Neues aus Sakashita
Wenn es um die Herstellung feinster akustischer Gitarren geht, kommt wohl niemand um den Namen Takamine herum. Was in den späten fünfziger, frühen sechziger Jahren mit einem Zusammenschluss einer Handvoll Gitarrenbauer am Fuße des japanischen Berges Takamine begann, hat sich zu einem der weltweit größten und wichtigsten Hersteller von akustischen Bässen und Gitarren entwickelt. Doch nicht nur eine hohe handwerkliche Qualität zeichnen die Instrumente von Takamine von je her aus. Innovationsfreude steht bei den Japanern ebenfalls hoch im Kurs, man erinnere sich nur an die Einführung des CoolTube Preamp im Jahre 2004. Einen Vorverstärker für akustische Gitarre mit integrierter Röhre, in der Zarge der Gitarre integriert – das gab es bis dato nicht und ist meines Wissens nach selbst heutzutage selten bzw. nie anzutreffen.
Einen CoolTube Preamp hat unser heutiges Testmodell, die Takamine EF740FS TT Legacy zwar nicht eingebaut, was aber nicht heißt, dass sie im Proberaum oder auf der Bühne stumm bleiben muss. Einen Preamp besitzt auch sie, doch gehen wir im folgenden Review der Reihe nach vor.
Facts & Features der Takamine EF740FS TT Legacy
Der Spaß beginnt schon vor dem Auspacken, denn die Takamine EF740FS TT Legacy erreicht unsere Redaktion in einem robusten und zugleich edlen Formkoffer, in den die Gitarre förmlich eingesaugt wird. Nach dem Entriegeln der vergoldeten Verschlüsse und dem Öffnen des Deckels erwartet den neuen Besitzer eine Akustikgitarre mit Cutaway, deren Bauform der Hersteller mit „Orchestra Model Shape“ bezeichnet. Ziel bei der Entwicklung diese Korpusdesigns war es, neben der Erzielung einer insgesamt besseren Dynamik zusätzlich auch dem Tiefmittenbereich mehr Ausdruck zu verleihen – ein durchaus wichtiger Aspekt für die Durchsetzungskraft einer Gitarre im Bandgefüge. In der Praxis bedeutet dies, dass die Breite des Korpus vom Bereich des Halsfußes bis hinab zum Boden der Gitarre um rund 1 cm abnimmt.
Die Hölzer der Takamine EF740FS TT Legacy
Das „Überbacken“ von Hölzern scheint nach dem „Aging“ wohl ein neuer Trend im Instrumentenbau zu werden. Nachdem Music Man mit dem Verfahren begann, dem Holz durch Hinzufügen von Wärme eine zusätzliche Festigkeit und eine andere Optik zu verpassen, haben sich auch andere Hersteller wie etwa Charvel oder Cort und nun auch eben Takamine diesem Trend angeschlossen. So wurde die Fichtendecke der EF740FS TT Legacy diesem Verfahren unterzogen, was ihr ein kräftig-braunes Äußeres spendiert. Und von daher rührt auch ihre Produktbezeichnung der Gitarre: das „TT““ im Namen steht nämlich für „Thermal Top“.
Der Blick durch das Schallloch
Die Rosette aus Perlmutt setzt einen schönen Kontrast zur dunklen Farbe der Decke. Bei der Gelegenheit werfen wir auch gleich mal einen Blick durch das Schallloch in das Innere des Korpus. Wie erwartet zeigt sich eine makellose Verarbeitung, sämtliche Verstrebungen sind sauber verleimt, von Holzsplittern, Leimresten oder anderen Verarbeitungsmängeln ist weit und breit keine Spur. Sollte man auch erwarten können von einem Instrument dieser doch eher gehobenen Preisklasse.
Der Boden und die Zargen bestehen aus Sapele, einem afrikanischen Holz, das von der Optik und dem Klangverhalten dem Mahagoni sehr ähnlich ist. Je ein Bindig auf Vorder- und Rückseite sorgen für einen sauberen Abschluss an allen Kanten des Korpus. Auch im Detail hat man sich bei Takamine Mühe gegeben, so ziert etwa den sauber verarbeiteten Halsfuß ein kleines Stück Kunststoff in Schildpattdesign.
Überzogen wurde das komplette Instrument von einem hochglänzenden Klarlack, auch die Halsrückseite wurde davon nicht ausgenommen. Das macht aber in der Praxis gar nichts, denn der Lack zeigt sich weitgehend resistent gegen das gefürchtete „Kleben“ der Greifhand. Kein Problem also. Eine größere Herausforderung bzw. eine gewisse Eingewöhnungszeit dürfte für viele Spieler viel mehr das wuchtige Profil des Mahagonihalses darstellen, das bei der EF740FS TT Legacy mehr dem einer klassischen Gitarre als dem einer typischen Westerngitarre entspricht.
Die Kopfplatte – mehr Akustik als Western
Das Gefühl, es hier mit einem Mix aus einer Western- und einer klassischen („Spanischen“) Gitarre zu tun zu haben, verstärkt sich noch, wenn der Blick auf die Kopflatte schweift. Abgesehen davon, dass die sechs Mechaniken aus Metall bestehen und ebenso Saiten aus Metall (und nicht aus Nylon) spannen, gibt es rein optisch betrachtet keinen Unterschied zur Kopfplatte einer klassischen Gitarre. Technisch aber schon, denn die sechs Tuner arbeiten außerordentlich geschmeidig und erlauben daher ein präzises Stimmen. Darüber hinaus gab es auch beim Halten der Stimmung während der Testdauer keinerlei Probleme.
Die Elektronik der Takamine EF740FS TT Legacy
Auch wenn es nicht so aussehen mag – die Takamine besitzt tatsächlich einen Piezo-Pickup unter ihrem zweigeteilten Steg. Der Palathetic-Pickup ist Teil des TLD-2 Preamps, dessen gesamte Elektronik innerhalb der kombinierten Gurtendknopf-Klinkenbuchse ihren Platz gefunden hat. Gut, einen vollwertigen Preamp kann man den TLD-2 vielleicht nicht gerade nennen, denn dazu fehlt ihm jegliche Möglichkeit der Klangbearbeitung. Vielmehr arbeitet die Elektronik als Buffer und Booster, um auch bei Nutzung von langen Kabeln mit einem starken Linesignal zu punkten.
Die Energieversorgung übernimmt eine 9-Volt-Batterie, die im Inneren des Korpus am Halsfuß angebracht wurde. Beim Tauschen sollten die Hände also nicht allzu groß sein.
Zwischenzeugnis
Takamine liefert schon seit Jahrzehnten qualitativ hochwertige Instrumente aus und nichts anderes erwartet auch den neuen Besitzer unserer EF740FS TT Legacy. Die Gitarre ist perfekt verarbeitet und sticht mit ihrer dunklen, wärmebehandelten Fichtendecke und der Kopfplatte im Akustikstyle auch optisch hervor. Bis hierhin gibt es also nichts zu bemängeln, machen wir daher nun den Praxischeck.
Sound & Praxis mit der Takamine EF740FS TT Legacy
Meine Hände gehören ja nun wahrlich nicht zu den kleinsten, aber dieses Halsprofil sollte man wirklich ernst nehmen! Verwöhnte Spieler von Flachbrett E-Gitarrenhälsen werden hier sicher eine Weile brauchen, um sich an dieses kräftige Shaping zu gewöhnen. Das Werkssetting geht in Ordnung. Die Saitenlage ist so eingestellt, dass beim Anschlagen der Saiten nichts scheppert und es trotzdem noch möglich ist, in den oberen Lagen mal zu einem Solo anzusetzen. Das weite Cutaway setzt hier keine Grenzen – bis zum letzten Bund sind alle Saiten problemlos zu erreichen.
Der Klang der Takamine EF740FS TT Legacy präsentiert sich sehr vital und dynamisch mit satten Bässen, einem wunderbar drückenden Mittenspektrum, ausreichend Brillanzen in den Höhen und vor allem mit einer unerwartet satten Lautstärke. Der Attack ist hervorragend, das Instrument reagiert prompt auf jede noch so kleine Nuance im Spiel. Einen Punktabzug gibt es jedoch für den anderen wichtigen Punkt im Klang einer Gitarre, dem Sustain. Das ist wiederum nicht sonderlich stark ausgeprägt. Was aber nicht heißen soll, dass Akkorde etwa jäh absterben oder einzeln gepickte Töne sofort verschluckt werden. Die Stärken dieser Gitarre liegen jedoch eindeutig in den oben angeführten Bereichen und somit ist die Takamine EF740FS TT Legacy bestens gerüstet, um sich im Bandgefüge durchzusetzen.
Dabei gute Dienste leisten kann der TLD-2 Preamp, der ein sauberes und nahezu geräuschloses Signal an die Ausgangsbuchse liefert und sich somit prima für eine Nachbearbeitung im Mischpult oder Akustikverstärker eignet. Ein Teil der Klangbeispiele wurden so aufgenommen.