Der Exot
Koaxialer Fullrange-Lautsprecher the box RA10
Die AMAZONA.de Redaktion testet für euch den koaxialen Fullrange-Lautsprecher the box RA10. Warum diese Bassreflex-Aktivbox zu den koaxialen Systemen zählt, wird hier auf den ersten Blick sofort deutlich. Der Hochtöner sitzt im Zentrum des Basslautsprechers, also auf einer Achse mit dem Tieftöner, was die Gattung der Koaxiallautsprecher auszeichnet.
Reinrassige Koax-Lautsprecher vereinen Hochtöner und Tieftöner in einem Lautsprecherchassis. Sie teilen sich das Magnetfeld, besitzen aber trotzdem eigene Spulen. Durch diese Anordnung erreicht man ein phasenrichtiges Signal ohne Laufzeitverzögerungen. Diese Konstruktion ist bei unserem Testobjekt dem RA10 nicht anzutreffen. Vielmehr sitzt hier der Hochtöner als eigenständiger Treiber zentral vor dem Basslautsprecher. Das rechtfertigt zwar die Bezeichnung koaxial, bietet aber bis auf eine kompakte Bauweise nicht die ganz speziellen Eigenschaften von Koaxiallautsprechern. Eine ähnliche Bauform wie bei diesem Modell ist häufig bei Autolautsprechern anzutreffen, wo es speziell um geringe Einbaumaße geht.
Im Bereich der reinen PA-Beschallung für den FOH-Bereich sind koaxiale Lautsprechersysteme eher Exoten. Dagegen werden Bodenmonitore nicht selten mit diesen eigenständigen Systemen bestückt, denn bei diesem Anwendungsbereich können die Vorteile wie kompakte Abmessungen und gute Schallverteilung von großem Nutzen sein. Schließlich ist eine weitere Eigenschaft von Koaxiallautsprechern das rundum gleiche Abstrahlverhalten, das einer Punktschallquelle sehr nahe kommen soll. Für das Bühnenmonitoring im Nahbereich also eine prima Sache. Wird der Hörabstand allerdings vergrößert, so wie es bei einer PA im FOH-Einsatz gegeben ist, verliert die koaxiale Bauweise durch den größeren Abstand einen Teil ihrer Vorteile.
Im Multifunktionsgehäuse
Der Fullrange-Lautsprecher the box RA10 kommt in einem Multifunktionsgehäuse aus Kunststoff. Möglich ist die Aufstellung im angewinkelten Zustand, für zum Beispiel das Monitoring – oder die Montage auf einem Boxenständer. Der passende Flansch mit Feststeller findet sich an der Unterseite. Auch in aufrechter Position lässt sich der RA10 Fullrange-Lautsprecher abstellen. Doch das dient lediglich den besseren Transporteigenschaften denn die geringe Standfläche, bedingt durch die hintere Abschrägung im unteren Bereich, lässt das zu einer recht kippeligen Angelegenheit werden. Also besser direkt auf den Hochständer damit oder gleich vor die Füße.
Mit gerade einmal 376 x 464 x 316 mm (H x B x T) ist das Gehäuse unseres Testkandidaten recht kompakt bemessen, die Waage pendelt sich bei 12 Kilogramm ein. An der Hinterkante ist im oberen Bereich ist ein guter Tragegriff eingearbeitet, mit dem sich der Koaxiallautsprecher RA10 sicher hantieren lässt.
Die Zwei-Wege-Bestückung
Als Treiber des Zwei-Wege-Systems kommen ein 10-Zoll-Basslautsprecher und ein 1-Zoll-Hochtöner in koaxialer Anordnung zum Einsatz. Der Hochtöner ist hier ein klassischer dynamischer Lautsprecher mit Konusmembran. Beide Lautsprecher sind gut geschützt. Der Hochtöner mit einem gewölbten Lochblech und der Basslautsprecher gleich doppelt, denn vor dem stabilen Lochblech sitzt zusätzlich noch eine Lage Akustikschaum. Eine massive, umlaufende Wulst schützt die beiden Schallwandler zusätzlich, sodass der RA10 ohne Probleme auch einmal direkt „auf das Gesicht“ gelegt werden kann.
Kreisrunde Abstrahlung
Die verbaute Endstufe leistet 100 Watt RMS, was dem System laut Hersteller einen maximalen Schalldruck von 113 dB bescheren soll. Der Anwender kann sich über einen Frequenzgang von 60 Hz bis 15 kHz freuen. Das mag auf den ersten Blick etwas eingeschränkt wirken, glänzen viele Produkte doch häufig mit hohen Frequenzbereichen bis 20 kHz oder sogar höher. Der hörbare Bereich der Menschen liegt zwar bei 20 Hz bis 20 kHz, doch die Hörbarkeit der oberen Frequenzen verringert sich mit zunehmendem Alter auf etwa 12 kHz. Und Hand aufs Herz, wer ist noch in der Lage, Frequenzen über 15 kHz zu hören? Der nächste Hörtest wird es zeigen.
Das typische konzentrische Abstrahlverhalten des RA10, hier mit 100° x 100°, kann Segen und Fluch zugleich bedeuten. Wieso Fluch? Bei der Hochständermontage könnte es unter sehr ungünstigen Bedingungen durch diese weite Dispersion zu Reflexionen an der Decke und/oder dem Boden kommen, die das Klangbild unter Umständen schwammig machen. Deshalb haben typische Hörner in der Regel ja horizontal und vertikal unterschiedliche Abstrahlwinkel um eher in der Horizontalen breit abzustrahlen. Beim Einsatz als Bodenmonitor erweist sich der „rundum“ Sound des RA10 wiederum als Vorteil.
Das Anschluss-Terminal
Auf der Rückseite der Aktivbox sitzen neben Netzanschluss (Netzkabel mit Kaltgerätestecker liegt natürlich bei) und dem passenden Schalter die Ein- und Ausgänge. Hier notieren wir unsymmetrische Buchsen im 6,35 mm Klinke-Format für Line In links, Line In rechts, Line Out links, Line Out rechts und Aux In.
Mit einem zweiten Aktivlautsprecher – optimal in diesem Fall natürlich ein weiterer the box RA10 – ist durch diese Ein- und Ausgangsvarianten echter Stereo-Betrieb möglich. Der Koaxiallautsprecher RA10 gestattet außerdem den Anschluss einer zusätzlichen Passivbox. Dafür ist die verriegelbare NL4-Buchse vorgesehen, also ein Format, das bei Passivboxen gängig ist.
Per Druckknopf lässt sich die Eingangsempfindlichkeit der Endstufe für den Aux-Eingang auf Line- oder Mikrofonpegel umstellen.
Ist der Fullrange-Lautsprecher eingeschaltet, signalisiert dies die grün leuchtende LED. Eine Besonderheit bietet die aktivierbare Standby-Schaltung. Wird diese Funktion optional gewählt, schaltet der Lautsprecher, sobald er kein Signal mehr empfängt, nach etwa 60 Minuten in den Energiesparmodus (Standby-Betrieb). Kommen wieder Signale an, geht es automatisch zurück in den Normalbetrieb. Angezeigt wird der Energiesparmodus durch eine gelbe LED, die im Normalbetrieb dann natürlich wieder erloschen ist. In Zeiten des ökonomischen Umgangs mit unseren Energiereserven eine kleine, aber immerhin sinnvolle Schaltung, die ich mir in vergleichbaren Produkten anderer Hersteller gut vorstellen könnte.
Regler auf der Frontseite
Sehr positiv zu verzeichnen sind die frontseitig angebrachten Regler. Und das ganz besonders beim Einsatz des Koaxiallautsprechers RA10 als Bodenmonitor.Dies ist auch ein deutlicher Unterschied zu anderen Multifunktionsboxen, die ihre Bedienelemente meist auf der Rückseite haben.
Mit dem Drehregler Line Vol wird der Pegel des Line-Eingangs geregelt, Aux Vol macht das Gleiche mit dem Aux-Eingang. Also lassen sich hier zwei unterschiedliche Quellen (Line und Aux) stufenlos mischen. Das Treble-Poti bewegt sich im Bereich von 6,3 kHz. Dieser Frequenzbereich kann um 12 dB angehoben oder abgesenkt werden. In den Bässen greift der Bassregler, der seine Zentralfrequenz bei 120 Hz hat und diesen Bereich um +/-6 dB bearbeiten lässt.
Eine der beiden frontseitigen Kontroll-LEDs signalisiert Signal. Ich kann sie allerdings nur dann zum Aufflackern bringen, wenn am Aux-Eingang die Empfindlichkeit auf Micro steht und der Lautstärkeregler weit aufgedreht ist. Die zweite LED ist für die Stärke dieses Signals zuständig. Leuchtet Peak, wird es Zeit das Eingangssignal zu reduzieren.
Der Klang des RA10 im Praxistest
Weil Mikrofone in der Regel mit symmetrischer Signalführung angeschlossen werden, muss man sich hier mit einem Adapter behelfen oder auf ein passendes Kabel zurückgreifen, also XLR auf 6,35 mm Klinke (unsymmetrisch).Vorsicht sollte man beim Einsatz eines Adapters walten lassen. Ist die Box angewinkelt, könnte das Konstrukt durch die Kombination der beiden Stecker zu lang für den Einsatz sein.
Mein dynamisches SM58 Mikrofon an der Aux-Buchse angeschlossen klingt schon bei linearer Klangregelung recht ansprechend. Dazu sollte der Schalter unbedingt auf Mic stehen, sonst tut sich selbst bei voll aufgedrehtem Lautstärkeregler nicht viel. Und selbst in dieser Einstellung hält sich die maximale Lautstärke in Grenzen.
Über die Line-Eingänge zugespielte Musik klingt ebenfalls gut und lässt sich mit den beiden Klangreglern im Rahmen des Machbaren recht gut bearbeiten.
Jetzt kommt’s: Eine Elektro-Akustikgitarre mit Piezo-Tonabnehmer an den Aux-Eingang angeschlossen klingt richtig gut. Wenn jetzt noch der Schalter auf Mic steht, ist es sogar ordentlich laut. Die Lautstärke ist aber auch schon in der Stellung Line recht beachtlich.
Beim Abspielen einiger Testsignale im WAV-Format liefert der RA10 übrigens auch bei 50 Hz noch gut hörbare Ergebnisse. Im Gegensatz zur Herstellerangabe, die mit 60 Hz beziffert ist. Am Klang gibt es also nichts auszusetzen. Die maximale Lautstärke kann allerdings je nach Zuspieler recht unterschiedlich ausfallen.
Kritische Stimmen kritisieren die koaxiale Bauweise von Lautsprechern teilweise wegen der komplizierten Abstimmung. Zudem soll es zu Beugungseffekten und Beeinflussungen der Frequenzen durch die Position der Treiber kommen. Ich würde bei unserem Testobjekt jetzt nicht akademisch werden und im Hinblick auf den sehr günstigen Anschaffungspreis sowie die ansonsten recht guten klanglichen Eigenschaften die Kirche im Dorf lassen.