Moderne 24-Spur Mischpultschönheit
Das Tascam Model 2400 ist ein 24-Kanal-Studiomischpult mit Mehrspuraufnahme-, Audiointerface- und Controller-Funktionen. Es ist das bislang größte Mischpult aus Tascams Model-Serie und ist sowohl für die Tonstudionutzung als auch als Zentrale für Band-Jam-Sessions optimiert und bringt im jeweiligen Kontext neue Funktionen mit sich. Im Stil klassischer Konsolen bietet es vier Stereo-Subgruppen sowie fünf AUX-Wege. Im Test prüfe ich, wie gut sich das Tascam Model 2400 als großes Mischpult schlägt und was neu ist.
Inhaltsverzeichnis
- TASCAM – die Firmenphilosophie und mein Bezug dazu
- Tascam Model 2400: Anschlüsse, Kanäle und Ausstattung
- Analog oder digital?
- Master-Sektion des Model 2400
- Monitoring und Praxis, Talkback, AFL und PFL
- Praxiseinsatz des Tascam Model 2400
- Effektsektion des Tascam Model 2400
- Tascam Model 2400: Mehrspuraufnahme
- Controller & MIDI
- USB-Routing, MTR-Routing, Streaming, Sonstiges
- Mitbewerber des Tascam Model 2400
TASCAM – die Firmenphilosophie und mein Bezug dazu
Das Model 2400 reiht sich ein in eine neuere Serie von Tascam-Mischpulten, die auch Audio aufnehmen können. Es gab bereits Testberichte der verwandten Produkte auf AMAZONA.de und auch einige Kritikpunkte und ich betrachte hier insbesondere, ob diese behoben wurden und was beim Model 2400 anders ist. So schrieb Kollege Stephan Merk 2021 hier über das Model 12. Dieses Mischpult ist eine neuere Veröffentlichung und hat, wie das Model 2400, MIDI-Anschlüsse, Bluetooth- und Controller-Funktionen, allerdings für viele zu wenig Anschlüsse. Der Kollege Raphael Tschernuth schrieb 2019 hier über die beiden Model 16 und 24, die er als „gigantische Portastudios“ bezeichnete. Das Model 2400 setzt hier meiner Meinung nach noch einen drauf.
Das Grundkonzept der Model-Serie spricht mich sehr an, denn in der Praxis dauert es nach meiner Erfahrung oft zu lange, wenn man einen Computer für eine Aufnahme einsatzbereit machen möchte. Das liegt bei mir auch daran, dass ich oft umbaue. Mit meinem eigenen Model 12 bin ich schnell betriebsbereit für Aufnahmen, wodurch so mancher modulare Jam aufgezeichnet werden konnte, der sonst vielleicht eine Momentaufnahme geblieben wäre. Andererseits habe ich Mixing auf einer Mackie 32-8-Bus Konsole gelernt, die hier ebenfalls noch steht und als größeres Gegenstück in diesem Vergleichskanon mitspielen kann.
Vor einigen Jahren habe ich bereits über TASCAM Produkte geschrieben und ich begriff bei der Recherche, dass es von Anfang an zur Firmenphilosophie gehört hat, Recording-Tools unkonventionell zu nutzen und in guter Qualität erschwinglich anzubieten. Es begann damit, dass eine Bandmaschine Funksprüche aus dem All aufnahm, später wurde ein auf Quadrophonie ausgelegtes Tonbandgerät für Mehrspuraufnahme umfunktioniert und weiter ging es mit den berühmten Portastudios. Aktuelle portable Recorder bieten Podcast-Funktionen, ein Mikrofon sogar einen Kopfhörerausgang. In dieser Tradition ist sicher auch das Model 2400 als Kombination aus Recorder, Mischpult und Controller zu sehen.
Tascam Model 2400: Anschlüsse, Kanäle und Ausstattung
Das Model 2400 bietet 22 Eingänge, die – im Gegensatz zum Model 12 und wie beim Model 24 – auf der Gehäuseoberfläche (und nicht rückseitig) angebracht sind. Davon sind die Kanäle 13-22 als Stereo-Eingangspaare ausgeführt. Die Kanäle 1 bis 12 sowie die Mono-Eingänge 13, 15, 17 und 19 verfügen zudem über +48 V Phantomspeisung, diese haben auch XLR/Klinken-Combo-Eingänge. Die Eingänge 1-2 verfügen über Instrument-Eingänge für hochohmige Instrumente, um bei Bedarf E-Bass und E-Gitarre anschließen zu können.
Preamps mit Tascams Ultra-HDDA (High Definition Diskrete Architecture) Technik sind auf den ersten 12 Kanälen zu finden, für die restlichen Kanäle gibt es andere Preamps, die gegenüber manchem Vormodell möglicherweise verbessert worden sind, dazu später noch mehr.
Neu ist, dass die Phantomspeisung nun gruppenweise für je vier Kanäle an- und ausgeschaltet werden kann. Das wurde zuvor an älteren Modellen kritisiert. Nicht alle Mikrofone vertragen Phantomspeisung gut, andere brauchen sie hingegen zwingend. Will man beide gemeinsam nutzen, braucht man für manche Kanäle jeweils einen anderen Status für die Phantomspeisung.
Jeder Kanal von 1-16 bietet jeweils einen One-Knob-Kompressor, einen 3-Band-Equalizer mit jeweils +/-15 dB Gain, Hi/Lo-Shelving und durchstimmbaren Mitten (100 Hz – 6 kHz) und (das ist neu) Insert-Anschlüsse.
Zum Vergleich: Beim Model 24 besitzen nur die Eingangskanäle 1-2 Inserts, es gibt keine Combo-Ins, stattdessen Klinkeneingänge unter den XLR-Eingängen.
Hier ein paar Beispiele ,wie Kompressor und EQ im Kanal klingen:
Die Kanäle 1-20 sind außerdem mit einem Bypass-Taster ausgestattet, auch diesen gibt es beim Model 24 nicht. Er deaktiviert mit einem Knopfdruck sowohl die Kompressor- (wo vorhanden) als auch die EQ-Sektion des Kanals.
Die Kanäle 13-22 besitzen einfache 3-Band-EQs ohne Kompressor und der Record-Output für die Mehrspuraufnahme kann für jeden Kanal direkt am Gerät auch Post-EQ geschaltet werden.
Das Model 2400 verfügt außerdem über fünf AUX-Sends – ganz im Stil von großen Flaggschiff-Konsolen, das Model 24 bietet davon nur drei. AUX-Send 5 schickt das Signal zur internen Effektsektion, die mit 16 Effekten ausgestattet ist und sich damit wenig von kleineren Mixern unterscheidet. Kleine Unterschiede gibt es aber doch (siehe unten). Die fünf AUX-Sends sind nicht nur fürs Mixen im Studio, sondern auch fürs Abhören und das Erstellen verschiedener Monitormixe bei Gigs hilfreich. Mehr hierzu und zu Pre/Post im Abschnitt über das Monitoring.
Jeder Kanal kann per Taster auf den Main-Out und die vier Stereo-Busse Sub 1/2, 3/4, 5/6 und 7/8 geschickt werden – oder mehrere gleichzeitig.
Rechts oben sitzt das schräg nach oben zeigende Display, daneben ist eine Pegelanzeige mit bis zu drei Farben und 12 Segmenten zu sehen. Im Bedienbereich ist eine Shift-Taste neu hinzugekommen, mit Hilfe derer man sofort aus dem Startbildschirm heraus an den Eintrag „New“ herankommt und schnell ein neues Projekt generieren kann. Das ist sehr praktisch, hierfür musste man zuvor, etwa beim Model 12, ein wenig Menü-Diving über die vier Taster leisten. Es gibt also Platz für weitere neue Funktionen, ohne dass die etablierte Benutzerführung geändert werden muss.
An den Fußschalter kann man via Y-Kabel zwei Pedale anschließen, deren Funktion im Menü „Footsw“ konfigurierbar ist. Über einen Click-Out kann auch das Metronom an die Außenwelt übertragen werden.
Die acht Sub-Outs sind symmetrisch ausgeführt, verfügen aber im Gegensatz zu meinem Mackie 8-Bus nicht über Inserts. Die gibt es dafür reichhaltig in den Kanälen und erstmals in der Mischpultserie für den Master-Bereich, auch wenn man über die Beschriftung „Master Send/Return“ auch ein wenig stolpern kann.
Die Seitenteile mit Holzanmutung fallen beim 2400 dunkelgraubraun aus, beim Model 12 sind sie rötlich.
Analog oder digital?
Vieles wurde in Tests schon besprochen, aber nicht alle Unterschiede zwischen den Modellen werden sofort klar. So ist das Model 2400 (ebenso wie Model 24 und 16) als „Analogmischpult“, Model 12 jedoch als „Digitalmischpult“ gelistet. Auf Nachfrage wurde mir bestätigt, dass das Model 2400 analoge Schaltkreise und Fader besitzt, das Model 12 dagegen ein reines Digitalpult ist. Erstere bringen für meinen Geschmack angenehme Klangeigenschaften mit sich. Es mag mitunter einen Tick mehr rauschen, aber mich hat das im Test nicht gestört. Bei manchen Beispielen habe ich auch mit Absicht Kanäle übersteuert, etwa im nächsten Beispiel, bei dem ich einen Drumloop durch Master-Compressor und EQ jage. Oder in Beispiel 2, bei dem ein ohnehin analog aufgenommener Stolperbeat durch die EQ-Sektion läuft.
Master-Sektion des Model 2400
Der Master-Bereich des Model 2400 ist besonders üppig ausgestattet. Hier gibt es einen Master-Bus mit EQ und Kompressor. Diese Features sind vielleicht weniger im großen Tonstudio als in Situationen interessant, in denen nicht so viele Geräte am Start sind, etwa bei einem Gig mit einer mehrköpfigen Band.
Für den Kompressor sind Threshold, Ratio, Attack, Release und Make-up Regler vorhanden und er reagierte im Test griffig. Für den Master-Bus als Ganzes gibt es einen Kompressor und einen EQ, beide mit eigenem Schalter zur Aktivierung.
Doch wo sind die EQ-Regler? Die Antwort lautet: im Menü! Über die Menüführung im Display gelangt man an den 4-Band-EQ. Die Low- (32 Hz – 1,6 kHz) und Hi- (1,7 k – 18 kHz ) Shelving-Bänder werden durch vollparametrische Mitten ergänzt (alle +/-12 dB).
Auf einer weiteren Seite des Menüs ist übrigens auch eine gute visuelle Darstellung der Kompressor-Parameter zu finden.
Monitoring und Praxis, Talkback, AFL und PFL
Ein separater Talkback-Eingang kann an die Master-Sektion und an AUX 1-4 gesendet werden. Die Monitoring-Sektion bietet insgesamt fünf Master-AUX-Sends, um fünf verschiedene Monitormixe verwalten zu können, auch wenn AUX 5 wie gesagt eigentlich zum internen Effekt geht. Dafür spricht, dass die AUX-Wege 1-3 das Signal stets Pre-Fader abgreifen. Diese Einstellung benötigt man, wenn man beispielsweise Monitormixe verwalten will. Fürs Zumischen eines Halls stellt man einen AUX-Weg dagegen lieber auf Post-Fader, was auch die Voreinstellung für AUX 4 und 5 ist (wobei man AUX 4 auf Pre umschalten kann). Die Tascam Ingenieure gehen also davon aus, dass man drei Monitormixe und zwei Effekte über die AUX-Wege regeln will.
Damit eignet sich das Pult auch hervorragend für Live-Situationen. Dass die einzelnen Kanäle keine Solo-in-Place-, sondern PFL-Taster bieten, bedeutet, dass man über den Monitorweg den Kanal unabhängig von der Faderstellung abhören kann. Das hat Vorteile, etwa wenn man ein DJ ist, aber evtl. auch Nachteile, denn man kann nicht schnell einen Sound so solo hören, wie er gerade im Mix steht. So bin ich es von der Mackie-Konsole gewohnt.
In der Monitoring-Sektion hört man stets die Master-Sektion, es sei denn, die Aux-Wege stehen auf „AFL“ bzw. ein Mixkanal auf „PFL“. Das bewirkt eine Art Solo-Schaltung für die entsprechenden Kanäle oder Aux-Wege im Monitorbereich. Man hört nun nicht mehr die Mastersektion, für die es aber auch noch einen AFL Button gibt. Quasi unsichtbar ist permanent eine Master-PFL-Schaltung aktiv, mit Hilfe deren man den Masterbereich in der Monitorsektion auch bei heruntergezogenem Fader noch hören kann. Die Taste AFL bezieht dann den Masterfader mit ein. Das erkläre ich auch im Video weiter unten.
Praxiseinsatz des Tascam Model 2400
Ich habe ein einfaches Kondensatormikrofon abwechselnd an die Eingänge 4, 8, 12 und 19 angeschlossen und die Gain-Einstellungen/Fader an allen Kanälen etwa gleich hoch gestellt. Dann habe ich es abwechselnd an die Kanäle angeschlossen und etwas hereingesprochen (Teil 1 und 2), dann die Kanäle wieder stummgeschaltet. Danach habe ich das Mikrofon abgesteckt und jeweils die Kanäle kurz aktiviert, um das Rauschen zu vergleichen. Das folgende Bild zeigt die Aufnahmesituation:
Die Aufnahmen habe ich anschließend normalisiert und für einen schnelleren Check in zwei Teile zerschnitten. Die Normalisierung der Aufnahmen nur mit Rauschen war natürlich extrem. Ich habe gleichzeitig via DAW/USB als auch intern am Model 2400 aufgenommen.
Interessanter Nebensapekt: Da ich in der DAW mit 24 Bit, am Mixer aber nur mit 16 Bit aufgenommen habe, hört sich Audiofile 6 (4 PreampsINTREC-ohne angeschlMIC) etwas nach Bitcrushing an. Dafür kann der Mixer allerdings nichts.
Ein bei anderen Modellen kritisiertes Card-Read/Write Nebengeräusch konnte ich beim Model 2400 nicht feststellen.
Ich finde nicht, dass die hinteren Kanäle mehr rauschen, was bei Vorgängermodellen kritisiert wurde, ein wenig anders klingen sie allerdings schon.
Effektsektion des Tascam Model 2400
Für Effekte sind im Model 2400 im Vergleich zu anderen Model-Mixern zusätzliche Parameter unter einem neuen Eintrag „More“ im Menü zu finden, etwa „Diffusion“ für Hall oder verschiedene Chorus-Parameter, auch wenn es ansonsten die gleiche, bereits bekannte Effektausstattung gibt.
Diese klingt im Tonstudio vielleicht nicht überragend, für den Live-Bereich reicht das allerdings sicher aus. Außerdem kann etwa der Diffusion-Parameter den Hall durchaus nochmal etwas dichter machen. Zudem ist es ja vorgesehen, weitere Effekte über die vielen Inserts einzuschleifen.
Bei den Delays unterscheiden sich Delay 1 und 2 nur durch die eingestellte Delay-Zeit.
Bemerkenswert ist, dass der Effekt (wie ein Mischpultkanal) einerseits auf alle Subgruppen, andererseits das Signal auch zusätzlich an alle Aux-Kanäle geschickt werden kann. Hier hat jemand mitgedacht.
Die Kompressoren können in den Kanälen 1-20 auf Bypass gestellt werden. Bluetooth kann auf Kanal 21/22 und den Main-Mix geroutet werden, nach dem Pairing aber auch temporär im Mix auf „off“ geschaltet werden.
Tascam Model 2400: Mehrspuraufnahme
Im Laufe der letzten Jahre sind bei Firmware-Updates neue Funktionen hinzugekommen, von denen auch das Model 2400 profitiert. Hierzu gehört die Normalisierung von Aufnahmen und die Möglichkeit, dies via Undo rückgängig zu machen. Zu den fortgeschrittenen Optionen gehört auch das Setzen von Markern oder Punch-in-Recording. Die Aufnahmen können dabei eine Auflösung von bis zu 48 kHz und 24 Bit haben.
Controller & MIDI
Ihr könnt eure DAW über die Laufwerkstasten des Model 2400 fernsteuern, aber auch die Record-Taster nutzen, um Spuren scharfzuschalten. Interessanterweise fehlt dem Model 2400 die beim Model 12 zu sehende Aufschrift „Controller“, doch im Menü sehen die Optionen identisch aus. Auf Nachfrage wurde mir jedoch mitgeteilt, dass das Model 12 auch Fader-Steuerungen erlaubt, während das Model 2400 nur die Spurscharfstellung und die Transporttasten als Controller unterstützt.
Via MIDI ist Synchronisierung mittels MIDI-Time-Code und MIDI-Clock mit Unterstützung für den Songpositionszeiger (SPP) möglich. Während Wiedergabe oder Aufnahme können zudem MIDI-Timecode- und MIDI-Clock-Informationen erzeugt und über DIN-MIDI-Out oder USB ausgegeben werden.
USB-Routing, MTR-Routing, Streaming, Sonstiges
Ich muss mich daran gewöhnen, dass hier der USB-Stereo-Return über die Ins 1-2 läuft, so dass diese Kanäle beim Abhören nicht bereitstehen. Das ist eine der wenigen Nachteile gegenüber meinem Behringer Xenyx 2442USB, den ich auch gerne mal als Submixer einsetze und für Videokonferenzen mit meinem Computer verbinde. Hier kann man das USB-Signal leicht per Knopfdruck in den Control-Room-Out schalten. Via USB gibt es aber nur 2 In- und 2 Out-Kanäle. In den Tascam Mixern wählt man oben im Kanal, ob der jeweilige USB-Kanal, das eingesteckte Signal oder das Signal des Mehrspurrecorders (MTR) anliegt. So können die Tascams das USB-Signal an den Mix routen und via USB auch wieder aufnehmen, was bei den meisten Behringer USB-Kleinmixern nicht möglich ist.
In einem für das Streaming optimierten Modus reduziert man die Audioübertragung auf zwei Kanäle und routet den Stereo-Mix nicht über die USB-Kanäle 23-24, sondern über Kanal 1-2 in Richtung Software, wie etwa an OBS. Wenn bei Videoaufzeichungen das Bild gegenüber dem Ton zurückbleibt, kann man das am USB-Ausgang des Model 2400 ausgegebene Tonsignal gezielt (im Bereich von 0 – 2.000 ms) verzögern, um es mit dem Bild zu synchronisieren. Diese Funktionen kenne ich auch von einem jüngeren Firmware-Update für das Model 12.
Mitbewerber des Tascam Model 2400
Ich finde, das Model 2400 stellt eine gelungene Mischung dar. Tascam wagt sich in Gefilde der größeren Mixer, das Model 2400 finde ich aber mit 14 kg Gewicht gerade noch so gut transportabel. Mein nicht mehr erhältlicher Mackie 8-Bus-Mixer ist zwar ohnehin 32-kanalig, war aber in der 16- und 24 Kanalvariante auch schwerer und unhandlicher. Das Gerät war mal – oder ist gar noch – Standard, insbesondere wegen seiner Übersichtlichkeit.
Das Model 2400 könnte hier der Nachfolger werden, denn es verfügt über eine ähnlich klare Gestaltung. Allerdings bieten die alten Mackie Pulte vor allem im Hinblick auf internes EQ-ing mit einem zusätzlichen vollparametrischen Band noch mehr Funktionen, zudem können beim Macie alle sechs Aux-Wege Pre/Post geschaltet werden.
Die 8-Bus Konsole erlaubt das Einschleifen von vier Stereo-Kompressoren für die Busse, so dass ich Drums, Bässe, Sounds und Vocals als Summengruppen separat komprimieren kann. Damit war man Ende der 90er ziemlich weit vorne – und wäre es wohl auch noch heute. Während vergleichbare Summenbearbeitung in der DAW heute ein Kinderspiel ist, wird so etwas mit Hardware deutlich schwieriger. Der Witz bei so einer Insert-Verkabelung ist ja, dass man die Fader-Stellung verändern kann, ohne dass die Kompressor-Einstellungen nachgeregelt werden müssen. So etwas könnte man mit dem Model 2400 realisieren, wenn man acht Sub-Outs an acht Eingänge (z.B. die Kanäle 5-12) anschließen würde. So abwegig ist das auch gar nicht, schließlich hätte man dann für jede Subgruppe noch EQs, bei Bedarf sogar Sends – und immer noch 14 reguläre Eingangskanäle plus Talkback.
Insbesondere das Funktionsprinzip der Monitor- und Control Room-Sektion ist etwas anders. Während viele Behringer Mischpulte eng an das Mackie Funktionsprinzip angelehnt waren und immer noch sind, ist das Routing der Monitorsektion in den Tascams meiner Meinung nach nicht ganz so leicht direkt am Mischpult durchschaubar, sondern wird erst mit Hilfe des Handbuchs verständlich.
Solch einen schönen Allrounder wie das Model 2400, zumal in dieser Größe, gibt es heutzutage kaum anderswo. In kleineren Dimensionen wollen das Mackie Onyx16 und 24 sowie der Presonus StudioLive Mixer AR16C oder diverse Zoom-Mixer mit Mehrspurrecording mit dem Model 16 und 24 konkurrieren.
Ein größerer Mixer ohne Recorder ist dagegen das Presonus Studiolive 32SC, das sowohl für Live- als auch für Studioanwendungen gemacht scheint. Das Allen & Heath ZED-428 kann auch vier Gruppen ansteuern, bietet dazu mehr im EQ-Bereich, aber keinen Recorder und ist insgesamt deutlich größer. Die meisten Behringer Pulte sind dagegen kleiner, digital und/oder ohne die Möglichkeit einer Mehrspuraufnahme.
Jetzt kann ichs ja zugeben: Ich habe seit Wochen auf den Test hier gewartet. 😅
Daher ein riesengroßes Dankeschön!
Dass der Mainoutput des PCs auf Kanal 1+2 kommt, muss aber nicht so sein, oder? Ich habe es so verstanden, dass dies einstellbar ist?! Es ginge zb. auch direkt auf den Main oder den letzten Stereokanal?
Zur wichtigsten Frage: Ist das Teil immer, d.h. auch als Interface „nur“ 48khz fähig, oder bezieht sich dieses 24bit 48khz nur auf die Aufnahme auf SD-Karte?
Wie ist so die Latenz als Interface und die Qualität der Wandler?
Ich bin im Moment schwer am Überlegen, ob ich mir anstelle eines Multichannel-Interfaces (Arturia, RME, Focusrite) nicht so ein Mischpult zulegen soll. Außerdem hätte man gleich etwas, das man auch live exzellent gut gebrauchen kann.
Nebenbemerkung: Großartig (ein-)gesprochen. Ich habe da echt gerne zugehört und hatte immer das Gefühl, hier spricht jemand, der Ahnung von der Sache hat und mir gleichzeitig gut erklärt, was gerade Sache ist. 🙂
@Flowwater ich find das Ding klasse, arbeite aber auch gern ein bißchen oldschoolig und brauche meist nur normale Audio-Sampleraten .
@Heiner Kruse (TGM) Mache ich auch: Ich mache im Moment alles in 24 Bit/48 kHz. Hier passt das also für mich. Und dann:
— Eingänge sehr universell schaltbar
— interne Aufnahme (!)
— sogar zwei hochohmige Eingänge (brauch ich im Moment nicht, aber man weiß ja nie)
— BlueTooth-Connection (ist einfach echt praktisch, wenn jemand im Studio was vom Handy vorspielen will)
— Kompressor
— vier AUX-Sends (brauch ich im Moment nicht, aber ich könnte ja mal mein MPX-1 einschleifen)
— etc.
Insgesamt: Äh … in Ermangelung einer besseren Formulierung … *schleck*! Da darf das auch mal ein bischen was kosten.
@Flowwater hallo,
da kann ich nur dazu raten, das pult sehr genau persönlich zu testen.
ich hatte das konzeptionell ähnliche mackie onyx16 und habe festgestellt: es sind tw. kleinigkeiten und marginale funktionen, die ein pult für einen nützlich machen.
im fall des mackie gab es aber auch einige unvorhersagbare dinge, die erstaunlicherweise in keinem testbericht standen und das pult für mich nervig bis unbrauchbar machten.
ich habe jetzt das audiofuse 16rig, was so unauffällig und unproblematisch seinen dienst tut, das man sich fragt, wozu man das ganze geld ausgegeben hat…
@Schneum Ich gehe mal davon aus, dass Heiner keinen Quatsch geschrieben hat (davon gehe ich übrigens bei Amazona grundsätzlich aus). Dann habe ich mir die Soundbeispiele angehört. Dann habe ich die für mich wichtigen Features zusammen gefasst (siehe u.A. oben). Dann habe ich auch noch gesehen, dass der von mir hochverehrte Warren Huart das Pult für gut befindet. Tja, und dann bleibt für mich übrig: Das Pult gefällt mir echt ganz ausgezeichnet. 🙂
Auch ich – Fan analoger Mischpulte – bin reichlich begeistert von dieser ‚Mischpultschönheit‘; gegenüber den kleineren Modellen dieser Serie hat sich wichtiges getan, was mitunter sehr nützlich sein kann.
Einzig eine 2-fach semiparametrische Mittenklangregelung wäre ein Krönchen mehr für dieses gut gestaltete Mischpult …
Der Preis ist nicht gerade ‚klein‘ – aber für das Gebotene dieses nahezu konkurrenzlosen Gerätes wohl auch angemessen.
Aber mehr und mehr spielen (im Studio wie auch live) Stereo-Geräte eine größere Rolle, in Form von Effektgeräten auch für Gitarristen und sogar für Sänger. Keyboarder mögen ohnehin gleich mehrere Stereo-Geräte gleichzeitig nutzen.
Folglich sind die 2-4 Stereo-Eingänge bei den allermeisten Mixern heute nun wirklich nicht mehr zeitgemäß; es sollten bei einem Mixer dieser Dimension dann sicher 50 % der Eingänge sein, die Stereo-tauglich sind.
In diesem Punkt ist dann der KORG MW 2408 einfach zeitgemäßer für die meisten Anforderungen und Aufgaben. Und auch deutlich günstiger im Preis, was den Korg zu einem klaren Konkurrenten des Tascam 2400 macht.
@Nvelope stimmt, das Ding sieht auch gut aus. Aber es ist nur ein 2 Kanal Audiointerface und hat glaube ich auch keinen Recorder.
@Nvelope 2-Kanal Interface ist nun wirklich keine Konkurrenz, da gebe ich Heiner recht.
Kann sich dieser Mixer tatsächlich zu anderen Clock-Mastern über MIDI synchronisieren? Beim Model 12 ist für mich das größte Manko, dass er nur als Clock Master für andere fungieren kann. ich hatte immer gehofft, dass das mal per Firmware Update nachgereicht wird.
@LostSongs Das habe ich tatsächlich nicht selbst ausprobiert, ein User meinte, das 2400 könne nur als Master fungieren.
Hier habe ich noch ein Video dazu gemacht, auf welches der User die entsprechende Antwort gegeben hat. https://www.youtube.com/watch?v=NRddpQ_oFWU&list=PL3mJLZymSqQO0uMFaqV2NvNd4xusD5xoj&index=4
@LostSongs Model 2400 kann MIDI-Timecode und MIDI-Clock senden ….
Davon, dass es ggf. selbst auf eingehenden Timecode oder Clock reagieren kann, steht nichts im Manual, diese Funktion scheint es dann nach wie vor nicht zu geben. Synchronisierung geht, aber der Mixer muss Master sein.
Jetz habe ich auch erstmal gemerkt, dass der Tester derjenige ist, dessen Videos ich zu dem Teil schon ausgiebig studiert habe. Und btw: ebenso gerade gemerkt, dass von Dir einer meiner aller aller ersten Platten stammt. Hut ab!
@zirkuskind Danke schön ;-)!
Mit dem Presonus SC32 können bis zu 34 Spuren direkt auf den Onboard SD-Kartenrecorder aufgenommen werden…
@Ebi …den hatte ich auch bei der Konkurrenz genannt ;-)
Das 32-8er Mackie war auch mein erstes großes Pult. Trotzdem würde ich mit 2100€ heute ein Digitalpult wählen. Ist deutlich vielseitiger und kompakter.
Hallo, Heiner.
Guter Artikel. Was ich nicht ganz verstanden habe: Kann man Spuren aus der DAW heraus auf einen beliebigen Kanal im Mixer routen, diese dann z.B. mit externen Sends bearbeiten und dann wieder aufnehmen, oder sind die Mixer-Kanäle, die Audio über USB empfangen, festgelegt?
Ach, und weißt du zufällig, ob der Mixer als Audio-Interface ein internes Loopback hat?
LG Sven
schon mal eine Antwort:
Wohin die USB Kanäle 1/2 am Mischpult gehen, ist umschaltbar.
Das Manual sagt sinngemäß dass es mehrere Optionen gibt
TO CH1/2
TO CH21/22
Im letzteren Fall gehen die Audiosignale der USB-Kanäle 1–2 an den Mischkanälen 21/22 des Model 2400 ein. Diese Einstellung ist etwa dann nützlich, wenn Sie beim Streaming Mikrofone an den Mischkanälen 1–2 verwenden, und gleichzeitig das vom Computer kommende Audiosignal anpassen wollen.
TO MASTER BUS P.
Die Audiosignale der USB-Kanäle 1–2 werden mit den Signalen gemischt, die an den Eingang des Stereosummenprozessors geleitet werden.
Außerdem ist wählbar, was an die DAW geht
Option 1) Die Eingänge der Kanäle 1–12, der Kanalpaare 13/14 bis 21/22 und die Stereosumme werden an die USB-Kanäle 1–24 weitergereicht.
Option 2) Der linke und rechte Kanal der Stereosumme wird an die USB-Kanäle 1–2 weitergereicht.
In der Praxis klappt alles prima, ich finde, das Gerät macht das, was ich im Studio in der Praxis brauche: Es kann mixen, in gängigen Formaten aufnehmen und Audiointerface sein. Aber natürlich muss man erst mal durch das Routing und die Monitorsektion durchblicken. Doch natürlich brauche ich oft beim Mixen noch mehr an EQ Möglichkeiten im Studio in der DAW. Doch für eine erste Bearbeitung oder eine Live Situation ist sicher genug da.
Wie an anderer Stelle kurz erwähnt habe ich noch ein kleines Video dazu gemacht:
https://youtu.be/NRddpQ_oFWU?
@Heiner Kruse (TGM) Danke für die Infos und auch für den Link zum Video. Das hatte ich auch übersehen.
Hatte auch schon auf YT geguckt, ob es da interessante Videos gibt, aber das war eher mau. Dein Video fand ich gut, weil das mehrere Anwendungsfälle gezeigt hat. Danach hatte ich weniger Fragezeichen. : )
was im sehr ausführlichen Test leider fehlt ist die Info, ob die mehrspuraufnahmen post oder prefader schaltbar sind. Ich finde das ist eines der größten Mankos bei fast allen Combo Pulten. Für Modular oder Synthjams eigentlich unerlässlich, ich will die fadermovements manchmal auch aufnehmen…eben ganz wie in alten Zeiten, wo man auch beim Printen eines Mixes die Fader mitfährt und manchmal sogar die Mutes einsetzt (siehe zB 90er HipHop).
@fx_berg Ist im Video bzw erkennt man es auf Fotos der Oberfläche: Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen (großes Manko) ist das postfader schaltbar, dh Kompressor und eq Einstellungen landen mit im PC.
@zirkuskind stimmt den hatte ich übersehen, danke für den Hinweis!
allerdings wieder nur EQ/Comp – ich finde die Fader am wichtigsten. ich mache das momentan halt über Midi und mit Automation mit aufnehmen bei max 8 Tracks, sprich wann und wo nötig … aber das ist nicht dasselbe wie am Mixer direkt. mir ist es eigentlich unverständlich bei all der Funktionalität genau das wegzulassen, bei den midas fw Pilzen konnte man das intern mit Jumper machen zB, das kostet 5 Euro mehr…im Falles des model2400 hätte das zB gelöst werden können… hätte das halt 20 Euro mehr ausgemacht…
@fx_berg Ich kann hier gerne noch Fragen beantworten, habe jetzt auch nicht alles im Kopf, was ich geschrieben oder nicht geschrieben habe. Der Test war wirklich aufwendig, da kann aber auch immer noch ein Aspekt fehlen, eine Komplettanleitung kann ich natürlich nicht liefern. Aber dieser optionale Dialog danach ist ja das Gute an Online-Tests. Ich habe das Pult nicht mehr hier, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das leider nicht geht. Ich habe auch nochmal im Schaltplan des Manuals nachgeguckt, wo der Rec Out abgegriffen wird, da ist leider kein optionaler Umschalter zu sehen.
Pegelvariationen kannst Du dann nur mit den Gain Reglern machen. Allerdings kannst Du noch wählen, ob Du Pre oder Post Comp/ EQ aufnimmst. Ja, Für Live Performances habe ich auch an anderer Stelle gerne Mutes und Solos. Aber die Idee ist hier, dass man schnell das aufgenommene Signal wieder in den Kanal schalten kann und es dann mit dem Faderstand wieder so klingt wie vorher. Theoretisch könnte auch ein Umschalten der Input Source zwischen Line und Mic den Effekt eines Mutes bei der Aufnahme haben.
@Heiner Kruse (TGM) Achherje, echt? Das ist der Dealbreaker. Warum bauen die das so? Sehr ärgerlich.
Sorry, aber dafür zahle ich nicht über 2000 € und vor allem ziemlich eingeschränkt in den Funktionen die man für den Preis und für ein professionelles Mischpult erwarten würde. Wie realitätsfern ist das denn bitte?
Wo sind die flexiblen Routingmöglichkeiten? Die 2 semi-parametrischen Mitten? Stimmbarer Low cut pro Kanal? Zu viele Monokanäle, zu wenige Aux send’s. Keine direct outs (ja ich weiß hat ja ’nen interface). Also da finde ich den APB Dynasonic wesentlich sinnvoller und brauchbarer, auch wenn doppelt so teuer ist und kein eingebauten Interface hat. Es gibt aber bestimmt ne menge Leute, die das anders sehen, aber bitte nicht für dern Preis, meine sehr vereehrten Damen und Herren.
@FaderMode Du sagst es doch bereist, das Traumteil von ABP kostet doppelt soviel, übrigens mehr als doppelt soviel nimmt man die Option EQs postfader in den DirectOuts zu haben. Und dann hast du immer noch kein Interface. Unkomplizert aufnehmen darauf kannst du auch nicht.
Sinnloser Vergleich find ich.
Das APB ist wohl fantastisch, und im Studio auch mega, nur braucht es dafür noch ne Menge anderer Sachen und es kostet viel. Das Tascam hier kann mehr, und kostet weniger als die Hälfte. Wo ist das Problem?
Ich sehe übrigens den Sinn des APB sogar mehr im Livebetrieb (vorallem im hochwertigen siehe Nils Frahm), und das Tascam eher im Studio.
@zirkuskind ich sehe den Tascam tendenziell als Allrounder, der sowohl im Studio als auch Live viele praktische Funktionen bietet, aber in manchen Spezialbereichen von anderen „Spezialisten“ übertrumpft werden kann. Ich denke schon, dass vieles auch auf den Live-Einsatz ausgerichtet ist, insbesondere die Pre-Fader Auxwege.
Und der Gesamtcharakter ist schon auch ein wenig „oldschool“, das sieht hier noch aus wie ein klassisches Mischpult, die Menüoptionen halten sich in Grenzen und sind klar strukturiert. APB ist natürlich auch klasse, da hatte ich bei einem Auftritt auf der superbooth mit zu tun – aber wenn wir da die einzelnen Kanäle hätten aufnehmen können, das wäre im Nachhinein der Hammer gewesen.