Sound & Praxis
Etwas verblüfft war ich ja schon, als ich das mitgelieferte englische Handbuch zum Stichwort „Speakersimulation“ bemühte – natürlich ein ganz wichtiger Punkt beim Einsatz eines Preamps. Mit aktivierter Simulation an einem Verstärker klingt mindestens genau so grausam wie ein Preamp ohne Simulationsschaltung an einem Mixer oder Ähnlichem. Dem Fly Rig 5 ist das überraschenderweise ziemlich egal, an welchem Verstärker man es einklinkt, die Signalqualität soll für beide Einsatzgebiete laut Hersteller mehr als ausreichend sein. Und tatsächlich, sowohl an einem Röhrencombo (als Vorschaltgerät sowie im Effektweg eingebunden) als auch im Studio direkt am Mixer angeschlossen, bietet das Tech 21 FlyRig 5 einen absolut überzeugenden, wenn auch leider nicht ganz rauschfreien Sound. Der Grundsound des Sansamp-Moduls klingt deutlich amerikanisch und kann mit der Dreiband-Klangregelung und dem Drive-Regler mühelos Stilistiken von absolut cleanen Sounds, über angedickte bis hin zu leichten Overdrive-Sounds bieten. Charmant dazu wirkt auch das analoge Reverb mit seiner warmen aber unaufdringlichen Hallfahne. Man vermisst den Hall nur, wenn er nicht mehr aktiviert ist. So soll es sein! Dumm nur, dass dieser wirklich gute Reverbsound nur benutzt werden kann, wenn auch das Sansamp-Modul aktiviert ist – nur das Plexi-Modul mit Hall geht leider nicht.
Volle Breitseite und noch viel mehr gibt es dann im Plexi-Modul, denn hier regiert die Welt des High Gains! Obwohl gesagt werden muss, dass selbst mit höchsten Gainsettings das Plexi-Modul niemals nach „bösem Metal“ klingt. Der Grundsound klingt im Vergleich zum Sansamp zwar deutlich „britischer“ und erinnert bei höchster Verzerrung schon sehr an den guten alten und gnadenlos übersteuerten Marshall Plexi. Dabei allerdings nie so straff in den Bässen wie ein Metal-Gerät der „neuen Generation“ beispielsweise – wie Boogies Rectifier, um hier nur mal einen Namen zu nennen. Zu sagen, der Sound des Plexi sei dabei verwaschen, ist vielleicht übertrieben. Es klingt einfach verdammt nach Vintage – mit allem, was dazugehört! Die minimierte Klangregelung mit nur einem Tone-Poti reicht hier im Plexi-Modul vollkommen aus. Die Eckfrequenzen, die das Tone-Poti durchfährt, wurden von Tech 21 praxisgerecht ausgewählt. Um mehr als 20 dB lässt sich das ohnehin schon deftige Gain nochmals erhöhen, der Tritt auf den Hot-Button macht’s möglich. Dann wird es aber auch leider Ernst mit den Nebengeräuschen.