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Test: Toft Audio Designs ATB-08M, Mischpult

Malcolms kleiner Riese

3. Juli 2017

Grundsätzlich teste ich ja gerne Audioprodukte, aber es gibt so Highlights, die macht man einfach unglaublich gerne wie das heutige Toft Audio Designs ATB-08M. Hierbei handelt es sich um ein analoges Mischpult und für diese schlägt mein gestähltes Audioherz immer noch unüberhörbar kräftig und laut. Und um ganz genau zu sein: Das heutige Testobjekt ist ein analoges Inline-Recording-Mischpult. Es ist eine Kreation des in der Branche sehr geschätzten Audioentwicklers Malcolm Toft, dessen Bekanntschaft ich schon einmal auf der Frankfurter Prolight & Sound machen konnte. Ein freundlicher, sympathischer Mann mit einer riesigen Kiste an tontechnischer Erfahrung.

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Die Eingänge und Ausgänge

bestehen beim Toft Audio Designs ATB-08M aus 8 Hauptkanälen im Inline-Aufbau. Es kann in jedem Hauptkanal entweder ein Mikrofon- oder Line-Signal eingespeist werden plus ein weiteres Line-Signal, meist wäre dies das aufgenommene und nun wieder zurückgeführte Signal eines Mehrspur-Recorders bzw. eines Mehrkanal-Interfaces. Dieses zurückgeführte Signal geht über einen eigenen Lautstärke- und Panoramaregler IMMER auf die Stereosumme, während der Hauptkanal auf 8 verschiedene Busse oder ebenfalls die Stereosumme geroutet werden kann.

Beleuchtete VU-Meter der Stereosumme

Bei Bedarf und Wunsch lässt sich über einen „Input-Reverse“-Schalter der Monitoreingang in den Hauptkanal legen, so dass man hier dann für dieses Signal den kompletten Kanalzug zur Verfügung hat. Das ist dann besonders sinnvoll, wenn man die aufgenommenen Spuren einzeln aus der DAW herausführt, um diese über das Toft-Pult zu bearbeiten. So muss man nichts umstecken, sondern drückt einfach diesen „Reverse“-Schalter.

Besonders erwähnenswert ist die immense Anzahl an weiteren Line-Eingängen. In der Master-Sektion finden sich 8 (!) hier genannte „FX Returns“ in Stereo (!). Die Eingangsbuchsen dazu sind aus Platzgründen auf der Rückseite als Stereoklinke ausgeführt, man benötigt also zum Anschluss ein sogenanntes „Y-Kabel“. An diese Eingänge können nun entweder diverse Effektgeräte zurückgeführt werden, es kann aber natürlich auch jedes andere Instrument mit Line-Pegel dort angeschlossen werden. Diese FX-Returns besitzen jeweils einen Lautstärke- sowie Panoramaregler und werden fest auf die Stereosumme geroutet.

8 zusätzliche Stereoeingänge in der Master-Sektion

Das Ende der Fahnenstange ist aber noch nicht erreicht, denn es gibt in der Master-Sektion nochmals weitere 8 Line-Eingänge, diesmal in Mono. Auf der Rückseite des Mischpults mit „Monitor Returns“ betitelt, werden diese über jeweils einen eigenen Lautstärkeregler plus Panoramaregler auch wieder auf die Stereosumme geroutet. Dazu muss man zuerst den jeweiligen „Tape“-Schalter betätigen, dann wird der jeweilige Bus abhörseitig abgeschaltet und auf das Monitor-Signal umgeschaltet. Das auf den Bus geroutete Signal eines Hauptkanals wird aber selbstverständlich weiter ausgegeben.

8 zusätzliche Line-Kanäle (mono) über den roten Gruppenfadern

Wie weiter oben bereits erwähnt, kann jeder Eingangskanal auf 8 verschiedene Busse plus die Stereosumme gelegt werden. Zusätzlich besitzt aber jeder Kanal auch noch einen Direct-Out, der direkt nach dem Fader abgreift. So kann der Kanal auch ohne Routing ins Aufnahmegerät geschickt werden. Alternativ kann dieser Direct-Out aber auch als einzelner Send zu einem Effektgerät dienlich sein.

Pro Kanal XLR-In, Line-In, Direct-Out, Insert und Monitor-In

Die Aux-Sektion des Toft Audio Designs ATB-08M ist in den Hauptkanälen 6-fach ausgelegt und jeweils Pre- oder Post-Fader schaltbar. Aux 5 und 6 können bei Bedarf auch auf die Monitorkanäle geschaltet werden, sowohl in den Hauptkanälen als auch in den Monitor-Returns der Master-Sektion. In der Praxis bedeutet dies, dass bis zu 6 Musiker ihren eigenen Monitormix bekommen können, im Studio wird der jeweilige Aux-Ausgang dann bevorzugt an einen Kopfhörerverstärker angeschlossen bzw. in einen Kopfhörerverstärker eingespeist. Alle sechs Aux-Schienen haben selbstredend ihren eigenen Lautstärke-Master.

6x Aux, einzeln Pre- oder Post-Fader schaltbar

Jeder Hauptkanal, jede Subgruppe und die Stereoschiene besitzen einen Insert, über den externes Outboard-Equipment eingespeist werden kann. In jedem Hauptkanal sitzt zudem ein Schalter für die Phantomspeisung und für die Phaseninvertierung. Darüber hinaus gibt es Anschlüsse für zwei Pärchen Monitorlautsprecher, der zugehörige Umschalter wechselt dann zwischen diesen beiden hin und her. Auch eine Rückführung für das Stereosignal eines Master-Recorders bzw. der Mix-Summe der DAW fehlt nicht. Der eingebaute Kopfhörerverstärker macht einen sehr guten Job. Er ist bei Bedarf sehr laut und klingt frisch und dynamisch.

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Die Anschlüsse der Master-Sektion

Die Stromversorgung

erfolgt nicht intern, sondern mit einem solide wirkenden externen Netzteil in einem 19-Zoll-Gehäuse mit einer HE. Durch die Lüftungsöffnungen auf der Oberseite erkennt man gut den großzügig dimensionierten Ringkerntrafo. Das Netzteil ist im eingeschalteten Zustand erfreulicherweise fast mucksmäuschenstill.

Leisetreter: Das externe 19-Zoll-Netzteil

Der EQ

Toft Audio Designs bewirbt in seinem Internetauftritt besonders den Equalizer, der in direkter Linie von der berühmten Trident Series 80-Konsole abstammen soll. Ich muss diese Aussage nun einfach einmal glauben, da ich dieses Schlachtschiff nicht irgendwo in einer Besenkammer zum Vergleich herumstehen habe. Um mir ein Bild zu verschaffen, habe ich mir stattdessen eine befreundete Sängerin ins Studio geholt, die eine Ausbildung als klassische Opernsängerin genossen hat und über eine sehr gute Stimme verfügt. Diese hat über ein AKG C 414 diverse Gesangspassagen zum Besten gegeben und ich konnte am EQ herumschrauben. Das gleiche Spiel habe ich mit einem jungen Songwriter veranstaltet, diesmal allerdings mit dem Electro-Voice RE 20, das aufgrund seines geringen Ausgangspegels eine hohe Vorverstärkung benötigt. Zur weiteren Beurteilung habe ich eine eigene Mehrspuraufnahme in das Pult geführt und mit den EQs bearbeitet.

Von Onkel Sigis DAW ins Toft

Meine Beurteilung dieses EQs fällt durchgehend positiv aus. Der geformte Klang ist vom Grundcharakter her weich und smooth, man muss schon brutal falsch equalizen, um den Sound zu versauen. Besonders hilfreich ist die umschaltbare Einsatzfrequenz der Shelving-Filter im Bass- und Höhenbereich, diese lässt sich im Bass von 60 Hz auf 120 Hz und bei den Höhen von 8 kHz auf 12 kHz umschalten. Dadurch lassen sich die Bässe und Höhen sehr effektiv und viel flexibler dem Instrument anpassen als nur mit einer festen Frequenz. In Verbindung mit dem bei 80 Hz greifenden Low-Cut ergibt sich damit gerade im Bassbereich eine Menge Holz an klangformenden Möglichkeiten.

Richtig klasse: Der 4-bandige EQ

Die beiden Mittenfilter des Toft Audio Designs ATB-08M haben Semiparametrik und decken mit einem Frequenzband von 100 Hz bis 15 kHz ein überaus breites Spektrum ab. Ich habe die ganze Anleitung durchforstet, aber die Filtergüte (der sogenannte „Q“-Faktor) ist nirgendwo aufgeführt. Gehörmäßig kann ich sagen, dass die Mittenbänder auf jeden Fall nicht sehr schmalbandig sind und als „Reparatur-EQ“ wenig taugen, sie ziehen eher breit und lässig auf und zu und verschönern ein gutes Signal merklich. Die Betonung liegt aber wirklich auf „gutem Signal“, einem verrauschten Gitarrenamp mit explodierter Lautsprecherpappe und Uralt-Röhren kann der Toft-EQ auch kein neues Leben einhauchen.

Was auch ein schönes Detail ist: Bei Bedarf lässt sich der komplette EQ auch in die Monitor-Sektion schalten.

Wie lässt sich mit dem Toft Audio Designs ATB 08M arbeiten?

Klare und einfache Aussage: Bestens! Es wurde eigentlich an alles gedacht, was mischpultseitig für eine mehrspurige Aufnahme und Mischung erforderlich ist. Wenn man schon länger mit Mischpulten zu tun hat, kann man fast die (gut geschriebene) Bedienungsanleitung links liegen lassen, das Meiste erklärt sich von selbst.

Was besonders aufgefallen ist

Obgleich Toft Audio Designs das Pult in erster Linie als Inline-Mischpult bewirbt, kann es ebenso als Split-Konsole betrachtet werden, da die Monitor-Rückführungen auch in der Master-Sektion vorhanden sind. Es bleibt einem also selbst überlassen, wie man es machen möchte.

Wenn man die Vorverstärker leicht in die Übersteuerung fährt, klingt das nicht furchtbar, sondern relativ weich und angenehm.

Die Konsole wird werksseitig mit einer AFL-Funktion (After Fader Listening) ausgeliefert, die mit den jeweiligen „Solo“-Schaltern der Kanäle oder Busse aufgerufen wird. Wenn man eine „PFL“-Funktion (Pre Fader Listening) lieber hätte (so wie der Onkel Sigi), muss man das Pult unten aufschrauben und pro Kanalplatine einen kleinen Schalter drücken. Diese „PFL“-Funktion habe ich beim Toft Audio Designs ATB 08M schmerzlich vermisst, denn zum erstmaligen Einpegeln des Signals stehen einem lediglich die beiden Rot/Grün-LEDs in den Hauptkanälen zur Verfügung. Alternativ kann man die Fader zur „0“-Stellung hochfahren, das Signal auf einen Bus oder die Stereosumme routen, dann sieht man den Pegel über die Ketten oder die VU-Meter. Okay, ist auch eine Möglichkeit, nur finde ich das arg umständlich. Mir persönlich hätte es besser gefallen, Toft Audio Designs würde das Pult gleich mit „PFL“-Einstellung ausliefern, ohne dass man die Konsole dazu erst aufschrauben muss. Das werte ich allerdings nicht als Minuspunkt, dies läuft unter „persönliche Arbeitsweise“.

Insgesamt gibt es 10 LED-Ketten zur Pegelkontrolle

Durch die vielen Bedienelemente auf der Oberfläche braucht es teils ein wenig „spitze Finger“ zur Bedienung. Die griffigen, metallenen Potikappen erleichtern dies dank Riffelung aber merklich, eine präzise Einstellung ist auf jeden Fall möglich. Zudem laufen alle Potis schön weich und haben einen angenehmen Widerstand.

Sehen nicht nur gut aus, laufen auch schön weich: Die Potis

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Forum
  1. Profilbild
    Atarikid AHU

    Bei dem Preis ist die Minus-Liste doch etwas heftig, oder? Folgt man dem Thomann-Link, kostet das Pult übrigens 4099,-

    • Profilbild
      Dirk Matten RED

      @Atarikid Der Preis hatte sich zwischen dem Erstellungs- und Veröffentlichungsdatum des Testberichts verändert. Ich habe ihn aktualisiert.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @Atarikid @ Bezüglich € vs. $ sag danke an Herrn Mario Draghi, Ex Goldmann Sachs Mitarbeiter.

          @ Toft
          Klang und Routing hervorragend. Verarbeitung könnte vereinzelt durchaus qualitativer sein, da hat der Sigi schon recht. Bei mir haben sich einige Potikappen gelöst. Sind offensichtlich aufgeklebt (doppelseitiges Tepichklebeband ist hier der Tipp). Hatte auch schon Pulte die mehr heißen Pegel abkonnten. Trotzdem: sehr geil!!!

  2. Profilbild
    bloop

    Wir haben das Pult seit 2 Jahren im Einsatz (24-Kanal-Version).
    Ich kann die Minuspunkte (bis auf den letzten) nicht bestätigen

  3. Profilbild
    griottier

    Ich habe seit beinahe sechs Jahren ein ATB16 im Einsatz. Zu Sigi’s Kritikpunkten:
    *) Die Meterbridge: die internen Verbindungen zwischen den Kanaelen und dem Meterbridge Flachbandkabel sind sehr frickelig, das heisst klein, eng verbaut und man benoetigt gleichzeitig relative viel Kraft in den Fingerspitzen, um sie zu loesen und wieder zu verbinden. Ich sage das als jemand, dessen Haende schmal genug waeren, sich fuer die Praesidentschaft zu bewerben.
    *) Die Line-in Buchsen sind zwar nicht verschraubt, da bei mir aber alles mit einer Patchbay verbunden ist, macht das nichts aus.
    Die anderen Punkte kann ich nicht bestaetigen.
    Klar, beim Design sind Abstriche gemacht worden, um guenstig produzieren zu koennen. Das mag auch Schwankungen in der Fertigungsqualitaet hervorrufen. Andererseits, fuer meine Beduerfnisse habe ich sehr viel gut durchdachtes Mischpult fuer mein Geld bekommen.
    In meinen Augen – und gemessen daran wie andere Produkte hier schon bewertet wurden – mindestens drei Sterne.

  4. Profilbild
    L. Lammfromm

    Schönen Dank für den kritischen Testbericht! Es ist schon überraschend, dass ein Test-Exemplar diesen Zustand hat – und mehr noch, dass derartige Geräte die Endkontrolle verlassen können.

    …und das bei dem Preis!

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das Ding geht bei mir als kostengünstiger als Luxus Summierer durch. Diese Funktionsvielfalt ist schon beeindruckend.
    Sehr schön!

      • Profilbild
        L. Lammfromm

        @digital-synthologie @ Digi-Synthologe

        Ich würde mich nicht wundern, wenn er antwortet, dass ihm Luxus nicht ausreicht und somit auch das Summieren von Luxus für ihn erledigt ist.
        .
        Er hat sicher schon etwas anderes, weit Besseres. Vielleicht hat er Mar-a-lago übernommen und baut es jetzt in ein Tonstudio um. Luxus ist eben nicht genug. Tja, und Luxus summieren: Das kann ja jeder!

  6. Profilbild
    Sudad G

    Die Toft ATB’s sind wirklich sehr schöne Pulte und die Ausstattung ist wirklich klasse, vor allem wenn man viele Synths u. FX einbinden möchte und auch gerne mal das Wet-Signal Solo abgreifen will.
    Hatte mir daher auch mal ein ATB-08 ins Studio geholt.
    Leider kann ich Sigis Bericht nur bestätigen. Die Diskrepanz zwischen der hohen Klangqualität, der professionellen Ausstattung und der nicht ganz so tollen Verarbeitungsqualität ist gegeben und müsste in einem günstigeren Preis münden.
    Mit 4.099,00 EUR für ein 8-Kanalpult kommt man fast schon in Neve- bzw. SSL-Regionen. Man könnte sich nämlich aus einem Neve- oder SSL-Summierer und mehreren div. 500er Modulen ein eigenes Pult bauen, was dann nochmals in einer ganz anderen Liga spielen würde, aber kaum teurer wäre.
    Insofern sollte Toft Audio entweder die Produktionsqualität verbessern oder den Preis erheblich senken. Wenn man sich z.B. ein preiswertes Mackie anschaut, hat selbst dieses eine bessere Verarbeitungsqualität. Nach nur 4 Wochen Betrieb trat auch bei meinem ATB-08 das Problem mit der MB auf. Fader knisterten und Kanäle fielen auch mal sporadisch ganz aus. Ein „No-Go“ in so einer Preisklasse. Hab es dann schwermütig zurückgegeben, obwohl es mir eigentlich gefiel. Der gute Service von Toft nutzt auch wenig, wenn sich das Pult häufiger auf Service-Reise befindet anstatt im Studio zu stehen.

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