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Test: Telefunken TF47, Studiomikrofon

Und täglich grüßt die 47er Kapsel

18. Oktober 2019
Telefunken TF47, Studiomikrofon

Telefunken TF47, Studiomikrofon

Der US-amerikanische Hersteller Telefunken Elektroakustik stellte kürzlich im März 2019 seine neue Mikrofonlinie „Alchemy“ vor. Optisch allesamt mit der gleichen zylindrischen Formgebung versehen, unterscheidet sich das Innenleben der einzelnen Modelle deutlich durch unterschiedliche Kapseln, Preamps und Transformatoren. Bei der komplett im US-amerikanischen Connecticut gefertigten „Alchemy“-Serie wurden die Modelle der „RFT“-Serie komplett überarbeitet, sodass der Kandidat dieses Testes, das  Telefunken TF47, als der Nachfolger des vereinzelt noch erhältlichen Telefunken AK47 bezeichnet werden darf. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hier außerdem um eine weitere Interpretation der beliebten und legendären U47/M49 Mikrofone von Neumann, ist doch ein entsprechender Kapseltyp verbaut.

Telefunken TF47: Lieferumfang und Verarbeitung

Telefunken lässt sich beim Lieferumfang nicht lumpen, sondern liefert allerlei nützliches Zubehör mit. Hier ist zunächst der praktische Koffer zu nennen. Das Mikrofon selbst sowie das komplette Zubehör finden hier ihren sicheren Platz in separaten Einzelfächern. Durch elastische Lagerung und Auspolsterung  mit Schaumstoff ist das empfindliche Hightech-Mikrofon auch beim Transport recht gut vor Erschütterungen und leichten Stößen geschützt.Telefunken TF47

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Neben dem Mikrofon ist das für die Stromversorgung der Röhrenschaltung erforderliche Netzteil in dem Case platziert, außerdem liefert Telefunken zwei Mikrofonhalterungen mit: eine elastisch aufgehängte („Spinne“) und eine „normale“. Bei beiden wird das Mikrofon mit einem in das untere Ende des zylindrischen Korpus gedrehten Gewinde in der jeweiligen Halterung befestigt. Beide Halterungen machen einen sehr hochwertigen und professionellen Eindruck. Erfreulich zudem, dass Reduziergewinde für Mikrofonstative und Ersatzgummis für die elastische Halterung im Lieferumfang enthalten sind.

Telefunken TF47-Zubehör

Das Telefunken TF47 kommt mit reichlich Zubehör!

Im Deckel des aufklappbaren Köfferchens ist das 6 Meter lange, 9-adrige Kabel zum Anschluss des Mikrofons an das Netzteil untergebracht sowie ein einfaches, als Staubschutz geeignetes Kunstledertäschchen mit Kordelzug.

Das Telefunken TF47 ist 20 cm lang und misst im Durchmesser 46 Millimeter, das Gewicht beträgt 650 Gramm, das zu verwendende Stativ sollte also über eine gewisse Stabilität verfügen, um unschöne Mikrofonabstürze im Betrieb möglichst zu vermeiden.

Die Optik des Testkandidaten ist schön schlicht in dunklem Anthrazit und metallischen Nickeltönen gehalten, wobei Mikrofonkorb und Rahmen vernickelt sein dürften („antique nickel finish“) und der Korpus mit einem Strukturlack in dunklem, ins Schwarze tendierenden Anthrazit überzogen ist. Die Buchse für das 9-adrige Kabel ist nach unten abgesetzt, hier ist auch das schon erwähnte Gewinde zur Befestigung an den Halterungen eingearbeitet.

Zu einem Röhrenmikrofon gehört immer auch ein passendes Netzteil, das erfreulich leicht und kompakt ausgefallen ist. Auffälligstes Merkmal ist der Dreiwege-Schalter, der das Umschalten der Richtcharakteristik zwischen Niere, Kugel und Acht erlaubt. In diesem Bereich haben wir es also mit einer Art „Mittelding“ zwischen U47 und M49 zu tun. Letzteres erlaubte ja die Auswahl zwischen 11 verschiedenen Richtcharakteristiken, während das U47 auf die Richtcharakteristik „Niere“ festgelegt ist.

Ansonsten gibt es hier noch Buchsen für ein Euronetzkabel, das 9-adrige Kabel, den XLR-Anschluss für einen Mikrofonvorverstärker sowie einen beleuchteten Netzschalter.

Die Verarbeitung des Testgerätes ist in jedem Detail perfekt und makellos, auch alle Zubehörteile sind von hoher Qualität. Auch die schicke Vintage-Optik trägt zum überzeugenden Auftritt des Mikros bei.

Telefunken TF 47: Technik

Der Testkandidat wird von einer N.O.S. 5840W- Röhre angetrieben, der handgewickelte Übertrager wurde dem BVB-Modell aus dem historischen U-47 penibel nachgewickelt.

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Im Unterschied zum Vorgänger AK-47 ist die Röhre hier nicht fest verlötet, sondern mit einer Steckverbindung ausgestattet, was den Service an dieser Stelle enorm erleichtert, sogar der Austausch durch den Nutzer selbst soll möglich sein!

Telefunken TF 47 Inside

Auch sonst handelt es sich um echte Weiterentwicklungen an diversen Stellen:

So wurde der Mikrofonkorb akustisch verbessert, diverse Bauteile der Schaltung ausgetauscht, das Netzteil neu designt und vor allem die Kapsel, die beim Vorgänger noch ein K67-Typ war, durch die aus Messing gefertigte TK-47 ersetzt.

Die technischen Daten mit einem Grenzschalldruck von 125 dB bei 1 % THD oder dem Geräuschpegelabstand von 84 dBA lesen sich vielversprechend und sind wohl an der Grenze des technisch erreichbaren für ein Mikrofon dieser Bauart. Nebengeräusche sind wohl nicht zu erwarten, eine wahrnehmbare Sättigung im Bereich des Grenzschalldrucks möglicherweise schon.

Telefunken TF-47: Sound & Praxis

Die beiden mitgelieferten Halterungen erweisen sich in der Praxis als durchdachte und praktische Lösungen, das Mikro lässt sich so je nach Platzangebot und Signalquelle komfortabel und präzise ausrichten.

Hören wir zunächst in den Beispielen meine Sprecherstimme in verschiedenen Einsprechabständen zur Kapsel, die Richtcharakteristik ist, wie bei dieser Anwendung üblich, auf „Niere“ geschaltet. Ebenfalls wieder im Vergleich zu hören ist meine Stimme in 10 cm Einsprechabstand über mein TLM-103 von Neumann.

Gut gefällt der Nahbesprechungseffekt, der sich mit seiner Anhebung der tieferen Frequenzen gut zur Klanggestaltung eignet. Ebenfalls gefällt der allgemeine Charakter des Mikrofons: ausgewogen mit einer durchaus vorhandenen, durch Variieren des Abstandes von der Kapsel zur Schallquelle aber gut kontrollierbaren Betonung tiefer Frequenzen und einer leichten „Mittennase“, die für eine gewisse Griffigkeit und Durchsetzungsfähigkeit des Signals sorgt. Die Höhen klingen klar und präzise und werden dabei, mutmaßlich durch den Übertrager, etwas „verrundet“ und ertönen so nie harsch und unangenehm. Der Unterschied zum sehr neutralen TLM 103 ist doch recht deutlich zu hören.

Die folgenden Klangbeispiele mit der bewährten Nylonstring-Gitarre sind mit den drei verfügbaren Richtcharakteristiken erstellt. Bei der Kugel tritt der „In Your Face“-Charakter des Mikrofons zugunsten einer neutraleren Wiedergabe zurück, der vorwitzige Mittenbereich ist hier nicht mehr so präsent. Die Achtercharakteristik hingegen bringt die Präsenzen und Mitten wieder stärker zu Gehör, vermutlich aufgrund der starken Richtwirkung. Insgesamt funktioniert das Mikro hier ordentlich, wobei es sicherlich kein Spezialist für das Aufnehmen von Akustikgitarren ist.

Telefunken TF47 in studio 1

Beim Kontrabass bietet sich auch wieder das Herumprobieren mit Abständen an. Der Nahbesprechungseffekt kann bei Bedarf einen richtig fetten, tiefen und dabei dennoch definierten Sound unterstützen, ein größerer Abstand, gegebenenfalls unter Hinzunahme der Kugelcharakteristik, lässt das Instrument natürlicher klingen. Hier macht das Mikrofon eine wirklich gute Figur und lässt ein erstes zartes G.A.S. in mir aufsteigen …

Auch den Klang eines Cellos kann der Testkandidat mehr als ansprechend einfangen. Hier sind wieder alle drei Richtcharakteristiken im Vergleich zu hören. Die Positionierung des Mikros ist etwa 180 Zentimeter oberhalb des Instrumentes, die Kapsel auf das Griffbrettende gerichtet.

Bei der Abnahme von Verstärkern ist eine gewisse Versicht geboten, in der unmittelbaren Nähe von Lautsprechern, die an selbst nur moderat aufgedrehten Gitarrenamps hängen, werden schnell mal Lautstärken erreicht, die höher sind als 125 dB (das ist der vom Hersteller angegebene Grenzschalldruck des TF47) . Das kann dann zu ungewollten, unschönen Verzerrungen führen, die man später im Mix nicht mehr repariert bekommt. Beachtet man diesen Umstand, lassen sich schöne Ergebnisse erzielen, sowohl mit verzerrten als auch mit cleanen Sounds. Zu hören ist hier eine Squier Mascis Jazzmaster an einem Engl Straight 100 (mit 12″ Celestion Speaker) sowie ein FGN P-Style Bass mit Flatwounds an einem AER Amp One mit 10″ Speaker.

Telefunken TF47 in studio 3

Typischerweise ist die Nierencharakteristik im Homerecording-Bereich die meistbenutzte Richtcharakteristik. Grund hierfür dürfte die oft nicht hundertprozentig optimale Raumakustik im typischen Homerecordingstudio sein, da die Nierencharakteristik es am ehesten erlaubt, die Signalquelle zielgerichtet aufzunehmen und Raumanteile seitlich und hinter dem Mikro weitestgehend auszublenden. Währenddessen fängt die Achter und insbesondere die Kugelcharakteristik zusätzliche Raumanteile ein, was in der Regel nur gut klingt, wenn der Aufnahmeraum entsprechend optimiert ist.

Daher halte ich im Homerecording-Kontext den Klang einer Nierencharakteristik für das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung eines Mikrofons.

Beim Telefunken TF47 klingt die Niere wirklich gut und dabei eigenständig und wiedererkennbar. Während der Tieftonbereich schön angenehm betont wird und immer differenziert klingt, sind die Mitten doch recht vorwitzig und haben daher das Potenzial, bei hochmittigen Signalen etwas zu viel des Guten zu sein. Insofern passt dieses Mikro mit seinem markanten Sound vielleicht nicht zu allen Signalen dieser Welt. Wenn es passt, dann allerdings richtig. Bei tieferen Signalen aller Art (meine Stimme, Kontrabass, Bassamp …) funktioniert der Testkandidat wirklich großartig, bei allen anderen muss man schauen, ob es passt. Oder man probiert halt doch mal die Kugel aus, die klingt nämlich wesentlich „zahmer“ und eher neutral.

Ich hatte mal das Glück, bei einer größeren, mehrwöchigen Produktion in einem großen Studio mitzuwirken. Der Mikrofonschrank hatte alles zu bieten, was das Herz begehrt u. a. mehrere U47 F.E.T.-Neumänner. Diese wurden eingesetzt für Congas, Kontrabass, Posaune, Tenorsax und männlichen Gesang. In der Tat erinnert das Telefunken TF47 an ein U47 FET, wobei Letzteres etwas aufgeräumter und irgendwie auch „rauer“ klingt. Der Testkandidat ist für mich ein sehr gutes Profimikrofon, das Ende der Highend-Messlatte erreicht es nicht ganz, wenn man (deutlich) mehr Geld auf den Ladentisch legt, sind durchaus noch klangliche Verbesserungen erreichbar.

Abgesehen von den genannten Einschränkungen liefert der Testkandidat sehr plastische Signale mit hoher Auflösung, angenehmen Höhen und ist absolut frei von Nebengeräuschen. Ein willkommener Farbton in nahezu jeder Mikrofonsammlung!

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Fazit

Mit dem Telefunken TF47 platziert der US-amerikanische Hersteller ein weiteres Mikrofon mit dem beliebten „47er“- Kapseltyp am Markt. Es ist mit Röhrenverstärker und drei schaltbaren Richtcharakteristiken ausgestattet und so, trotz markanter klanglicher Prägung, recht flexibel einsetzbar.

Im Testverlauf entpuppten sich vor allem tieffrequente Signale als ideale Quellen, wird doch der Tiefbassbereich insbesondere unter Ausnutzung des deutlichen Nahbesprechungseffekts ziemlich prominent wiedergegeben, während eine leichte Mittenbetonung für den nötigen „Grip“ im Signal sorgt.

Sicherlich wird man nicht sämtliche Aufnahmen einer Produktion mit diesem Mikrofon machen wollen, da diese Mittenbetonung dann das Klangbild zu sehr dominieren dürfte, dennoch wird es seine Einsätze bekommen, bei passenden Quellsignalen klingt es nämlich wirklich toll. Neben den schon erwähnten Tiefen und Mitten klingen auch die Höhen sehr differenziert und detailliert.

Für ein US-gefertigtes Röhrenmikrofon dieser Qualität ist der aufgerufene Preis als günstig zu bezeichnen, ein Antesten ist empfohlen!

Plus

  • Verarbeitung
  • Sound
  • Nebengeräuschverhalten
  • drei umschaltbare Richtcharakteristiken
  • Preis/Leistung
  • umfangreiches Zubehör im Lieferumfang

Preis

  • 2289,- Euro
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