Klein, aber oho!
Schon seit einigen Jahren ist In-Ear-Monitoring der neue Standard bei der Kontrolle auf der Bühne. Gelegentlich finde man noch betriebene Floormonitore auf der Bühne als Sicherheitsleine, aber der überwiegende Teil aller Musiker jenseits des reinen Proberaum Anspruchs fährt mit mehr oder minder hochwertigen Ohrhörern seine Show. Über In-Ear-Monitoring-Ohrhörer kann man gleich mehrere Berichte schreiben, ist hier doch vom angepassten Megatreiberbolzen bis hin zum zerrenden und quäkenden Trommelfellzerstörer alles am Start, was der Markt hergibt. Allerdings ist der beste Ohrhörer ohne eine übertragungssichere und haptisch hochwertige Funkstrecke faktisch wertlos, weshalb wir heute einmal den Fokus auf einen reinen Funkstreckenempfänger, den the t.bone IEM D2.4 R aus dem Hause Thomann legen, der mit einem Ladenpreis von gerade einmal 149,- Euro sehr stark im Low-Budget-Bereich wildert.
Inhaltsverzeichnis
Die Konzeption des the t.bone IEM D2.4 R
Wer schon einmal mit Funkstrecken gearbeitet hat weiß, dass das Konzept im Prinzip immer das Gleiche ist, die Details sich jedoch in vielen Punkten unterscheiden und somit auch direkt über die Qualität des übertragenen Signals entscheiden. Der the t.bone IEM D2.4 R ist im Normalfall der Partner der the t.bone IEM D2.4 T Basisstation, die in der Grundkonzeption bereits auf die Zusammenarbeit ausgelegt ist. In diesem Zusammenhang gibt es auch direkt eine Besonderheit im Bereich der Stromversorgung des the t.bone IEM D2.4 R zu vermerken, zu der wir aber später noch kommen.
Der the t.bone IEM D2.4 R ist wie viele andere Receiver ein normales Bodypack, wobei die Abmessungen von 63 x 96 x 25 mm (B x H x T) deutlich kleiner ausfallen, als die meisten anderen Produkte dieser Bauart. Zudem hat das Produkt ein Gewicht von nur 98 g, was ebenfalls etwas unter der Konkurrenz liegt. Der Grund hierfür ist in der Stromversorgung des the t.bone IEM D2.4 R zu suchen. Der Receiver verfügt im Gegensatz zu den meisten anderen Receivern, die in der Regel mit zwei Batterien, Typ AA gespeist werden, über einen 18500 Litiumionen-Akku, der laut Hersteller einen Betrieb von bis zu acht Stunden zulässt. Bekanntermaßen sind diese Angaben immer ein wenig mit Vorsicht zu genießen, aber ich habe eine Zeit lang einen baugleichen the t.bone Gitarrensender verwendet, der immer locker zwei komplette Headliner-Shows durchgestanden hat. Der passende Akku ist übrigens im Lieferumfang enthalten.
Wer sich nun den Receiver als Zusatzempfänger zulegt, sollte bzgl. der Aufladung des Akkus Folgendes wissen. Es gibt zwei Möglichkeiten, den the t.bone IEM D2.4 R zu laden. Entweder man verfügt bereits über das Gesamtpaket the t.bone IEM D2.4, dem eine spezielle Ladestation beigefügt ist oder man kauft sich auf Amazon/eBay für ein paar Euro einen passenden Charger. Bei der Ladestation handelt es sich um eine Kunststoffwanne nebst passendem Netzteil, in die der the t.bone IEM D2.4 R eingesetzt wird und die den Akku mit den außen liegenden Kontakten automatisch einer Ladematte gleich lädt. Eine einfache LED zeigt an, ob der Akku geladen wird (rot), oder ob der Ladevorgang abgeschlossen wurde (grün).
Wer nun etwas Platz in seinen Transportutensilien hat, kann den Receiver prima zwischen Soundcheck und Showtime in der Ladestation aufbewahren und sie rechtzeitig zur Show aus dieser entfernen. Die Ladestation kann allerdings leider nur den gesamten Receiver laden, das Laden eines Ersatzakkus muss ein separater Charger übernehmen oder aber man wechselt den Akku des Receivers vorher entsprechend. Die Ladestation verfügt zwar über einfache Gummifüße, ist aber sehr leicht und verfügt daher nicht über den nötigen Anpressdruck für einen rutschfesten Stand auf glattem Untergrund.
Der Aufbau des the t.bone IEM D2.4 R
Der the t.bone IEM D2.4 R ist aus hochwertigem Kunststoff gefertigt, der durchaus den Eindruck vermittelt, den einen oder anderen Punch gut vertragen zu können. Das Produkt verfügt über zwei vergleichsweise kurze Antennen, die den True-Diversity-Mode ermöglichen. Die Antennen sind zudem biegsam angebracht, sodass auch das Abknicken von ca. 45 Grad durch externe Einwirkungen den Antennen keinen Schaden zufügt. Auf der Rückseite des Gehäuses wurde zwecks Befestigung am Hosenbund/Gürtel/Gitarrengurt ein einfacher, aber extrem straff sitzender Bügel angebracht, der sich nur mit roher Gewalt aus seiner Verankerung hebeln lässt. Für einen strammen Sitz ist also gesorgt.
Auf der Oberseite des Gehäuses befindet sich eine 3,5 mm Stereoklinke aus Metall, die den Empfang eines Stereo- oder zweier Monosignale ermöglicht. Wer bereits mit Funkstrecken gearbeitet hat, kennt wahrscheinlich die Problematik, dass gerade die Kopfhörerbuchsen einer hohen mechanischen Belastung ausgesetzt sind, von daher ist die Verwendung einer Metallausführung nur zu begrüßen. Neben der Buchse befindet sich der kombinierte On/Off-Volumeregler, der eine gute Einschalthaptik liefert, allerdings ein relativ leicht laufendes Potentiometer aufweist. Ich selber kenne aus unzähligen Shows das Problem, dass entweder man selber oder aber die ungestümen Kollegen (Stichwort „Klammersänger“) sich versehentlich am Potentiometer reiben und dadurch die Lautstärke entweder komplett abwürgen oder es einem die Ohren wegschießt. Ein schwergängiges Potentiometer bietet hier etwas mehr Sicherheit. Für eine Gehörprävention hat der the t.bone IEM D2.4 R allerdings auch bei Bedarf einen Limiter verbaut.
Generell hat die Menüführung noch ein paar Extras in petto, mit denen man seinen persönlichen In-Ear-Sound optimieren kann. Der the t.bone IEM D2.4 R verfügt über ein grün leuchtendes, sehr gut ablesbares Display, bei dem man unter anderem zusätzlich die Bereiche Kanal, Balance und EQ einstellen kann, wobei der EQ-Bereich mit ein paar einfachen Cuts und Boosts auskommt. Das ganze System lässt sich auch verriegeln, damit man im Eifer des Gefechts nicht aus Versehen ein paar wichtige Einstellungen verändert.
Der the t.bone IEM D2.4 R arbeitet im sehr beliebten 2,4 GHz Bereich, der bekanntermaßen weltweit ohne Lizenz verwendet werden kann, im Gegenzug aber leider auch von Millionen von Mobiltelefonen genutzt wird. Dies bedeutet, dass zu der vergleichsweise kurzen Reichweite auch noch die Einstreuungen der Handys der Konzertbesucher im Betrieb hinzukommen. Leider kann man als Tester den Praxistest bzgl. der Handy-Einstreuungen nicht wirklich simulieren, allerdings konnte ich feststellen, dass der Gitarrensender dieser Serie sich im Live-Betrieb vergleichsweise robust gegen diese Schadquellen aufstellte. Bzgl. der Reichweite schafft es ein im 2,4 GHz agierender Empfänger meistens auf eine Entfernung von ca. 10 m, ab da kann es je nach Bühnenfunk kritisch werden. Wer nicht unbedingt einen Ausflug ins Publikum plant oder auf großen Open-Air-Bühnen spielt, sollte auf einer durchschnittlichen Bühne mit der Frequenz hinkommen. Ich hatte aber auch erst letztens den Fall, dass ein Kollege auf der Bühne des Amphitheaters Gelsenkirchen kurz vor Showbeginn noch zum Monitormann wollte, der auf der anderen Seite der Bühne stand und sein Signal nach der Hälfte der Bühne komplett abriss. Ich empfehle daher generell, bei 2,4 GHz immer einen Sicherheitsradius mit einzuplanen.
In der Praxis
Der Praxisbereich ist vergleichsweise schnell abgehandelt. Der the t.bone IEM D2.4 R hinterlässt trotz seines geringen Ladenpreises einen guten Eindruck. Auch wenn einige Druckschalter und -knöpfe unter Umständen etwas „plastikeresk“ wirken, überzeugt das Produkt mit einer praxisgerechten Verarbeitung, einem sehr guten Klang und gleich mehreren Details, die man als Musiker deutlich höher einschätzt, als es auf den ersten Blick anmuten mag. Wie oft habe ich schon auch bei deutlich höherpreisigen Konkurrenzprodukten mich über labberige Haltebügel oder ein schlecht ablesbares Display geärgert, was bei dem the t.bone IEM D2.4 R definitiv nicht der Fall ist.
Der Empfänger ist zudem extrem handlich bzgl. Abmessungen/Gewicht und lässt sich so sehr einfach an verschiedenen Stellen befestigen. Bei einer „normalen“ Handhabung auf freiem Feld konnte ich auch bis zu 25 m eine Übertragung erreichen, wie gesagt, unter optimalen Bedingungen. Wer sich nicht lange im Frequenzdschungel mit all seinen Fallstricken aufhalten möchte, ist mit dem 2,4 GHz Band gut bedient, zumal dieses Frequenzband für den Großteil aller kleinen bis mittleren Bühnen ausreichen sollte.
Ich finde ja WLAN etwas fraglich. Der Gitarrist in unserer Coverband hatte vor kurzem versucht, den POD Go Wireless (line 6 relay System) live zu benutzen und hatte ständig dropouts, obwohl er nie weiter als 2m vom Empfänger wegstand. Das war schon relativ ernüchternd, denn der Klang war ansonsten echt gut.
Noch zwei Kommentare zum hier getesteten Empfänger. Ich finde es gut, dass ein tauschbarer Akku verbaut wurde, denn oft haben die Empfänger ja festverbaute Akku installiert. Und darüber hinaus scheint der Sender nicht mehr als Produkt verkauft zu werden – was den Empfänger hier leider nutzlos machen würde. Aber vielleicht kommt das Produkt auch bald wieder rein…
Es handelt sich nur um den Empfänger als Ergänzungs- bzw. Ersatzteil? Mit welchem System kann er denn noch kombiniert werden, jetzt da
https://www.thomann.de/de/the_t_bone_iem_d2.4.htm
nicht mehr erhältlich ist?
@MatthiasH Anscheinend mit keinem. Aber ich gehe davon aus, dass das nur temporär nicht verfügbar ist.
Sieht doch ganz gut aus…🙂
https://www.thomann.de/gb/the_t_bone_iem_d2.4_r.htm
LG
@CDRowell Das ist der Empfänger. Da muss noch ein Sender dazu, und den gibt es nicht mehr.
Macht nicht viel Sinn einen Empfänger zu testen, wenn es den Sender nicht mehr gibt.
Mindestens einen Hinweis dazu, das der Empfänger nur noch für bestehende Sets zu gebrauchen ist.
@Klang X Ich gehe davon aus, dass der Test nicht gerade einen Tag vor Veröffentlichung verfasst wurde und der Sender evtl. kurzfristig herausgenommen wurde. Von daher würde ich das jetzt mal nicht überbewerten…
@TheTick123 Genau so ist es. Danke für den Hinweis.
Gibt es eine alternative Empfehlung für das Thomann-Paket?
@Joste https://www.amazona.de/marktuebersicht-in-ear-drahtlosanlagen/