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Test: TC Electronic Fluorescence Shimmer Reverb, Gitarren Hallpedal

Ein blasser Shimmer

23. Oktober 2018
TC Electronic Fluorescence Shimmer Reverb

— TC Electronic Fluorescence Shimmer Reverb —

Der Shimmer-Effekt hat sich zu einem regelrechten Trend der letzten Jahre entwickelt. Ist ja auch schon ganz praktisch, wenn man Synthesizer-ähnliche Pads mit den sechs Saiten so ganz nebenbei erledigen kann. Nun ja, so ganz nebenbei ist dabei relativ zu betrachten, denn einige auf dem Markt befindliche Hallgeräte, die mit diesem zusätzlichen Pitchshift-Algorithmus ausgerüstet sind, formen aus einem schönen Akkord durch unglücklich gewählte Intervalle und/oder Obertöne schon mal eine gruselige Kakophonie als eine warme und weiche Klangwolke. Einige wiederum haben den Trick ganz gut raus, darunter vor allem die Boliden von Strymon, Eventide oder Empress Effects, deren Hardware mühelos in der Lage ist, den komplexen Shimmer-Algorithmus zu erzeugen.

Doch nicht jeder hat die finanziellen Möglichkeiten oder die Lust, sich für ein paar Flächen im Gitarrensound gleich solch ein teures Teil anzuschaffen und da kommt TC Electronic mit seiner Low-Budget-Effektserie ins Spiel. Die Dänen, seit geraumer Zeit in den Händen der Behringer Music Group, präsentieren mit dem TC Electronic Fluorescence Shimmer Reverb ihre Version des Edelhalls, natürlich mal wieder für einen unschlagbaren Preis. Kann das gut gehen? Machen wir den Test!

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TC Electronic Fluorescence top

TC Electronic Fluorescence – Facts & Features

Von kompakt kann keine Rede sein, von robust jedoch schon: Auch das TC Electronic Fluorescence besitzt das bekannte zweiteilige Stahlblechgehäuse, auf dem man guten Gewissens einen Panzer parken könnte. Und auch wenn man es kaum erkennen kann, lässt sich das Pedal mit einer 9-Volt-Batterie betreiben. Dazu muss allerdings der komplette Deckel  auf der Unterseite abgeschraubt werden, eine sehr komplizierte Sache, wenn es mal schnell gehen muss. Da sei doch besser zum Betrieb mit einem Netzteil geraten, die Anschlussbuchse dafür sitzt zusammen mit den zwei Klinkenbuchsen für Ein- und Ausgang an der Stirnseite des Fluorescence. Es befindet sich allerdings kein Adapter im Lieferumfang, bei einem Preis von rund 50,- Euro für das blau lackierte Pedal sollte das aber doch zu verschmerzen sein. Selbstverständlich besitzt auch dieses Pedal wieder einen True-Bypass, das Originalsignal bleibt also auf seiner Strecke komplett unangetastet.

Auf der Oberfläche warten vier Regler mit griffigen Kunststoffknöpfen auf ihren Einsatz, hier finden wir (bis auf den Shimmer-Regler) die üblichen Verdächtigen eines Hallpedals:

  • Reverb – regelt die Länge der Hallfahne (Decay).
  • Mix – sorgt für das Mischverhältnis zwischen Original- und Effektsignal.
  • Tone – ein Filter für das Effektsignal.
  • Shimmer – regelt den Umfang der zugefügten Obertöne: Bei Linksanschlag des Reglers wird eine Oktave unter dem Originalsignal hinzugefügt, in der Mittelstellung findet eine Doppelung statt und bei Rechtsanschlag ergänzt eine Oktave über dem eingespielten Signal den Sound.

Die Potis sind auch hier wieder fest mit dem Gehäuse verschraubt, wirken aber etwas zäh in ihrer Bedienung, besonders fällt hier das Shimmer-Poti negativ auf. Aber gut, dann werden sie zumindest nicht unfreiwillig verstellt, falls man mal mit dem Fuß dagegen tritt. Das könnte nämlich durchaus geschehen, denn so weit entfernt liegen die Regler nicht vom Fußschalter, der erfreulicherweise wieder ein Softklick-Typ ist und somit nahezu geräuschfrei arbeitet. Eine rote LED signalisiert die Betriebsbereitschaft und was uns nach deren Aufleuchten an Klangwelten aus dem Hause TC erwartet, erfahren wir ab der nächsten Seite.

TC Electronic Fluorescence – in der Praxis

Zunächst einmal gilt es, das erfreulich geringe Nebengeräuschspektrum zu erwähnen – für ein Hallpedal natürlich enorm wichtig, hier haben wir innerhalb dieser Pedalbaureihe von TC schon ganz andere Klopper erleben dürfen. Erinnert sei an dieser Stelle nur an das Rauschverhalten des Blood Moon Phaser, der sich so kaum in der Praxis einsetzen lässt. Hier ist aber diesbezüglich alles prima, wenn auch die Klangqualität erwartungsgemäß eher Schonkost, als Premiumqualität entspricht.  Gut, man sollte auch da wieder den Preis des Fluorescence nicht vergessen und dafür geht das Gebotene schon in Ordnung. Auf keinen Fall aber sollte man dieses Pedal im Vergleich zu den Geräten aus der Kategorie Strymon, Empress & Co. sehen, das muss man sich einfach immer wieder vor Augen bzw. Ohren führen! Für den Preis einer dieser Luxuskisten könnte man sich locker ein halbes Dutzend (und mehr) Tretminen aus der Low-Cost-Baureihe der Dänen unter den Tisch stellen.

Und, shimmert es?

Der Hall ohne den zugefügten Shimmer kann durchaus als Alternative für den betagten Reverb des eigenen Amps durchgehen. Das Signal ist relativ dicht, verwäscht jedoch bei größeren Räumen spürbar und wird selbst bei voll zugeregeltem Shimmer-Poti leider nicht ganz unbeeinflusst vom Shimmer-Effekt. Einen sauberen Hall gibt es also nicht, es „schwirrt“ sozusagen stets etwas im Hintergrund mit. Wäre natürlich schon ganz praktisch gewesen, wenn man den Hall auch ganz alleine hätte nutzen können, allerdings sind die gebotenen Raumgrößen hier doch sehr eingeschränkt. Die Hallfahne ist selbst im unteren Bereich schon sehr lang, deutlich zu lang etwa, um einen kleinen, knalligen Raumeffekt zu erzeugen, wie er ja bei Gitarrensounds oft und gerne eingesetzt wird.

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Der Shimmer selbst kann besonders Akkordflächen wirkungsvoll aufbereiten, aber auch hier gilt besser sparsam als zu viel, denn ansonsten kann es plötzlich doch sehr künstlich klingen. Gut gefallen und gut einsetzbar sind die Shimmer-Sounds mit der Oktave unter dem Originalsignal, das wirkt recht dezent und kann manchem Akkord einen zusätzlichen Charme verpassen. Im oberen Bereich hingegen wirkt der Effekt schnell sehr aufdringlich und fast schon schrill, hier muss man zur Not mit dem Mix-Poti das Effektsignal etwas absenken.

TC Electronic Gitarren Hallpedal

Die Klangbeispiele

Nun aber ran an den Speck, Sounds sagen mehr als tausend Worte. Hören wir uns den Sound des TC Electronic Fluorescence an. Für die folgenden Klangbeispiele habe ich das Pedal in den Effektweg meines Orange Micro Dark eingeschleift. Der Amp wurde betrieben mit einer H & K 1×12″ Celestion V-30-Box, abgenommen wurde die Fuhre mit einem AKG C3000 Mikrofon.

In Klangbeispiel 1 hören wir den Fluorescence mit folgenden Reglerpositionen: Reverb 0, Shimmer 0, Tone 12 Uhr, das Mixpoti steht bei 50 %. Bei kurzen Notenwerten, wie im folgenden Beispiel, kann der Hall auch noch als solcher durchgehen. Sobald jedoch ein Akkord bzw. eine Fläche gespielt wird, hört man im Signal stets einen leichten Shimmer.

In Klangbeispiel 2 fast das gleiche Setup, nun aber mit dem Reverb-Poti auf 50 %, alles andere bleibt unangetastet. Einer der brauchbarsten Sounds des Fluorescence, meiner Meinung nach.

Im nächsten Klangbeispiel setzen wir nun den Pegel des Shimmer-Potis auf 50 & – Reverb und Shimmer sind also jetzt in einem ausgeglichenen Verhältnis. Der Klang beginnt leider etwas undifferenziert zu werden. Verwaschen wäre vielleicht übertrieben, aber die erzeugten Intervalle des Shimmers sind so nur schwer wahrnehmbar.

Im vierten Klangbeispiel nun folgendes Setup: Reverb 50 %, Shimmer voll aufgeregelt (und somit eine Oktave über dem Gitarrensignal), Tone auf 3 Uhr erhöht, das Mixpoti steht nach wie vor bei 50 %. Auch hier wirkt der Klang eher verwaschen, wenn auch das Tracking ganz ordentlich ist und es nicht zu lange dauert, bis der Effekt in seinem vollen Umfang einsetzt.

Alle Regler auf voll! Jetzt wollen wir es doch mal wissen, im abschließenden Klangbeispiel Nummer 5 hören wir sowohl den Shimmer-Effekt als auch den Hall voll aufgeregelt. Hier merkt man relativ schnell, was zu viel des Guten ist, der Sound erinnert meiner Meinung nach eher an eine verstimmte Hammond Orgel als an ein weiches und warmes Synthesizer-Pad.

TC Electronic Fluorescence Shimmer Reverb 2

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Fazit

Führt man sich den sehr günstigen Preis vor Augen, dann kann man dem TC Electronic Fluorescence Shimmer Reverb eine akzeptable Qualität bescheinigen. Dezent benutzt kann das Pedal Akkordflächen wirkungsvoll unterstützen, übertrieben eingesetzt hingegen macht sich schnell ein mehr oder minder starker Brei im Signal bemerkbar. Dennoch: Für knapp 50,- Euro kann man hier eigentlich nicht viel falsch machen!

Plus

  • akzeptabler Klang
  • robustes Kerlchen
  • sehr günstig

Minus

  • Sounds verwaschen recht schnell
  • Batteriewechsel umständlich

Preis

  • Ladenpreis: 49,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Der Hall klingt ok, der vollkommen überstrapazierte Shimmer Effekt klingt hier besonders nervig. Der Einfluss von Behringer scheint sich langsam bei TC bemerkbar zu machen…

  2. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Bei Beispiel 4 wurde mir plötzlich so Balalaika-mäßig russisch um die Rosette.
    .
    Ein Wunsch: Ginge es evtl. auch, die Demos mit anderen Klangerzeugern als Klampfe aufzunehmen? Was an der Gitarre grandios klingt, wirkt am Rhodes o. ä. schlimm, und umgekehrt wird auch ein Schuh daraus.
    .

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Stephan Güte Hahaha… das passt ja. Aber nach einer Viertelstunde mit dem Schimmergeschmiere am Kopp kam dir Stalin vermutlich vor wie Super Mario nach Tranquilizertherapie.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Naja, dieser schimmernde Schmiereffekt erinnert mich eher an den Effekt im Kopp beim Griechen umme Ecke nach ein Paar Humpen Ouzos, wenn dabei im Hintergrund noch dieses New Age Folklore Getute läuft. ;-) Dicker Schädel, mit dem passenden Soundtrack eben. Da tragen die Gondeln Trauer.
    Ach, für so’n Billigpedal geht das schon irgendwie. Aber nach einer Weile Verschmiererei von Musik kippst du dir freiwillig Jod S 11 Körnchen in die Cornflakes.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      … diesee schimmernde Schmiereffekt erinnert mich eher an den Effekt im Kopp beim Griechen umme Ecke nach ein Paar Humpen Ouzos …

      Hahahahaha, mal wieder einzigartig, dein Kommentar :D

  4. Profilbild
    Everpure AHU

    Hm, die Konklusion „für das kleine Geld ganz okay“ kann man aber auch andersrum lesen: lieber noch etwas sparen und gleich was „richtiges“ (lies: eines der besseren Pedale) kaufen. Ich finde ja, dass zum Beispiel das MXR M300 Reverb Pedal ein guter Kompromiss zwischen so einem Billigtöner und der Topklasse ist. Sowohl im Preis als auch im Klang.

  5. Profilbild
    Sudad G

    Mmmh – klingt wirklich mehr nach Dr. Schiwago als nach Shimmer…und dann noch mono.
    Echt grausam. Dass TC sowas anbietet wundert mich ein wenig. Die bauen ja normalerweise recht gut klingende Sachen – gut – halt in anderen Preisklassen.

    Also in der Preisklasse von Bodentretern zu sparen bringt meiner Meinung nach nicht viel.
    Da ärgert man sich nur, zumal ja auch die Platzhirsche wie Strymon und Eventide kleinere Pedalversionen anbieten, die richtig gut klingen. Aber die kosten halt dann auch etwas mehr, aber eben nicht so extrem viel mehr. Da spart man dann besser drauf, wenn man vom Budget begrenzt ist.

    Klar für 49,00 EUR bekommt man halt nix Vernünftigeres, aber man wird doch zumindest im Heimstudio vielleicht besser auf das Valhalla Shimmer oder das Eventide Blackhole Plugin zurückgreifen, die genausoviel wie das TC Pedal kosten und wesentlich edler und räumlicher klingen.

    Wer braucht heutezutage also solche Bodentreter???

  6. Profilbild
    roseblood11

    Vor 15 Jahren brachte Line6 das Verbzilla heraus. Einige Jahre später Behringer das RV600 als billige Kopie. Plaste-Gehäuse, aber stereo und klanglich nahe am Vorbild.
    Seit Behringer TC gekauft hat, wird uns der aufgewärmte alte Scheiß wieder vorgesetzt, in mono als chinesisches Massenprodukt. Was für ein schäbiger Ausverkauf von TC.

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