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Test: Synth-Werk Trumansburg M2, Moog Modular Clone

Moog pur: M2 ein Luxus Clone

8. Oktober 2016

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Groß ist es. Sehr groß. Das ist mein aller erster Eindruck, nachdem ich vom Interview mit Gerhard Mayrhofer zurückgekommen das M2-System auspacke. Meine Doepfer Rahmen verkriechen sich zum Schämen im Regal, denn rein optisch ist so ein 5 HE System eine Wucht. In den folgenden Tagen und Wochen wird es niemanden geben, der diesen jede Dimension meiner bisherigen Gerätschaften sprengenden Block nicht sofort bemerkt und – je nach technischem Verständnis – fragt, was das sei. So als ob man einen Porsche 911 in der Garageneinfahrt stehen hat. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr – sowohl das originale Moog System als auch der Porsche stammen aus demselben Jahr.

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Der Kollege Jim hat ja vor Kurzem schon mal das Modulprogramm von Synth-Werk kurz vorgestellt. Hier jetzt in Ergänzung zum Interview mit Gerhard Mayrhofer eine etwas ausführlichere Beschreibung des Systems „Spirit of Trumansburg M2“.

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SW 901AB OSCILLATOR BANK

Der Kern des Ur-Moog Systems ist der aus zwei Modultypen bestehende Oszillator-Block 901. Der eigentliche VCO ist das 901B. Es produziert Puls, Sägezahn, Dreieck und Sinus. Am Modul selbst befindet sich ein Oktav-Regler und ein mit „Frequency Vernier“ bezeichneter Regler. Heute sagt man meist „Fine Tune“ dazu. Der Oktavschalter hat als unterste Einstellung die Position „Lo“. Hier fungiert der Oszillator als LFO.

Der 901B-Oszillator alleine funktioniert nicht ohne den Oszillator-Controller 901A. Dieser bietet nochmals Oktave und Fine-Tune, einen Regler für die Pulsbreite sowie drei gleichberechtigte Steuerspannungseingänge für die Tonhöhe.

Vergeblich sucht man beim 901er-Oszillator die Möglichkeit der Pulsbreitenmodulation. Zwar kann man die Pulsbreite manuell einstellen, aber einen Modulationseingang gibt es nicht.

Das mit den Oktavschaltern am Oszillator und am Controller klingt zunächst nach „doppelt gemoppelt“, aber der Witz am 901A ist, dass sich bis zu drei 901B Oszillatoren an den 901A-Controller anschließen lassen. Man kann also die Oszillatoren auf unterschiedliche Oktaven oder Intervalle stimmen und dann die Gesamtheit aus drei Oszillatoren mit dem Controller mit einer Steuerspannung (oder eben mit dem Oktavschalter) transponieren.
Technisch verbirgt sich dahinter noch mehr: Im Controller befindet sich die Exponentiator-Schaltung, die maßgeblich für die Oktavreinheit verantwortlich ist. Sie versorgt also alle drei VCOs gleichermaßen. Das hat den Vorteil, dass die drei VCOs eines 901er-Blocks in der Tonhöhe sehr sauber untereinander parallel laufen.

In der Praxis ist es so, dass die Oktavreinheit eines 901-Systems nicht wirklich mit modernen VCOs mithalten kann. Mehr als drei oder bestenfalls vier Oktaven sind nicht drin, danach zeigen nur noch hartgesottene Fans Begeisterung. Aber in sich ist der Klang tonal sehr sauber. Bei den sonst üblichen VCOs hat jeder Oszillator seinen eigenen Exponentiator, was dazu führen kann, dass jeder Oszillator „anders verstimmt“ ist. Auf eine Gitarre übertragen ist der Moog 901 eine zwar nicht ganz bundreine, aber in sich sehr sauber gestimmte Gitarre; schlecht getrimmte Standard-VCOs würden einem zwar bundreinen, aber mit völlig verdrehter Steg-Justage verstimmten Instrument entsprechen. Und da muss ich sagen, bin ich eher der Freund der sauber gestimmten Gitarre.

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SW 995 ATTENUATOR

Ein 901er-Block ist aber letztlich damit noch nicht komplett. An den Steuerspannungseingängen gibt es keine Regler für den Modulationshub. Dafür benötigt man ein „Attenuator“-Modul oder einen Mischer. Das Attenuator-Modul 995 verfügt über drei identische Einheiten, die jeweils nur aus einer Eingangsbuchse und einer Ausgangsbuchse und einem dazwischen geschalteten Potentiometer bestehen.
Gehen wir vom klassischen Subtraktiv-Synthesizer aus, so wollen wir die Signale der drei Oszillatoren durch ein gemeinsames Filter schicken. Also müssen wir sie vorher zusammenmischen. Dafür gibt es den Mischer CP3. Damit kann man vier Signale zusammenmischen und verstärken. Es gibt einen Summenregler sowie doppelt ausgeführte Ausgänge für das normale und das phaseninvertierte Summensignal. Der Mischer ist übrigens gleichspannungsgekoppelt. Man kann ihn also auch zum Regeln und Mischen von Steuerspannungen verwenden. Der Mischer war im übrigen im Original ein halbhohes, aber dafür breiteres Modul. Für die, die das Original wollen, gibt es diese Bauform auch bei Synth-Werk als CP3H.

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SW 904A VCF

Wohl das bekannteste Moog Modul ist das Filter 904A. Es wartet mit Audioeingang und Audioausgang, drei Steuerspannungseingängen, einem Regler für die Kennfrequenz und einem für die Resonanz auf. Wieder finden wir keine Regler für Modulation-Amount. Will man also Keyboard-Spannung, LFO oder Envelope anschließen und diese regeln, braucht man nochmals die 995er Attenuatoren oder einen CP3-Mischer. Ein von anderen Filtern nicht bekanntes Bedienelement ist der Schalter „Frequency Range“. Im Prinzip arbeitet er wie ein Oktav-Schalter beim VCO. Allerdings ist das nicht wirklich ein Vorteil: Das Filter macht nämlich entweder nicht ganz auf (in der tiefsten Range-Stellung) oder es macht nicht ganz zu (in der höchsten Position des Schalters). Eine steigernder Filterfahrt von ganz unten bis zum vollen Erstrahlen gibt es mit diesem Filter nicht. Man müsste zwischendrin umschalten und gleichzeitig den Regler wieder runterdrehen. Nicht wirklich praktisch, aber so war das halt damals im Hause Moog.

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SW 902 VCA

Das dritte zentrale Modul des klassischen subtraktiven Synthesizers ist der Voltage Controlled Attenuator, besser bekannt als VCA. Hier gibt’s zwei Signaleingänge (also ein Kleinst-Mischer ohne Regler), zwei parallel geschaltete Ausgänge, drei Steuerspannungseingänge sowie einen Regler für die manuelle Durchlassregelung. Schön ist am 902er VCA, dass man ihn entweder als logarithmisches VCA hernehmen kann – also z.B. für LFO-Modulationen – oder als linearen VCA für Envelope-Ansteuerung. Auch hier: Keine Regler für Modulation-Amount.

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SW 911 ENVELOPE GENERATOR

Nein, kein Porsche. 911 ist die Nummer des Hüllkurvengenerator-Moduls. Es ist ein klassisches ADSR-Modul, wobei die Zeiten hier T1 bis T3 heißen und der Sustain-Regler (übrigens der unterste der vier Regler) mit „E“ beschriftet ist. Gate-Eingang, Hüllkurvenausgang und eine Glimmlampe, die mit der Hüllkurve aufleuchtet – mehr braucht es nicht. Hier taucht übrigens einer der wenigen Unterschiede zum Moog-Original auf: Die Hüllkurve wird durch eine heute übliche Gate-Spannung angesteuert. Bei Moog war das ein sogenannter „Switch Trigger“ (Kurzschluss Trigger) mit einer speziellen Buchse.
Die Regler mit den Hüllkurven-Zeiten sind – wie beim Original – in einem sagenhaften Detaillierungsgrad beschriftet. Das täuscht eine Exaktheit vor, die allerdings technisch aufgrund der Bauteilgenauigkeit von Potentiometern so kaum machbar ist. Insbesondere bei den kurzen Zeiten reagierten die beiden Envelopes in meinem Testsystem durchaus unterschiedlich. Bei den langen Zeiten wird es nicht anders sein, nur stellt sich wohl niemand hin und prüft mit der Stoppuhr, ob das nun wirklich fünf Sekunden sind oder nicht doch sechseinhalb. Für meinen Musikgeschmack ist der Regelbereich bei den kurzen Zeiten viel zu kleinräumig, auf die langen Zeiten könnte ich verzichten. Aber das soll ja ein 1:1 Moog-Nachbau sein und da ist das nun mal so.

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SW 903A RANDOM SIGNAL GENERATOR  und 551 MIDI/CV-INTERFACE

Natürlich darf ein Rauschgenerator in einem Synthesizer nicht fehlen. Diesen bietet das Modul 903A unter dem schicken Namen „Random Signal Generator“. Es gibt weißes und rosa Rauschen, jeweils parallel auf zwei Buchsen.

Ein etwas spezielleres Modul ist das „Dual Trigger Delay“ 911A, grundsätzlich ein simples zweikanaliges Trigger Delay. Es hat aber die schöne Zusatzfunktion, dass man die beiden Kanäle mit einem Schalter verknüpfen kann. Entweder feuern beide Verzögerungsleitungen gleichzeitig mit den in ihnen eingestellten Zeiten oder das Ausgangssignal der erste Verzögerungsleitung triggert die zweite Verzögerung an. Damit kann man – vorausgesetzt es sind genügend Envelopes da – schon sehr nette Sachen machen, etwa 808-Claps.

Zu guter Letzt war in meinem Testsystem ein MIDI-CV-Interface eingebaut – allerdings stammt dieses nicht von Synth-Werk, sondern von Moon Modular. Wie Gerhard Mayrhofer im Gespräch berichtet, arbeitet er eng mit Gert Jalass von Moon Modular zusammen.

KLANG

Wie klingt ein Moog? Wenn man will, kann er ganz schön dick klingen. Aber das können andere Modularsysteme inzwischen auch. Und bei sechs VCOs parallel ist das nun mal kein Wunder. Ein Korg Polysix kommt im Unisono-Modus auch sehr breitschultrig daher.
Das Besondere ist eigentlich, dass das System sehr lebendig klingt. Das ist vielleicht sogar zu freundlich beschrieben – ungezähmt wäre vielleicht der bessere Ausdruck. Zum einen ist da die im Vergleich zu modernen Modularsystemen doch eher bescheidene Oktavreinheit, zum anderen kann man den Signalweg im System an fast jeder beliebigen Stelle schnell übersteuern.

Zudem wird nach meiner Meinung der Klang, den man einstellt, auch immer von der Handhabbarkeit eines Instruments beeinflusst, und da ist dieser Urahn aller Modularsynthesizer doch arg sperrig. Wer noch nie mit einem Ur-Moog gearbeitet hat, der muss erst mal in dessen Denkweise eintauchen. Wer schon bei den heute üblichen Eurorack-Modularsystemen über die Verteilung von Funktionen auf verschieden Module jammert, der muss bei Moog verzweifeln. Jeder Modulations-Amount-Regler muss separat gesteckt werden. Das Filter trackt in einer Einstellung nie übers ganze Frequenzspektrum und wenn man einen LFO braucht, dann muss man eine komplette Oszillatorbank lahmlegen. Dass es bei den VCOs keine Pulsbreitenmodulation, keine lineare FM oder gar Hard-Sync gibt, ist dann schon eher nebensächlich.

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Fazit

Wer schon mal einen originalen Porsche 911 gefahren hat, weiß dass das nicht unbedingt ein Spaß ist. Das ist Auto auf das Nötigste, aber auch auf das Wesentlichste reduziert – das Fahrvergnügen artet schon mal in Stress und Arbeit aus. Ähnliches gilt für die frühen Moog Modularsysteme – und damit für den Spirit of Trumansburg. Nicht ohne Grund sind spätere Moog Module funktionell deutlich erweitert worden und nicht ohne Grund sind moderne Modularsystem nicht mehr so spartanisch ausgestattet.

Porsche 911er und Moog Systeme sind zwar extrem solide gebaut, dummerweise sind sie aber auch verdammt teuer. Damit man den Austattungsgegenwert von drei Doepfer A-110 VCOs (Gesamtkosten 450 Euro) bekommt, legt man beim Synth-Werk/Moog System locker 1500 Euro hin. Uff!
Wer sich so einen Nachbau eines Ur-Moog Systems bei Synth-Werk kauft, weiß vermutlich (und hoffentlich), warum er das tut und was er sich da ins Haus holt. Wer dieses Instrument kauft, der tut das einzig und alleine wegen des speziellen Sounds. Ob man den jetzt unbedingt braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden – aber er ist ganz sicher unverkennbar.

Plus

  • hochwertiger, sehr spezieller Klang

Minus

  • hoher Anschaffungspreis

Preis

  • Synth-Werk Trumansburg M2: 6.307,– Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    herw RED

    ein sehr kritischer und notwendiger Blick angesichts des Modular-Hypes: Ernüchterung statt Verklärung;
    trotzdem legendär und daher geachtet und bewundert

    • Profilbild
      changeling AHU

      @herw Der Hype betrifft allerdings weniger Original-Moogs und fast 1:1 Nachbauten wie Synth-Werk (oder MOS-Lab), sondern mehr Eurorack.
      5U ist da im Vergleich auch mit moderneren Varianten recht wenig vertreten.

  2. Profilbild
    Leverkusen

    Ach, „ernüchternd“ finde ich jetzt etwas hochgegriffen. Der Vergleich mit dem Porsche passt ja vielleicht ganz gut – man muss wissen worauf man sich da einlässt und dann macht es Spaß und klingt gut (sehr schöne Soundbeispiele, übrigens).

    Aber die kritische und eher nüchtern beschreibende als bewertende Auseinandersetzung gefällt mir auch gut.

    Interessant sind auch die Unterscheide zu anderen System die hier rauskommen – bei meinem CotK 904er stellt der Range Schalter soweit ich das mitbekomme die Modulationstiefe ein, nicht die „Oktave“.

  3. Profilbild
    BetaDance AHU

    Extrem Fetter Sound.
    Übrigens habe ich das Buch Synthesizer gelesen
    als ich mir mein erstes Modularsystem gekauft habe.
    Alles Gute und viele Grüße.

  4. Profilbild
    Wavetable

    Ich kann dem M2 auch nur einen sehr edlen Klang bescheinigen . Die Schwebungen, die diese Oszillatoren produzieren, sind meiner Meinung nach konkurrenzlos .
    Übrigens für Bassläufe und Solis reichen für mich 3 Oktaven aus.
    (Ein Minimoog hat doch auch nur 3 Oktaven .)
    Was ich nicht ganz verstehe, Herr Anwander spricht von Porsche 911 und Moog Systemen und dann der Preisvergleich zu einem Doepfer Oszillator .
    Das sind doch Äpfel mit Birnen ?
    Ich kann nur für mich sprechen, der M2 ist sicher kein Allroundsynthesizer, aber wer den typischen klassischen Moog Sound möchte, der kommt an Synth-Werk Modulen nicht vorbei.

    • Profilbild
      Florian Anwander RED

      @Wavetable > spricht von Porsche 911 und Moog Systemen
      > und dann der Preisvergleich zu einem Doepfer
      > Oszillator. Das sind doch Äpfel mit Birnen ?
      Ich hab mir schon gedacht, dass dieser Vergleich einigen aufstoßen wird. Aber ich denke, wir müssen uns trotzdem überlegen, wo wir uns da letztlich bei den Ergebnissen bewegen. Aus einem Doepfer A-110 kommt auch ordentliches raus (immerhin ist es der gleiche Oszillator wie der des Moog Prodigy). Und wir können gerne mal einen Blindvergleich machen, wer die Unterschiede bei den Schwebungen aus drei Doepfer-VCOs und drei Moog-VCOs hört. Ich behaupte schlicht: Niemand.

      Um von A nach B zu kommen genügt auch ein Opel. Wenn man die Fahrt stilvoll machen will, dann ist wohl eine 911er oder ein flaschengrüner Jaguar Souvereign besser; das ist schon schön und ich kritisiere niemanden, dem es das wert ist. Nur sollte der Jaguarfahrer bitte nicht den Opelfahrer für was schlechteres halten – zum Schluss ist er auch nur in B angekommen.

  5. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Wenn ich das richtig sehe, handelt es sich beim M2 um einen Klon des Systems 10, welches in seiner Neuauflage satte 10000-$ kostet. Da ist das M2 geradezu günstig. Bei solchen Preisgefilden ist es umso wichtiger, auf Einschränkungen und Besonderheiten hinzuweisen, daher ein Lob für den Verfasser.

  6. Profilbild
    costello RED

    Schöner Bericht – der Vergleich zum 911er gefällt mir. Bei dem braucht man auch nicht unbedingt einen Drehzahlmesser, man kann ihn auch nach Gehör fahren ;-)

  7. Profilbild
    Florian Anwander RED

    Gerhard Mayrhofer hat mir noch ein paar Anmerkungen zugesandt, und ich habe Ihm angeboten, die hier reinzustellen, was er gerne annahm:

    „1. Das 904A VCF hat mit dem Range Schalter 3 Positionen mit 3 unterschiedlichen 3db Punkten in 0 Stellung der FCV. Von dieser 0 Stellung geht es 6 Oktaven nach unten und 6 Oktaven nach oben. Dabei macht das Filter bezogen auf den 3 dB Punkt ganz auf und ganz zu. Das hat entscheidende Vorteile bei der Filterqualität bezogen auf sogenannte durchgängige Filter. Ich kenne keine wirklich ernsthafte Applikation bei der das Filter bei einem Sweep umgeschaltet werden musste.

    2. Die eingebaute LED beim SW 911 leuchtet nicht mit der Hüllkurve auf sondern wenn ein Gate Signal eintrifft.

    3. Die Regelbereiche des 911 im unteren Bereich sind kitzlig, das stimmt. Das waren sie beim Original nicht ganz, im Original waren Allan Bradley Potis eingebaut die es heute nicht mehr gibt. Wir verwenden deshalb CTS Potis die den AB Potis am nächsten kommen. Das im Gegensatz zu COTK und MOS-LAB. Ein kleines, aber wichtiges Detail.
    …“
    [Gleich gehts weiter]

    • Profilbild
      Florian Anwander RED

      @Florian Anwander Teil zwei:

      „…
      4. Wo kann man den Signalweg schnell übersteuern? Bei einer RMS Ausgangsspannung von zwischen 0,5 und 1 Volt ist das nicht ganz einfach. Der CP 3 Mixer hat maximal aufgedreht 6 dB Gain und der 902 VCA auch. Also sehr moderat. Die Signalwege im Moog System sind sehr gut aufeinander abgestimmt so das es sehr schwer fällt hier etwas zu übersteuern. Die einzig wirkliche Übersteuerungsmöglichkeit besteht darin den Ausgang des CP3 Mixers mit einem Eingang zu verbinden und den Eingangsregler zu variieren.

      5. Der 901AB trackt zuverlässig über 4 Oktaven, ich kenne keine musikalische Applikation bei der das nicht ausreichend war. Wenn das nicht genug wäre dann verstehe ich nicht den großen Erfolg des Minimoog mit 3,5 Oktaven. Ich Hoffe Du wusstest was Du getan hast als Du ihn bestellt hast…;-) Leider wird auch nicht deutlich wie thermisch stabil die SW901 Bank ist. Darin besteht der wesentliche Unterschied von Vergangenheit und Neuzeit.

      6. Einen Döpfer A110 Oszillator mit einer 901Ab Bank zu vergleichen ist wie einen Porsche mit einem Golf zu vergleichen. Das meine ich nicht abwertend dem Dieter gegenüber den ich sehr schätze. Ein Golf ist ein sehr gutes Auto, aber nicht vergleichbar mit einem 911.“

      • Profilbild
        Florian Anwander RED

        @Florian Anwander Zu zwei Äußerungen von Gerhard noch ein kurzer Kommentar.
        Zu Punkt 4: Verzerrungen kann man sehr wohl erzeugen. Das dritte Klangbeispiel ist beredter Zeuge. Hier ist kein Verzerrer und keine Rückkoppelung im Mischer im Spiel. Die VCOs gehen in den Mischer, und der voll aufgedrehte Mischer überfährt das Filter. Ich empfinde das übrigens in keiner Weise als Manko. Im Gegenteil, wie sagen Deichkind so schön? „Leider geil!“.
        Zu Punkt 5: Gerhard hat natürlich recht, dass er auf die Temperaturstabilität hinweist. Wir hatten im Interview so viel darüber gesprochen, dass es mir dann beim Test nicht mehr in den Sinn gekommen ist, darüber zu berichten. Ich kann das auch bestätigen, dass die VCOs sehr stimmstabil sind und zwar bereits nach zehn Minuten.

        • Profilbild
          Waveinhead

          @Florian Anwander Zu Punkt 4: Das geht beim COTK Model 15 nicht. Dieses Feature scheint mit den neueren Modellen verloren gegangen zu sein. Schade, weil tatsächlich geil.

          • Profilbild
            Leverkusen

            @Waveinhead Aber man kann zumindest den Mixer übersteuern in dem man den Output wieder in einen der Kanäle zurückführt. Wird dann auch am Filter etwas kräftiger.

            • Profilbild
              Waveinhead

              @Leverkusen Oder zusätzlich einen negativen Ausgang des Mixers in den 2. VCA, und von dort nochmals invertiert zurück in den Mixer. Dann übersteuert das Filter auf Wunsch bis zum Abreissen des Gesamtsignals. Dabei wird der Klang nie wirklich bissig, eher sahnig, cremig, oberphat und schwer bassig aber ohne Mulm, selbst bei voller Resonanz. Das Filter klingt dabei, wie etwas vom Eingangssignal moduliert. Ich glaube, die Moog Modular Systeme, haben sich mit jedem Entwicklungsschritt klanglich auch verändert. Dieser Schluss gilt natürlich nur vorausgesetzt, dass die COTK Modelle den geklonten Originalen entsprechen.

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für diese beiden Artikel!
    Jetzt erwarte ich freudig einen Vergleich folgender Systeme:
    CotK – Model 15
    Marienberg – System 1
    Synth-Werk – Spirit of Trumansburg

    @Florian
    Das der A110 auf dem Prodigy beruht ist durchaus interessant.

    • Profilbild
      BetaDance AHU

      Das der A110 auf dem Prodigy beruht wusste ich nicht.
      Aber der Sound hat mir immer sehr gut gefallen.
      Besonders mit dem A 120 schmatzt es
      dass es eine wahre Freude ist.

  9. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich finde den Ausblick auf diesen Nachbau inspirierend. Mit diesem Synth ist man so nahe am Eisen wie nur irgend möglich, der pure Klang steht im Vordergrund, nicht mikrosopisches Gefrickel mit dem Ziel, jeden seiner Aspekte zu kontrollieren. Das ist kein rosinenpickendes „Retro“-Ding, sondern ein Klassiker, der mit seiner Kompromißlosigkeit volle Aufmerksamkeit vom Benutzer fordert, insofern ist der Vergleich zwischen dem ersten Porsche 911 und dem M2 sehr passend gewählt. Das ist ein Gesichtspunkt, der aktuell meiner Meinung nach viel zu kurz kommt, wir sind daran gewöhnt, alles auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, und versuchen, die Ecken und Kanten in der Musik wie im Leben rundzuschleifen, um gut durchzukommen und stets Herr der Lage zu sein. Das ist mit dem M2 anders, hier kriegt man gesagt: Mach es richtig oder bleib auf der Strecke. Ohne Schwimmflügel, Fahrradhelm und Lebensversicherung.

    • Profilbild
      Florian Anwander RED

      > wir sind daran gewöhnt, alles auf dem
      > Silbertablett serviert zu bekommen, und
      > versuchen, die Ecken und Kanten in der Musik
      > wie im Leben rundzuschleifen
      > […]
      > hier kriegt man gesagt: Mach es richtig oder
      > bleib auf der Strecke. Ohne Schwimmflügel,
      > Fahrradhelm und Lebensversicherung.
      Auch wenn ich die Ecken und Kante bei Euroracksystemen genauso gegeben sehe, so stimme ich Deiner allgemeinen Sichtweise gerne zu. Ein bisschen mehr Befähigung zu eigenverantwortlichem Handeln ist immer angebracht – vor allem im „echten“ Leben.

  10. Profilbild
    Synthfreak AHU

    Könntet ihr, wo wir doch gerade bei Moog-Klonen sind, einmal einen Synthesizers.com Test machen. Mich würde interressieren, wie die sich im Vergleich Z.b. zu einem M2, oder einem COTK oder einem Original Moog schlagen.

  11. Profilbild
    Dayflight

    Toller Bericht. Ich finde es bewundernswert, dass es Menschen gibt, die das Wagniss eingehen, solche Sachen orginal nachzubauen. Und die, die über € 22.000,- dafür ausgeben, dennen unterstelle ich ernshafte Motivation. Das ist, wie schon erwähnt genauso, was wenn sich jemand einen Porsche 911 mit 250 PS luftgekühlt und Handkupplung kauft oder restauriert, um damit am Wochenende über Land zu fahren. Das unterscheidet uns von der Weckwerfgesellschaft.

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