Der TC Electronic Thrust BQ250 – in der Praxis
Vorab ein kurzer Kommentar zum Thema Klangbeispiele. Generell finde ich das bei Bassverstärkern relativ schwierig, wirklich repräsentative Beispiele zu liefern. Vorne in den Verstärker geht zunächst mal der Bass mit allen seinen Eigenheiten und denen des Players hinein und das hat natürlich einen riesigen Einfluss auf den Klang, wie man gleich in den Beispielen mit zwei verschiedenen Instrumenten hören wird. Danach folgt der Verstärker und hinter dem kann man dann ein DI-Signal abgreifen. Das macht aber auch nur bedingt Sinn – in der Regel befinden sich dahinter nämlich noch einmal ebenfalls stark klangfärbende Boxen und der Ton, der da rauskommt, ist ja der, den der Bassist zunächst mal hört.
Man hat jetzt also eine Kette aus mindestens vier Komponenten – Bassist, Instrument, Verstärker und Boxen – die man hört, und muss daraus versuchen, Rückschlüsse auf den Klang zu ziehen. Viele Hörbeispiele im Netz sind DI-Signale, Post-EQ, aber vor den Boxen. Für den Studiogebrauch ist so was auch super, aber gerade bei Verstärkern wie dem hier vorliegenden Modell, die von Auslegung und Zielgruppe her wohl eher als Livetools gedacht sind, eben nur bedingt aussagekräftig. Zumal viele Tontechniker Live Pre-EQ-Signale (ggf. in Kombination mit einer Mikrofonierung der Speaker) bevorzugen, weil der EQ natürlich oft dazu benutzt wird, den Amp auf den Charakter der Box anzupassen.
Entsprechend habe ich für diesen Artikel folgende Strategie gefahren. Den Anfang machen die trockenen Signale der beiden Bässe, ein absurder passiver alter Japan-Precision mit durchgehendem Hals und Seymour Duncan Quarterpounder-Pickups sowie ein Warwick Rockbass Corvette $$ mit zwei fetten MEC-Humbuckern und aktiver Elektronik. Dann vergleiche ich das Pre-EQ-Signal, neutrale Einstellungen und das mit einem AKG D112 aufgenommene Signal aus meiner alten Ampeg 4×10. Danach sollte man einen halbwegs guten Eindruck gewonnen haben, welche Komponente der Kette welchen Einfluss hat und ich kann mich darauf konzentrieren, ein paar Beispielsounds zu basteln und die mit dem Mikrofon abzunehmen. Soweit alles klar? Wer Ratschläge hat, was man bei zukünftigen Tests anders machen, neu machen oder weglassen kann, was vielleicht interessant ist – dafür gibt es die Kommentarfunktion, bitte scheut euch nicht, sie zu nutzen!
Jetzt aber Butter bei die Fische, wie klingt denn jetzt der TC Electronic Thrust BQ250? Nun – gut! Tatsächlich ist der Sound mit neutralen Einstellungen mit dem meines deutlich teureren RH750 vergleichbar. Relativ direkt, dick und rund, ohne irgendwelche Sterilität, die man Digitalgeräten ja oft nachsagt. Und unverkennbar etwas knurrig-rockig, nicht umsonst zählt TC Electronic Roger Glover von Deep Purple zu seinen Endorsern. Hier also das versprochene erste Set an Hörbeispielen, alles neutral, erst DI-Pre, dann Post, dann mit Box und Mikrofon. Man hört deutlich die leichte Höhenbedämpfung der alten Ampeg, aber vor allem den krass unterschiedlichen Charakter der beiden Bässe, die von der Konstruktion auch unterschiedlicher nicht sein könnten.
Aha, was man auch hört, ist, dass der Warwick eine fünfte Saite hat, die ich nicht gewohnt bin … aber weiter. Was macht man jetzt als junger Rocker, der sich gerade einen aktiven Bass und ein Topteil gekauft hat? Klar, Badewannensound! Also die Mitten leicht raus, etwas Boost auf Höhen und Bass und ab geht der Metal. Das funktioniert mit dem modern ausgelegten Warwick ziemlich gut, dem eher mittig-knorzigen Preci muss man für halbwegs vergleichbare Ergebnisse eine deutlich giftigere EQ-Einstellung spendieren. Dabei fällt auf, dass die EQ-Regler keinen übertriebenen Hub haben – auch bei Vollausschlag produziert man keinen Soundmüll.
Moment mal, Metal? Spielt man da nicht mit dem Plektrum? Nun, nicht zwingenderweise, wie man hört. Wo ein Plektrum aber stets viel Sinn ergibt, ist klassischer Hardrock mit schön pumpenden Achtellinien, ich erwähnte ja bereits Roger Glover. Höhen etwas raus, Tiefmitten und Bässe rein, das klingt schon sehr schön rockig, vor allem in der Kombination mit der etwas mittigen Ampeg Box. Wenn man dann noch den Kompressor etwas dazulegt, wird es richtig fett. Dem Preci steht die ganze Sache etwas besser zu Gesicht als dem Warwick, aber das liegt sicherlich nicht an Amp oder Kompressor.
Riesig ist der Klangunterschied zwischen unkomprimiertem und komprimiertem Signal nicht, aber das Signal wird für den Mischer deutlich einfacher verarbeitbar. Der Thrust-Kompressor ist ein simples Ding ohne viele Einstellmöglichkeiten, aber da habe ich schon viel Schlechteres gehört. Durchaus ein sinnvolles Feature.
Auch ohne grafischen EQ oder parametrische Regler lassen sich mit beiden Instrumenten durch leichte Anhebung von Höhen und Bässen mit leichter Kompression recht akzeptable, wenn auch sehr verschiedene, Slapsounds erzielen.
Und zuletzt noch einmal zwei Sounds, die ich persönlich mit den beiden Instrumenten und dem Amp vielleicht so verwenden würde – einmal der Preci mit etwas Bassboost und leicht reduzierten Höhen und ein ausgedünnter Akkordsound mit dem Warwick, der mit der Ampeg Box immer noch fast etwas zu dick rüberkommt.
Egal was man so treibt – man bekommt den TC Electronic Thrust BQ250 dazu, halbwegs das zu tun, was er soll. Natürlich ist das Gerät klanglich nicht so flexibel wie die besser ausgestatteten teureren Modelle, aber mal im Ernst, vor ein paar Jahren ist auch noch fast jeder mit „nur“ einem vierbändigen EQ klargekommen. Ein runder, etwas rockig gefärbter Grundsound fernab jeder Sterilität, wie man ihn auch von anderen TC-Modellen kennt, scheint auch beim BQ250 stets durch, was mir sehr gut gefällt. Für den Proberaum ist die Lautstärke ausreichend, wenn man nicht allzu absurd laut spielt – auf kleinen (!) Bühnen, bei denen Monitoringanlage und PA öfter mal schwach auf der Brust sind und gegebenenfalls die Raumakustik viele Bässe schluckt, wird man aber mit dem BQ250 schnell an seine Grenzen kommen. Aber für nur wenig mehr Geld gibt es ja auch noch den fast identischen BQ500 mit der doppelten Leistung.