Günstiger Rhythmus-Begleiter gesucht?
Vor einiger Zeit hatten wir den Drumcomputer KORG KR-11 bei uns im Test. In eine ähnliche Richtung tendiert der Swissonic DR-101, der in einem ähnlich kompakten Format als rhythmischer Begleiter konzipiert ist. Hier geht es also nicht um stampfende Beats und zischelnde HiHats, sondern um einen klassischen, vor allem auf akustische Drum-Sounds fokussierten Rhythmus-Partner.
Inhaltsverzeichnis
Konzept und Aufbau des Swissonic DR-101
Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich beim Swissonic DR-101 um einen Rhythmus-Begleiter. Er ist mit 16 anschlagdynamischen Pads, vier Drehreglern, zwei Buttons, einer vierteiligen Steuerungssektion sowie einem kleinen Display ausgestattet.
Ausgerichtet ist er auf den Einsatz als rhythmischer Begleiter, beispielsweise für Gitarristen, Pianisten oder andere Instrumentalisten, die eine einfache Möglichkeit suchen, vorgefertigte Drum-Patterns auf Knopfdruck zu starten. Im Gegensatz zu Entertainer-Modulen bietet der Swissonic DR-101 lediglich Schlagzeug-Rhythmen, also keine kompletten Band-Arrangements.
Mit einem Gewicht von 550 g und den Maßen 182 x 112 x 47 mm ist der DR-101 kompakt gehalten. Er ist als Desktop-Gerät ausgeführt und dank seiner vier Gummifüße steht er wie angewurzelt auf seinem vorgesehen Platz.
Ausgeliefert wird der Drumcomputer in einem braunen Pappkarton, in dem sich neben dem Drumcomputer ein USB-Kabel (USB-C auf USB-A) zwei gedruckte Handbücher (deutsch/englisch) sowie die gedruckten Sicherheitshinweise zum Gerät befinden. Das Handbuch ist leicht verständlich und es werden alle Funktionen des DR-101 gut und ausführlich beschrieben.


Für den Betrieb benötigt der DR-101 entweder vier AA-Batterien oder einen USB-Anschluss. Dabei kann der Swissonic sowohl an einem Computer als auch über ein USB-Steckernetzteil betrieben werden. Direkt neben dem USB-C-Port befindet sich ein Stereoklinkenausgang (6,3 mm) und ein Kopfhöreranschluss (3,5 mm). Abgerundet wird die Rückseite des DR-101 mit einem Kensington-Schloss.
Das Kunststoffgehäuse des DR-101 macht einen stabilen Eindruck und besteht aus zwei miteinander verschraubten Schalen. Die Ecken des Gehäuses sind abgerundet und in Richtung Vorderseite lassen sich zwei kleine Speaker erkennen, so dass man den Drumcomputer grundsätzlich auch ohne externe Lautsprecher oder einen Kopfhörer betreiben kann. Tatsächlich lässt sich der DR-101 auch als Audioausgabegerät mit einem Computer nutzen und die Sounds über USB-MIDI extern ansteuern.
Der Klang, der aus den Lautsprechern tönt, ist allerdings frequenztechnisch stark eingeschränkt und daher eher mäßig. So fehlt es tiefen Kick-Drums hierüber einfach an Bassfundament. Im Hinblick auf das kompakte Gehäuse ist das aber ehrlicherweise nicht verwunderlich.
Die Klänge und Patterns des Swissonic DR-101
Insgesamt bietet der Drumcomputer 185 verschiedene Drum- und Percussion-Sounds, die in 48 Drum-Kits einsortiert sind. Stilistisch bietet der DR-101 eine große Bandbreite: von traditionellen Pop-/Rock-Kits über 80s-Sounds und Funk-Sets bis hin zu Ballad-, Indie-, Latin- und Metal-Kits ist alles vertreten. Die komplette Liste der Drum-Kits findet ihr hier (PDF-Dokument).
Zum einen können die Sounds des DR-101 live über die 16 Pads gespielt werden, so dass man seinen eigenen Groove erstellen oder einfach nur jammen kann. Alternativ bietet der Swissonic 100 fertig programmierte Patterns sowie 100 User-Patterns, die mit eigenen Kreationen gefüllt werden können. Je nach gewähltem Drum-Kit passen die Drum-Patterns mal mehr, mal weniger zum jeweiligen Stil. Ein Latin-Pattern klingt mit einem EDM-Kit einfach anders, was aber nicht zwangsläufig schlecht sein muss. Solch eine Kombination kann die Kreativität ja auch durchaus fördern.
Ein Großteil der Patterns weist einen 4/4-Takt auf, es gibt allerdings auch einige 6/8- und Swing-Patterns. Alle Patterns lassen sich in der Geschwindigkeit einstellen, von 5 bis 320 bpm.
Mit Hilfe des Rhythm-Drehreglers wählt man ein Pattern aus, gestartet wird mit dem Play/Stop-Button. Alle Patterns sind viertaktig ausgelegt und wenn man ein anderes Pattern im Play-Modus auswählt, wird auf dieses stets erst nach Durchlauf aller vier Takte gewechselt.
Allerdings wechselt dadurch manchmal auch das Drum-Kit, beispielsweise, wenn man von einem Pop-Pattern auf ein Techno-Pattern wechselt. Im laufenden Betrieb ist das natürlich ungünstig, denn man möchte ja nicht zwingend auch jedes Mal das Kit wechseln, nur wenn man von der Strophe in den Refrain geht. Im Song-Modus lässt sich dies aber genauer einstellen bzw. umgehen.
Auf Wunsch lässt sich am Ende jedes Durchlauf ein Fill-Takt einbauen. Hierfür muss man während der ersten drei Taktes des Pattern lediglich die Fill-Taste einmal drücken, woraufhin diese orange aufleuchtet. Im vierten Takt wird dann ein Fill gespielt. In den ersten drei Takten eines Pattern lässt sich kein Fill einbauen.
Auf den bereits erwähnten User-Patterns lassen sich eigene Kreationen ablegen. Auch hier ist die Länge eines Patterns stets auf vier Takte beschränkt, das Tempo ist natürlich frei wählbar. Im Gegensatz zu den Werks-Patterns lässt sich die Taktart bei den User-Pattern einstellen. Hier hat man die Wahl zwischen allen Taktarten im Bereich von 2/4 bis 15/4.
Möchte man seinen eigenen Drum-Groove aufzeichnen, wählt man zunächst einen freien (oder zu überschreibenden) User-Speicherplatz, danach das Kit und das Tempo.
Nach dem Drücken des Aufnahme-Buttons ertönt ein eintaktiger Vorzähler und danach startet die Aufnahme. Über die anschlagdynamischen Pads lassen sich dann alle 16 Sounds eines Kits einspielen. Das funktioniert soweit ganz gut, allerdings sind die anschlagdynamischen Pads nur 1,6 x 1,6 cm groß und vor allem bei niedrigen Anschlagswerten schwierig zu spielen. Da geht gerne mal der eine oder andere Anschlag verloren. Da hilft auch leider die Einstellmöglichkeit für die Pad-Sensitivität, die auf die vier Stufen soft, medium, hard und fixed gestellt werden kann, nichts.
Schön ist auf alle Fälle, dass man eigene Patterns im Overdub-Modus aufnehmen kann, d. h. nachdem man beispielsweise den Basis-Groove mit Kick, Snare und HiHat eingespielt hat, lassen sich in weiteren Durchläufen dann Percussion-Sounds, Becken oder Claps hinzufügen. Einzelne Overdub-Aufnahmen können jedoch nicht gelöscht oder rückgängig gemacht werden. Bei einem Fehler muss man also stets das komplette Pattern neu einspielen.
Eine richtige Quantisierungsfunktion bietet der DR-101 nicht. Allerdings lässt sich im Menü ein Notenwert von 1/16 bis 1/384 einstellen (ohne Triolen), so dass man seinen Groove zumindest auf 1/16tel-Noten quantisieren kann.
Song-Modus des Swissonic DR-101
Für das Abspielen von kompletten Songs bietet der Swissonic DR-101 einen eigenen Song-Modus. Hier lassen sich bis zu 200 Patterns miteinander kombinieren und in der gewünschten Reihenfolge abspielen. Insgesamt kann der Drumcomputer 50 Songs speichern.
Die Wiedergabe ist simpel: einfach auf den Song-Modus wechseln, den gewünschten Song 1-50 wählen und Start drücken.
Für das Erstellen eigener Songs sollte man sich vorab Gedanken, am besten auch Notizen machen, wie oft welches Pattern gespielt werden soll. Denn bei der Programmierung arbeitet man sich Schritt für Schritt, vom ersten der 200 möglichen Patterns bis zum letzten, durch. Das Display zeigt zwar stets an, bei welchem Abschnitt man sich gerade befindet (1/200, 2/200 etc.), eine Übersicht auf welchem Slot welches Pattern liegt, gibt es allerdings nicht. Da heißt es also: Übersicht bewahren!
Hat man sich einmal vertan, lässt sich die Reihenfolge im Nachhinein überarbeiten. Hierfür geht man den gleichen Weg wie beim Erstellen eines Songs und schaltet alle richtig programmierten Patterns schrittweise durch, bis man zum falsch einsortieren Pattern gelangt. Dieses lässt sich dann ändern.
Wie klingt der Swissonic DR-101?
Beim Blick auf den Preis des Swissonic DR-101 wird den meisten vermutlich bereits klar sein, dass es sich hierbei um keinen vollwertigen Ersatz für ein E-Drumset, ein Arranger-Modul oder gar einen GB-großen Software-Drummer handeln kann. Dafür sind die internen Sounds zu einfach gestrickt, haben oftmals nur eine Velocity-Stufe, d. h. der Sound wird einfach lauter und leiser, verändert sich beim stärkerem Anschlag aber nicht in seinem Charakter, und die Samples sind oft sehr kurz und weisen keinerlei größeren Ausklingphasen auf.
Die Patterns sind durch die Bank hinweg gut und durchdacht programmiert. Gestört hat mich lediglich die Tatsache, dass im Song-Modus jedes Pattern mit einem Fill endet. Das lässt sich leider auch nicht abschalten. In der Praxis würde das bedeuten, dass ein Schlagzeuger nach jedem vierten Takt ein und dasselbe Fill spielt, was auf Dauer dann doch recht eintönig wird. Durch ein zweites Fill oder die Möglichkeit, den digitalen Drummer einfach mal 8 oder 16 Takte durchspielen zu lassen, hätte man das aufwerten können.
Ein weitere Kritikpunkt betrifft das Ende, denn es gibt einfach keines. Einen richtigen musikalischen Schluss, auch wenn es nur ein Abschlag auf die Zählzeit 1 ist, ist mit dem DR-101 leider nicht möglich. Jedes Pattern bzw. jeder Song kann nur durch Drücken der Stop-Taste beendet werden. Je nach Pattern trifft man da möglicherweise einen guten Schluss, so dass vielleicht Kick und Crash-Becken auf der Zählzeit 1 zusammen erklingen, aber in der Regel klingen die Enden in der Praxis eher schlecht als recht.
Für einen praxisnäheren Einsatz hätte ich mir dazu auch die Möglichkeit gewünscht, ein Pedal anschließen und damit entweder die Start/Stop-Funktion steuern zu können oder sogar einen Fill oder gar Pattern-Wechsel einzuläuten. Denn als Instrumentalist hat man in der Regel ja alle Hände voll zu tun, um das eigene Instrument zu spielen. Da zusätzlich noch den Start-/Stop-Button drücken oder das nächste Pattern auswählen, wird schwierig.
Weitere Funktionen
Neben der Möglichkeit, die Pad-Sensitivität sowie das Notenraster einzustellen, erlaubt der Swissonic DR-101 einen Wechsel der Hörerperspektive. Zur Wahl stehen die Einstellungen „Player“ und „Audience“. Während der Unterschied über die internen Lautsprecher des Drumcomputers kaum zu erkennen ist, hört man den Perspektivwechsel beim Abhören über den Line-Ausgang oder einen Kopfhörer schon besser. So ein richtiges „Aha“-Erlebnis stellt sich da bei mir allerdings nicht ein.
Dazu verfügt der DR-101 über einen Reverb-Effekt. Fünf Presets (Hall 1-3, Room 1-2) können gewählt werden, dazu lässt sich die Intensität des Effekts auf einer Skala von 1 bis 10 einstellen.
Weitere Einstellungsmöglichkeiten bietet der DR-101 hinsichtlich des MIDI-Ausgangskanal, einer Auto-off-Funktion sowie einer User-Map, über die die einzelnen MIDI-Noten, über die der Drumcomputer angesprochen wird, individuell angepasst werden können. Die Kick-Drum muss also nicht zwingend auf der Taste C1 liegen, sondern kann, nach entsprechender Einstellung im Menü, auch über eine beliebige anderen Taste getriggert werden.
Alles war man nicht braucht scheint vorhanden! Na dann! Besonders beim Musikmachen ist ein Sync zu anderen Instrumenten total überbewertet oder?!
@CDRowell Ist natürlich etwas zwiespältig. Allerdings ist er als reiner Drumersatz vorgeschrieben, so wie ich das rausgelesen habe. Etwa vergleichbar mit den analogen Drummachines der mitte 70er und 1980/81, die allesamt nicht nach Drums klangen. Hier hat sich viel getan und das zu einem Preis von 69€. Im Bandkontext (Schülerband) kurz ins Mischpult gestöpselt und fertig. Zum Thema was man nicht braucht: Etwas Schmunzeln musste ich über das Kensington-Schloss. Andererseits ist so ein Teil schnell mal in der Jackentasche. Aber für den typischen Producer ist das Gerät glaube ich nicht gedacht. Allein schon wegen der fehlenden Synchronisation wie von dir erwähnt und die Sounds an sich hat ja jede DAW intus.
@Filterpad Ja, eher für „einsteiger“ oder andere musiker die keine synthnerds wie wir sind.
Um wenige euros mehr kann man eine alesis sr 16 kaufen, die ist zwar seit 1990 kaum verändert auf dem markt, aber trotzdem deutlich besser.
Oder gebraucht gibts einige 90er jahre geräte günstig.
Aber jeder wie er mag 😎
@Filterpad Der Witz mit dem Kensington Schloss ist, dass besonders Billigprodukte das K-Lock-Loch in KUNSTSTOFF gestanzt haben. Wäre es mit Metall umrahmt, wäre das „schnelle Rausreissen“ des Schlosses weniger gut möglich.
Mein ACETONE FR2L 1969 hat von mir auch MIDI spendiert bekommen, den kannst in alle Richtungen Sync halten! Der hat auch das vierfache gekostet. Und das ohne Kensington-Lock! Die nachträgliche Implemtierung von MIDI kann ich mir beim Swissonic DR-101 nicht wirklich vorstellen….
@CDRowell Ja, scheint schwierig zu werden (bezüglich Midi).
Wenn im Bandauto kein Platz für den Drummer ist, kann man das Teilchen sicher gut gebrauchen. Finger Drumming ist auch möglich. Auch eigene Presets sind für den Kurs sicher nicht verkehrt. Also für (Schüler-) Bands sicher eine preiswerte Möglichkeit!
Die fehlenden Fußtasteranschlüsse sind wirklich ein ärgernis. Betrifft leider nicht nur dieses Gerät sondern auch viele Grooveboxen. Live also völlig unbrauchbar. Ich hoffe trotzdem noch, daß sich ein Hersteller in naher Zukunft erbarmt und einen funktionellen und Livetauglichen Drumcomputer / Groovebox herstellt. Dann kann ich den Alesis SR 18 / SR 16 nach jahrzehnten gebrauch in Rente schicken.
Grüße von VAti