Ein Ein audiophiler Dreher mit Röhren-Unterstützung?
SuperStereo DN78 – ein Rotary-Mixer mit Crossfader. Bäm. Ich wollte es direkt einmal sagen. Warum? Nun, da man so oft hört, lustig oder leicht abschätzend meckernd, „der hat keinen Crossfader, das ist doch kein Mixer!“. Dieser hat einen. Und jetzt? Geh lernen mit einem Rotary zu spielen, du Meckerfritze, denn wer nicht mit einem Rotary spielen kann, ist kein echter DJ!
Wer zuletzt lacht, lacht am besten! Und ich lache doppelt, denn der Crossfader ist natürlich … zum Drehen. Wäre dies eine Rede, ich würde jetzt lachend von der Bühne gehen und das Publikum verdutzt zurücklassen. Einfach aus Prinzip. Ist es aber nicht und zugegeben, zum SuperStereo DN78 gibt es abseits davon noch verdammt viel anderes Gutes zu berichten.
SuperStereo ist eine kleine Schmiede von der Insel nebenan, UK. Ziel? „Manufacturing of high- grade custom audio mixers“. Custom made ist ein gutes Stichwort, ebenso Röhren. So ist der SuperStereo DN78 ein Teil der DN78 Phantom Valve Series, ein wenig verwirrend, denn es gibt nur den DN78, diesen aber in der Standard-Version und in der audiophilen Version. Diese ist mit anderem Preamps ausgestattet, wahlweise können bei dem DN78 aber auch noch weitere Teile gewechselt werden, Preamps für Input und Output, verschiedene Röhren, andere Switches und Kappen und mehr. Aber auch jeder „normale“ DN78 kann nach Kundenwunsch modifiziert werden, dafür gibt es verschiedene Vorschläge auf der Homepage des Herstellers. Wohlgemerkt, primär geht es um die Veränderung/Verbesserung der inneren Werte oder der Funktionen, nicht darum, dass man statt der schwarzen eine weiße Oberfläche erhält.
Bevor es in den Test geht, könnte man sicher kurz erwähnen, dass SuperStereo derweil zu Formula Sound gehört, sicher kein Schritt zu schlechterer Produktionsqualität.
SuperStereo DN78 – ein erster Blick
Erster Eindruck? Anders. Ungewohnt ein wenig. Geil. Der SuperStereo DN78 ist ein Rotary-DJ-Mixer mit zwei Kanälen plus Mikrofon-“Kanal“. Dazu kommt noch ein weiteres Feature, welches man bei einem Rotary-Mixer definitiv nicht erwarten würde, dazu später mehr. Der DN78 geht definitiv mehr in die Breite, als in die Tiefe. Für einen Dreher nicht ungewöhnlich, so ist auch der weitere Aufbau im ersten Moment übersichtlich gestaltet. 33 cm breit, 22 cm tief, 8 cm hoch. Die Außenseiten werden durch dunkle Holzpaneele verdeckt, der Rest des Mixers zeigt sich im massiven Metallkörper, sehr dunkel blau bis schwarz, etwas sehr dunkles Grau – es ist ein wenig schwierig zu definieren. Front, Oberseite wie auch Unterseite sind mit einer zusätzlichen Cover-Plate versehen, sorgsam verschraubt. Das erklärt auch das Gewicht von 3,2 kg. Das ist nicht besonders viel, jedoch würde man beim Anheben einen leichteren Mixer erwarten.
Die Oberseite wird dominiert durch … gar nichts. Eigentlich ist sie recht voll und somit ist ein kleiner Überblick gar nicht verkehrt. An der Spitze befindet sich der Master-Isolator. Drei Bänder, keine Mittenrasterung. Darunter befindet sich das analoge VU-Metering, LED-beleuchtet. Ab dann ist ein genauerer Blick sinnvoll. Links und rechts befindet sich ein 3-Band-EQ für jeden Kanal, angeordnet im Dreieck. Mitten oben, darunter Bass und Höhen.
Mittig des Mixers wird man vier weitere Potis erblicken können, zwei mal zwei in einer Reihe. Etwas ungewöhnlich an dieser Position sind dort die Input-Wahlschalter angebracht, mittig zwischen diesen der Booth- und der Kopfhörer-Level-Regler.
Verbleibt eine Reihe noch unkommentiert. Drei Regler, zwei Knöpfe. Endlich geht es zu den großen Potikappen für das Level der beiden Kanäle. Die beiden Druckschalter sind für die Cue Auswahl der beiden Kanäle, in der Mitte dieser befindet sich der bereits erwähnte Crossfader. Als Drehregler wohlgemerkt.
Soweit, so gut für die Oberseite. Wer denkt, damit sei alles gesagt, hat die Front übersehen. Wer sich aufregt, dass es keinen Gain gibt, kann durchatmen. Wer sich freut, dass es keinen Gain gibt, der kann gleich meckern.
An der Frontseite findet der Nutzer sieben weitere Potis, dazu den Kopfhörerausgang in Form einer 6,3 mm Klinkenbuchse – von innen rötlich per LED beleuchtet. Was fehlt noch? Der Gain, der wurde schon erwähnt. Auch einen Master-Level hat man auf der Oberseite noch nicht gefunden.
Alle drei Potis befinden sich an der Front, mittig ein größeres Master-Poti, an den beiden Seiten jeweils ein Gain-Regler. Verbleiben noch vier unerwähnt. Zwei davon entfallen auf den Send- und Return-Weg. Minimal mit einem Send-Level und einem Return-Level, aber immerhin. Ein weiterer ist für den Kopfhörerweg zuständig, als Phones-Crossfader benannt, für viele sicher als Cue-/Master-Mix-Regler bekannt. Aber Achtung, entgegen des Gewohnten ist der Mix hier links, Cue rechts.
Als letztes Poti verbleibt die Einstellung für die Mittenfrequenz des Master-Isolator, welche rasterlos von 300 Hz bis 1,5 kHz eingestellt werden kann – mit der Option, den Master-Isolator zu bypassen.
Einen Überblick über die Funktionalität konnte man schon gewinnen, schauen wir einmal auf die Rückseite.
Diese ist nicht weniger bestückt als Oberseite und Front, viele Ein- und Ausgänge. Der Reihe nach: Links befindet sich der Stromanschluss für das externe Netzteil. Eine kleine Buchse ist hier eingelassen, passend für den Mini-XLR-Stecker, kommend vom Netzteil, an dem auch der Schalter sitzt. Darunter sitzt der Rec-Out, in diesem Fall in Form einer 3,5 mm Klinkenbuchse. Da mag der ein oder andere ein wenig die Nase rümpfen und auf Cinch oder Klinke verweisen, dem gebe ich gerne Recht. Bei einem so hochwertigem Mixer ist ein Mini-Klinkenausgang als Rec-Out wie eine Delle auf der Rückseite. Nicht sichtbar, aber dennoch ärgert es einen. Es gibt allerdings zwei Master-Ausgänge. Klar, was ich damit andeuten möchte, oder?
Moment mal, eine USB-Buchse? Die ist doch sicher nicht für Firmware-Updates da.Erwähnt wird kurz die USB-Buchse, erneut dazu später mehr, um dann einen Blick auf vier XLR- Buchsen zu werfen. Master und Booth gehen sowohl im XLR-Format raus, symmetrisch bei +4 dBu, wie auch unsymmetrisch als Cinch neben den XLR-Anschlüssen. Der FX-Send und -Return wurde bereits erwähnt, an der Front wird geregelt, an der Rückseite angeschlossen. Dazu gibt es zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen und sofort wird klar, hier kommt man nicht weit mit dem Stereopärchen an Klinkenkabeln. Neben der Effekschleife befindet sich der Mikrofoneingang als XLR-Klinke-Kombi-Buchse, darüber ein Mikrofon-Gain. Eingänge für die Zuspieler gibt es vier, zwei pro Kanal, jeweils Phono L+R und Line-In L+R.
Dazu muss man erwähnen, gibt es zwei kleine Kippschalter neben den Eingängen, die für jeden Kanal den Phono-In zu einem Line-In wechseln lassen, so dass auch vier Zuspieler auf Line-Pegel angeschlossen werden können, ohne einen Phono-Preamp in die komplette Zerre fahren zu lassen. Sehr schön, auch für das Auge, sind die herausstehenden, vergoldeten Cinch-Anschlüsse für die Zuspieler.
Der Rotaty-Mixer in der Praxis
Schaltet man den Mixer ein, darf man erst einmal warten. Die Röhren werden aufgewärmt, symbolisiert durch einen roten Hintergrund des analogen Meterings. Nach einigen Sekunden erlischen hier die roten Leuchten und zeigen an, dass der Mixer spielbereit ist.
Die Auswahl der Quellen geschieht durch den Drehregler, wobei dieser entweder eine neutrale Stellung beinhaltet, bei der alles abgeschaltet ist oder aber dieses Poti nur mit 4 Stellungen erhältlich war, der Mixer aber nur drei gebraucht. Gehen wir mal von Ersterem aus.
Neben dem Master-Isolator bietet der SuperStereo DN78 einen 3-Band-EQ in jedem der beiden Kanalzüge. Das ist erfreulich für alle die, die gern mit dem EQ mixen. Verbaut ist ein Baxandall-EQ mit unterschiedlichen Abschwächungen und Anhebungen. Der Low-EQ liegt bei 180 Hz und reicht von -26 dB Abschwächung bis zu einer Anhebung von +15 dB. Etwas schwächer ist das Mittenband bei 900 Hz und jeweils 12 dB in beide Richtungen. Der EQ der hohen Frequenzen liegt bei 5 kHz, ebenso mit +/-12 dB. Wie bei einem Baxandall-EQ zu erwarten sind die EQ-Kurven sehr flach und damit der EQ sehr weich im Klang. Hartes Cutten wird damit definitiv nicht möglich sein, nicht nur, weil die EQs nicht full kill sind, sondern vor allem, weil diese nicht sehr steil sind, eher im Gegenteil, recht flach und flach auslaufend. Somit ist der Mix eher sehr musikalisch statt klanglich „effekt“tiv und harsch.
Für einen, finde ich, geringen Aufpreis von 40,- £ kann man sich übrigens unter den Gain-Regler eines jeden Kanals ein Highpass-Filter (swept heißt dabei wohl mit höherer Resonanz) einbauen lassen, das im Bereich von 10 Hz bis 400 Hz arbeitet. Schöne Idee, wobei ich ein HPF definitiv gern an der Oberfläche hätte.
Der Master-Isolator ist eine wahre Pracht, wie so häufig. Ohne Mittenrasterung, was ich zumindest leicht spürbar gern hätte, ist er rein klanglich eine reine Freude. Der tiefe Frequenzbereich reicht dabei von 0 bis 280 Hz, die Mitte von 260 Hz bis 2 kHz und der hohe Frequenzbereich von 2 kHz bis 20 kHz. Wohlgemerkt der Mittenbereich kann durchgesweeped / durchgestimmt werden von 280 Hz bis 2 kHz. Dabei sind alle drei Bänder full kill in der Abschwächung und bieten eine Anhebung von bis zu +8 dB bei einer maximalen Abweichung von max. 1 dB +/- im Bereich 4 Hz bis 28 kHz. Die Flankensteilheit liegt bei 12 dB/Oktave.
Er lädt in jedem Fall richtig zum Spielen ein, so wie es sein soll. Dabei vergisst man dann auch, dass keine Mittenrasterung vorhanden ist, weil es einem einfach irgendwann egal ist. Dreht man zu wenig oder zu viel zurück beim Jammen, ist es halt so. Teils wird das klangliche Ergebnis davon anders und interessanter, auf positive Weise.
Ein Blick auf die weiteren Möglichkeiten. Der Gain an der Front wurde schon erwähnt. Interessanterweise findet man diesen mit Mittenrasterung. Das mag erstaunen, kennt man den doch eigentlich nur durchgehend. Streng genommen aber macht dieser Weg natürlich Sinn, denn die Mittenrasterung sitzt bei 0 dB – also keine Verstärkung. Nach unten kann man den Pegel des Eingangssignals um bis zu 18 dB absenken, nach oben um 16 dB verstärken. Zugegeben, der Gain an der Front ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, einmal grob eingestellt ist er aber sowieso (fast) irrelevant, denn der Reiz des Rotary liegt ja darin, dass man Lautstärkeverhältnisse über den Level-Regler nach Gehör anpasst, nicht stumpf über den Gain und dann „Fader hoch“.
Auch an der Front befindet sich der Master-Level, den ich dort rein haptisch ganz schön finde – ist es doch ein Poti, das man nicht allzu oft benutzt. Anders ist es bei den Bedieneinheiten für den Kopfhörer. Kopfhörer-Level sitzt auf der Oberseite, vorn an der Front befindet sich der Cue-/Mix-Regler. Das ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, geht aber recht schnell. Während ich mich später noch wenig erfreut über die Send- und Return-Regler an der Front äußern werde, muss ich sagen, ist Master-Level oder Cue/Mix hingegen irgendwie eine Art von Potis, die ich schon eher an der Front akzeptieren oder gut finden kann. Ja, irgendwie mache ich da einen Unterschied hinsichtlich der Funktion und Bedienung, sicherlich sehr subjektiv.
Sehr angenehm sind die beiden Level-Regler. Große Potikappen und ein schöner Widerstand. Die Range reicht von 19 bis 17 Uhr, ein weiter Weg zu drehen, aber auch sehr viel Weg, um fein die Lautstärke anzupassen.
Level ist ein gutes Stichwort. Über den Level-Reglern sitzt eine rund angeordnete Reihe von fünf LEDs, von blau über rosa zu rot – das Kanal-Metering, Input-Metering wohlgemerkt. Die fünf LEDs markieren die Werte -18, -10, -4, 0 und +4 dB. Wer nicht nach Gehör einpegeln möchte, bekommt hier ein kleine visuelle Hilfe.
Das analoge Metering mittig des Mixers hingegen ist alleinig das Master-Metering mit einer Range von -20 bis +9 dB.
Beginnt es zu clippen, also, bringt man den Mixer zum Clippen, signalisieren zwei kleine rote LEDs auch dies. Eigentlich eher was für die unfähigen-immer-Rot-Spieler. Hier also eher ein kleines Feature, statt Notwendigkeit, so sehe ich das zumindest. Eher so „wer kann, der kann“, statt „wer dumm ist, der braucht“. Interpretationssache.
Hört man die Röhre?
Eine der Hauptfragen sicherlich, wie klingt der SuperStereo DN78? Hört man die Röhre? Ich muss sagen, schwierig zu beantworten. Viele analoge Mixer, gerade hochwertige Modelle, häufig damit ja Rotary-Mixer, klingen einfach sehr gut, sehr warm, druckvoll. Sie besitzen einen ausgezeichneten Signalfluss, genügend Headroom und dazu ja häufig auch noch sehr gut klingende EQs, Filter oder Isolatoren.
Schwierig hier nun zu differenzieren zwischen dem Röhren-Sound und dem guten Klang, den dieser Mixer sicher auch ohne die Röhre hätte. Der Mixer klingt auf schöne und intensive Art und Weise warm und voluminös. Unaufgeregt reagiert er bei Nutzung des EQs oder das Master-Isolators. Dieser kann wie schon erwähnt wirklich zum Spielen einladen und klingt auch einfach in allen drei Bändern butterweich. So kann man mit diesen nicht nur sehr gut Frequenzbereich mindern, sondern gern auch anheben auf knackige Snare-Schläge zum Beispiel.
Versucht man den DN78 in die Zerre zu bringen, sollte man am besten erst einmal die eigenen Monitore hinter dem SuperStereo DN78 herunterdrehen. Der DN78 besitzt 25 dB Headroom. Das merkt man sicherlich, man wird es aber kaum schaffen, diesen nutzen zu müssen. Übersteuern kann man den DN78 aber natürlich mit dem Gain und dann dem EQ. Muss man nicht, kann man aber, klingt dann auch nicht gut. Was aber gut klingt, ist die Sättigung der Röhre, die man erreichen kann, besonders im Mitten- und Höhenbereich ohne mumpfendes Übersteuern, sondern durch leichtes Crispy-werden des Sounds.
Ein paar weitere technische Daten gefällig? Total harmonic distortion liegt bei < 0,05 % bei 1 kHz, Crosstalk, das Übersprechen zwischen den beiden Kanälen bei unter 90 dB, der Signal-Rausch-Abstand bei < 95 dB.
Klanglich wird es auch einen Unterschied zwischen den Modellen geben. Wie erwähnt gibt es eine Standardversion für ca. 2600,- Euro und eine audiophile Version für rund 2800,- Euro. Die audiophile Version zeichnet sich dabei durch diskrete Phono-Preamps aus sowie Jantzen audiophile Kondensatoren.
Damit ist aber noch nicht Schluss. SuperStereo bietet zudem die Möglichkeit, noch weitere Punkte auf Wunsch zu modifizieren. Diskret aufgebaute Outputs (output stage), andere Kondensatoren, andere Phono-Preamps, Highpass-Filter pro Kanalzug, dies wäre zum Beispiel möglich. Die Kosten dafür liegen bei 40 bis 120 £.
Natürlich gibt es auch die Röhren selbst als Ersatzteil zum Nachkaufen. SuperStereo empfiehlt, die Röhre (JRP 5760 / 396a / 2c51) etwa alle 10.000 Stunden zu wechseln. Damit kann man einige 2-Stunden Sets spielen, ohne Frage. Kostenpunkt je nachdem, welche der empfohlenen Röhren man kauft, dürfte bei grob 20 bis 40 Euro liegen.
Das könnte man nun als Nachteil einer Röhre gegenüber einem Transistor titulieren, wer sich aber einen solchen Mixer kauft, wird sich sicherlich bewusst sein, dass der Wechsel der Röhre irgendwann dazugehört und auch, dass man beim Transport vorsichtiger sein sollte. Der Wechsel selbst scheint nicht kompliziert zu sein, lediglich ein paar Schrauben müssen gelöst werden, die Ober- wie Vorderseite kann abgehoben werden ohne Lösen der Potis und dann kann die Röhre recht einfach getauscht werden. Eine Anleitung dazu gibt es auch auf der Homepage zum Download.
Ein USB-Interface an einem Röhren-Rotary-Mixer?
Zugegeben, das ist etwas, was man definitiv nicht erwarten würde und ich kann auch schon die Hater mit den Füßen scharren hören. Wie kann man nur und was soll das? Durch einen Röhren-verstärkten Rotary-Mixer im sehr old-schooligen Look digitale Files vom Rechner mit Hilfe eines Interfaces jagen? Ja, wenn man es so ausdrückt wirkt es irgendwie wie eine Delle auf einer geraden Autobahn, kommt man drüber, fliegt einem aber kurz der Kaffee aus dem Becher.
Aber auf der anderen Seite, digitale Files von eine Pioneer CDJ kommend sind am Ende dasselbe und ehrlich, Techno-Produktionen aus Ableton, gemastert und auf Vinyl gepresst sind zwar von Vinyl kommend, der wahre Ursprung aber ist dann doch digital. Egal, die Diskussion könnte man führen und weiter auf die Spitze treiben, am Ende steht für mich nur die Frage: Warum eigentlich nicht? Warum nicht aus dem Rechner durch ein gutes Interface wandeln, wenn Menschen gern z. B. mit einem digitalen Vinyl-System spielen möchten.
Der SuperStereo DN78 bietet die Möglichkeit und ich habe kein Problem damit, diese zu testen.
Ein kurzer Blick auf die Daten verrät schon, dass man es hier nicht mit dem klassischen 24 Bit 96 kHz Interface zu tun hat. Wenn, dann wohl richtig, so in etwa muss der Plan gewesen sein, denn das Interface bietet bessere Werte als so manches Studio-Interface. 32 Bit und bis zu 384 kHz, das sagen die technischen Daten des SuperStereo DN78.
Zwei mal zwei In, so ist die Kapazität des Interfaces. Schade, denn somit ist ein digitales Vinyl-System über den DN78 ausgeschlossen. Das eingehende Signal vom Plattenspieler findet keinen Weg in das Interface.
Die SNR/der Signal-Rausch-Abstand, soll größer sein als 112 dB.
Funktionieren tut das Interface laut Hersteller für Windows und Mac. Aus Ermangelung eines Rechner mit Windows Software bleibt es beim Testen beim Mac, für den keine Treiber notwendig sein sollen.
Funktionieren tut das Interface wie erwartet, einwandfrei. Klangliche Unterschiede jetzt gegenüber anderen DJ-Interfaces zu diskutieren, wäre eher schwierig, denn sehr viel mehr als die Wandlung im Interface färbt hier natürlich der Mixer selbst.
Wohin mit den Effekten bei diesem Rotary DJ-Mixer?
Raus damit, denn es geht. Die Effekt-Schleife wurde schon kurz erwähnt, ebenso die Besonderheit. In der Regel würde man hier rückseitig jeweils zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen erwarten, Steckplatz for Monoklinken. SuperStereo jedoch geht einen anderen Weg und nutzt eine Buchse pro Weg und gibt somit die reine Mono-Möglichkeit oder zwingt den Nutzer zum ungewöhnlichen Kauf – oder Löten. „Ungewöhnlich“, da es sicher nicht das Standard-Kabel in der Kiste ist, keine Sorge aber, gibt es im Handel für rund 10,- Euro in guter Qualität mit ca 1 m Länge.
Verbaut sind zwei 6,3 mm Buchsen für Stereoklinken mit folgender Belegung: Tip links, Ring rechts, Sleeve Ground. Aufpassen, wer hier nun die Monoklinke einsteckt und denkt, beim Effektgerät mit Monoklinke wird das schon funktionieren. Tut es auch, wie zu erwarten aber natürlich nur auf einer Seite und somit nicht mono.
Der Send-Weg ist übrigens pre Master-Isolator, der Return ist hingegen post Master-Isolator. Von diesem bleiben beide Signalwege also unangetastet.
Regelbar sind beide Wege hinsichtlich der Level anhand der beiden Potis an der Front. Funktionell ist das nicht luxuriös (kein EQ für das zurückkommende Signal, keine Wahlmöglichkeit, ob pre oder post Master-Isolator), jedoch ausreichend, sofern das eigene Effektgerät mitspielt. Was ist damit gemeint? Von Vorteil ist zum Beispiel an einem Delay, sicher auch einem Reverb als die beiden Klassiker für externe Effekte/Effekt-Pedale, ein EQ oder besser noch ein Highpass-Filter/Low-Cut-Filter. Ein Dry-/Wet, häufiger am Gerät vorhanden, nicht unbedingt notwendig, denn es gibt einen regelbaren Return.
Vorteil von einem regelbaren Send und Return ist jedoch folgender: Es gibt nicht nur die Möglichkeit, den Pegel des Send-Signals zu bestimmen, sondern durch den Return-Level auch den Anteil des zurückkommenden, effektieren Signals.
Übrigens: Der Return-Weg kann auch als Aux-In genutzt werden, natürlich mit dem entsprechendem Kabel und post Master-Isolator, aber im Pegel regelbar
Einzig haptisch finde ich es ein wenig unangenehm, mehr oder weniger blind den Regler an der Front ertasten zu müssen, um ein Signal in die Effekt-Schleife zu schicken oder aber das Return-Signal zu kontrollieren. Da liegen beide Potis jeweils zwischen Master und Kanal-Gain, keine Region, in die man im Spiel-Trance blind hingreifen sollte, um mal etwas kräftig in den Effekt zu schicken. Greift man daneben, tut es vorne definitiv weh.
Qualität und Haptik
Qualitativ gibt es keine Beanstandungen am Gerät. Massiv und solide verbaut, dazu schön. Die Potikappen sind wertig, die Cue-Schalter fühlen sich super an und schalten zu dem nur (hörbar) ein Relais. Kein Knacken ist zu hören. Die kleine weiße LED über dem Schalter wirkt zwar klein, ist jedoch gut sichtbar.
Ebenso das mehrfarbige LED-Metering (blau, rosa, rot) für die beiden Kanäle, rund über dem Level-Regler angeordnet. Hier sind nicht die LEDs zu sehen, sondern kleine Gummi-“Stöpsel“, die aus den Bohrungen herausstehen. Wenn man ganz kleinlich wäre, könnte man hier kritisieren, dass diese teils rund, teils flach wirken. Das ist aber schon jenseits von hohem Niveau und mag auch einfach nur bei dem Testmodell so sein, welches schon seit einiger Zeit durch die Welt reist.
Der Drehwiderstand der Potis ist den jeweiligen Funktionen angepasst. Klar, der Crossfader ist am leichtläufigsten. Rein haptisch muss ich allerdings sagen, hätte ich mir hier einen Schalter gewünscht, der diesen deaktiviert. Den gibt es auch – allerdings nur auf Wunsch und Aufpreis von 90,- £.
Wie schon erwähnt ist der Mixer ein wenig schwerer als man erwarten würde. Das liegt am Metallgehäuse, welches seitlich mit zwei schönen Holzpaneelen verkleidet ist und sehr stabil wirkt.
Das Netzteil ist extern, die Verbindung ein Mini-XRL mit Arretierung, das ist fein. Der Schalter findet sich dabei am Netzteil.
Haptisch gibt es wie schon beschrieben zwei Punkte, die ich unschön finde. Zum einen der nicht abschaltbare Crossfader in der Grundausstattung, zum anderen die an der Front positionierten Regler für Send und Return. Während Gain und Master sicher Regler sind, die man nicht regelmäßig benutzt, ist ein Send und Return für mich schon ein Poti, zu dem ich im Affekt blind greifen können muss, das ich aufreißen können wie auch sofort schließen können muss. Ohne zu schauen, ob ich nun wirklich am Richtigen bin.
Stolzer Preis!
Das Design wurde schön bei Shadow Hills abgekupfert.
Ein Foto vom Inneren wäre interessant gewesen.
Anhand der technischen Daten kann ich das prädikat „Audiophil“ nicht unbedingt nachvollziehen und die Verwendung von Röhren genügt da auch nicht alleine.
Danke trotzdem für den ausführlichen Bericht!
Sehr edler Look, aber der preis fehlt leider.
@SimonChiChi Der Preis steht im Text: € 2.800,- für die „audiophile“ Version.
Oh ja, wird unten sofort nachgeliefert! Danke fürs Aufmerksam sein!
Hat optisch was von einer Nagra. Schon ein bissi hipster-mäßig, das Gerät, aber wenn’s der Klangfindung dient…
Looks nice… but the price… auauaua