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Test: TC Electronic HARMONY 4 für Powercore

Harmonizer für Powercore

24. Mai 2007

Die Powercore Plattform von TC Electronic erfreut sich auch in Zeiten von hochpotenten Mehrkern-Prozessoren immer noch hoher Beliebtheit. Denn auch wenn es heute nicht nur mehr um CPU-Entlastung geht, so sind es doch die hervorragend klingenden Algorithmen, die den gemeinen Toningenieur zur Powercore greifen lassen.

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Das TC HARMONY 4 PlugIn portiert nun endlich die mehrstimmige Harmonizer-Funktion der TC HELICON Hardware-Prozessoren auf die native Ebene. Stellen Sie sich vor, Sie könnten eine gut gelungene, monophone Vocal-Spur mit ein paar Mausklicks in überzeugender Qualität vierfach doppeln. Das würde zum einen eine Menge teurer Studiozeit sparen und zudem die Nerven von Sänger und Toning schonen. HARMONY kann aber noch mehr: jede Stimme kann tonleiterabhängig in Intervallen gestimmt werden, um so gleich ganze Chorsätze zu erzeugen. Dem Anwender wird es sogar emöglicht, mit MIDI-Spuren die einzelnen Stimmen komplett frei anzusteuern, so dass auch komplizierte Chorsätze möglich sind.

Übersicht
Das PlugIn Fenster ist übersichtlich aufgebaut: auf der rechten Seite findet man Aussteuerungsanzeigen für den Mono-Eingang und den Stereo-Ausgang, sowie eine Anzeige für die Tonhöhe des Eingangssignals. Eine Spalte weiter links ist ein Panning Regler für das Eingangssignal und ein Dry/Wet Regler platziert. Mit dem „Harmony Mute“ Schalter wird das von HARMONY erzeugte Signal stummgeschaltet. Darunter kann die verwendete Tonleiter eingestellt werden.

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Links oben erkennt man vier nette Personen, welche die vier erzeugten Harmonie-Stimmen repräsentieren. In den Feldern darunter bestimmt man dann die eigentliche Zusammensetzung des Chores.

Features
Harmony erwartet zur Erzeugung der neuen Stimmen immer eine monophone Gesangsaufnahme, da nur so eine exakte Tonhöhenanalyse möglich ist. Polyphone Gesangsaufnahmen können nicht verwendet werden.

Jede der vier neu erzeugten Stimmen kann in der Lautstärke und im Panning angepasst werden, was noch relativ unspektakulär ist. Viel interessanter ist, dass man jede Stimme im „Geschlecht“ ändern kann. Durch einen geschickt programmierten Algorithmus können die in der Originalstimme enthaltenen Formanten so verschoben werden, dass die Stimme entweder noch männlicher oder eher weiblicher klingt. Je nach Ausgangsmaterial schwanken die Klangergebnisse von verblüffend natürlich bis roboterartig synthetisch klingend. Es kommt also darauf an, wie sich das Eingangssignal zur Geschlechtsveränderung eignet. Bei allen Signalen, die wir im Test ausprobiert haben, konnte eine geringe Verschiebung des Gender-Parameters aber immer etwas mehr Volumen in den Chor bringen.

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Abhängig von der Einstellung der Grundtonart kann jeder Stimme ein Intervall zugeordnet werden, das dann der Tonleiter folgt. So können automatisch einfache Chorsätze erzeugt werden. Möchte man etwas mehr Kontrolle über die einzelnen Stimmen haben, so können diese auch MIDI-Noten folgen, die man über den virtuellen MIDI-Eingang HARMONY zuführt. Wer schon mal mit einem Vocoder gearbeitet hat, weiß, wovon ich spreche. Man greift einen Akkord auf der MIDI-Klaviatur, der dann vom Chor gesungen wird. Klanglich hat HARMONY aber natürlich nichts mit einem Vocoder gemeinsam, sondern klingt dagegen eher natürlich. Noch flexiblere Kontrolle erhält man, wenn man jeder Harmoniestimme einen eigenen MIDI-Kanal zuweist. So kann man z.B. genau bestimmen, welche Noten der Mann oder die Frau singt, oder sogar mit dem Pitch-Bender eingreifen.

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Im Humanize-Parameterfeld lassen sich Einstellungen vornehmen, die den künstlichen Chor erst zum Leben erwecken. In einer echten Chor-Aufnahme setzen die Sänger nicht alle exakt zum gleichen Zeitpunkt ein, und auch die Intonation und die getroffenen Töne sind immer leicht unterschiedlich, wodurch ein volles Klangbild entsteht. Diese Eigenschaften emuliert Harmony mit zufälligen Verstimmungen und einer Art dynamischem Echtzeit-Timestretching, wodurch die Harmoniestimmen gegeneinander zufällig zeitlich versetzt werden. Auch das Ziehen von Tonhöhen und Vibrato kann emuliert werden.

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Praxis
Einen dicken Pluspunkt bekommt HARMONY 4 für die leichte Bedienbarkeit. Man kann mit etwas Erfahrung eigentlich sofort ohne Bedienhandbuch loslegen, denn spätestens wenn man an einem Regler gedreht hat, weiß man genau was er tut :-).

Klanglich ist Harmony ebenfalls auf sehr hohem Niveau anzusiedeln. Die Ergebnisse können sehr natürlich klingen, wenn man es mit der Transponierung und der Formantverschiebung nicht übertreibt. Zudem sollte man die künstlichen Harmoniestimmen immer etwas leiser mischen als die Original-Stimme, denn das menschliche Ohr reagiert besonders empfindlich auf Artefakte der Algorithmen, die hier und da auftreten können. Durch das leisere Hinzumischen macht man sich den psychoakustischen Verdeckungseffekt zu nutze, so dass die eventuell auftretenden Artefakte von der Originalstimme verdeckt werden. Diese Artefakte können z.B. auftreten, wenn das Eingangssignal nicht korrekt analysiert werden kann, was meist bei schlechten Sängern auftritt, die nicht korrekt intonieren oder wenn generell zu viel hauchige Anteile dabei sind. Aber solche Stimmen eigenen sich sowieso kaum für Chorsätze. In den Klangbeispielen hören Sie, dass eine Dopplung viel überzeugender klingt als eine extreme Formant-Einstellung.

Die Humanize-Funktionen können voll überzeugen. Das sind genau die Parameter, die man sich bei Melodyne schon immer gewünscht hat, um mal eben schnell eine lebendige Dopplung zu erzeugen. Da HARMONY 4 im Gegensatz zu Melodyne in Echtzeit arbeitet, geht hier auch alles viel schneller. Die Werte können prozentual eingestellt werden und ermöglichen so ein besonders feinfühliges Justieren. Als Bonbon können die Parameter natürlich auch automatisiert werden, um bei bestimmten Passagen etwas mehr oder weniger „Menschlichkeit“ hinzuzufügen.

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Während die automatischen Chor-Funktionen anhand der eingestellten Tonleiter sehr einfach und zügig von der Hand gehen, wird man bei der kompletten Midifizierung eines vierstimmigen Chores schon viel mehr gefordert. Um wirklich überzeugende Ergebnisse zu erhalten, muss man jede Note einzeln im Editor des Sequenzers anfassen und da stellt sich die Frage, ob man als Toning dann nicht doch besser den Sänger mehrfach einsingen lässt, falls denn die Möglichkeit besteht. Und genau an diesem Punkt kann HARMONY wieder trumpfen: denn wenn der Sänger erst mal aus dem Haus ist, kann man mit HARMONY doch noch mal eben das Ein- oder Andere ändern!

Mitbewerber
Zur künstlichen Chor-Erzeugung eignen sich neben TC HARMONY 4 auch Melodyne, Steinbergs VoiceMachine oder CloneEnsemble, die jedoch alle einen unterschiedlichen Ansatz haben. Mit CloneEnsemble lassen sich bis zu 128 Unisono-Stimmen erzeugen, aber keine Chorsätze. Steinbergs VoiceMachine kann klanglich nicht mithalten und Melodyne klingt zwar hervorragend, ist aber nur eingeschränkt echtzeitfähig, dafür aber auch flexibler und arbeitsaufwändiger.

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Fazit

TC HARMONY 4 ist klanglich auf sehr hohem Niveau und kann sehr gut klingende Chorsätze für den Background erzeugen. Vor allem aber geht die Arbeit durch die komplette Echtzeitfähigkeit richtig flott von der Hand und lässt genug Freiraum für Kreativität. Dank der PlugIn Struktur können auch mehrere Instanzen eine Stimme zu einem großen Chor anschwellen lassen und durch die Möglichkeit der MIDI-Steuerung sind der kreativen Arbeit eigentlich keine Grenzen gesetzt. Obacht ist jedoch beim Einsatz der Formantänderung angesagt, denn hier neigt HARMONY je nach Eingangssignal bei exzessivem Einsatz zur Unnatürlichkeit. Leider gibt es für die älteren PCI-Powercores keine Demo-Version.

Plus

  • Relativ natürlicher Klang (abhängig vom Originalsignal)
  • Einfache Bedienung
  • Sehr schnelles Arbeiten möglich
  • ausladende MIDI-Funktionen

Minus

  • teilweise unnatürlicher Klang (abhängig vom Originalsignal)

Preis

  • Download: 570 Euro
  • Paket: 599 Euro
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