider bisher noch nicht benutzt.

    @Hectorpascal: Das Rauschen in den letzten drei Beispielen stammt aus den verwendeten Aufnahmen, nicht vom TLA-100A.

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