Channelstrip im Stompbox-Format
Der Tech 21 QStrip ist natürlich kein Channel Strip im ursprünglichen Sinne. Eigentlich auch nur ein Teil davon, nämlich Vorverstärker und EQ-Einheit. Das Ganze verpackt das New Yorker Unternehmen in ein Bodentreter-Format. Doch auf Bühnen alleine wäre der Tech 21 QStrip wohl etwas unterfordert, vielmehr sehe ich den Einsatz im Studio.
Tech 21 NYC ist ein Kind der späten 80er. Andrew Barta, der kreative Kopf der Firma, in Ungarn geboren, kam 1980 in die USA. Eigentlich wollte er Musiker sein und bleiben, aber seine zweite Passion, Verstärker zu modifizieren, brachte ihn dazu, den SansAmp zu entwickeln. 1989 wahrscheinlich die einzige ernst zu nehmende Emulation eines Röhrenverstärkers. Der Rest der Geschichte baut auf dem Erfolg des SansAmp Pedals auf. Im Sortiment findet man hauptsächlich Gitarrenequipment, was naheliegt. Neben dem SansAmp gibt es Gitarren- und Bassverstärker, vielerlei Arten von Gitarreneffekten bis hin zu Endstufen und Spezialanfertigungen.
Das Tech 21 QStrip hebt sich hier von etwas ab. Inspiriert von Konsolen der 60er und 70er Jahre, die damals als Klangelemente benutzt wurden, indem man zum Beispiel die Gitarre direkt ins Pult spielte, soll dieser Bodentreter genau einen solchen Kanalzug ersetzen und noch mehr bieten. Eine gute Idee, zumal heute immer weniger mit großen Konsolen gearbeitet wird und die DAW (Digital Audio Workstation) zunehmend den Platz einnimmt. Die Sounds der 60er und 70er sind aber auch wieder mehr gefragt. Somit könnte das Konzept: Kanalzug im mobilen Pedal-Format schon aufgehen. Schauen wir uns den Tech 21 QStrip mal etwas genauer an.
Facts & Features
Ausgepackt bekommt man eine für Tech 21 typisch Blechdosenverpackung in die Hand. Darin befindet sich das Objekt der Begierde plus einer Bedienungsanleitung in Englisch. Das QStrip hat ein Format einer etwas größeren DI-Box, was auch vom Gewicht vergleichbar wäre, die Maße betragen 12,5 x 9,5 x 3,6 cm.
Der erste Eindruck ist durchweg positiv. Die Verarbeitung ist quasi ohne erkennbare Mängel, einzig das Batteriefach auf der Unterseite wackelt etwas, was aber konstruktionsbedingt und nicht weiter schlimm ist. Die Potis sind aus gerändeltem Aluminium gefertigt und haben einen angenehmen und wertigen Drehwiderstand. Der Fußtaster schaltet widerstandslos und wirkt sehr belastbar. Auch der Rest ist gut integriert, das Teil wirkt auf jeden Fall bühnentauglich.
Voll analog basiert die Schaltung auf einem MOSFET-Kreislauf, also einer Transistorbauweise. Ich könnte jetzt näher drauf eingehen, das würde aber den Rahmen sprengen. Wer sich hier einlesen möchte, sollte den Begriff einfach mal in die Suchmaschine eingeben.
Nach kurzer Zeit wird klar, hier haben wir es mit einem gut durchdachten Gerät zu tun. Dem Einsatzgebiet sind quasi keine Grenzen gesetzt. Außer vielleicht, dass es nicht in Stereo ist. Aber da waren wahrscheinlich die Möglichkeiten doch eingeschränkt, ich würde mal vermuten: Platzmangel im Gehäuse.
Der einzige Eingang ist eine 6,3 mm Klinkenbuchse. Ausgänge gibt es aber zwei, einen mit Klinkebuchse und eine für XLR-Kabel. Über Letzteres besteht auch die Möglichkeit, Phantom-Power zu aktivieren, plus einem Ground-Lift. Eine sehr sinnvolle Option! Der Output-Level des XLR-Anschlusses liegt bei 0 dB, man kann aber durch einen Taster auf bis zu -20dB runtergehen. Der Klinkenausgang ist ein 1KOhm-Low-Z-Ausgang. Ein zusätzlicher Taster schaltet hier einen 10 dB Boost zu, um zum Beispiel einen Röhrenamp „anzupusten“. Neben der Eingangsbuchse gibt es sogar noch einen Parallel-Out, im Grunde ein direkt verkabelter True-Bypass.
Neben der Phantom-Power kann man einen 9 Volt Block im Gehäuse anschließen oder ein nicht im Lieferumfang enthaltenes externes Netzteil anstecken. Mehr Möglichkeiten werden nicht verangt, somit alles abgedeckt.
Folgend bespreche ich mal die Einstellmöglichkeiten des Tech 21 QStrip. Beginnen wir mit dem Level. Dieser ermöglicht einem einen Boost bzw. Cut um +/- 20 dB. Dem folgt ein Vierband-Equalizer mit zwei parametrischen Mitten und Q Filter.
Der Bass- (Low) und Höhen- (High) EQ funktioniert mit einem Lo-Shelf- bzw. High-Shelf-Filter. Die Mitte des Lowshelf liegt bei 40 Hz. Im Highshelf, laut Bedienungsanleitung, sei es bei 1 kHz zentriert.
Die beiden Mitten Regler geben +/-18 dB rein oder nehmen sie raus. Tiefmitten zwischen 40 – 700 Hz. Der zweite Mittenregler deckt den Bereich von 300 Hz bis 6 kHz ab. Wie man sehen kann, sind alle Bänder überlappend.
Durchaus üblich für eine Kanalzug EQ ist auch noch ein Hochpass- und ein Tiefpassfilter. Auch hieran wurde gedacht. Das Hochpassfilter entledigt uns oft nicht notwendiger, tiefer Frequenzen bei 45 Hz bis zu minus 12 dB, das Tiefpassfilter macht das Gleiche umgekehrt bei 3 kHz.
Zu guter Letzt kann man das Tech 21 QStrip auch noch per Fuß ein- und ausschalten. Die LED zeigt bei geringerem Leuchten ein Versorgungsdefizit an. Entweder durch eine zur Neige gehende Batterie oder eine unzureichende Vorsorgung über ein Netzteil.
Tech 21 QStrip – die unterschiedlichen Anwendungsgebiete
Sehr flexibel würde ich den Anwendungsbereich mal bezeichnen. Neben der Klangveränderung bei Studioproduktionen, im Grunde jeglicher Klangquellen wie Gitarre, Bass, Tasteninstrumenten, Gesang usw. funktioniert das Gerät auch im Live-Sektor. Zum Beispiel als Vorverstärker vielerlei Instrumente. Hier kann man direkt ins Pult gehen oder den Tech 21 QStrip in den Einschleifweg legen.
Dazu kommen noch Anwendungsoptionen wie Speaker-Simulation für E-Gitarren, als Boost-Pedal und generelles EQing jeglicher Signale. Vielversprechend. Schauen wir mal in die Praxis.
Die Praxis mit dem Tech 21 QStrip
Im Praxistest habe ich verschiedene Szenarien nachgespielt und auch partiell per Klangbeispiel aufgenommen. Zum Einsatz kamen im Studiobereich Bass, Akustikgitarre und Keyboard (Klaviersound). Live wurde das Tech 21 QStrip direkt, InEar, als Bass-Preamp eingesetzt und vor einen Röhrengitarrenverstärker als Booster.
Beim ersten Audiobeispiel ist ein Jazzbass von Fenix, gespielt auf dem Stegpickup, zu hören. Um einen Vergleich darzustellenb einmal mit deaktiviertem Tech 21 QStrip und einmal mit aktiviertem.
Hier hört man ganz schön, wie der EQ greift, eher subtil, aber der Sound verändert sich zum Positiven, finde ich. Da ich alle vier Bänder gepusht habe, musste ich mit dem Level-Regler etwas zurückgehen auf 11h. Das Low-End stand auf 1 h und die Höhen auf 3:30 h, also schon ordentlich reingedreht. Bei den Mitten 1 gab ich bei 70 Hz etwas drauf (Regler auf 2 h) und bei den Mitten 2 um die 700 Hz (Regler auch auf 2 h). Diese Einstellung verleiht dem Endsound etwas mehr Durchsetzung und Präsenz. Gefällt mir gut!
Bei den nächsten zwei Klangbeispielen nahm ich eine Takamine Westerngitarre (New Yorker) zur Hand, direkt über den Piezo-Pickup. Hier habe ich absichtlich viele Mitten rausgenommen.
Der Level stand neutral auf 12 Uhr, der Bass auf 1 Uhr, die Höhen auf 2 Uhr. Bei den Mitten nahm ich jeweils (Regler auf 10 Uhr) bei ca. 290 Hz und bei ca. 600 Hz raus. Etwas übertrieben, aber man hört gut, wie der EQ greift.
Weiter geht es mit einem älteren Roland Keyboard. Auch hier alles gepusht, dafür den Level-Regler auf 11 h reduziert. Bässe auf 3 h, Höhen auf 2 h, Tiefmitten, bei 290 Hz auf 1 h und die höheren Mitten, bei 1150 Hz auf 1 h.
Auch hier finde ich, greift der EQ sehr weich und sorgt für eine deutliche Verbesserung und mehr Druck, ohne dabei kantig zu klingen.
Beim letzten Klangbeispiel habe ich das Glam von Servuspedal!, ein Distortion Pedal, direkt angeschlossen, um die Fähigkeit des Tech 21 QStrip als Cab Simulator zu testen.
Auch hier kann man sagen, es funktioniert! Durch das Kappen der Höhen (LPF gedrückt) und etwas Pushen der Mitten bekommt man einen Sound, der in Richtung Gitarrenamp-Speaker geht. Auch wenn ich hier wahrscheinlich eine Impuls- Response-Lösung bevorzugen würde, durchaus eine Option!
Im Proberaum musste sich das QStrip gegen einen mikrofonierten Orange Vollröhrenamp behaupten. Keine einfache Aufgabe, da hielt es der Sänger und Bassist meiner Band nur zwei Lieder aus. Auch nach etwas Herumdrehen konnte man da kein vergleichbar gutes Ergebnis bekommen. War fast klar, hierfür ist das QStrip einfach zu sauber und nicht dynamisch genug.
Ähnlich verhielt sich das QStrip als Booster vor meinem Fender Blues Junior Verstärker: Es funktioniert zwar, aber nur mit viel Feintuning. Da würde ich doch eher einen gitarrentypischen Booster verwenden.