Günstiges System für Einsteiger und Profis
Am Anfang erschuf man den Lautsprecher. Doch er war alleine und so schaffte sein Erbauer einen weiteren Lautsprecher, der ihm zur Seite gestellt wurde und ihn unterstützen sollte. Doch beide wollten nicht recht miteinander harmonieren. Unüberbrückbare Interferenzen stellten sich der harmonischen Zweisamkeit in den Weg. So mussten einige Weichen gestellt werden, um alles ins richtige Lot zu bringen. Unermüdlich wurde weiter gearbeitet, um vollendete Harmonie zu erlangen und weitere Lautsprecher wurden ergänzt, um das Paar zu vervollkommnen. Die wachsende Familie bedurfte einer eingehenden Planung, um die mühsam erarbeitete Harmonie nicht zu gefährden. Deshalb wurde ein ausgeklügeltes Lautsprecher Management System erschaffen, um dieser Aufgabe Herr zu werden.
the t.racks DSP206 Lautsprecher Management System
Eine gute Schöpfungsgeschichte beginnt mit der Schöpfung. Sie beinhaltet außerdem diverse Upgrades, um das gerade Erschaffene kontinuierlich zu verbessern, damit am Ende alles gut wird. So mag es auch Erfindern und Ingenieuren gehen, die unermüdlich daran arbeiten, neue Produkte zu erschaffen und diese kontinuierlich zu verbessern. Das Musikhaus Thomann hat mit der the t.racks Produktserie eine Eigenmarke im Programm, die ebenfalls beständig erweitert und verbessert wird. Seit 1998 gibt es the t.racks und umfasst alles, was im Rack und darüber hinaus für das Thema Beschallung benötigt wird: Frequenzweichen, Signalsplitting, Spannungsstabilisatoren, Rack-Lights, Rack-Steckdosen, Delay-Line-Controller, Lautsprecher-Management-Systeme, DI-Boxen und sonstiges Audiozubehör. Hinsichtlich der Features stehen die the t.racks Produkte bekannten Marken in nichts nach, kosten allerdings nur einen Bruchteil dessen, was andere Hersteller für vergleichbare Produkte aufrufen.
Warum Lautsprecher Management?
In den Anfangstagen von größeren PAs teilten sich die Geräte, die zum Betrieb von mehreren Lautsprechern benötigt wurden, grob in folgende Bereiche: passive Frequenzweiche, aktive Frequenzweiche und Endstufe. Während die passiven Weichen meistens direkt in die Lautsprecher integriert wurden, um dort das von der Endstufe kommende Signal auf die Lautsprecherwege zu verteilen, saßen die aktiven Frequenzweichen vor den Endstufen für die einzelnen Wege. Zum Schutz der Lautsprecher wurden analoge Limiter eingesetzt, in den Spielpausen schalteten analoge Noise-Gates die Signale stumm. Die Systementzerrung erfolge ebenfalls analog vor den Endstufen mittels parametrischer und graphischer Equalizer. Mit der Digitalisierung und durch die Nutzung spezialisierter DSPs konnten diese ehemals getrennt voneinander arbeitenden Geräte in ein einziges Gerät integriert werden. Die digitale Signalverarbeitung erlaubt außerdem, verlustfrei „Kopien“ eines Signals herzustellen und auf andere Wege zu verteilen. Diese können unabhängig voneinander bearbeitet werden. Auch das Verzögern von Signalen (z. B. für Delay-Lines) wurde dadurch stark vereinfacht. Das Lautsprecher-Management-System war geboren. Zudem lassen sich viele Filtertypen digital sehr viel einfacher realisieren und das Speichern aller Parameter verschafft einen zusätzlichen Vorteil. Mit immer komplexer werdenden Beschallungsaufgaben wachsen natürlich auch die Anforderungen an solche Systeme. Die Bedienung per PC gehört längst zum Standard. Häufig greifen Hersteller bei den DSPs für ihre Geräte auf OEM-Produkte zurück. So ist es nicht verwunderlich, dass sich oftmals ein Déjà-vu-Erlebnis einstellt, schaut man sich die Menüs verschiedener DSPs an. Auch viele aktive Lautsprecher kommen mittlerweile mit umfangreichen DSP-Funktionen daher, manchmal sogar mit dem kompletten Funktionsumfang eines Lautsprecher Management Systems. Nicht selten sind diese per PC programmierbar. Ein externes Lautsprecher Management System wie das the t.racks DSP206 kann dabei helfen, gut klingenden Lautsprechern noch das letzte Quäntchen Sound zu entlocken oder bei umfangreicheren Installationen den Überblick zu behalten. Auch bei Festinstallationen bieten die umfangreichen DSP-Tools alles, was man benötigt, um PA und Raum optimal aufeinander abzustimmen. Wer noch kein gutes Digitalpult sein Eigen nennt, aber auf gute Summen-Features wie EQs, Limiter usw. nicht verzichten möchte, ist ebenfalls mit einem digitalen Lautsprecher-Management-System gut beraten.
the t.racks DSP206 Digitales Lautsprecher Management System
Das the t.racks DSP206 Lautsprecher Management System ist ein Teil einer größeren Familie, die sich nur hinsichtlich der verfügbaren Ein- und Ausgänge unterscheidet. Das Angebot reicht von zwei Eingängen und vier Ausgängen bis hin zu sechs Eingängen und acht Ausgängen. Die Wandler des digitalen Lautsprecher Management Systems arbeiten mit 24 Bit und 96 kHz und befinden sich damit auf der Höhe der Zeit. Intern werkelt ein 32 Bit DSP und sorgt für eine schnelle Datenverarbeitung. Mit Verzerrungen (THD) von < 0,005 % bei 1 kHz, 0 dBu und einem Geräuschspannungsabstand von > 115 dBu müssen bei der the t.racks DSP-Serie keine Abstriche gemacht werden. Der Frequenzgang erreicht die üblichen 20 Hz bis 20 kHz. Alle Ein- und Ausgänge sind im symmetrischen XLR-Format. Für den Einbau ins Rack ist eine Höheneinheit zu veranschlagen. Alle Anschlüsse sind auf der Rückseite angebracht. Auf der Front hingegen finden wir zahlreiche LED-Ketten für die Ein- und Ausgänge (Anzahl abhängig vom gewählten Gerät innerhalb der DSP-Serie), ein LC-Display, ein Jog-Wheel zur Dateneingabe und diverse Taster und Schalter zur Bedienung. Rückseitig sind zusätzlich neben den Ein- und Ausgängen eine D-Sub-Buchse (RS232/485) und ein Netzwerkanschluss (LAN) zu finden, frontseitig ein USB-Anschluss. Diese sorgen für die Fernsteuerung des Gerätes (LAN, USB) sowie die Kaskadierung mehrerer Einheiten (D-Sub).
Signalverarbeitung im DSP206
Die Signalverarbeitung des the t.racks DSP206 Lautsprecher Management Systems unterteilt sich in eine Eingangsseite und eine Ausgangsseite. Die zur Verfügung stehenden Algorithmen sind dabei fast identisch:
- Parametrischer EQ (PEQ) mit neun Frequenzbändern und einstellbarer Frequenz, Filtergüte, Flankensteilheit, Filtertyp und Bypass. Es stehen neun verschiedene Filtertypen zur Verfügung, von Peak über Shelving-Typen zu verschiedenen Low- und High-Pass-Filtern bis hin zu All-Pass-Filtern.
- Graphischer EQ (GEQ) mit 31 Festfrequenzen und einem Gain-Bereich von ±12 dB
- IN-Link zum Verlinken zweier Eingangskanäle
- Delay mit Einstellungen in bis zu 680 ms (234 Meter/766 Fuß)
- Frequenzweiche (X-OVER) mit Parametern für Hoch-/Tiefpass, Trennfrequenz, Flankensteilheit und Filtertyp
- Noise-Gate (GATE) mit Threshold, Hold, Attack und Release
- Phasenlage (PHASE) zur Phasenumkehr (0°/180°)
Die Ausgangsseite sieht ähnlich aus, zusätzlich finden wir hier aber noch einen Limiter (Threshold, Attack, Release), eine Matrix zur Verschaltung der Ein- und Ausgänge miteinander sowie eine Pegelanpassung für die einzelnen Ausgänge.
Schnelle Bedienung am Gerät oder Computer
Das Bedienen am Gerät ist sehr einfach: Für die Grundeinstellungen den Taster UTIL so oft drücken, bis der gewünschte Parameter erscheint (z. B. ID-Nummer des Gerätes bei Kaskadierung, IP-Adresse, Gerätepasswort, Eingangsquelle Analog/Pink Noise/White Noise/Sinus, Channel Copy, Delay-Einheit ms/m/ft), dann Parameter per Jog-Wheel ändern und durch Drücken des Jog-Wheels bestätigen, Exit-Taster drücken, fertig. Ähnlich einfach geht das Einstellen der Ein- und Ausgänge vonstatten: Im entsprechenden Kanal die EDIT-Taste drücken, Taster für den gewünschten Parameter auswählen, mit dem Jog-Wheel den Parameter ändern und bestätigen. 20 User-Speicher ermöglichen das Abspeichern von verschiedenen Konfigurationen.
Noch einfacher und schneller geht es mit dem Computer. Leider steht die Software aktuell nur für Windows zur Verfügung. Dennoch können Mac-User aufatmen, denn die Software läuft prima innerhalb der kostenlosen WINE-Umgebung auch am Mac. Dafür wird keine Windows-Installation benötigt. Selbstverständlich wäre die App auch per Bootcamp und Windows-Installation auf dem Mac lauffähig. Günstiger und einfacher ist aber die WINE-Installation. Alle hier gezeigten Screenshots sind unter dem WINE-Derivat PlayForMac entstanden. Angeschlossen werden musste der DSP206 lediglich per LAN-Kabel.
Die Software bildet übersichtlich alle Funktionen des Gerätes ab. Gerade bei großen Setups oder zum Einstellen der EQs ist das Nutzen der Software eine große Zeitersparnis. Für kleinere Setups reicht die Bedienung per Display und Jog-Wheel am Gerät selbst. Gut nachgedacht hat Thomann hinsichtlich der Schnittstellenausstattung: Viele Lautsprecher-Management-Systeme oder auch aktive Lautsprecher mit integriertem DSP besitzen zwar eine USB-Buchse, aber keinen LAN-Anschluss. Das ist unvorteilhaft, da die Geräte in der Regel im Endstufen-Rack auf der Bühne zu finden sind und nicht am FoH-Platz stehen. Für das Einstellen der EQs per kurzem USB-Kabel mit dem Laptop hinter den Lautsprechern, die man einstellen möchte, zu sitzen, macht keinen Spaß. Der the t.racks DSP206 lässt sich per LAN auch in ein W-LAN Setup einbinden und kann dann per Computer bequem vom FoH-Platz aus ferngesteuert werden. Wer noch mit einem analogen Multicore arbeitet und ausreichend Rückwege zur Verfügung hat, darf den the t.racks DSP206 natürlich auch am FoH-Platz installieren. Ein langes LAN-Kabel oder ein drahtloses Netzwerk, gepaart mit dem Einbau ins Endstufen-Rack auf der Bühne, ist aber die optimale Lösung.
Die Software arbeitet sehr gut und selbst unter WINE am Mac absturzfrei. Einige Kleinigkeiten sind mir dennoch aufgefallen: Nicht immer lassen sich Werte direkt in den Eingabefeldern eingeben. Was in dem einen Feld noch funktioniert, geht mit den Eingabefeldern der nächsten Seite nicht. Außerdem sind die Eingaben, Beispiel Delay-Zeit, nicht gerade feinfühlig einstellbar. Am Gerät selbst funktioniert gerade das jedoch einwandfrei. Ein letztes Manko ist, dass die Software zwar eine Benennung der Ein- und Ausgänge gestattet, diese aber dann in den entsprechenden Fenstern nicht angezeigt wird. Stattdessen steht dort weiterhin In A/B oder Out 1 bis 6. Hier sollte dringend nachgebessert werden. Ansonsten funktioniert die Software gerade für das Einstellen der EQs, Trennfrequenzen oder auch des Limiters sehr gut und bildet alles übersichtlich ab.
Verkabelung und Setup
Ein Lautsprecher Management System sitzt vor den Endstufen oder aktiven Lautsprechern. Vom Mischpult aus geht es zunächst in die Eingänge des the t.racks DSP206. In unserem Fall sind das die zwei Main-Ausgänge des Mischpults. Wählt man eine der Varianten der Serie mit mehr als zwei Eingängen, lassen sich auch komplexere Setups wie LCR oder LR+Sub oder getrennt mischbare Nebenraum-Feeds direkt vom Pult aus einspeisen. Die Ausgänge des the t.racks DSP 206 werden dann mit den Endstufeneingängen oder, im Falle von aktiven Lautsprechern, mit den Lautsprechereingängen verbunden. In der Regel werden mindestens zwei Ausgänge für das L/R-Signal benötigt und ein Ausgang für den/die Subwoofer. Weitere Ausgänge stehen dann für Delay-Lines oder die Nebenraum-Beschallung zur Verfügung.
Nach dem Einschalten läuft zunächst einmal der Lüfter an. Dieser läuft ständig und ist gut vernehmbar. Im üblichen PA-Betrieb stört das aber nicht weiter. Bevor es an das Einstellen von EQs, Limitern, Noise Gates etc. geht, sollten in der Matrix die Ausgänge den jeweiligen Eingängen zugeordnet werden, damit alle Einstellungen auch direkt hörbar sind. Danach geht es mit der Signalbearbeitung weiter.
Die wichtigste Einstellung innerhalb eines Lautsprecher-Management-Systems ist sicherlich die Trennfrequenz zwischen zwei Lautsprecherwegen (z. B. High/Mid und Sub). Hier empfiehlt es sich, die Herstellerangaben zum jeweiligen Lautsprecher zu studieren, um sinnvolle Entscheidungen treffen zu können. Werden aktive Lautsprecher genutzt, sollten deren Filter am besten komplett abgeschaltet werden, damit sie den Einstellungen am the t.racks DSP206 nicht in die Quere kommen. Nach dem Einstellen der Trennfrequenz ist das kritische Hören mit Referenzsignalen und gegebenenfalls eine Messung mittels Messmikrofon angesagt. Das the t.racks DSP206 verfügt nicht über eine RTA-Funktion, sodass hierfür entweder auf Funktionen eines Digitalpults oder Computers mit Software zurückgegriffen werden muss. Diese sind jedoch in der Regel auch wesentlich umfangreicher und besser zu konfigurieren. Nun können eventuelle Problemstellen behoben werden. Probleme, die auf allen Lautsprechern zu gleichermaßen zu hören sind, werden mit den Eingangsfiltern bearbeitet. Problemstellen an einzelnen Lautsprechern mit den Ausgangsfiltern. Ist die Haupt-PA eingestellt, folgen ggf. noch benötigte Delay-Lines. Gut, dass das Delay neben der üblichen Einstellung der Delay-Zeit in Millisekunden auch per Metereingabe konfiguriert werden kann. Hat man keinen Taschenrechner zur Hand, reicht so auch das Abschreiten der Entfernung zur ersten Abschätzung und das Umrechnen von Metern in Millisekunden entfällt.
Und im Studio?
Auch im Studio hat das the t.racks DSP206 seine Berechtigung, zumindest dann, wenn auf digitale Schnittstellen zur Einbindung verzichtet werden kann und das Gerät so untergebracht ist, dass der Lüfter nicht weiter stört. Wem die zusätzliche Wandlung nicht so wichtig ist, findet im the t.racks DSP206 einen guten Studiopartner, um Studiomonitore und Raum besser zu trimmen oder per Matrix verschiedene Setups, bestehend aus unterschiedlichen Monitoren, zu programmieren, zwischen denen dann schnell per Presets umgeschaltet werden kann.