Takamine EF440SC GN
Dass Takamine zweifellos zur ersten Garde der Hersteller akustischer Instrumente zählt, ist nichts Neues. Was 1962 in der japanischen Kleinstadt Sakashita aus einem Zusammenschluss einiger unabhängiger Gitarrenbauer begann, zeigt sich heute mit einer sehr umfangreichen Produktpalette von akustischen Gitarren und Bässen. Auch ganz vorn dabei ist die japanische Company, wenn es um die Verstärkung der akustischen Sounds geht: Mit dem röhrenbefeuerten CoolTube-PreAmp (CTP-2) hat man schon seit Jahren ein ganz heißes Eisen im Feuer, und das zurecht. Überzeugen konnten wir uns davon bei den limitierten Takamine-Modellen, von denen einige ja bereits auf Amazona getestet wurden.
Das Instrument, das uns heute beschäftigt, ist die brandneue Takamine EF440SC GN. Eine im japanischen Takamine-Stammwerk gefertigte Steelstring-Gitarre, die mit einer abgespeckten Version des CoolTube-PreAmp (CT-4B II) und einem weit ausladenden Cutaway in der (von Takamine in den frühen 90ern eingeführten) NEX-Bauform nun zum Tänzchen auf Amazona bittet. Und das ganz auf antik macht.
Lieferumfang/Verarbeitung
Im Lieferumfang der EF440SC GN befindet sich ein robuster, abschließbarer Koffer mit dem üblichen Fach für alles nötige wie Tuner, Saiten, Plektren etc. Nach dem Öffnen des Case zeigt sich ein Instrument mit einer dunkel gebeizten Zederndecke in makelloser Qualität, ehrlich gesagt könnte man bei einem flüchtigen ersten Blick aufgrund der sehr dunklen Beizung der Decke aber auch auf eine Mahagoni-Konstruktion tippen. Für den Boden und die Zargen wurde aber das bewährte Mahagoni gewählt. Auch hier ist die Qualität als ausgesprochen gut zu bezeichnen, es finden sich keine Unreinheiten wie Astlöcher o.ä. in der Oberfläche.
Umrandet werden die Decke und der Boden von einem schwarzen Binding, welches auf der Vorderseite des Instrumentes zusätzlich eine cremefarbene Linierung enthält. Diese schlichte Linierung findet sich auch um das Schallloch, und zusammen mit dem dunklen Grund-Finish der Gitarre wirkt das Instrument so „real antique“. Unterstrichen wird dies noch durch das Satin-Finish, welches das Instrument lückenlos umschließt. Und zu guter Letzt schützt ein schwarzes Kunststoff-Pickguard die Oberfläche vor ungewollten Kratzern.
Der Hals der EF440SC GN besteht ebenso wie Decke und Boden aus Mahagoni. Er besitzt dank des weit ausgefrästen Cutaways zwanzig wirklich bespielbare Bünde, allerdings ist die Werkseinstellung nicht optimal gelungen: Die Saitenlage ist sehr unkomfortabel hoch justiert, so dass es keinen richtigen Spaß macht, mit dem Instrument in den höheren Lagen am Hals zu spielen/solieren. Für Virtuosen und Solisten bedarf es der dringenden Nachbesserung, für Leute mit weniger großen Ansprüchen dürfte das Werks-Setting vielleicht sogar genügen. Dennoch ist der Hals sehr sauber eingeleimt, und auch die Bundstäbchen sitzen ganz sauber nebeneinander in Reih und Glied perfekt abgerichtet auf dem Rosewood-Griffbrett. Das Halsprofil dürfte eine breite Masse ansprechen, verwöhnte E-Gitarristen werden sich auf jeden Fall schnell heimisch fühlen.
Die sechs an der Kopfplatte angebrachten und verkapselten Goto-Tuner verrichteten während der gesamten Testdauer klaglos ihren Dienst. Bestückt wird die EF440SC GN ab Werk mit D’Addario-Saiten, ich tippe mal auf die gefühlte Stärke 11.
Zwei dicke Knöpfe am Halsfuß und am Zargen sorgen für eine sichere Verbindung zu einem Gurt, falls man mal im Stehen spielen sollte. Der am unteren Zargen angebrachte Knopf dient zusätzlich, und wie sonst auch üblich, als Buchse für ein Klinkenkabel. Leider ist die Sache etwas ungeschickt arrangiert, bei angelegtem Gurt überdeckt dieser nämlich unglücklicherweise das komplette Bedienfeld des PreAmps. Doch nicht nur das, auch ein ungewolltes Verstellen der Regler des PreAmps kann so möglich werden.
Der CT-4B II PreAmp
Im oberen Teil der Zarge sitzt das Bedienfeld des integrierten PreAmps CT-4B II. Es steht ein Dreiband-EQ mit den Reglern für BASS, MIDDLE und TREBLE zur Verfügung, weiterhin dient ein Schieberegler mit der Bezeichnung VOLUME für das Justieren der Gesamtlautstärke des Instrumentes. Die EQ-Schieberegler besitzen eine 0 dB-Mittenrastung, die voreingestellten Frequenzen lassen sich um +/- 5 dB anheben bzw. absenken. Im Gegensatz zum Takamine Top-Modell, dem CTP-2 CoolTube PreAmp, besitzt unser Modell keine Röhre, sondern einen ganz „normalen“ analogen Schaltkreis.
Die integrierte Stimmfunktion startet mit dem Druck auf den TUNER-Button, und auch an eine Kalibrier-Funktion (mit den in Schritten wählbaren Frequenzen von 438 bis 445 Hertz) wurde gedacht. Den Abschluss bildet das Batteriefach, das leider in seiner Bedienung etwas fummelig wirkt. Man muss es aber vorerst gar nicht öffnen, denn ein 9 Volt-Block ist bereits ab Werk dort verpflanzt. Und sollte man mal vergessen haben, den Tuner wieder auszuschalten, wird dieser nach ein paar Minuten automatisch deaktiviert.
SOUND/PRAXIS
Akustisch
Wie es der Name und der Ruf von Takamine bereits erahnen lässt, hat man es auch hier bei der EF440SC GN mit einem ganz feinen Instrument zu tun – und das nicht nur in Bezug auf die bereits oben besprochene Verarbeitungsqualität. Das Instrument besitzt ein ausgesprochen ausgewogenes Klangbild, sämtliche Frequenzen wirken weder unterbelichtet noch aufdringlich. Erstaunlich wirkt in diesem Zusammenhang auch die ungewöhnlich prägnante Bassabgabe, die man bei dieser doch eher zierlichen NEX-Korpusform nicht erwarten würde. Ebenso erstaunt darf man auch über die erstaunlich hohe Grundlautstärke sein, welche die Takamine an den Tag legt.
Die Fräsung des Cutaways reicht vollkommen aus, um an sämtliche der 22 Bünde ranzukommen, wäre da nicht die Einschränkung durch das dürftige Werks-Setting, welches einer Gitarre dieser Preisklasse gar nicht gut steht. Die Bespielbarkeit ist für schnelle Läufe oder ähnliches denkbar ungeeignet. Hier besteht also Nachbesserungsbedarf, zumindest für die Musiker, die die EF440SC GN nicht nur zum „Schrammeln“ benutzen wollen. Denn dafür bietet sie einfach zuviel. Dennoch besitzt der Hals nicht zuletzt wegen dem angenehmen Satin-Finish und der hervorragend abgerichteten Bünde ein ausgesprochen angenehmes Spielgefühl.
Elektrisch
An einem Mixer angeschlossen zeigt sich leider, dass der CT-4B II zwar bestimmt ein guter PreAmp ist, er dem CTP-2 aber nicht das Wasser reichen kann, speziell wenn die Röhre des Top-PreAmps aus dem Hause Takamine in die Sättigung gefahren wird und seine warme, weiche Wolke analoger Komprimierung über die Output-Buchse schickt. Der Dreiband-EQ unseres Testmodells ist dennoch kein schlechter, die Eckfrequenzen sind angemessen ausgewählt und lassen so in der Praxis ausreichende Klangveränderungen zu. Zu empfehlen sei aber an dieser Stelle (wie bei allen akustischen Gitarren im übrigen) zumindest bei Aufnahmen im Studio ein hochwertiges Mikrofon zu nutzen, um so alle Nuancen des Sounds einzufangen. Eine Kür, die nur die wenigsten in akustischen Gitarren integrierten PreAmps meistern können.