"Bang for the Buck"
Zum Test erreichten mich zwei Pakete, an denen der Paketbote anständig zu tragen hatte. Zu seinem Glück erfolgte die Anlieferung barrierefrei und ebenerdig. Der Absender war Thomann, das bekannte Musikhaus aus Treppendorf, die Lieferung bestand aus den brandneuen, multifunktionalen Aktivlautsprechern the box pro DSX 112 und the box pro DSX 115.
Natürlich hatte ich mich schon vor der Lieferung etwas eingelesen und war gespannt, was die beiden Vollformatlautsprecher für einen Eindruck hinterlassen. Vor allem vor dem Hintergrund der sehr günstigen Preise. the box pro DSX 112 kostet gerade mal 259,- Euro und the box pro DSX 115 gibt es schon für 289,- Euro.
Dafür bühnentaugliche Lautsprecher zu bauen, dazu noch mit eingebauten Endstufen in der 500 W RMS Klasse, einem kleinen Mixer, einem Digitalcontroller mit Presets und frei wählbaren Einstellungen – das ist aus kalkulatorischer Sicht ein kleines Kunststück.
Ich werde zuerst die Lautsprecher kurz beschreiben und dann im Test hauptsächlich das kleinere Modell, den Aktivlautsprecher the box pro DSX 112 genauer unter die Lupe nehmen. Unterschiede zum Aktivlautsprecher the box pro DSX 115 werden an passender Stelle erwähnt.
Die Lieferung der beiden Aktivboxen
Beide Lautsprecher erreichten mich anständig und transportsicher verpackt, ebenso wie man es von Thomann gewohnt ist. Im jedem Paket befindet sich ebenfalls das zugehörige Kaltgerätenetzkabel und eine umfangreiche, gut verständliche Bedienungsanleitung.
Beim Auspacken sehe ich erst einmal zwei optisch professionell wirkende PA Lautsprecher im Multifunktionsgehäuse, die auf der Rückseite ein relativ großes Anschlussfeld mit aktivem Verstärkermodul haben. Soweit noch nichts Besonderes.
Äußerer Aufbau der the box pro DSX 112 und the box pro DSX 115 Aktivlautsprecher
- the box pro DSX 112: Abmessungen: (B × H × T) 395 × 640 × 390 mm, Gewicht: 19 kg
- the box pro DSX 115: Abmessungen: (B × H × T) 455 × 740 × 425 mm, Gewicht: 23,6 kg
Gehäusequalität der Testkandidaten
Die Gehäuse der Aktivlautsprecher the box pro DSX 112 und the box pro DSX 115 bestehen zum größten Teil aus 15 mm Schichtholz und sind präzise und spaltfrei verarbeitet. Die the box pro DSX 112 spielt in der 90 Liter Liga bei einem Gewicht von gut 19 kg, the box pro DSX 115 wiegt bei gut 130 Liter etwa 23 kg.
Der schwarze Farbüberzug scheint Polyurethan oder ein ähnlicher Kunststoff zu sein, also etwas Kratzfestes, das man normalerweise nicht bei einer Budgetbox erwartet; sehr gut, denn der Kratztest verläuft ohne sichtbare Wirkung.
An beiden Seiten befindet sich jeweils ein eingefräster Griff mit angenehmer Haptik.
Die Frontabdeckung besteht aus einem robusten Metallgitter, das mit einer Gaze hinterlegt ist und so das Eindringen von größeren Staubpartikeln verhindert. Den typischen Fußabstütztest, Markenzeichen vieler Gitarristen beim Solo, übersteht das Gitter dank rückwärtiger Stabilisierung ohne eingedrückte Dellen.
Guter Schutz der rückwärtigen Anschlüsse und Bedienelemente ist durch die Geometrie des Gehäuses mit ausreichendem Überstand gesichert.
Im Inneren ist alles sauber verarbeitet, so hat auch die Elektronik der Aktivlautsprecher ein eigenes Gehäuse. Der innenliegende am Kunststoffhorn befestigte Hochtöner ist sauber rundum abgestützt und wird so auch bei einem versehentlichen Sturz nicht vom Horn abbrechen.
Die vier Nutzungsmöglichkeiten dieser Lautsprecher
Beide Lautsprecher kommen im Multifunktionsgehäuse daher und sind sowohl stehend, in der für Bodenmonitore typischen Schrägaufstellung, auf einem Stativ oder an Flugösen hängend zu nutzen.
- Stehender Betrieb. Dafür sind vier Kunststofffüße angebracht, die Abrieb am Lautsprecher oder am Untergrund vermeiden.
- Die Monitorschräge ist sehr komfortabel mit einer kompletten Kunststoffschiene für den Bodenkontakt ausgestattet – klasse.
- Stativbetrieb. Auch hier wurde mitgedacht, es gibt zwei Stativhülsen, einmal für eine gerade Aufstellung und einmal für eine leichte Neigung nach vorne. So lässt sich der Schall dann besser ins Publikum lenken.
Der Lautsprecher kann von jedem durchschnittlich trainierten Menschen, der in der 23 kg Klasse etwas heben kann, alleine und ohne Hilfe auf einem Stativ positioniert werden.
- Flugösenbetrieb. Insgesamt 12 M-8 Gewindebuchsen erlauben einen flexiblen Einsatz der Aktivlautsprecher in vertikalen oder horizontalen Positionen. Hier wurden in jeder Ecke komplette Metallwinkel mit angeschweißten Gewindebuchsen verbaut und keine billigen Einschlagmuttern (die wenig taugen und leicht überdrehen).
Wieder ein Extrapunkt mehr. Eines allerdings solltet ihr NICHT machen: Mehrere dieser Lautsprecher untereinander fliegen. Das ist verboten, da kein durchgehender Metallrahmen im Inneren der Lautsprecher sitzt.
Elektronik und Lautsprecher
Auf der Lautsprecherseite gibt es nichts Spektakuläres zu vermelden. The box pro DSX 112 ist mit einem 12“ Lautsprecher bestückt, dessen Korb aus gestanztem Stahlblech besteht. Der 1″ Hochtontreiber ist eher kleiner Natur und arbeitet auf einem relativ großen Horn (für Lautsprecher Nerds: Es handelt sich hier um ein modifiziertes Tractrix Horn). Beide Lautsprecher tragen kein Markenzeichen.
Auf der Rückseite befindet sich das Elektronikmodul. Die Verstärkereinheit verzichtet auf einen eingebauten Lüfter dank eines großen, außenliegenden Kühlkörpers ohne hervorstehende oder scharfe Grate. Netzseitig wird hier ein Kaltgerätekabel angeschlossen, ein Wippschalter mit benachbartem Sicherungsfach (3AT) schaltet die Box knackfrei zu. Darüber befinden sich die Anschlüsse und die Bedieneinheit zur Klang- und Lautstärkeeinstellung.
Auch auf elektronischer Seite befindet sich eine saubere industrielle Verarbeitung. Gut zu erkennen ist, dass beide Lautsprecher aktiv getrennt sind und jeweils über eine eigene Endstufe verfügen. Das erhöht die Sicherheit und verbessert die Performance. Die Endstufenversorgung erfolgt über ein gewichtsparendes, modernes Schaltnetzteil.
Das Modell the box pro DSX 115 ist entsprechend größer und verfügt neben einem 15“ Lautsprecher auch sinnvollerweise über einen größeren Mittelhochtonlautsprecher hinter dem ansonsten gleichen Horn. Damit lässt sich auch ein höherer Maximalpegel als beim kleineren Modell erreichen.
Anschlüsse und deren Bedienung
Zwei Kombianschlüsse XLR/Klinke mit danebenliegendem Lautstärkeregler erlauben die Einspeisung hochpegeliger Line-Signale aus dem Mischpult oder einem Instrument. Schön ist es, dass der Einstellbereich auch locker ausreicht, um dynamische Mikrofone ohne zusätzliches Mischpult anzuschließen.
Ein Eingang als 3,5 mm Stereoklinke erlaubt den Anschluss von Line-Quellen wie Handys, PC usw., dieser Eingang hat keinen eigenen Pegelregler.
Ein XLR-Ausgang erlaubt es, das Summensignal weiterzuschleifen, etwa zu einer zweiten Aktivbox.
Der Masterteil der the box pro DSX 112 und the box pro DSX 115 Aktivlautsprecher
Während die Eingänge lediglich Lautstärkeregler besitzen, ist der Masterteil etwas opulenter bestückt. Wir finden hier ein gut lesbares, hintergrundbeleuchtetes Display, das je nach Status die aktuellen Pegel oder die Einstellparameter anzeigt. Daneben ist ein Multifunktionsknopf installiert, der auf Drehen und Drücken reagiert.
In der Default-Einstellung dient er als Pegelregler für die Gesamtlautstärke. Durch Drücken und Drehen erreichen wir mühelos und schnell die einzelnen Menüpunkte und können diese einstellen. Die Menüsprache ist Englisch.
Die DSP-Einstellungen
Hier haben sich die Entwickler Gedanken über die Ansprüche der Nutzer und ein entsprechend bedienerfreundliches Handling gemacht. Ich fasse kurz zusammen:
- Vier Basiseinstellungen. Hier gibt es folgende Presets: Musik, Live, Speech, DJ.
- Ein Monitor-Preset. Für den Betrieb als Bodenmonitor (Wedge) gibt es ein extra Preset, das störende, tieffrequente Anteile eliminiert und so für mehr Klarheit sorgt.
- Kombination mit einem Subwoofer. Hier bieten sich zur optimalen Anpassung an die jeweilige Situation gleich 4 Übergangsfrequenzen an: 80 Hz, 100 Hz, 120 Hz, 150 Hz.
- Die globale Soundeinstellung. Hier werkelt ein 3-Band-Equalizer, der feste Frequenzen bei ca. 100 Hz, 2.500 Hz und 9.000 Hz um jeweils +/- 12 dB anhebt oder absenkt.
- Digitaldelay: Hier ist eine relativ kurze Verzögerung von 16 ms einstellbar. Das entspricht einer Strecke von ca. 5 m. Damit lassen sich keine echten Distanz-Delays aufbauen, sondern lediglich Anpassungen innerhalb einer nah beieinander stehenden Lautsprecherkombination vornehmen.
- Die Einstellungen der einzelnen Menüpunkte können seriell hintereinander geschaltet werden. Also Beispielsweise: Musik + Monitor + Bassfilter+ Equalizer.
Praxistest
Das geschieht nach folgendem Prozedere:
- Die Lautsprecher werden mit Mikrofonsignalen auf Sound, Verständlichkeit und Feedback-Freiheit gecheckt.
- Test mit verschiedenen Test- und Musiksignalen aus der Konserve.
- Das Abstrahlverhalten und dabei die Klangänderungen außerhalb der Achse werden erfasst.
- Begleitende Messungen zu Frequenzgang und Maximalpegeln runden das Gesamtbild ab.
- Zum Schluss noch ein allgemeines Statement, welchen Eindruck die Lautsprecher bei mir hinterlassen haben.
1. Mikrofontest
Mit einem Shure SM 58 starte ich in der Einstellung Live bei linearem EQ und suche eine ideale Ausgangsbasis. Den Master-Pegel-Regler fährt man am besten nicht in den +10 dB Bereich (den sowieso keiner braucht), das verstärkt das sonst eher unauffällige Rauschen unnötig.
Gut funktioniert eine Masterlautstärke von ca. -6 dB und entsprechend weit aufgedrehtem Kanalregler. Das übertragene Sprachsignal ohne Equalizer klingt in dieser linearen Einstellung etwas dröhnig und stumpf.
Eine optimale Einstellung mit EQ finde ich bei einer Höhenanhebung von etwa 6 dB, einer Bassabsenkung von 3 dB und einer zusätzlichen Hochpassfilterung bei 120 Hz. So klingt die Sprache frisch und verständlich.
Die Einstellung „Speech“: Hier fällt erwartungsgemäß auf, dass die Bässe fehlen. Allerdings kappt dieses Preset auch etwas die Höhen. Fraglos ist dieses Preset für Ungeübte gedacht, die nicht viel einstellen wollen.
1.1 Feedbacktest
Dieser wird direkt im Preset „Live/Monitor“ mit schräg auf dem Boden stehender the box pro DSX 112 durchgeführt. Grundsound und Verständlichkeit sind bis zu mittleren Lautstärken okay, die ersten Feedbacks kündigen sich dann allerdings doch eher früh an, zu sehen in den Spitzen des folgenden Diagramms. Für deutlich mehr nutzbaren feedbackfreien Pegel braucht es dann doch einen externen Equalizer.
2. Test mit Musik
Den Musiktest führten wir mit zwei geschulten Tontechnikern und einem Musikfan durch. Zur Qualitätsbeurteilung spielten wir verschiedene uns gut bekannte Musiksequenzen ein, darunter Klassik, Techno und Sting.
Der Grundsound bei the box pro DSX 112 ist frei von nervigen oder störenden Artefakten. Auffällig ist allerdings eine Mittenlücke zwischen dem 12“ Basislautsprecher und dem Hochtöner, der erst ab ca. 3 bis 4 kHz richtig einsteigt.
Der 12“ Lautsprecher bündelt bei der Übernahmefrequenz den Schall schon deutlich, so ist die Versorgung auf der Hörfläche nicht ganz gleichmäßig.
Der Klang zerfällt beim genaueren Hinhören in zwei unterschiedlich ortbare Bereiche, was die Homogenität etwas schmälert. Im Grundtonbereich klingt der Lautsprecher leicht dröhnig. Das lässt sich mit einem externem EQ aber wieder verbessern.
Trotzdem ist der Sound angesichts des günstigen Preises gut vertretbar und wird für viele Anwendungszwecke im Budget-Bereich locker ausreichen. Wer absolute High-End-Präzision im Klang und im definierten Abstrahlverhalten benötigt, muss natürlich deutlich tiefer in die Tasche greifen.
3. Abstrahlverhalten
The box pro DSX 112 strahlt laut Datenblatt, bezogen auf den Hochtöner horizontal 90°, vertikal ca. 60° ab. Bei unseren Messungen kamen wir auf etwas geringere Winkel. Das sollte man beim Einsatz berücksichtigen.
4. Maximalpegeltest
Dazu haben wir den Lautsprecher in 1 m Mess-Entfernung mit Rosa Rauschen bis in den Limitereinsatz ausgesteuert und dabei die 120 dB Grenze geknackt. Der Limiter greift zuverlässig und bewahrt den Lautsprecher vor Überlastungsschäden. Bemerkbar macht er sich durch eine blaue LED auf der Vorderseite des Speakers.
Den Pegeltest haben wir auch mit Musiksignalen durchgeführt. Auch dort ist nichts zerstört worden, allerdings büßt der Lautsprecher im Maximalpegelbereich deutlich an Klangqualität ein.
Messgrafiken
Gemessen haben wir Outdoor mit Smaart und kalibriertem Messmikrofon. Lediglich die Maximalpegel haben wir mit Rücksicht auf die Nachbarn in unserer Halle aufgenommen. Die Messungen dienen uns lediglich dazu, einen praxistauglichen Eindruck zu erhalten, es sind KEINE Referenzmessungen. Ebenfalls finden sich hier keine Messungen im Zeitbereich, also Ein- Ausschwingverhalten oder Messungen der Klirrkomponenten oder im Bereich der akustischen Phase. Diese haben wir ansatzweise auf einer Kirchner ATB-Messstation erstellt. Allerdings denke ich, dass sich kein Anwender bei den geplanten Einsätzen dafür interessiert, deswegen lassen wir das weg.
Die aussagekräftigen, leicht verständlichen Grafiken für die Basisanwendungen findet ihr hier:
Unterschiede von the box pro DSX 115 gegenüber the box pro DSX 112
- Etwas mehr Kapazität im Bass, höhere Maximallautstärke. Das hört und sieht man (Grafik)
- Mehr Volumen und Gewicht
- Der klangliche Übergang zum Hochton ist bei the box pro DSX 112 besser
Die technischen Daten der the box pro DSX 115 und the box pro DSX 112 Lautsprecher könnt ihr euch auf der Thomann Website anschauen.
Von solchen Boxen konnte ich in den 80ern im Proberaum nur träumen…
@Son of MooG Das stimmt. Unsre ersten hatten wir im Jugenzentrum aus Spanplatten um einen 12″ Celestion Breitbänder zusammengeschraubt und innen mit alten Socken und Unterhosen ausgestopft :-)
Mich würde ein Vergleich zur Lautsprecherreihe the Box Pro DSP interessieren. Das Datenblatt ist da leider nicht sehr aussagekräftig…