Ein Moog wird der Electra dadurch aber auch nicht. Das ist aber auch weder gewollt noch der Sinn. Der Electra2 hat als Rundumsorglos-Paket auch eine eigene Effektsektion. Hier wäre alles da, was man braucht. Verschiedene Reverbs, ein Phaser, Flanger Rotary, Chorus und weitere. Daneben gibt es noch eine kleine Amp Simulation, Compressor, Trancegate, Ensemble, Vocoder und noch viele weitere. Insgesamt also 32 Effekte. Manche Effekte, wie die Amp Simulation sind ein wenig minimalistisch ausgefallen, klingen aber umso besser. Alle Effekte sind vollständig editierbar und werten das Gesamtpaket weiter auf. Um beim Tone2 Electra2 tief in den Klang einzugreifen, gibt es eine Modulations-Matrix, die man von semimodularen Synthesizern oder Klangwunder wie dem Korg Radias her kennt. Eine solche Modulations-Matrix gehört nach meiner Meinung in jeden besseren Synthesizer. Ganz besonders gut funktioniert die Zusammenarbeit mit den LFOs.
Durch die Modmatrix kann man ihnen eine Funktion zuweisen. Wir haben je Synth drei LFOs + Step-LFO. Bei dem Step-LFO kann man gezielte Werte eingeben und somit vollständig unter seine Kontrolle bringen. So lässt sich beispielsweise der Cutoff auf den LFO1 legen. Das ist zwar nicht sehr spannend, aber für den Anfang immerhin etwas. Dem LFO können wir natürlich auch viele weitere Funktionen zuweisen. Spannender wird es, wenn die Pulsbreite dem LFO zugewiesen wird und gleichzeitig der Cutoff mit der Anschlagsdynamik verknüpft wird.
Hier sind so gut wie keine Grenzen gesetzt. Hier heißt es ausprobieren! Auch wenn es für den Anfang keine besonders komplizierten Verbindungen sind, es lassen sich schnell spannendere Sounds erstellen. Der Arpeggiator ist ähnlich umfangreich wie bei aktuellen Roland Synthesizern der Jupiter- oder FA-Reihe. Wir können aus einem Sammelsurium an verschiedenen Mustern wählen und sogar eigene programmieren. Eigentlich könnte man den Arpeggiator sogar als Mini-Stepsequencer bezeichnen.
What’s new?
Electra2 ist der direkte Nachfolger von ElectraX und in diesem Sinne ein sehr umfangreiches Upgrade mit einigen Neuerungen. ElectraX ist mit Erscheinen der neuen Version 2 nicht mehr erhältlich. Besitzer dieser Version können für rund die Hälfte des Preises auf die Neue upgraden. Beide Versionen sind kompatibel. Installiert man das Update, können alte Einstellungen und Sounds weiter verwendet werden. Gleich am Anfang, wenn man die Presets durchstöbern möchte, fällt uns die erste wichtige Neuerung auf.
Wir haben einen sehr übersichtlichen Patchbrowser zur Verfügung, der in Kategorien gegliedert ist. 1200 Patches müssen ja auch irgendwie sinnvoll untergebracht sein. Auf der linken Seite des Browsers stehen die Kategorien. Da finden sich Begriffe wie Lead, Bass, Brass, Organ, Pad, DroidWobble und einige mehr. Schnell wird klar, dass sich Electra nicht auf eine Musikrichtung konzentrieren möchte. Unter DroidWobble finden wir zwar astreine Standard-Dubstep Patches, aber unter Bass, Pad und ARP lässt sich viel Brot und Butter aus einigen anderen Musikrichtungen finden. Zudem lassen sich viele weitere Sounderweiterungen bei Tone2 dazu kaufen.
Version 2 ist ein größeres Upgrade. Das mag auf dem ersten Blick nicht so aussehen, da sich sehr viel unter der Haube getan hat. Zum Beispiel hat man uns zu der ohnehin schon großen Anzahl an Syntheseformen gleich noch „Physical Modeling“ dazugegeben. Zu dieser Syntheseform, die dazu gerne angewendet wird, um Streich- und Blasinstrumente nachzubilden, gehören außerdem noch Pink Noise und die Filter „Phys String“ und „Phys Flute“, die ein realistisches Verhalten nachbilden sollen.
Für mich besonders erfreulich am Tone2 Electra2 sind die vielen neuen Möglichkeiten, die Tone2 der Sampler-Funktion spendiert hat. Man sollte nicht vergessen, dass Electra2 kein Sampler wie Halion, Kontakt oder Machfive sein möchte, sondern ein hybrider Synthesizer. Das ist auch der Grund, warum man auf weitere umfangreiche Funktionen wie etwa Timestretch usw. verzichtet hat. Aber dennoch stehen uns viele neue Funktionen zur Verfügung, um unsere Samples zu verändern. Wir können ein Sample autoloopen lassen oder als „One-Shot“ einspielen. Durch die 12 Oszillatoren und Keysplit können wir 12 Sounds nebeneinander legen oder layern. Die Samples lassen sich selbstverständlich auch kürzen oder umdrehen. Außerdem haben wir einige Filter, die das Sample stark verändern. Darüber hinaus gibt es an allen Ecken und Kanten neue Filter, die Effektzahl hat sich verdoppelt. Primär die Reverbs wurden klanglich verbessert. Auf der Oberfläche gibt es eine Help-Taste, die zu einem Online-Tutorial führt. Außerdem führt ein direkter Link zum Tone2-Shop, in dem man neue Sounds kaufen kann.
Just One Thing
Software hat den großen Nachteil, dass sie gerne illegal kopiert wird. Das ist der Grund, warum man einige Softsynths, darunter auch von großen Firmen, ausschließlich mit einem Dongle verwenden kann. Das muss vor allem live nicht unbedingt sein. USB-Ports sind genauso schnell aufgebraucht wie Klinkenkabel in einem Tonstudio. Aber die ganze Dongle-Diskussion ist an dieser Stelle überflüssig. Wenn man Electra2 kauft, bekommt man einen Soft-Key zugeschickt, mit dem man die Software nach der Installation aktiviert. Ein Dongle ist also nicht nötig.
Zusätzliche Soundpakete
Ganze 12 verschiedene Soundpakete kann man inzwischen im Online-Shop von Tone2 erwerben.
TONE2 war so nett und hat uns auch noch drei Soundpakete geliefert die es zum Preis von je 39,- Euro auf der Tone2 Website zum Download gibt.
ComplexDroids ist jeden Pfennig (!) wert. DUBstep-Freunde finden hier angesagte Arpeggios, dreckige LoFi-Sounds, Robot-Voxes und natürlich Wobbles ohne Ende.
Rompler klingt schwer nach Vintage-Sampler wie dem Emulator 2 oder Prophet 2000. Vintage-Samplesounds gepaart mit Filtern und Synthesen laufen hier zur Höchstform auf. Old-School Freunde von AON werden hier sicher happy werden. Klassische Musikinstrumente als Geigen und Flöten werden hier aber nicht geboten, auch wenn sich ein paar rauhe Dreampianos als Kurzweil 250 im Set verbergen.
VINTAGE hat zwar gut programmierte Klänge, ist aber eher unspektakulär angesichts der hohen Qualität, die schon die Werkslibrary mitgebracht hat. Hier hätte ich ein paar klassische Highlights erwartet die nach Vangelis, Kraftwerk oder Tangerine Dream klingen. Irgendwie also gute Hausmannskost, aber nicht auf dem Niveau der anderen beiden Sets.
Die Update-Liste der neuen Features in Version 2.6
- New synthesis mode: Analog oscillators (Saw, Square, Triangle, Sine, Half Sine, Comb, Pulse 25%)
- New synthesis mode: Soft sync (is active if the target oscillator is analog; works well with triangle)
- New synthesis mode: Analog pulsewidth modulation (select Analog->’Pulse PW‘; PW knob controls the pulsewidth)
- New effect: ‚Gated Reverb‘ which syncs to the BPM rate
- New effect: ‚Gated Reverb Echo‘ is Gated Reverb with a delay which syncs to BPM
- new effect: ‚Reverse Reverb‘ which syncs to the BPM rate
- New effect: ‚Stereo Width‘ allows to spread the panorama from mono to surround
- New effect: ‚Laser Punch‘ adds additional punch. Use it with a sawtooth to gereate a zzapping ‚Rubber Bass‘ sound
- New effect: ‚Stereo flanger‘
- New effect: ‚Surround pan‘ with dolby prologic compatible surround encoding
- New filter: ‚LP Butter‘ is an analog modeled butterworth filter with 24dB. The analog knob controls the noisyness
- New filter: ‚LP Tone2‘ is an analog modeled leapfrog filter with 24dB. The analog knob controls non-linearity
- New filter: ‚LP Elliptic‘ is a digital filter with 40dB slope
- The patch browser shows a scrollbar if more than 26 categories exist
- Doubleclick on a knob resets it to the default value
- Custom Wave->’Load wave‘ now shows a popup menu with all available waveforms in ElectraX_wavetables
- Custom waveforms can quickly be selected with the mouswheel
- Custom Wave->’Random wave‘ generates a random waveform
- ‚Save Wave‘ exports a wav file with the oscillator’s waveform
- New Sample effect: ‚Phase shifter‘ creates a very similar sounding sample. It can be used for ’sample clearing‘, since it is difficult to proove the origin of the sample.
- New halftone mode for the arpeggiator: 3/4 selects a minor or major third which depends on the root key
- ‚Natural scrolling‘ support for the mousewheel on Mac
- List selectors now have checkmarks
- 40 additional patches
Und hier die Liste der Verbesserungen in der Version 2.6
- Enhanced sound of ‚Reverb Hall‘, especially for for small sizes
- Enhanced sound of ‚Reverb Room‘ for small sizes
- Enhanced sound of ‚Reverb Cathedral‘
- Slightly enhanced sound of ‚Reverb Big‘ with reduced low frequency rumble
- Slightly enhanced sound of ‚Reverb Infinity‘ with reduced low frequency rumble
- A hand symbol is shown for text-style parameters which can be altered with the mouse
- More detailed description for some tooltips
- If tooltips are hidden the info boxes for the knobs are also hidden
- Better default settings for Chorus
- Better default settings for Ensemble
- Mousewheel on PC has a more aggressive focus
- No more clipping in the waveform displays
- More clean sound of PWM modulation on ‚custom wave‘
- Filter frequency response display is more precise
- Higher precision of triangle, square and saw LFO at high frequencies
- More linear frequency response of ‚Dynamic loud‘, ‚Bright‘ and ‚Loudness‘
- Init->’Reset All‘ sets Pitchwheel to +-12
- Cleaned up some tooltips
- Several small enhancements
- More smooth looking waveform displays
- Reworked some ‚init patch‘ templates
Sehr schöner Test zu einem, wie ich finde, tollem Synth. Was mich nur stört, und das lese ich nicht nur in diesem Test, ist die doch immer wiederkehrende Fehlinterpretation von Wavetable. Das kann Electra2 einfach nicht da er das Oscilatorscanning oder auch Morphen mehrerer Waves nicht beherscht.
Electra2 ist sicher kein klassischer Wavetable-Synthesizer, aber das morphen durch die „Wavetables“ wenn man sie denn so nennen kann, ist auf jeden Fall möglich mit der Qualitäts-Einstellung „Crossblend PW“. Aber ja, der Morph-„Intervall“ zwischen den Wellenformen ist dann recht kurz, so dass man kaum von echter Wavetable-Synthese reden kann. Finde ich persönlich auch etwas doof. Allgemein klingt Electra2 aber schon richtig gut, und die Virus- und JP-8000 Supersaw Wellenformen machen schon in Kombination mit den super Filtern richtig Spaß.
Übrigens, ohne dem Autor des Artikels auf die Füße treten zu wollen, aber die Soundbeispiele könnten wirklich etwas mehr die Fähigkeiten von Electra2 widerspiegeln. Was da geboten wird kann ich im Prinzip fast mit jedem 2 Oszillator Freeware Plugin nachbilden. Nicht bös gemeint, ist ja ok wenn da jeder seine Präferenzen hat was die Sounds angeht, aber ein bisschen mehr kann Electra2 schon. :)
Bin Besitzer vom ElectraX und verwende diesen fast in jedem Song.
Den Electra 2 habe ich als Demo getestet, und muss sagen dass das update für 79.00 € nicht gerechtfertigt ist. Vor allem hat man was die Optik angeht einen Rückschritt gemacht.
Meine Meinung!
Die ewig gleiche Leier. Klingt nett aber schon tausend mal gehört
14 Syntheseformen, 12 Oscillatoren, 1200 Patches, 38 Filtertypen, 32 Effekte. Sehr schön, aber selbst das 10-fache davon würde dem Ding kein Soul einhauchen! Der Test jedoch ist gut geschrieben.
@swellkoerper naja, kommt vielleicht auch auf den Anwendungszweck an… Ein Allround-Gerät ist Electra 2 sicherlich nicht, soll es meines Wissens aber auch gar nicht sein…
Hast recht, das ging nicht mal gegen den Electra 2. Ich mag überhaupt keine Softwaresynths ;-) Bei Instrumenten unterscheide ich den Anwendungszweck nicht mehr nach Einsatz in diversen Musikstilen, sondern wie diese konsumiert werden. Eine Produktion, die berührt und Hingabe ausstrahlt, ist auch heute noch aufwendig und zeitintensiv. Jene hingegen, die unter Zeitdruck und nach Marktgesetzmässigkeiten produziert werden, werden heutzutage auch genauso konsumiert: nebenbei auf dem Handy, omnipräsent in Büro und Supermarkt. Genau dafür eignen sich Plugins wie das getestete. Zum Einstieg in die Materie oder schnellen Produzieren: bitte schön, aber ich bin geheilt von solchen VSTi-Schleudern :-)
@swellkoerper … da ist natürlich schon was dran, ich benutze auch noch gerne Prophecy, ProSynth und N364 :)
(Den Rayblaster von Tone2 habe ich mir trotzdem gekauft…)
Das Potential ist da und die GUI sieht auch ganz gut strukturiert aus. Müsste man mal anchecken.
jetzt plötzlich in Eurer Chart auf Platz 2 und trotzdem BB. Egal… endlich!!! Ich habe den Electra2 seit Jahren. Und für mich ist der immer noch mein Hauptsynth am Rechner. Mit dem Update jetzt noch mehr. Schön, dass ihr ihn nun auch auf dem Schirm habt.
@SimonChiChi Hallo SimonChichi,
2014 war der Electra 2 auch auf Platz 1 in den Charts, soweit ich mich erinnern kann.
Klingt nach einer reinen Software-Variante des Korg Kronos …
Wer seine Musik tatsächlich rein am Computer macht, dürfte damit recht gut bedient sein und womöglich keinen anderen Softsynth mehr benötigen.
Andererseits dürften Spezialanwendungen gerade auf dem Gebiet des Analog Modeling, wo ein einzelner Softsynth gerne mal so viel kostet wie das hier vorgestellte Gesamtpaket, noch mal ein ganzes Stück authentischer klingen.
Aber zu dem hier aufgelisteten Preis erscheint mir Electra 2 geradezu konkurrenzlos zu sein und könnte sogar den einen oder anderen Hardware-Puristen in Versuchung bringen, auf ein rein DAW-basiertes System umzusteigen.
@Tolayon Hallo Tolayon,
der Electra ist ein starker Synth. Ich nutze ihn immer noch eifrig :-)
Allerdings würde ich ihn eher als Software-Variante vom Korg Radias inklusive Sampling sehen (steht so auch im Test, glaube ich). Zum Kronos fehlen dann doch noch einige Funktionen.