Preisgünstiger Stereokompressor
Kompression leicht gemacht
Wir möchten Ihnen heute einen „Einsteiger-Kompressor“ vorstellen, der das perfekte Werkzeug für kleinere Bands ist, um auf der Bühne schnell und unkompliziert Pegel und Mischung in den Griff zu bekommen.
Schon eines vorweg: Lassen Sie sich nicht durch den niedrigen Preis des C300 abschrecken(derzeit 129 Euro bei THOMANN). Dieser TC Winzling hat es echt in sich. Ich habe das Teil mit einer 8-köpfigen Band getestet und war erstaunt über die gute Klangqualität, aber vor allem über die extrem leichte Bedienbarbeit.
Aber der Clou:
Der deutlich doppelt so teure TC C400XL Kompressor (aktueller Preis bei THOMANN 299 Euro) ist im Wesentlichen dasselbe Gerät, verfügt jedoch über professionellere Anschlüsse. Im Folgenden sprechen wir also ausschließlich vom C300 und nehmen uns dann im Anschluss die Unterschiede zum großen Bruder C400XL vor.
Der Markt an Kompressoren erstreckt sich von knapp über 100 Euro (wie unser Testkandidat) bis weit in den vierstelligen Bereich hinein. Natürlich versucht der C300 nicht mit einem High-Class Röhrenkompressor Schritt zu halten, aber die Preisklasse bis 500 Euro mischt er doch ordentlich auf, wie wir gleich sehen werden.
Live & Presets
Wir gehen mal davon aus, dass die meisten unter den Lesern mit der Wirkungsweise eines Kompressors vertraut sind. Ansonsten empfehle ich den zweiteiligen AMAZONA Workshop „Kompressoren“. Den Link dazu findet Ihr im Anschluss unter „Verweise“.
Zurück zum TC300.
Selbst denjenigen, die nicht zu 100 Prozent mit einem Kompressor vertraut sind oder nur wenig Erfahrung im Umgang mit Kompressoren mitbringen, kann ich den C300 empfehlen. Profis jetzt am besten ein Auge zudrücken: Der C300 arbeitet auf Wunsch mit Presets!
Über Sinn und Unsinn von Presets lässt sich bekanntlich streiten – JA lässt sich! Denn die Presets des C300 funktionieren tatsächlich sehr gut und müssen im Live Einsatz nur noch nachgeregelt werden.
Hier eine kurze Übersicht der Presets:
- Composite
Am besten für Summenkompression. Wird in den Master-Out eingeschleift. (Quasi ein Multibandkompressor – nur ist eben Multibandkompression als Preset wirklich nur sehr schwer einsetzbar. Hier wurde offensichtlich ein Preset für die „kleine Rockband“ entwickelt. Das ist TC auch wirklich geglückt. Ansonsten eher Finger weg. - Female vocal
Weibliche Gesangsstimme. Klasse! - Male vocal
Männliche Gesangsstimme. Ebenfalls sehr gut! - Voc. Choir
Background Chor. Wunderbar. - Speech
Sprecher, z.B. für das Mikro eines Moderators auf der Bühne. Eher für Männer. - Bass guitar
… alles klar oder? E-Bass! - Electric guitar
… und der auch. Augen zu und durch – geht aber. - Acoustic guitar
… gerade live und über Mikro abgenommen, eine wirkliche Heruasforderung. Für die Kleinkunstbühne aber ausreichend. - Horns/instrument
konnte ich leider nicht ausprobieren in Ermangelung an Bläsern! - Piano/keyb
… da schmeissen die lieben Dänen den Synthesizer und das Klavier in eine Kiste. Eher als grenzwertig zu betrachten ;-). - Percussive
Für Percussion oder Drum-Mix. Wird am besten in einer Subgruppe eingeschleift, um den gesamten Percusion-Drum Mix zu komprimieren. Absolut effektiv! - Toms
Welche Toms sollen es denn nun sein? Viel Nacharbeit ist hier gefragt. - Bass dm
… gerne auch mal Kick bekannt. Wobei das Preset auf eine akustische Bass-Drum abgestimmt ist. Hat mich voll überzeugt! - Snare dm
Knallt und macht die Snare wirklich deutlich durchsetzungsfähiger. Toll! - Hiss-Cut
Eine Art Rauschunterdrückung mit Gate-Funktion für die Pausen, in denen kein Nutzsignal zu hören ist. Na ja! - De-ess1
Entfernt die Zischlaute beim Sprechen oder Singen. Für die Bühne ok. - Hum-Cut
Tiefes Brummen wird hier einigermaßen gut in entfernt. (Passiert gerne bei falscher Erdung). Konnten wir nicht ausprobieren – wir haben einfacht nichts zum Brummen gebracht ;-). - De-ess2
Ähnlich wie De-ess1.
Natürlich sind die Presets kein Zauberwerkzeug für die Bühne, Gehör und Feingefühl bei der Adaption der Presets gehören weiterhin zum Arbeitswerkzeug des Mannes hinter dem FOH. Aber manche kleine Band hat weder einen FOH noch einen eigenen Mann dafür. Da steht der Club-Mixer direkt neben dem Keyboarder und los geht’s.
Genau für diese Fälle ist der C300 ein erstklassiges Werkzeug.
Aussen
Nun gut, wer absolut keine Lust auf Presets hat, kann den C300 gerne auch vollkommen von Scratch bedienen.
Wie es sich für einen Stereo-Kompressor gehört, sind alle Bedienelemente jeweils für den linken und rechten Kanal vorhanden. Üblicherweise hat man im direkten Zugriff THRESHOLD, RATIO, MAKE UP (bzw. RELEASE) und MIX Verhältnis.
Über den zuletzt genannten Regler erreicht man auch eine Bypass Funktion, wenn man den Regler bis an den linken Anschlag dreht.
Jeder Kanal lässt sich darüber hinaus zwischen einer Wirkungsweise als Kompressor oder Limiter umschalten.
Eine rote Leuchtdiode zeigt an, ob der Kanal übersteuert wurde, eine grüne Diode, ob ein digitales Signal anliegt.
Darüber hinaus zeigen auch bei schlechten Lichtverjältnissen jeweils 2 sechsstellige Aussteuerungsanzeigen die Arbeit der Kompressoren/Limiter an.
Zwei praktische Haltegeriffe an der Stirnseite machen nochmals klar, dass der C300 für den Live-Einsatz konstruiert wurde. Unterstrichen wird das auf der Rückseite auch durch einen richtigen Netzanschluss. (Wandwarzen sind der Tod jedes Live-Gigs ;-).
Zum Schluss sei noch der Routing-Schalter auf der Vorderseite erwähnt: Der C300 lässt sich auf Wunsch als zwei Mono-Units einsetzen oder zwei in Serie geschaltene Stereo-Units. Clever!
Schon mal hier ein vorläufiges Fazit:
Die Bedienung ist schlicht, effektiv, die Potis griffig, die Anzeigen hell und deutlich und der Zugriff intuitiv. Genau wie es im Live-Einsatz sein muss. Keine Displays, keine Menüs, keine Verwirrung. Perfekt!
Anschlüsse
Auch hier zeigt sich ein klares und aufgeräumtes Bild:
Je zwei Klinken Ein- und Ausgänge sind ein Zugeständnis an den günstigen Preis. Wer XLR braucht, muss eine Preisklasse höher zugreifen. Dafür sind alle 4 analogen Anschlüsse symmetrisch ausgelegt. Das ist doch auch was wert ;-). MIDI In und Out erlauben die Steuerung von Parameteren und Umschalten von Presets.
Wer einen digitalen Mixer hat, kann den C300 auch über S/PDIF einschleifen, muss dann aber darauf achten, dass er nicht in Clock-Schwierigkeiten mit anderem Digitalequipment kommt.
Sound
Ich war vom ersten Moment an baff! Anders kann ich es wirklich nicht sagen. Der C300 ist eine Wunderwaffe. Wirklich!! Kein störendes Pumpen, keine Signalspitzen, die die Geschwindigkeit des Kompressors nicht in den Griff bekommen hat. Aus Spaß an der Freude habe ich im stillen Kämmerlein auch mal die Kick einer TR808 durch en Kompressor gejagt, für mich immer der Geschwindigkeitstest – und siehe da – der leichte Knacks am Attack der Bass wurde nicht abgeschnitten. (Hier mal ein Seitenhieb auf so manch günstige andere Kompressoren, die an dieser Stelle einfach zu langsam sind und den Attack gnadenlos kappen).
Der (kleiner) Unterschied zwischen C300 und C400XL
Auch wenn das jetzt nicht vom Hersteller bestätigt wurde: Meines Erachtens werkeln sowohl im C300 als auch C400Xl dieselben Algorithmen. Selbst die Frntplatten, das Gewicht, die Presets und die Funktionen sind identisch.
Für einen Aufpreis von 170 Euro bekommt man im C400XL dann XLR Ein- und Ausgänge sowie professionelle AES/EBU Digitalschnittstellen statt der S/PDIF Anschlüsse des kleinen Bruders.
Die Griffe auf der Front fehlen dem C400XL. Vielleicht soll das ja ein versteckter Hinweis von TC sein, dass der C300 eher für Live und der C400XL eher für Studio eingesetzt werden soll, obwohl natürlich gerade im Live-Einsatz die XLR-Anschlüsse robuster und zuverlässiger sind. Na ja – ganz schlau werde ich daraus nicht.