Günstig und empfehlenswert!
Der Swissonic Headamp 8 ist ein 8-Kanal-Kopfhörerverstärker im 19-Zoll-Rackmount-Format. Dabei bietet das Gerät nicht nur die einfache Möglichkeit, acht Kopfhörer anzuschließen und unabhängig voneinander zu regeln. Nein, es bietet für den verblüffend günstigen Preis auch eine überzeugende Ausstattung und wirkt auf den ersten Blick sehr studiotauglich. Ob der Headamp 8 auch auf den zweiten Blick standhält, das sehen wir uns im folgenden Bericht an.
Inhaltsverzeichnis
Was ist der Swissonic Headamp 8?
Der Headamp 8 ist ein 1 HE Rackmount-Gerät für den Anschluss von bis zu acht Kopfhörern und einigen Funktionen, die in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich sind.
Swissonic ist kein Schweizer Unternehmen, wie der Name vielleicht implizieren mag. Tatsächlich ist es eine von mehreren Thomann Eigenmarken, so wie beispielsweise auch „the t.bone“, die günstige Mikrofone, Kopfhörer und Wireless-Lösungen anbieten. Oder auch die Gitarrenmarke „Harley Benton“, die sehr gute Gitarren in einem sehr günstigen Preissegment offerieren. Im Gegensatz zu den beiden genannten Marken hat Thomann der Marke Swissonic aktuell noch keine eigene Website spendiert – vielleicht ist dies ja in Planung.
Denn wenn man sich deren Produkte in unseren Amazona.de Testberichten ansieht, dann schneiden die Produkte durchweg gut bis sehr gut ab. Die kleinen Monitore A203 BT und A204 BT haben mir sehr gut gefallen und Kollege Markus Galla war beim Test des Stage Switches ebenfalls sehr angetan.
Die Ausstattung des Swissonic Headamp 8
Ein Kopfhörerverstärker benötigt grundsätzlich drei wesentliche Bedienelemente:
- einen oder mehrere Eingänge
- entsprechende Kopfhörerausgänge
- idealerweise Pegelregler für die Ausgänge
Ok, diese Grundvoraussetzung erfüllt der Headamp 8 schon einmal. Darüber hinaus gibt es für jeden der acht Kanäle jeweils einen Stereo/Mono-Umschalter. Außerdem haben wir für je einen Kopfhörerausgang auf der Vorderseite und auf der Rückseite eine Anschlussbuchse (die Ausgänge sind parallel verschaltet, man kann also beispielsweise vorne und hinten an Kanal je einen Kopfhörer anschließen und beide haben ein Signal.
Dazu ermöglicht der Swissonic Headamp 8 noch den Eingang von zwei unterschiedlichen Stereo-Main-Signalen auf der Rückseite. Diese werden dann frontseitig über die beiden Regler Main IN1 und Main IN2 zum individuellen Signal der Kanäle hinzugemischt.
Somit kann man beispielsweise dem Sänger seine eigene Stimme, ein Klick-Signal und die Drums auf die Ohren mischen. Und für die Kontrolle, was beim Sänger ankommt, kann der Toningenieur vorne seinen eigenen Kopfhörer anschließen. Das ist eine sehr flexible Anwendungsmöglichkeit. Möchte man dem Interpreten mehr Eingänge auf die Ohren geben, dann müsste man dies im Vorfeld bei den Eingängen von Main 1 oder Main2 reinmischen.
Somit bietet jeder Kanal zwei Kopfhörerausgänge (jeweils vorne und auf der Rückseite), einen eigenen Direct In und die beiden Main-Eingänge. Darüber hinaus können wir beide Main-Signale über Main Out 1&2 wieder nach außen führen.
Für die Pegelkontrolle des Summensignals bietet der Headamp 8 eine Peak-Anzeige mit 7 Segmenten.
Alle Bedienelemente sind beleuchtet und können auch bei schummrigen Lichtverhältnissen gut erkannt werden. Ein blau leuchtender Netzschalter ist auf der Vorderseite zu finden und dieser aktiviert das Swissonic Gerät über das interne (!) Netzteil. Es befindet sich also keine zusätzliche Steckdosenwarze im Lieferumfang, sondern nur ein normales Kaltgerätekabel.
Die Verarbeitung des Swissonic Headamp 8
Hinsichtlich der Verarbeitung kann ich dem Thomann-eigenen Kopfhörerverstärker nur Bestnoten geben. Die Frontplatte ist sehr massiv und auch die Rackmount-Ohren sind sehr stabil ausgeführt. Alle Buchsen sind verschraubt und wirken absolut studiotauglich. Die Buchsen auf der Rückseite sind zwar in Kunststoff ausgeführt, was der Robustheit aber keinen Abbruch tut.
Das leuchtende Display ist übersichtlich und die Schalter leuchten bei Aktivierung blau. Einzig die Output-Level-Regler haben auf Achse ein leichtes Spiel. Trotzdem: Für diesen sehr günstigen Preis kann man nur zustimmend nicken.
Einsatz des Swissonic Headamp 8 im Tonstudio
Der Headamp 8 gibt bei der Inbetriebnahme keine Rätsel auf. Allerdings sollte man schon im Vorfeld für jeden Kanal einen Plan haben, welches Signal bzw. welcher Mix dort eingespielt werden soll. Ist der Klick-Track für alle Musiker identisch, dann diesen auf einen der Main-Eingänge schicken und auf den anderen Main-Eingang bzw. den individuellen Kanal die jeweils gewünschten Quellen. Als erfahrener Toningenieur ist dies im Studio gerade bei kleineren Bands recht schnell realisiert und so bekommt jeder Musiker das für ihn optimale Signal auf die Ohren.
Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen Test des Rolls RA-62c 6-Kanal-Kopfhörerverstärkers gemacht und diesem ein gutes Ergebnis bescheinigt. Als Minuspunkt habe ich den nur durchschnittlichen Klang und das externe Netzteil ohne Steckerverriegelung bemängelt.
Beim Swissonic darf ich voller Erstaunen feststellen, dass dieser trotz des viel günstigeren Preises beide Schwachstellen nicht zeigt.
Das interne Netzteil habe ich bereits positiv erwähnt und nach Anschluss meines Neumann NDH 30 Studiokopfhörers wurde ich definitiv positiv überrascht. Der Referenzhörer des Berliner Unternehmens liegt in Sachen Impedanz mit 120 Ohm im mittleren Lastbereich für Kopfhörer und damit hat der Swissonic Headamp 8 keinerlei Probleme, ganz im Gegenteil.
Der Kopfhörerverstärker spielt überaus dynamisch, detailreich und ausgeglichen. Die Kanaltrennung ist sehr gut und somit ist die räumliche Positionierung der Schallquellen im virtuellen Raum sehr gut. Selbst bei tieftonerreicher Kost war die Wiedergabe über den Swissonic immer kraftvoll ohne eine besondere Betonung bestimmter Frequenzbereiche.
Dies gilt übrigens auch für alle Kanäle gleichermaßen, auch wenn weitere Kopfhörer am System angeschlossen waren. Auch mein Stereokopfhörer, der Philips Fidelio X2, mit 30 Ohm Impedanz klingt am Headamp 8 luftig und insgesamt sehr angenehm.
Einzig mein Beyerdynamik DT 770 PRO mit 250 Ohm brachte den Swissonic etwas zum Schwitzen. Im Vergleich zum sehr guten Kopfhörerverstärker im Universal Audio Apollo X6 war hier insbesondere die Basswiedergabe deutlich zurückgenommen und der geschlossene Kopfhörer wurde bei zunehmender Lautstärke tendenziell greller und neigte zum Clipping. Dies allerdings erst bei gehörschädigenden Pegeln. Neumann und Philips klangen bei sehr hohen Pegeln noch gut.
Dies scheint ein Problem mit der Dimensionierung der einzelnen Kopfhörerverstärker im Swissonic zu sein, die offensichtlich bei höherer Last an ihre Grenzen kommen. Aber bitte nicht falsch verstehen: Für den normalen Gebrauch in einem Studio ist die Qualität von hochohmigen Kopfhörern durchaus in Ordnung, nur darf man hier eben nicht mehr die höchste Qualität erwarten.
- Beyerdynamic DT770 Pro
- Neumann NDH 30
Und wenn ich die Qualität des Swissonic Headamp 8 in Relation zu seinem aufgerufenen Preis von 159,- Euro setze, dann darf ich dem Thomann Team nur gratulieren. Man zeigt hier, dass man nicht nur bei Behringer gute Qualität zu einem günstigen Preis bekommt, sondern auch die eigenen Produkte sehr überzeugen können.
Die Mitbewerber
Wenn wir schon von Behringer reden, dann muss man auch den HA8000 V2 nennen, der bei 8 Kanälen bereits für 112,- Euro in den Regalen steht. Das Layout von Swissonic und Behringer sind sehr (!) ähnlich, nur die Positionierung der LED-Ketten, Buchsen und Schalter sind abweichend. In seiner Funktionalität sind beide Geräte offensichtlich identisch. Da ich den Behringer noch nie in den Händen hatte, kann ich nicht mehr dazu sagen.
Ansonsten finden wir in der Preisklasse bis 250,- Euro noch den LD Systems HPA6 und den ART Headamp 6 mit jeweils sechs Kopfhörerverstärkern.
Kurze Anmerkung zum Thema Kopfhörerverstärker
Das Thema Kopfhörerverstärker ist im Studioumfeld immer unter bestimmten Gesichtspunkten zu sehen. Zum einen haben wir den offensichtlichen Bedarf, den Musikern und Interpreten das gewünschte Signal auf die Ohren zu geben. Hierbei spielt die Qualität eine sekundäre Rolle, denn es geht primär um Funktionalität und Zuverlässigkeit. Das Gerät muss gut zu bedienen sein und die Kopfhörer in ausreichendem Pegel anzutreiben.
Dagegen stehen die hochqualitativen Kopfhörerverstärker, die beim Mixing und Mastering zum Einsatz kommen. Hier geht es um die bestmögliche Qualität und diese ist, wie so häufig, teuer zu bezahlen.
So muss man schon für die Mittelklasse mit nur einem Kanal schon Beträge über 500,- Euro bezahlen und im High-End von Violectric, SPL und Benchmark darf es auch mal bei über 3.000,- Euro sein.
Der Swissonic ist definitiv in der ersten Gruppe beheimatet und in diesem Einsatzbereich ist er definitiv eine Empfehlung
Ich kannte „Swissonic“ noch als scchweizer Firma. Muss allerdings noch im vorigen Jahrtausend gewesen sein.
Da gab es die AD24 und DA24 Wandler mit ADAT out.
Hinten stand „made in switzerland“ drauf…
Irgendwann tauchten dann bei Thomann „günstige“ Midikeyboards unter der Marke auf. Nach deren Untergang scheint Thomann den Namen übernommen und zur Hausmarke gemacht zu haben….
Nachdem mein Behringer HA nach über 15 Jahren im Dienst den Löffel abgab, wurde er durch nen ART Headamp ersetzt. Dieser scheint mir klanglich etwas die Nase vorn zu haben.
Der Swissonic scheint ne gute Alternative wenn man 8 Ausgänge braucht….