VCA-Kompressor für die API500 Lunchbox
Der Tegeler MythVCA 500 Kompressor bringt die bekannte Tegeler-Qualität in die Lunchbox. Ob der Tegeler MythVCA 500 Kompressor tatsächlich den Appetit auf mehr fördert, verrät euch unser AMAZONA-Test.
Inhaltsverzeichnis
Tegeler Audio Manufaktur – Made in Germany
Michael Krusch hat eine Vision: Elektronik sollte den Klang zum Guten verändern. Das ist in seinen Augen alles, was zählt. Diese Vision setzt er seit vielen Jahren mit seiner Tegeler Audio Manufaktur um. Hier entstehen im Berliner Norden im Stadtteil Tegel hochwertige Studiogeräte, die in Handarbeit hergestellt und im eigenen Studio getestet werden. Die Tegeler Audio Manufaktur steht für Qualität und um Kunden davon zu überzeugen, können Geräte zu Hause in Ruhe getestet werden.
Tegeler MythVCA 500 Kompressor
Mit dem Tegeler MythVCA 500 Kompressor stellt der Berliner Hersteller dem MythEQ 500 einen Partner an die Seite.
VCA-Kompressor
VCA-Kompressoren sind in der Studiotechnik ein alter Hut und vergleichsweise simpel aufgebaut. Ein Spannungsgesteuerter Verstärker (VCA) regelt in Abhängigkeit vom Eingangssignal selbst oder einer Steuerspannung die Verstärkung des Signals und beeinflusst somit dessen Dynamik.
Überschreitet der Pegel des Eingangssignal einen bestimmten Schwellenwert (Threshold), regelt der Kompressor die Lautstärke herunter. Die Zeit, die er dazu benötigt, nennt man Attack. Die Zeit, die der Kompressor benötigt, um nach Unterschreiten des Thresholds das Signal wieder auf seinen Ausgangspegel zurückzuregeln, nennt man Release. Das Pegelverhältnis zwischen Eingangs- und Ausgangssignal wird über den Ratio-Regler eingestellt.
Um nun den Pegelverlust des Kompressors wieder aufzuholen, hat ein Kompressor am Ende eine Gain-Stufe.
Ein Kompressor macht also laute Signale leiser. Durch die Pegelerhöhung in der anschließenden Gain-Stufe (Make-up Gain) macht er gleichzeitig aber auch leise Signale lauter. Wenn sich also die untere und die obere Pegelschwelle verschieben, wird die Dynamik des Ursprungssignals eingeengt (= komprimiert).
Unterschiede gibt es noch im Detector-Zweig des Kompressors, der den VCA steuert. Hier unterscheidet man noch Feed Forward (Detektor vor dem VCA) und Feed Back (Detektor nach dem VCA). Feed-Back-Kompressoren haben ein etwas sanfteres und gutmütigeres Verhalten, da der Detector stets auf ein bereits komprimiertes Signal reagiert.
Features des Tegeler MythVCA 500 Kompressors
Der Tegeler MythVCA Kompressor verfügt über die klassischen Regelelemente wie Threshold, Attack, Release, Auto-Release, Sidechain Low Cut, Output Gain und eine Link-Funktion zum Verbinden zweier API500-Module des MythVCA zu einem Stereobus-Kompressor.
Drei verschiedene Kompressionsverhältnisse stehen über den Ratio-Switch zur Auswahl: 2:1, 4:1 und 10:1. Attack-Zeiten von 0,1 ms und 20 ms sowie Release-Zeiten von 0,1 ms bis langen 1,4 s stehen über die jeweiligen Regler zur Auswahl. Auto-Release ist besonders praktisch, wenn der Kompressor unhörbar arbeiten soll.
Eine LED-Kette zeigt die Gain-Reduction an. Das Low-Cut-Filter (60 Hz, 120 Hz) im Sidechain entfernt tieffrequente Signalanteile aus dem Detektor-Zweig des Kompressors, sodass dieser unempfindlich auf Basssignale wie zum Beispiel denen einer Bass-Drum reagiert.
Die Potis sind allesamt gerastert, was gerade für den Stereobetrieb wichtig ist. Die Ein- und Ausgänge sind symmetrisch. Der Frequenzgang wird von Tegeler mit 20 Hz bis 40 kHz bei ±1,5 dB Toleranz angegeben. Technikfreaks wird vielleicht noch interessieren, dass der maximale Eingangspegel +22 dBu beträgt und der maximale Ausgangspegel +24 dBu. Die Stromaufnahme wird mit +16 V/100 mA angegeben.
Das war es auch schon: Der Tegeler MythVCA 500 Kompressor bleibt optisch wie funktional unauffällig. Doch wie ist es mit dem Klang?
Praxis
Ab ins Rack!
Zunächst einmal müssen wir das Modul in unserer Lunchbox unterbringen, möchten wir es benutzen. Da uns Tegeler freundlicherweise gleich zwei Tegeler MythVCA 500 Kompressoren zur Verfügung gestellt hat, benötigen wir für den Stereobetrieb noch die mitgelieferte Verbindungsbrücke. Das war’s aber auch schon. Die Ein- und Ausgänge werden von der Lunchbox hergestellt.
Verarbeitungsqualität
Wie bei Tegeler üblich, ist die Verarbeitungsqualität erstklassig. Hier wackelt nichts und auch ansonsten ist alles genau so, wie man es vom deutschen Hersteller her kennt.
Sound
Was sagt man zum Sound eines Kompressors? Im Idealfall hört man ihn überhaupt nicht. Oder man hört ihn eben sehr deutlich. Im ersten Fall hat der Kompressor eine eher technische Funktion zu erfüllen: Er hält das Signal in den voreingestellten Grenzen.
Im zweiten Fall hat der Kompressor eine klangliche Funktion: Sein Regelverhalten ist deutlich hörbar – er „pumpt“ deutlich. In diesem Fall arbeitet der Kompressor wie ein Effektgerät und ist am musikalischen Geschehen direkt beteiligt.
Insbesondere die sanftere Kompression wird vom Tegeler MythVCA 500 Kompressor gut abgedeckt. Für eine solche Kompression des Ausgangsmaterials stellt man eine geringe Ratio ein, wählt eine etwas längere Attack-Zeit und stellt Release für programmabhängiges Verhalten auf Auto. Im Idealfall wird der Threshold nur selten oder leicht überschritten und die Gain Reduction beträgt nur wenige Dezibel, die dann am Output-Gain-Regler wieder aufgeholt werden.
Für eine Effektkompression darf der Tegeler MythVCA 500 Kompressor deutlich kräftiger ins Geschehen eingreifen. Das Eingangssignal liegt deutlich über dem Threshold, die Attack-Zeit kann auch mal eher kurz gewählt werden, sodass Transienten nicht durchgelassen werden. Besonders gut gefällt mir aber eine etwas längere Attack-Zeit, um das Sustain des Eingangssignals zu bearbeiten. Die Ratio ist in der Regel dann auf einen höheren Wert eingestellt, sodass der Kompressor das Signal beim Überschreiten des Thresholds stark absenkt.
Der Release-Regler hat für die Effektkompression eine Schlüsselrolle: Eine schnelle Release-Zeit führt zu schnellen Pegeländerungen, die dann deutlich hörbar sind. Im Idealfall geschehen diese im Rhythmus der Musik. Der Kompressor wird hier also selbst rhythmisches Element der Musik.
Eine sanfte Kompression kann schon bei der Aufnahme vorgenommen werden, um das Signal etwas kompakter zu bekommen. Das bietet sich insbesondere bei Gesangs- und Sprachaufnahmen an. Eine Effektkompression geschieht in der Regel nach der Aufnahme beim Mix. Hier kommt dann auch die Verknüpfung zweier Geräte ins Spiel, um zum Beispiel den Kompressor auf die Stereo-Drum-Gruppe wirken zu lassen.
Der Tegeler MythVCA 500 Kompressor beherrscht also das übliche Repertoire eines VCA-Kompressors, das aber ganz hervorragend und mit bester Qualität.
Audiobeispiele
Ihr hört einen Drum-Loop, einen E-Bass sowie ein Upright-Piano. Ihr hört immer erst das unbearbeitete Signal, dann das bearbeitete Signal. Der Bypass-Schalter schaltet die meiste Zeit nahezu unhörbar. Ab und zu ist ein sehr leises Knacken vernehmbar. Der Pegel zwischen dem bearbeiteten und unbearbeiteten Signal wurde so gut es geht angeglichen, denn sonst verzerrt das lautere komprimierte Signal automatisch die Wahrnehmung und wird als besser empfunden.
Ich habe außerdem bei jeder Aufnahme mehrfach hin und her geschaltet. Der Kompressor geht recht sanft mit den Signalen um, sodass „falsche“ Settings eigentlich kaum möglich sind. Mir gefällt das Klangbild und ich würde ihn sogar jederzeit schon bei der Aufnahme einsetzen.
Besonders bei den Drums merkt man deutlich, dass der Raumanteil und das Sustain durch den Kompressor bearbeitet werden, während die Transienten durchgelassen werden. Der Bass bekommt etwas mehr Fülle, während das Piano etwas in seiner Dynamik gezähmt wird, sodass es sich in einem Mix besser durchsetzen könnte.
Alternativen
Midas Compressor Limiter 522 V2
Günstiger VCA-Kompressor für die Lunchbox. Einen Test findet ihr hier.
SSL 500 B-Series Dynamic Module
Dieser VCA Kompressor basiert auf dem berühmten SSL Bus Compressor. Er hat eine Kompressor-, Limiter-, De-Esser-, Expander- und Gate-Funktion sowie einen Stereo-Link-Modus.
Im kommenden Jahr soll außerdem der berühmteste VCA-Kompressor überhaupt, der dbx 160A unter der Bezeichnung dbx 560A im API500-Format erscheinen.