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Test: TC Helicon Go Solo, Mobiles Audio/MIDI-Interface

Vielseitiges mobiles Interface mit kleinen Schwächen

15. November 2021
tc helicon go solo test

TC Helicon Go Solo, Mobiles Audio/MIDI-Interface

Obwohl sich die Technik in den Smartphones in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt hat und zum Beispiel auch die eingebauten Kameras immer besser werden, ist die Audioqualität der mobilen Fast-Alles-Könner erstaunlicherweise immer noch recht bescheiden. Wer mehr will als damit ein Memo aufzunehmen, der muss sich schon um eine externe Lösung kümmern. Eine solche ist zum Beispiel das TC Helicon Go Solo, ein Audio/MIDI-Interface für Android und iOS, das aber auch mit PC und Mac funktioniert. Lohnt sich die Investition? Kann ich damit mit meinem Android-Smartphone brauchbare Aufnahmen produzieren? Und wie funktioniert das mit der MIDI-Option?

Die Technik des TC Helicon Go Solo

Das TC Helicon Go Solo ist ein mobiles Audio/MIDI-Interface für Android, iOS, PC und Mac, das mit 24 Bit/44,1 oder 48 kHz wandelt. Ein Mikrofonvorverstärker im Midas Design ist integriert, +48V Phantomspeisung können zugeschaltet werden. Den Input-Gain gibt der Hersteller mit etwas mageren 0 bis +50 dB an, die Dynamic Range mit >98 dBA. Als USB Treiber ist der „USB Audio 1.0 Class Compliant“ eingetragen. Anders als das Go Twin besitzt das Go Solo keine Direct Monitoring Option.

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TC Helicon Go Solo

Die Go-Familie

Die Go-Serie von TC Helicon

Die Go-Serie von TC Helicon umfasst aktuell fünf Produkte: Go Guitar (70 g schweres Gitarreninterface für Android, iOS, PC und Mac – 22,- Euro) bzw. das Go Guitar Pro (mit 24 Bit / 48 kHz und Midas PreAmp – 65,- Euro), das Go Vocal (mit XLR-Eingang und zu schaltbaren +48 V – 29,80 Euro, hier unser Testbericht dazu, dann das Go Solo, das wir hier im Test haben (77,- Euro) und schließlich das Go Twin (die zweikanalige Version des Go Solo – 79,- Euro). Wobei natürlich sofort mehrere Fragen auftauchen: Wenn das Go Twin nur zwei Euro teurer ist: Warum dann die einkanalige Solo-Variante kaufen?

Hinzu kommen dann noch zwei Vertreter aus der GoXLR-Serie. Zum einen ist da der 4-Kanal Digital Stereo Mixer GoXLR für Podcaster, Streamer und Gamer (mit Motorfadern, Effekten, LED-Spielereien und Displays für eigene Logos pro Kanal für 398,- Euro – hier uns Testbericht), zum anderen die stark abspeckte Variante Go XLR Mini, der mehrere virtuelle USB-Audiogeräte für die meisten Programme erstellen kann, um die Lautstärke der Applikationen unabhängig voneinander zu ändern (für 159,- Euro).

TC Helicon Go Solo

Jede Menge Kabel. USB-C aber fehlt

TC Helicon Go Solo: Ausgepackt

In der quadratischen kleinen Box befindet sich – neben dem Interface selbst – noch eine englische Schnellstartanleitung, die sich in wenigen Bildchen und Sätzen auf das Allernotwendigste beschränkt. Wer mehr wissen will muss das wohl selber herausfinden, denn auch auf der Produktseite findet sich nicht mehr als der Quickstart Guide – dafür aber immerhin dann in zehn Sprachen.

Außerdem ist in der Kiste noch eine Kabelbox mit zwei AA-Batterien und vier kurzen Kabeln (USB A auf USB Mini, Lightning auf USB Mini, und 2x 2,5 mm Klinke auf 5 Pol DIN MIDI) sowie einen Adapter (USB A Buchse auf USB Micro) – der hier allerdings nutzlos ist, da das TC Helicon Go Solo einen USB-Mini-Anschluss hat. Dafür fehlt dann aber ein Kabel USB-C auf USB-Mini. Vielleicht hat es sich ja bis zu TC Helicon noch nicht herumgesprochen, dass genau dieser Anschluss bei Android-Smartphones am weitesten verbreitet ist. Klar, kann man nachkaufen, trotzdem ist diese Nachlässigkeit aber ärgerlich.

TC Helicon Go Solo

Die XLR-Buchse ist nicht verriegelbar

Wie gut ist das TC Helicon Go Solo verarbeitet?

Das 40 x 45 x128 mm große Gehäuse des TC Helicon Go Solo bringt leer 105 g, mit den zwingend erforderlichen AA-Batterien 152 g auf die Waage. Es besteht komplett aus Kunststoff, was einerseits hilft, Gewicht zu sparen (was ja bei Geräten für den mobilen Einsatz nicht verkehrt ist), es andererseits aber nicht sonderlich stabil erscheinen lässt. Die Seitenteile und der Boden sind mattschwarz, die Oberseite dagegen in glänzendem Klavierlack. Der bekanntlich ja nur so lange glänzend gut aussieht, bis man ihn einmal angefasst hat, ist er doch der Traum eines jeden KTU-Mitarbeiters auf der Suche nach Fingerabdrücken.

Auf der Frontseite befindet sich die XLR/Klinke-Kombo-Buchse – leider nicht verriegelbar, XLR-Stecker sitzen da auch nicht sonderlich fest und können im Eifer des Gefechts auch schon mal unbeabsichtigt gezogen werden; ich halte eine Verriegelung bei mobilen Geräten ja eigentlich fast schon für ein Pflicht-Feature. Auf der rechten Seite ist der Kopfhöreranschluss (Miniklinke) samt Pegelrad untergebracht. Letzteres hat aber keine Markierungen, so dass man nie weiß, was man da gerade eingestellt hat; da hilft dann nur Ausprobieren. Auf der gegenüber liegenden Seite dann der Schalter für die +48 V Phantomspeisung, der – ausreichend schwergängig und in das Gehäuse versenkt – gegen versehentliche Betätigung gut  abgesichert ist. Daneben die beiden Buchsen für MIDI IN/OUT im 2,5 mm Klinkenformat; die dafür benötigten Adapter gehören mit zum Lieferumfang.

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Auf der Rückseite sind der USB-Anschluss für die Verkabelung mit dem Smartphone/PC/Mac und eine Buchse für ein 5V / 2,5 A – Netzteil untergebracht, das optional angeschafft werden kann (oder schon vorhanden ist). Der Gainregler für das ankommende Signal schließlich ist auf der Oberseite zu finden; dank der Riffelung lässt sich der auch – trotz der Versenkung in das Gehäuse – mit einer Hand bedienen. Das Batteriefach befindet sich auf der Unterseite. Die beiden dort verklebten Gummipads sind aber eher Zierde und verhindern lediglich Kratzer auf dem Tisch, nicht aber das Verrutschen des Go Solo.

TC Helicon Go Solo

Die Anschlüsse für MIDI und der +48V Schalter

Das TC Helicon Go Solo als Audiointerface im Einsatz

Dann schauen wir mal, wie sich das TC Helicon Go Solo in der Praxis schlägt. Erster Versuch: Go Solo unter Android. Da soll es ja nun auch funktionieren laut Webseite („GO SOLO allows creators the freedom to record quality audio anywhere, anytime using your mobile iOS*, Android*, Mac* and PC devices.”). Macht es – zumindest bei mir – aber nicht, obwohl an gleich mehreren unterschiedlichen Samsung-Modellen der A- und S-Klasse ausprobiert. Das Gerät stellt sich tot, gleichgültig, welche Recording-Software ich starte. Ein Blick in die einschlägigen Foren zeigt, dass  besonders mit Samsung-Smartphones auch andere Probleme damit haben, dass es aber mit Android-Geräten anderer Hersteller (nach ein paar Korrekturen in den Einstellungen) schon laufen kann. Laut TC Helicon soll ein Android-Betrieb wohl „generell“ möglich sein (was übersetzt wohl heißt: „Kann, aber muss nicht zwangsläufig). Der deutsche Vertrieb, bei dem ich natürlich nachgefragt hatte, vermutete, dass das von mir gekaufte Kabel der Grund für das Problem sei, da das Go Solo und das Go Twin keine „typische USB Mini-Buchse verwenden würden“. Nun gut, da ich jetzt nicht noch weitere Kabel kaufen wollte, machen wir einfach mal ein Fragezeichen hinter Android. Und stellen uns vielleicht auch die nicht unberechtigte Frage, warum in dem Fall dann nicht das passende Kabel gleich mit zum Lieferumfang gehört.

Aber gut, dann bekommt das Go Solo die nächste Chance unter iOS. Und hier gibt es dann keine Probleme: Go Solo angestöpselt, Recording-Software gestartet (hier im Test zum Beispiel Voice Record, Tape, Mobile POD, Rode Rec LE) und schon leuchtet ein bisher nicht sichtbarer TC Helicon-Schriftzug auf dem Gehäuse auf als Zeichen, dass das Interface nun doch willens ist, seine Tätigkeit aufzunehmen. Dazu gibt es dann auch eine zweite LED, mit grün/gelb/rot – eine sehr rudimentäre, aber brauchbare Pegelanzeige (rot bei etwa -3 dB); und auch die 48 V LED leuchtet nun permanent – na also, geht doch. Zum Test  habe ich ein Rode Broadcaster (+48 V) direkt an das Go Solo angeschlossen, das wiederum mit dem USB Mini auf Lightning am iPad hing. Die Aufnahmequalität ist dabei absolut zufriedenstellend und brauchbar, wie dieser kurze Test mit ein paar Sätzen aus unseren News verdeutlicht, da macht sich der Midas PreAmp bemerkbar; auch ein Rauschen oder andere störende Nebengeräusche sind nicht zu hören.

Zum Vergleich hier mal derselbe Text ohne das Go Solo, mit meinem sonst üblicherweise genutztem Recording-Equipment Rode Broadcaster – Mackie 802 – MOTU M4

Und auch am Notebook wird das TC Helicon Go Solo direkt erkannt und als Audiogerät zur Verfügung gestellt. Eine Treiberinstallation ist da nicht notwendig (USB Audio Class Compliant); als Treiber kommen dann – je nach Software – der „Generic Low Latency ASIO Driver“ bzw. der WASAPI-Treiber zum Einsatz. So kann man das Go Solo auch kurzfristig mal eben an seinen mobilen Rechner hängen. Der Kopfhörerausgang liefert zu all dem einen ausreichend lauten und klaren Sound ab.

Das TC Helicon Go Solo als MIDI-Interface im Einsatz

Da probiere ich auch gleich mal, ob das Go Solo auch als MIDI-Interface an meinem iPad funktioniert. Und auch hier gibt es keine Probleme. Zwar habe ich dabei dann einige „Strippen“ mehr im Einsatz als bei meiner sonst üblichen Lösung (iRig Keys Pro direkt an das iPad), aber sowohl unter Garage Band als auch unter Cubasis konnte ich das – über das TC Helicon Go Solo – angeschlossene USB-Keyboard sofort einsetzen, ohne dass nennenswerte Latenzen den Spielfluss hemmten.

Gleiches gilt für den Einsatz als PC-MIDI-I/O. Unter Cubase wird mir das Go Solo direkt als mögliches MIDI-Gerät angeboten; praktisch, wenn man mal ein Interface mit DIN-Buchsen benötigt, diese werden ja in letzter Zeit auch immer rarer.

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Fazit

Das TC Helicon Go Solo ist ein leicht zu bedienendes, sehr kompaktes Audio/MIDI-Interfaces mit einer – dank Midas PreAmp – guten Audioqualität für den mobilen als auch für den stationären (Schnell)-Einsatz, wobei ich die Android-Tauglichkeit allerdings mit einem kleinen Fragezeichen versehen möchte. Ein paar Kleinigkeiten – wie das schwache Handbuch, die fehlenden Markierungen am Kopfhörer-Regler oder das fehlende USB-C-Kabel – sollte TC Helicon aber noch beheben. Etwas seltsam ist und bleibt allerdings, dass die zweikanalige, lediglich 3,2 cm breitere Version „Go Twin“ (die sogar noch eine Direct-Monitoring-Funktion hat) gerade einmal zwei Euro teurer ist. Wenn es also nicht auf jeden Zentimeter und jedes Gramm ankommt, ist das TC Helicon Go Twin die bessere, weil leistungs- und Feature-stärkere Wahl.

Plus

  • gute Audioqualität
  • kompaktes, kleines Gehäuse
  • gut funktionierendes MIDI über Adapter für DIN-Stecker
  • Batteriebetrieb für Smartphones
  • unkompliziertes Handling
  • keine Treiber notwendig

Minus

  • funktionierte zumindest im Test nicht unter Android (Android 10, Samsung)
  • kein USB-C Kabel dabei
  • Kopfhörer-Gain ohne Markierung
  • XLR-Buchse nicht verriegelbar

Preis

  • 77,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Ich denke, das ist eine Anspielung auf den Behringer Copy Shop. Die übrigens nur bei dieser Firma kommt. Dabei kopiert jeder in der Wirtschaft vom anderen. Einige verschleiern das, Behringer nicht. Ich kann mit der Moralkeule diesbezüglich wenig anfangen. Die Wirtschaft ist ein Haifischbecken, keine Frage. Da muss ich mich halt gegen absichern. Diese Option fällt allerdings für ganz kleine Klitschen weg.

    Zu deinen Minuspunkten: Android und Musik werden in naher Zukunft einfach keine Freunde, abhaken, Google hat da wenig Interesse. Die anderen Minuspunkte würde ich bei dem Preis vernachlässigen.

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