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Test: Toontrack EZdrummer, Drums- und Percussion-Generator

Toontrack EZdrummer

7. Mai 2008

Virtuelle Schlagzeuger aus Skandinavien sind seit DFHS, EZdrummer und Addictive Drums nicht mehr aus dem Studioalltag wegzudenken. Obwohl schon geraume Zeit auf dem Markt, fand bislang Toontracks EZdrummer in der einschlägigen Medienwelt wenig Anklang – ob nun zu Recht oder aufgrund mangelndem Hintergrundwissen wollen wir heute mit einem Testbericht auf Amazona.de klären.

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In Musikerkreisen erfreut sich der EZdrummer auf jeden Fall großer Beliebtheit und Toontrack selbst veröffentlichte im Februar 2008 gleich 2 Updates, um beispielsweise die Vista-Kompatibilität herzustellen.

Die Firma Toontrack ist ein Pionier auf dem Gebiet der virtuellen Schlagzeuger und der EZdrummer diente vermutlich der Firma xlnaudio als Vorlage für Addictive Drums. So haben sich beide Programme auf eine bestimmte Zielgruppe eingeschossen: Nicht-Schlagzeuger, die schnell und ohne viel Umwege und Herumgeschraube ein realistisch klingendes Schlagzeug einsetzen möchten. Die leichte Bedienbarkeit steht dabei im Vordergrund. Der EZdrummer ist quasi eine abgespeckte DFHS-Variante (Drumkit from Hell Superior) aus gleichem Hause und bietet 7000 multigelayerte Schlagzeugsounds (komprimiert ca. 5 GB), die im Gegensatz zum großen Bruder DFHS nur in 16 Bit zur Verfügung stehen. Dafür gibt es 8000 Midi-Files für verschiedene Musikstile, um mit wenigen Mausklicks einen akzeptablen Drumgroove zu erstellen. Alles verpackt in einem leicht durchschaubaren Benutzerinterface und mit einer Audio-Engine ausgestattet, die den Studio-Rechner nur minimal belastet. Wem die mitgelieferten Klänge nicht ausreichen, kann den EZdrummer mit 6 verschiedenen Expansion-Packs (Samples + MIDI-Grooves) aufrüsten. Zwei Erweiterungen (Nashville und Twisted Kit) standen für diesen Test zur Verfügung – Audiobeispiele der übrigen Kits gibt es auf der Toontrack-Internetseite (Link am Ende des Testberichtes).

Installation

Der EZdrummer benötigt keine großartigen Systemvoraussetzungen und läuft damit auch auf älteren Rechnern. Empfohlen wird auf PC-Seite ein PIII/Athlon ab 1.8 GHz – für MAC-Fans sollte es ein G4 mit 1 GHz sein – beide sollten über 512 MB RAM verfügen. Als Betriebssystem wird XP, VISTA oder OS X 10.3.9 empfohlen. Als PlugIn-Schnittstellen werden VST, AU und RTAS unterstützt. Die Installation selbst ist ein wenig trickreich, denn wer hier einfach immer auf ‚Weiter‘ klickt, wird sich später eventuell über den Zielspeicherort der 1 GB (gepackt) großen Library ärgern: standardmäßig wird das Soundmaterial nämlich auf Laufwerk C abgelegt – diese Einstellung lässt sich später nicht mehr ändern. Daher sollte man zu Beginn der Installation statt ‚Complete‘ besser ‚Custom‘ wählen und dort den gewünschten Speicherort einstellen. Eine Standalone-Version gibt es übrigens nicht – EZdrummer benötigt auf jeden Fall eine HOST-Anwendung. Welche das sein kann und welche Funktionalitäten dann zur Verfügung stehen, verrät eine übersichtliche Kompatibilitätsliste auf der Toontrack-Webseite (Link am Ende des Testberichtes). Damit der EZdrummer überhaupt funktioniert, ist eine Autorisation über die Toontrack-Internetseite erforderlich – dies funktioniert absolut anwenderfreundlich und schnell.

Legt man nach erfolgreicher Installation das Instrument in das virtuelle Rack, startet der EZdrummer innerhalb einer Sekunde erfreulich schnell – erst anschließend wird automatisch das Standard Rock/Pop Kit in den Speicher geladen (ca. 270 MB).

Benutzeroberfläche

– Je nach gewählter Erweiterung zeigt sich auf der Hauptseite ein anderes Schlagzeug –

Nach dem Start des Instruments präsentiert sich der EZdrummer mit einer schön gestalteten Benutzeroberfläche, in deren Mitte sich eine grafische Kopie eines echten Schlagzeuges mit allen Details (Mikrofone, Kabel, etc.) befindet. Anders als beim Mitbewerber Addictive Drums wechselt die Grafik, wenn man beispielsweise ein anderes Kit aus den Expansion-Packs auswählt. Dieses grafische Feature offenbart allerdings auch die fehlende Möglichkeit, die Drums verschiedener Erweiterungen untereinander oder mit der Standard-Library zu mischen. Jedes Schlaginstrument hat einen kleinen Pfeil, mit dem man die vorhandenen Trommeln und Becken durch andere ersetzen oder gleich ein komplett anderes Kit auswählen kann – sehr praktisch. Allerdings kann man die angebotenen Instrumente nicht vorhören. Selbstverständlich kann man mit der Maus auf den virtuellen Instrumenten herumtrommeln. Viele Einstellmöglichkeiten gibt es nicht. Mit dem ‚Humanize‘-Schalter wird eingestellt, ob der virtuelle Schlagzeuger perfekt quantisiert oder etwas ungenau spielt – der Velocity-Regler steuert die Dynamik des Schlagzeugs von weich bis hart. Mittels Tempo-Schalter lässt sich das Tempo der Grooves halbieren oder verdoppeln. Am oberen Bildschirmrand wird die gewünschte Sample-Library ausgewählt, also Pop/Rock (Standard) oder eine installierte Erweiterung.

Jetzt kommt alles in den Mixer

– Der einfache Mixer bietet weder EQ noch Effekte – das Abmischen erledigt man daher besser in der Host-Anwendung –

Per ‚Open Mixer‘-Schaltfläche wird der integrierte Mixer eingeblendet, der für jedes Schlaginstrument die Möglichkeit bietet, Panning, Lautstärke und Outputkanal einzustellen. Für die Snare kann zwischen zwei verschiedenen Mikrofonierungen (über oder unter der Snare) gewählt werden. Der gewünschte Raum- und Overhead-Anteil wird mit zwei separaten Reglern eingestellt. Mittels On/Off-Schalter über dem Snare- und Overhead-Kanal wird bestimmt, ob auch die übrigen Schlaginstrumente über diese Mikrofone zu hören sind. Weitere Bearbeitungsmöglichkeiten wie in Addictive Drums gibt es nicht – auch keine Effekteinheit.

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Groove-Abteilung

Wichtigster Programmteil (zumindest für Schlagzeuglaien) ist der MIDI-File-Browser, der sich nach Klick auf die ‚Open Grooves‘-Schaltfläche öffnet. Der Browser ist sehr übersichtlich und gut zu bedienen. Auf der linken Seite befinden sich die Standard-Library und alle installierten Erweiterungspakete. Jetzt klickt man sich einfach von links nach rechts zum gewünschten Groove durch. Nach Auswahl des Musikstils werden die Grooves nur noch mit Groove 01 bis unendlich gekennzeichnet, was aber nicht weiter schlimm ist, da man sich Zahlen besser merken kann, als zumeist fantasievolle Wortschöpfungen, die auch nicht mehr über den Groove aussagen als eine einfache Zahl. Detaillierter präsentiert sich das eigentliche MIDI-File mit genauen Angaben über die verwendeten Schlaginstrumente oder Spielweisen (z.B. Ghostnotes). In den Klangbeispielen am Ende des Testberichtes gibt es ein Beispiel mit allen 20 Variationen eines Grooves. Die Grooves selbst sind wenig variantenreich. Neben verschiedenen Loops gibt es auch eine Vielzahl Fills, mit denen sich eine Schlagzeugspur interessanter gestalten lässt. In der Standard-Library werden neben Rock/Pop, Rock/Funk, Motown, Ballad und Sidestick angeboten. Als Taktarten sind 4/4, 4/4 Shuffle, 4/4 mit 6/8 Feel, 3/4 und 6/8 vertreten. Im Gegensatz zu den Samples können die Grooves verschiedener Erweiterungen untereinander gemischt werden.

Workflow

Aufgrund der wenigen Bedienelemente lohnt sich ein Blick in das auf der DVD befindliche Handbuch nicht: der EZdrummer lässt sich kinderleicht bedienen und ist selbsterklärend. Der Browser hinterlässt einen guten Eindruck – einfach auf Play schalten und die MIDI-Files synchron zum im HOST eingestellten Tempo vorhören. Allerdings lässt sich diese Synchronität nicht abschalten. Will man einen Groove im vorgesehenen Originaltempo hören, muss man das Tempo im Sequenzer ändern. Hat man den gewünschten Loop gefunden, lässt sich dieser komfortabel per Drag&Drop in den Sequenzer ziehen und dort weiterbearbeiten. Selbstverständlich ist auch das freie Einspielen eines Grooves per MIDI-Keyboard problemlos möglich. Welches Schlaginstrument auf welcher Taste liegt, verrät das Handbuch. Ansonsten geht die Arbeit mit dem EZdrummer flott von der Hand. Während ein Groove abgespielt wird, kann man auf der Hauptseite das Kit neu zusammenstellen und ein bisschen mit verschiedenen Drums experimentieren. Anders als in AD kann man im EZdrummer allerdings die in den Erweiterungspaketen enthaltenen Schlaginstrumente nicht mit dem Standard-Kit mischen (Ausnahme: MIDI-Grooves). Ebenso wenig lassen sich selbst zusammengestellte Kits innerhalb des EZdrummers speichern (nur über HOST-Anwendung möglich). Sehr erfreulich: der Ressourcenverbrauch geht bei Verwendung einer modernen CPU quasi gegen null.

– Der Grooves-Browser ist gut strukturiert und zeigt Standard-Library und alle installierten Expansion Packs auf einen Blick –

Klang

Der Klang eines Schlagzeuges ist wie immer Geschmackssache. Die einzelnen Instrumente wurden sauber aufgenommen – allerdings empfinde ich die Drums aus Addictive Drums insgesamt druckvoller – kein Wunder, verfügt AD doch über eine umfangreiche Effekt-Abteilung. Ob allerdings dieser Druck bei allen Musikstilen auch gewollt ist, sei einmal dahingestellt. Wer mit dem EZdrummer ähnliches veranstalten möchte, muss die einzelnen Schlaginstrumente mangels Nachbearbeitungsfunktionen im EZdrummer selbst im Sequenzer nachbearbeiten – nicht gerade Einsteiger- und Anwenderfreundlich. Dies ist beim Mitbewerber AD nicht notwendig. Einen EQ oder Kompressor gibt es im EZdrummer nicht. Verfügt man dann noch über einen Sequenzer, der die Multikanal-Ausgabe nicht unterstützt, hat man eigentlich schon verloren, da einzelne Drums in diesem Fall nicht nachbearbeitet werden können.

Erweiterungen

Nashville – Harry Stinson & Chuck Ainlay

Nashville ist das Zentrum der Country-Music in den USA und beherbergt mittlerweile zahlreiche Musikverlage und Plattenfirmen mit ihren Studios, die neben Country auch andere Musikstile produzieren. Auch die namensgleiche EZX-Erweiterung bietet mit mehr als 10.000 Drumsamples genug Potential für viele andere Musikstile. Produziert wurde die Erweiterung standesgemäß im Sound Kitchen Studio, einem beeindruckenden Studiokomplex am Rande von Nashville bestehend aus 6 Einzelstudio und einer ebenso beeindruckenden Artist-Liste, von Chuck Ainlay, der 2006 einen Grammy für das beste Surround-Album erhielt (Brothers In Arms – 20th Anniversary Edition von den Dire Straits ).

Die Grooves wurden eingespielt von Harry Stinson, einem Multitalent (Produzent, Komponist und Sänger) und Country-Musiker, der bereits mit allen Country-Größen (inkl. Jonny Cash) zusammengearbeitet hat. Anders als bei den Standard-Grooves hat man in der Nashville-Erweiterung auf die Durchnummerierung der Loops verzichtet und stattdessen pro Musikstil Unterabteilungen für Intro, Verse, Bridge, Chorus und Fills eingerichtet – prima! Angeboten werden die Genres Straight, Ballads, Country Breakbeats, Halftime, Trainbeats, 2Beats, Additional Schuffle, 3/4 und 6/8. Zusätzlich gibt es Unterkategorien für die Spielweise – je nachdem, ob die Drums mit Sticks, Besen oder den Händen gespielt werden – für diesen Zweck stehen 5 verschiedene vorgefertigte Kits zur Wahl.

Twisted Kit by Michael Blair

Das Twisted Kit ist eine Ausnahmeerscheinung unter den Drum-Erweiterungen, denn neben den üblichen Drumgeschichten wurden hier Bratpfannen, Fahrradteile und Möbelteile verwendet! Herausgekommen sind rund 12.000 Einzelsamples, die den EZdrummer um 57 Schlaginstrumente erweitern. Die Grooves wurden eingespielt von Michael Blair, der es wie kein anderer versteht, mit diesen ‚Instrumenten‘ einen einzigartigen Sound zu kreieren.

Im Gegensatz zu Nashville wurde das Twisted Kit mit Distorsion, Hall und Kompression aufgenommen – der Mixer wurde entsprechend erweitert, um den Anteil dieser Effekte für das gesamte Kit (!) zu regeln. Das Twisted Kit ist allerdings nur für experimentierfreudige Drummer zu empfehlen, da die angebotenen Klänge und Grooves sehr speziell aber auch superinteressant sind – es ist eben nicht jedermanns Sache, auf einem Kochtopf herumzutrommeln. Bitte überzeugen Sie sich selbst anhand der beigefügten Klangbeispiele!

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Fazit

Toontrack ist mit dem EZdrummer ein leicht zu bedienendes Schlagzeug-PlugIn gelungen, das mit sauber aufgenommenen Schlaginstrumenten und einer gut produzierten und umfangreichen Loop-Sammlung aufwarten kann. Auch ohne Studium des Handbuches kann selbst der Laie innerhalb weniger Minuten brauchbare Ergebnisse erzielen. Zur Erweiterung des Standard-Paketes stehen 6 verschiedene Expansion-Packs zur Verfügung, die das Programm um weitere Schlaginstrumente und Groove-Dateien erweitern. Die Nashville-Erweiterung kann man bedenkenlos empfehlen, da sie nicht nur für Country verwendet werden kann. Hingegen ist das Twisted-Kit zu speziell. Ein dicker Minuspunkt: leider lassen sich die zusätzlichen Instrumente einer Erweiterung nicht untereinander oder mit der Standard-Library mischen – das kann der direkte Mitbewerber Addictive Drums besser! Einen weiteren Minuspunkt gibt es für die fehlenden Nachbearbeitungsmöglichkeiten. Möchte man beispielsweise eine Snare mit einem EQ bearbeiten, muss die HOST-Anwendung bemüht werden. Auch hier punktet Addictive Drums. Weiterer Vorteil des Mitbewerbers: AD stellt dem Anwender eine Vielzahl fertiger Presets zur Verfügung, die aufgrund der umfangreichen Editiermöglichkeiten unglaublich variantenreich klingen. In Sachen MIDI-Grooves bietet der EZdrummer die bessere Ausstattung – insbesondere, wenn man die Expansion-Packs mit dem Retro-Pack von AD vergleicht. Außerdem fehlen bei AD noch viele Percussion-Instrumente – wer darauf gesteigerten Wert legt, ist mit dem EZdrummer und der entsprechenden Erweiterung besser bedient.

Plus

  • umfangreiche und gut produzierte MIDI-Groove-Sammlung, sehr gute Fills
  • 6 verschiedene Expansion-Packs inkl. MIDI-Grooves
  • sehr geringer Ressourcenverbrauch
  • Drag & Drop-Unterstützung für MIDI-Grooves
  • günstiger Preis für Erweiterungen

Minus

  • Schlaginstrumente verschiedener Erweiterungen können nicht untereinander gemischt werden
  • keine Nachbearbeitungsmöglichkeiten (EQ, Hüllkurven, etc.)
  • keine Effekt-Sektion

Preis

  • EZdrummer: 155,00 Euro
  • Expansion-Pack: 89,00 Nashville, Twisted Kit und Claustrophobic
  • Expansion-Pack: 70,00 Drumkit from hell, Vintage Rock, Latin Percussion
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