Günstige Alternative zum Eurorack
Der Tangible Waves AE Modular Modularsynthesizer steht für kompakte Bauweise und schnellen Modultausch – flexibel, günstig und ideal für kreative Klangexperimente. Neugierig geworden? Dann lies unbedingt weiter.
- Kompaktes Format: Sehr kleines, leichtes Modularsystem mit innovativem Quickswap-Case für schnellen Modultausch.
- Preis-Leistung: Günstige Module, ideal für Einsteiger und experimentierfreudige Nutzer.
- Innovationen: Quickswap-Mechanismus, Stromweitergabe und IMDI (MIDI über 1-poliges Kabel) heben sich von anderen Systemen ab.
- Bedienung: Filigrane Patch-Kabel und enge Patch-Punkte erfordern etwas Fingerspitzengefühl.
- Fazit: Flexibles, preiswertes System mit vielen Modulen und cleveren Ideen – perfekt für kreative Klangtüftler.
Inhaltsverzeichnis
- Tangible Waves AE Modular
- Erste Innovation: Quickswap
- Zweite Innovation: Case-Erweiterung ohne extra Stromzufuhr
- Dritte Innovation: IMDI (MIDI über ein 1-poliges Kabel)
- Bedienung und Workflow
- Lernkurve bei Tangible Waves AE Modular
- Module und Funktionsumfang
- Integration ins Setup
- Preis-Leistungs-Verhältnis
- Vielfältigkeit in der Praxis
- Klangcharakter
- Alternativen
- Videos
Tangible Waves AE Modular
Ende 2016 startete auf Kickstarter ein Projekt namens „AE Modular – ein modularer Synthesizer“, das äußerst erfolgreich durchgeführt wurde. Modular nennt sich ja vieles, aber dass aus diesem Projekt ein neuer Formfaktor im Modular-Synth-Bereich etabliert wurde, war so nicht vorstellbar. Das Konzept setzt auf ein noch kleineres Format als Eurorack (3U/1U), und es soll den Geldbeutel mehr schonen als jedes andere Modularsystem.
Entwickelt von nur einer Person, Robert Langer, springen nun schon Dritthersteller auf diesen kleinen, aber interessanten Formfaktor auf. Um die 136 Module umfasst das Repertoire allein von AE Modular. Es ist sozusagen nun überfällig, erstmalig dieses „neue“ Modularsystem, das in Oberbayern entwickelt wird, allumfassend bei Amazona unter die Lupe zu nehmen.
Gerade weil dieses System seit wenigen Monaten mit innovativen Features – oder anders formuliert, mit einigen Updates – aufwarten kann, ist es interessanter denn je.
Lieferumfang
Der Redaktion wurde ein liebevoll zusammengestelltes System zur Verfügung gestellt, das mehr Module im Lieferumfang hatte, als in das mitgelieferte Rack passen würden. Natürlich mit einem Schwung Kabeln in unterschiedlichen Längen. Dieser Testbericht beleuchtet das Konzept, die Qualität, die Vielfalt und die Besonderheiten, die das AE-Modular-System mit sich bringt. Selbstverständlich auch den Klang und die Bedienung. Aber bei jedem Modul in die Tiefe zu gehen, würde diesen Test sprengen.
Der Hauptfokus liegt klar darauf: Wie lässt es sich bedienen? Was ist das Konzept und dessen Qualität? Was kann ich damit machen und lohnt es sich, so ein System zu bauen?
Ursprünglich waren die Module des Systems immer grau. Zum Glück hat sich das nun seit geraumer Zeit geändert und es gibt auch Modulversionen mit schwarzem Frontpanel und schwarzen Cases. Und da wären wir schon beim ersten Thema.
Abmessungen und das mechanische Konzept
Wie schon erwähnt, ist die Größe dieses Modularsystems kleiner als Eurorack. Die Höhe der Module ist auf 10 cm geschrumpft (vgl. Eurorack ca. 12,8 cm). Die Module sind von der Breite her beginnend bei 2,5 cm oder eben einem Vielfachen davon. Zwischengrößen gibt es nicht, so wie bei Eurorack mit Teileinheiten. Ein Bild sagt mehr als Worte – daher hier der Größenvergleich zwischen Eurorack und AE-Modular-System.
Auch in der Tiefe der Cases konnten Änderungen durchgeführt werden. Mit einer Höhe beim aktuellen Quickswap-Case von 3,2 cm wurden im Vergleich zu den ebenfalls erhältlichen „normalen“ AE-Modular-Cases 1,3 cm eingespart, denn diese haben trotzdem noch flache 4,5 cm. Bevor ich auf das Wieso und Weshalb dieser Änderung eingehe, gleich noch eine Besonderheit: Es gibt noch kleinere Modular-Module, ähnlich den 1U-Modulen von Intellijel. Diese nennt man bei AE Modular „Micromodule“! Maximal drei Stück bekommt man in diesen 10 cm übereinander – natürlich bestückbar, wie man möchte. Ein weiteres Bild sagt mehr als Worte.
Kleine Steckverbindungen
Die Module werden über kleine 1-polige Steckbrückenkabel (Patchwires), die der eine oder andere vielleicht von Breadboard-Entwicklungsumgebungen im Elektronikbereich für Raspberry Pi, Arduino™ oder auch von anderen Herstellern im semi-modularen Bereich (z. B. Bastl Kastl) kennt, miteinander verbunden. Sämtliche Anschlüsse sind jeweils meist oben links und rechts an den Modulen zu erkennen.
Die Signal-Eingänge sind links und die Signal-Ausgänge rechts. Alles ist mit der jeweiligen Funktion beschriftet. Das Verbinden von Patch-Punkten ist von der Sache her natürlich sehr filigran und anfällig für versehentliches Herausziehen, weil die Kabel einfach nur so reingesteckt werden – ohne irgendwelche Arretierung.
Auch das Nachverfolgen von Patches ist anhand der dünnen Kabel schwierig. Gut, das ist so gewollt, um eine Miniaturisierung in einem neuen Format zu erhalten. Es ist dann aber Geschmackssache und inwieweit man bereit ist, sich diese Qual anzutun, muss man selbst entscheiden. Das ist jedoch nur meine persönliche Meinung. Die kleine Haptik wird sicherlich viele Anhänger haben und finden, mir fällt es jedoch viel schwerer als beim Euro-Format und ich benötige mehr Aufmerksamkeit und Konzentration beim Patchen.
Aber es gibt noch grundlegende Unterschiede. Die Module arbeiten unter 5 V Betriebsspannung. Beim Eurorack sind es 12 V. Damit einher geht eine begrenztere Dynamik und der Headroom sinkt. Auch liegt der Kaufpreis der Module in der Regel zwischen 20,- und 60,- Euro. Das ist ja kein Nachteil, aber im Zuge dessen muss auch ein reduzierter Schaltungsaufwand gefahren werden, der eher in den kantig-charmanten und DIY-Klangcharakter übergeht.
Wie sich das genau verhält, beleuchte ich später noch, wenn es im Allgemeinen um den Klangcharakter geht. Die CV-Spannungen erreichen ebenfalls nur die 5 V. Genau dafür sind sogar vollintegrierbare Adapter-Gehäuse für das Eurorack-System in verschiedenen Breiten erhältlich, die auch wiederum den Zugang zu den Micromodulen in der Eurorack-Umgebung erlauben – mit eher experimentellem Charakter, versteht sich. Und schon wieder der Beweis:
Folgende Module wurden mir zur Verfügung gestellt:
- MASTER R6: Ein Mastermodul mit Schnittstellen zur Außenwelt (MIDI, IMDI, Clock, CTRL, AUDIO). Ohne ein Mastermodul geht gar nichts.
- IMDI HEART: Ist das Zentralmodul für den systeminternen „internal MIDI“ Transport.
- KICK: Ganz klar ein Bassdrum-Modul.
- FMOS R2: 2-Operator-FM-Modul mit vielen Features.
- 2OSC R2: Digitales Dual-Oszillator-Modul.
- 2LFO: Dual-LFO-Modul.
- SEQ8 R2: 8-Step-CV-Sequencer mit CV OUT und IMDI IN/OUT.
- SVFILTER: Klassisches State-Variable-Filter.
- DRUMKIT010 R2: Ein Basic 8-Bit Drum Sound Generator mit 11 Sounds!
- TOPOGRAF: AE Modular Clone des Mutable Instruments GRIDS.
- MIXER 4-4: 4-Kanal-Audio-Mischer.
- MODULATORS: Hüllkurve-, LFO- und Random-Modul in einem.
- HPAMP R2: Kopfhörerverstärker für 2 Kopfhörer (Stereo).
- GRUNGE FILTER: Filter des Polivoks-Synthesizers.
- 2VCA R2: 2 separate VCAs für DC oder CV.
- DELAY LOFI TYPE: Mono-Delay (PT2399 Chip).
- 2ENV: 2 separate Hüllkurven, jeweils mit fast und slow.
- DIODE FILTER 303 TYPE: Adaption des TB-303-Filters.
Micromodule waren folgende dabei:
- uPOLY: Polyphoner 4-stimmiger Sägezahn-Oszillator mit Chords (major/minor).
- uOSC: Oszillator-Modul mit 4 Schwingungsformen und 3 Wavetables mit weichem Überblenden von 16 Schwingungsformen.
- uFM: 2-Operatoren-FM-Synthese-Modul mit 5 verschiedenen Schwingungsformen.
- uATTENUERT: Inverter und Non-Inverter mit Offset.
Der Buchstabe R hinter den Modulnamen bedeutet, dass es schon mehrere Revisionen, sprich Verbesserungen, der Module gab. R6 ist somit die 6. Version des Moduls. Damit kann man schon experimentieren und es stellt – wie gesagt – nur einen Bruchteil der erhältlichen mehr als 136 Module dar. Wer genaue Infos zu den Modulen haben möchte, findet auf der Hersteller-Website genug Material, ebenso gibt es mittlerweile bei modulargrid.net einen eigenen AE-Modular-Bereich. Doch gehen wir mal weiter und schauen, was das System noch zu bieten hat, denn mir ist öfter ein „Wow“ über die Lippen gekommen. Innovationen sind vorhanden.
Erste Innovation: Quickswap
Der Grund, warum die neuen Cases etwas flacher sind, ist folgender: Das Busboard wurde hochkant an die Unterseite gelegt und gleichzeitig die Module so mechanisch optimiert, dass man die Module nur einsteckt, ohne ein Kabel mechanisch anzuschließen, geschweige denn mit einer Schraube zu fixieren. Das geht sogar im laufenden Betrieb! Das ist ausgesprochen schlau und wirklich sinnvoll. Deswegen nennt sich die neue Gehäuse-Generation Quickswap-Case. Das ist wirklich easy und anwenderfreundlich.
Zweite Innovation: Case-Erweiterung ohne extra Stromzufuhr
Die nächste clevere Innovation betrifft die Verteilung der Systempower der Module. Das Testsystem ist in meinem Fall einreihig. Wenn man eine weitere Reihe oben an das Case andocken will, benötigt diese ja auch von irgendwoher Power. Diese Funktion ist bereits in jedem Quickswap-Gehäuse integriert, sodass man nach dem Verbinden weiterer Gehäuse den Strom direkt durch die umklappbaren seitlichen Verbindungsstücke an den Bus im neuen Case weitergibt. Somit muss man nicht immer ein noch größeres Case bei Erweiterung kaufen, sondern ergänzt einfach nach und nach um ein weiteres Quickswap-Gehäuse, das durch ein und dieselbe Stromversorgung gefüttert wird – jedoch auch nur so lange, bis die maximale Ampere-Zahl der Module erreicht ist.
Dritte Innovation: IMDI (MIDI über ein 1-poliges Kabel)
Ja, richtig gehört. IMDI funktioniert nur über einen Stecker – polyphon und bidirektional. Im Wesentlichen basiert es auf dem bekannten MIDI-Protokoll, wurde jedoch mit einer Reihe von Erweiterungen versehen, die speziell für die Anwendung in einem modularen Synthesizer entwickelt wurden. Es ist also möglich, polyphone Akkorde über ein angeschlossenes MIDI-Keyboard zu spielen, diese werden über eine Steckverbindung an ein IMDI-Klangerzeugungsmodul übertragen und mehrstimmig wiedergegeben.
Die IMDI-Funktion wird in immer mehr neuen Modulen Einzug finden, so auch bei AE Modular. Als Basis hierfür benötigt man das IMDI-„Heart“-Mastermodul, das die MIDI-Signale per USB- oder TRS-Kabel empfängt und dann in 16 Kabelstränge aufteilt. Und gerade dieses Modul bringt das kleinste Display mit gestochen scharfer Schrift mit, das so klein ist, dass ich es nicht vernünftig fotografieren konnte. Aber hiervon trotzdem ein Foto. Es ist unfassbar!
Bedienung und Workflow
Der Aufbau eines solchen AE-Modular-Rack-Systems gestaltet sich recht einfach. Wohlgemerkt rede ich hier über die neuen Quickswap-Cases. Module auspacken, ins Rack drücken – und fertig ist die Installation. Diese halten auch beim normalen Transport im jeweiligen Slot. Bei einer ungewollten Bewegung ist mir sogar das Rack einmal vom Tisch auf den Boden gefallen (wir erinnern uns: Es ist klein und leicht!). Alle Module blieben drin. Test bestanden, auch kein Drehregler hat Schaden genommen.
Dadurch dass die Patch-Punkte immer gleich bei jedem Modul platziert sind, ist es zu Beginn recht übersichtlich. Das mindert sich allerdings, je mehr Kabel man einbindet. Aber das ist ja bei jedem Modularsystem so, also kein Kritikpunkt. Immerhin hat man bei diesem System optisch immer Zugriff auf die Bedienelemente, da die Kabel oben entlanggeführt werden. Anders verhält es sich freilich, wenn man mehrere Racks übereinander bestückt.
Kommen wir zu den Kabeln. Ich sag’s ganz offen: Das findet man gut, cool – oder eben nicht. Funktionieren tut es, die Patch-Punkte halten. Man muss trotzdem vorsichtig mit den Kabeln hantieren, sonst rupft man aus Versehen mal eines heraus oder verbiegt das etwas stärkere Ende. Was aber auch nicht tragisch ist, denn erstens sind das Cent-Artikel und zweitens kann man die Enden auch wieder geradebiegen. Also, halten wir fest: Der Vorteil ist, dass die Kabel günstig und leicht sind, der Nachteil liegt in der filigranen Anwendungsweise.
Schließlich muss man auch die kleinen Patch-Punkte an den Modulen treffen. Das ging bei mir nur mit Brille und etwas erhöhter Konzentration als bei einem Eurorack-System. Das liegt zum einen an der Miniaturisierung und zum anderen an der kleinen Beschriftung der Patch-Punkte. Das ist wiederum kein negativer Punkt, der in die Bewertung einfließt – schließlich gehört es zum Konzept dazu, möglichst viel auf kleinem Raum unterzubringen.
Der Workflow gestaltet sich nicht grundlegend anders als bei Eurorack, wenn man weiß, wo man schauen muss. Was jedoch nicht unerheblich ist und worauf hingewiesen werden muss, ist die Enge zwischen den Patch-Punkten. Diese liegen direkt nebeneinander und wenn mehrere Kabel schon platziert sind, wird das Stecken – je nach Größe der Finger – eine frickelige Angelegenheit. Die Kabel sitzen nämlich nicht bombenfest, sondern haben ein gewisses Spiel in der Patch-Matrix, wackeln also auch. Da muss man schon den richtigen Slot treffen. Des einen Freud, des anderen Leid. Man muss es mögen – oder eben nicht.
Lernkurve bei Tangible Waves AE Modular
Wer schon Erfahrung mit Modularsystemen besitzt, hat trotzdem allerhand zu erforschen. Das fängt beim Systemaufbau an, geht über die verschiedenen Master-Module, über MIDI bis hin zu den polyphonen, winzig kleinen uBase-Modulen. Zusätzlich gibt es auch noch einen Systembus, der CV/GATE/CTRL/START/STOP/CLOCK überall hin transportiert. Aha!-Effekte sind garantiert.
Für Einsteiger, die aufgrund der geringen Preise frohlocken, verhält es sich im Prinzip genauso wie bei einem Eurorack-System. Da geht’s dann schon etwas herzhafter zur Sache – vor allem, wenn man die Kürzel an den Modulen verstehen muss und die Anleitungen zu den jeweiligen Modulen studiert, geschweige denn ein Modularsystem überhaupt mental erfassen will. Anleitungen dazu findet man in einer Art Wikipedia auf der englischen Website des Herstellers.
Module und Funktionsumfang
Tangible Waves AE Modular ist nun doch schon eine geraume Zeit am Markt und bietet neben den Standardmodulen (Oszillatoren, Filter, Hüllkurven, LFOs) auch schon Sequencer, Effekte, Noise, Logic-Module, digitale Audioeffekte und alles, was das Herz begehrt, an. Es kommen ständig neue Module hinzu und sogar Dritthersteller sind mit an Bord. Hier geht es dann weitaus experimenteller zu und sogar die Mutable-Instruments-Open-Source-Modulreihe wurde schon teilweise zum Leben erweckt. Sogar ein Breadboard-Modul für Hardware-Entwickler befindet sich im Shop.
Im Vergleich zur Modulvielfalt bei Eurorack ist das natürlich weitaus weniger, aber das sollte kein Hinderungsgrund sein, sich gegen ein AE-Modularsystem zu entscheiden. Module sind reichlich vorhanden. Der Funktionsumfang so mancher AE-Module im Vergleich zu Eurorack ist natürlich etwas rudimentärer, was zwangsläufig durch die reduzierten Hardware-Möglichkeiten und das möglichst anwenderfreundliche Preisgefüge herrührt. Die grundlegenden Möglichkeiten für Sounddesign und Sequencing sind vorhanden.
Integration ins Setup
Es gibt keinerlei Hindernisse, das Tangible Waves AE Modular-System in ein bestehendes Setup einzubinden. Alle Schnittstellen sind vorhanden. Hier verhält es sich wie bei jedem anderen Musikequipment. Wer gerne Eurorack mit diesem System verbinden will, muss im Prinzip nur Adapterkabel zu Miniklinke löten und im Kopf haben, dass AE Modular nur ±5 Volt als CV liefern kann. Sogar für die Korg Volca-Geräte gibt es ein Adaptermodul, um die Pegel anzupassen.
Preis-Leistungs-Verhältnis
Noch vor einigen Jahren war es ziemlich kostspielig, ein Eurorack-Modularsystem aufzubauen. Die Module schlugen jeweils mit Hunderten Euro zu Buche, manche sogar zwischen 500,- und 1000,- Euro. Nicht jedoch bei Dieter Doepfer, dem Erfinder des Eurorack-Formates. Die Module von Doepfer sind und waren immer zu moderaten Preisen erhältlich. Als 2017 das AE-Modular-System seine Laufbahn begann, war das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr attraktiv und das Konzept ging auf. Grob gesagt: Ein „Fuffi“ pro Modul ist sehr attraktiv. Das gilt auch heute noch – nur ist der Einstieg in ein Eurorack-System nun wesentlich erschwinglicher als noch vor wenigen Jahren.
Behringer hat den Markt mit günstigen Eurorack-Modulen und beeindruckendem Funktionsumfang nahezu geflutet. Somit ist das Preisniveau des Eurorack-Systems nach unten gerutscht und bewegt sich damit auch im AE-Modular-Niveau, was eindeutig als Konkurrenz angesehen werden kann und die Attraktivität des günstigen AE-Modular-Systems schmälert. Trotzdem kann man immer noch sagen, dass der Aufbau eines solchen Systems – ob klein oder groß – nach wie vor ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.
Vielfältigkeit in der Praxis
Ein AE-Modular-System sehe ich nicht in der Live-Performance. Es ist definitiv zu klein und zum Umstecken schlichtweg zu umständlich. Gegen den Studio-, Hobby- oder Reise-Einsatz ist absolut nichts einzuwenden. In so einer Vielfalt ist das System in seinem Biotop. Auch im Wohnzimmer findet sich ein Plätzchen und bietet Gesprächsstoff mit Besuchern. Aber gerade im Bildungsumfeld spielt das AE Modular seine Stärken aus. Musikschulen, Hochschulen oder Workshop-Formate profitieren von einem modularen System, das kompakt, robust und vor allem bezahlbar ist. Für den Preis eines einzelnen Eurorack-Moduls lässt sich hier oft schon ein komplettes Basissystem aufbauen – ideal, wenn mehrere Lernstationen parallel ausgestattet werden sollen.
Didaktisch ist der Nutzen enorm: Signalflüsse werden sichtbar und begreifbar, Lernende können unmittelbar nachvollziehen, wie Oszillator, Filter, Hüllkurve und Modulation zusammenwirken. Die Dupont-Patchkabel wirken zwar filigraner als klassische Klinken, transportieren aber die gleichen Konzepte. Damit vermittelt AE Modular ein grundlegendes Verständnis von Klanggestaltung, das sich später problemlos auf größere Systeme übertragen lässt.
Für Lehrkräfte bedeutet das: ein handliches, flexibel erweiterbares Werkzeug, das kreative Experimente fördert und Technik erfahrbar macht. Für Lernende: ein direkter, spielerischer Zugang zu den Grundlagen elektronischer Musik. So wird AE Modular zu einem wertvollen Baustein in der Ausbildung – praxisnah, inspirierend und ohne die Budgethürden klassischer Modularsysteme.
Klangcharakter
Die Bewertung des Klangs ist nicht modulspezifisch zu betrachten. Hierzu würde man Tests einzelner Module benötigen. Nein, es geht um den Grundcharakter und das Klangverhalten des Signalwegs verschiedener Soundgeneratoren und deren Zusammenspiel. Im AE-Modular-System herrscht die direkte Ansprache von Spannung vor, die durch relativ wenige und einfache Bauteile einen unedlen, aber prägnanten DIY-Klang hervorbringt, der wiederum ebenso mit klassischen Schaltungen und einfachen haptischen Reglern die Klangformung bestimmt.
Wer einen edlen Klang mit filigranen Nuancen sucht, benötigt kein Tangible Waves AE Modular-System. Es bleiben also die Anwender übrig, die genau das andere präferieren. Der raue Ton mit allerlei „Garnierung“ wird hier geboten. Garnierung bedeutet in diesem Fall Nebengeräusche, das Übersprechen von Schaltkreisen und die Einstreuung aus unserer unmittelbar elektrosmog-verstrahlten Umgebung. Das bedeutet aber im Gegenzug nicht, dass so manches digitale Modul aus dem AE-Modular-Universum nicht auch genauso klar klingen kann wie das Pendant im Eurorack. Doch, doch – das kann es. Aber der weitere Signalweg im Case sorgt dafür, dass es eben doch einen anderen Charakter annimmt, nämlich den eines großen Monsters, das dich mit kleinen süßen Kulleraugen anschaut.
Leider gibt es aber auch ein plakatives Extrembeispiel, das zeigt, wo das Ende der Fahnenstange erreicht ist: Beim 4-1-Audio-Mixer sind eben doch noch Signale zu hören, wenn man alle Potis auf null stellt. Das kann je nach Fall frustrieren – oder eben nicht. Wer Vollgas gibt, hat sowieso kein Problem!
Aber nochmal zum Erscheinungsbild des Gesamtklangs: Der Tangible Waves AE Modular Modularsynthesizer scheint mir nicht ganz so „heiß“ im Klang zu fahren wie ein Eurorack-System. Es bleibt also soundtechnisch immer etwas undynamischer und auf dem gleichen Level. Damit ist die Bandbreite von Schwingungen im Klang gemeint, die sich dann auch im geringeren Headroom zeigt.
Wer sich bei all diesen Erklärungen immer noch nicht vorstellen kann, „wo der Hase läuft“, schaut einfach weiter unten das Video oder hat vielleicht das eine oder andere Kleinod von Bastl, z. B. den Kastl V1.5 oder die Kastl Drum, zuhause. Das spiegelt ganz gut das Handling der Bedienung und den Klangcharakter wider. Fürs schnelle Reinfühlen hier noch eine kleine Playlist der direkt aufgenommenen Klangerzeuger-Module. Welches Modul aufgenommen wurde, steht im Dateinamen.
Alternativen
Als Alternative bietet sich natürlich immer noch ein Eurorack-System an. Auch hier sind die Preise stetig gefallen und Einsteiger finden zum Beispiel bei Behringer für wenig Geld komplett ausgestattete Systeme, die genügend Spielraum für Erweiterungen mit Modulen anderer Hersteller bieten.
Videos
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Hier ist eine Videoplaylist mit 23 Videos von dem YouTube-Kanal RSKT – The Capable Musician.
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macht eigentlich außer Tangible Waves noch irgendein Hersteller Module für das Format?
Einen wirklichen Gebrauchtmarkt gebit’s ja auch nicht.
Ich finde es schwierig, ein Format zu nehmen, das sich im Markt nicht durchgesetzt hat.
Ist aber sicher was für’s Weichnachtsgeschäft ;-)
@DasIch&DerEr Ja, es gibt auch andere Hersteller, die Module bauen. Die Links findet man auf der Tangible Waves Webseite. Doch auch auf dem Gebrauchtmarkt sieht man hin und wieder Systeme oder Module. Aus meiner Sicht sind 7 Jahre doch ein Indiz für eine gewisse Durchsetzung.
@DasIch&DerEr Nachdem ich mich nun schon ein paar Jahre intensiv mit dem Synthesizer-Markt beschäftigt habe und tatsächlich noch nie bewusst auf diese exotische „Lösung“ gestoßen bin, würde ich das Zeug als Nischenprodukt einstufen, mit dem jemand abseits des etablierten Formats noch ein bisschen Extra-Kohle verdienen will. Spielzeug, Nonsens.
@Merkstatt Als Nonsens würde ich es nicht betiteln.
Da kommen ja schon brauchbare Klänge raus.
Ich frage mich eher von der Bedienung aber wer mit Volcas und Co arbeitet sollte das ja nicht abschrecken.
Aber mal schauen vielleicht kaufe ja mal ein kleines case von denen und wenn es nicht passen sollte dann darf es gern Spielzeug sein und geht an meinen Sohn 😂
@Ashatur Genau – wenn ich Anfängern Synthesizer schmackhaft machen möchte, kann ich mich bei Volcas (modular!) bedienen oder auch bei Crave & Co. – da kann man in einem überschaubaren Rahmen Synthese üben und schon mal die ersten Patches zu Sound werden lassen.
@Merkstatt Behringer System 35 wäre IMO für dich ideal. Ansonsten gegen vieler Meinungen gefällt mir der hier vorgestellte Tangible Waves AE Modular fast besser als das Volca Modular. Ich würde aber auch Behringer vorziehen weil es die normale Eurorackgröße besitzt.
@Filterpad Danke für den Tipp, aber ich bin bereits rundum ausgestattet, das Zimmer ist voll. Allerdings nicht (nur) mit Volcas und Behringers. 😉
@Merkstatt Als exotisch würde ich das nicht bezeichnen, dafür ist das Format schon durchaus bekannt genug und als Spielzeug schon gar nicht.
@ollo Wenn sich ein Hersteller mal eben ein proprietäres Modul-Format ausdenkt, an dem nach vielen Jahren nur zwei, drei Drittanbieter Interesse haben, ist das Ganze exotisch. Eurorack ist der Standard und mittlerweile auch günstig genug, um alle Argumente für den Exoten vom Tisch zu wischen. Fummelkram gegen ein weltweit etabliertes Ökosystem – was soll das denn sonst sein außer exotisch?
@Merkstatt Was günstig genug scheint, ist individuell unterschiedlich.
Ich finde monophone analoge Synthesizer für bis 1500€ günstig genug.
Wenn ich nun aber sage, daß ich nicht verstehe, weshalb irgendjemand Behringer kaufen würde, weil man doch nicht so knauserig sein muß, wäre ich offensichtlich geistig nicht in der Lage, mir vorzustellen, daß andere Menschen in einer anderen finanziellen Situation mit anderen persönlichen Prioritäten die Sache anders einschätzen.
@Apfelstern Was genau möchtest Du uns mit diesem Kommentar sagen?
Dass Du es Dir locker leisten kannst, vierstellige Beträge für Hardware auszugeben und das gerne nebenbei in Kommentare hier im Forum einfließen lässt?
Im Beitrag selbst geht es ganz klar ums Geld. Da ist die Bemerkung durchaus erlaubt, dass auch bei Tangible dreistellige Beträge aufgerufen werden und man für einen vergleichbaren Aufwand auch ein Set an Standard-Eurorack-Modulen bekommt, die endlos erweiterbar sind, wenn man das Modular-Konzept für sich entdeckt hat. Was man beim proprietären Tangible-Format eben nicht feststellen kann.
@Merkstatt Ich denke, Du wirst verstanden haben, was ich Dir mitteilen wollte.
Da es das Format gibt, es einige Menschen gibt, die es kaufen und weitere die Module herstellen, gibt es offensichtlich Menschen, für die das Format Sinn macht, so auch der Redakteur, der einen Artikel geschrieben hat.
Für Dich macht das Format keinen Sinn, für mich auch nicht. Ich kann mir jedoch vorstellen, daß andere Menschen es gut finden, zumal es ja durch die Existenz des Formats bewiesenermaßen so ist.
Du kannst es Dir nicht vorstellen und empfindest deshalb kognitive Dissonanz ob der bloßen Existenz einer Sache, die Du nicht willst und die weil Du sie nicht gut findest, auch niemand anderes sinnvoll finden kann (nach Deiner Vorstellung). Das finde ich amüsant.
@Apfelstern Hast Du mal an die eigentliche Zielgruppe des Artikels gedacht?
Es wurde nicht klar genug herausgearbeitet, dass man sich für einen bestimmten Weg entscheidet, wenn man sein kleines Budget in eine proprietäre Lösung steckt.
Wenn ich mich zurückerinnere an die Zeit, als ich mit wenig Kohle im Portemonnaie überlegt habe, womit ich denn eigentlich starten sollte … da kann man sich leicht verleiten lassen, etwas zu kaufen, was im ersten Moment günstig und gut klingt. Sich auf den zweiten oder dritten Blick dann aber als Fehlinvestition erweist, weil man damit nicht weiterkommt, ohne erneut größer zu investieren.
@Merkstatt Absolut legitimer Einwand, der dem entspricht, was ich zum Beispiel Musikschülern zum Thema Instrumentenkauf immer mitgebe. Wenn man sich beim Erstkauf stärker als nötig begrenzt, wird es zwar zu Beginn günstig, dafür aber schon nach kurzer Zeit deutlich teurer als es hätte sein müssen. Ich glaube immer noch, dass man mit einem der Behringer Eurorack Systemen besser fährt, wenn man ins Thema Modulare Synthesizer einsteigen möchte. Bleibt man dabei, erschließt sich eine riesige Welt und nicht alle Module sind teuer. Ich sehe die Notwendigkeit für ein weiteres Format nicht. Wenn man günstige Module bauen möchte, geht das auch für das Eurorack.
@Markus Galla Danke!
Wie habe ich damals angefangen? Ich bin bei einem NiftyBundle von cre8audio gelandet, das ich nach und nach mit Behringer-Modulen aufgefüllt habe. Dank der wunderbaren Anfänger-Tutorials von Tim Shoebridge auf YouTube habe ich im ersten Schritt auch verstanden, welche Kabel wohin gehören. Nachdem das erste Case voll war und die Kasse auch, konnte ich direkt und ohne Verrenkungen weitermachen mit spannenderen Modulen.
@DasIch&DerEr Es gibt eine Reihe Hersteller die auch Module für’s AE Format machen: z.B. wonkystuff in UK, BF Synth in Frankreich, KeurslagerKurt in Belgien, Kyaa (USA/Japan), symbolic circuits aus Schweden, also es wächst. Im Grunde die gleiche Entwicklung wie bei Doepfer im Eurorackbereich; und , ja, AE Modular ist seit 2017 auf dem Markt. Entstanden ist es aus der Beobachtung dass viele Leute Lust auf Modular haben, aber eben nicht gleich 4-stellige Beträge für den Start ausgeben wollen. Klar, hat sich mit Behringer verändert, aber trotzdem ist man mit AE immer noch weit unter Eurorack-Preisen. Und Clones von Mutable Instruments-Modulen gibt’s auch.
Aua, nix für meine Griffel, die achon bei Eurorack nach ausreichend Platz lechzen… 😬👍
hatte den volcamixer von der Firma.
war sehr cool und so wie der volca Mix hätte sein sollen. Gehäuse und Verarbeitung halt typisch für kleine Boutiquefirmen. hab aber alle volcas verkauft.
Ich bin auch immer mal wieder am Überlegen mir da was zusammenzustellen. Aber im Endeffekt ist die Modulauswahl dann doch zu gering. Alleine nur die überschaubaren Drummodule reichen mir nicht aus.
Der Preis und der geringe Platzbedarf sind schon klasse, hier bekommt man schon ein halbes Komplettsystem wo das Geld bei Eurorack grade für ein mittelpreisiges Modul ausreichen würde. Man muss aber immer bedenken, dass auf der Shopseite noch die Mehrwertsteuer drauf kommt, ganz so billig wird es dann doch nicht.
Aktuell zieht es mich dann doch zu Eurorack, auch wenn das wesentlich teurer wird, der Habenwollen-Faktor ist einfach größer. Mal sehen ob ich das wirklich in Angriff nehme.