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Test: Townsend Labs Sphere L22, Microphone Modeling System

Die Zukunft ist jetzt

10. August 2018

Seit gut einem Jahr ist das innovative Townsend Labs Sphere L22 nun auf dem Markt, das ein Doppelmembran-Mikrofon mit einer umfangreichen Modeling-Software verbindet. Nun ist das Plug-in bei Version 1.2 angekommen, das einige neue Mikrofon-Klassiker emuliert. Grund genug für uns, einen ausführlichen Test zu starten.

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Vorbetrachtung des Townsend Labs Sphere L22

Nun also auch Mikrofone? Inzwischen wird ja so gut wie alles in der Audiotechnik digital emuliert. Zunächst widerstrebt mir der Gedanke als großer Mikrofonfreund etwas, dass die alten Klassiker und auch interessante Neuprodukte bald gänzlich obsolet sein könnten.

Andererseits, wie sehr haben wir uns schon an Emulationen gewöhnt? Oft ist das inzwischen aus dem Gedächtnis verschwunden, aber z. B. Hall wurde nicht zum ersten Mal in kleinen, schwarzen Kistchen im 19“-Format entdeckt, sondern existierte schon früher. Aber wer will heute noch Hallräume bauen oder sich sogar auf die Suche nach dem idealen Aufnahmeraum für seine Recordings begeben? Also werde ich versuchen, möglichst unbeeinflusst an das Townsend Labs Sphere L22 System dran zu gehen.

Das Mikrofon

Das fällt zunächst auch nicht schwer, im schwarzen Transportkoffer befindet sich ein auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich aussehendes Großmembranmikrofon.

Mit dabei ist eine Stoffhülle, eine Mikrofonspinne, eine Mikrofonhalterung und ein ca. 3 Meter langes Spezialkabel. Zwei Ersatzgummis für die Spinne liegen ebenso bei.

Das ist mit dabei

Schwer ist das L22, 770 Gramm sind schon ein ordentlicher Klopper. Auch die Maße sind mit 225 mm Höhe und 63 mm Durchmesser nicht gerade zierlich. Der schwarze Korpus wird vorn mit dem Townsend Logo geziert, das Einsprechgitter ist silbern, einlagig und engmaschig.

Auf der Rückseite befinden sich zwei Schalter. Der Erste dient für PAD in den Schaltstufen -10 dB und -20 dB. Der Zweite ist mit Calibration beschriftet.

Was macht „Calibration“?

Was es damit auf sich hat, dazu später mehr.

Sinnvoll oder Gimmick? Die Kapsel wird von unten mit vier LEDs beleuchtet.

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Funktioniert nicht als Taschenlampe, ist im Dunkeln aber nett anzuschauen

Ungewöhnlich ist die Signalerweiterleitung. An die 5-polige Buchse am Mikrofon wird das Spezialkabel angeschlossen, das beide Membranen der Doppelmembran getrennt an den Preamp gibt. Es werden zum Betrieb des Systems also zwei, möglichst identische Preamp-Kanäle benötigt.

Eine Umschaltung der Richtcharakteristik gibt es am Mikro nicht, das wird elegant in der Software erledigt.

Hier noch einige technische Infos: Der maximale SPL beträgt 120 dB, kann also mit den PAD auf 140 dB erhöht werden. Das Rauschverhalten liegt bei extrem niedrigen 7 dB-A. Die Ausgangsimpedanz beträgt 200 Ohm. Nicht näher spezifiziert ist die Kapselgröße, ich gehe nach Augenmaß von einem Membran-Durchmesser  von 1“ aus, eine echte Großmembrankapsel also.

Die Software des Townsend Labs Sphere L22

Hier finden wir zwei Plug-ins. Das Sphere und das Sphere 180. Die zweite Version ermöglicht es, das L22 für Stereoaufnahmen zu nutzen.

Das Sphere Core Plug-in steuert den Klang der Aufnahme, indem es verschiedene Mikrofonklassiker nachahmt. Hier hat Townsend Labs mit der neuesten Version deutlich nachgelegt, so wurden u. a. vier Versionen des von mir geliebten AKG C414 emuliert.

Hier die im Moment integrierte Auswahl. Anhand der angelehnten Namensgebung und der fotorealistischen Darstellung sind die Originale unschwer zu erkennen. Die mit der Version 1.2.0 neu aufgenommenen Modelle habe ich hervorgehoben. Die Version 1.2.0. wird für alle Nutzer kostenlos zum Download angeboten, hier scheint Townsend Labs eine sehr kundenorientierte Politik zu fahren, prima.

  • – LD-47K
  • – LD-49K
  • – LD-67
  • LD-67 NOS
  • – LD-251
  • – LD-800
  • – LD-87
  • LD-87 TK
  • – LD-12
  • LD-414 Brass
  • LD-414 Nylon
  • LD-414 US
  • LD-414 T2
  • – SD-451
  • – RB-4038
  • RB-77DX Satin
  • RB-77DX Umber
  • – DN-57
  • DN-7
  • – Sphere Linear

Die neuen Mikrofone

Das Plug-in liegt in den gängigen Formaten VST2, VST3, Audio Unit, AAX Native und UAD vor. Die UAD-Version muss von der entsprechenden Seite geladen werden. Dort wird sie zum Normalpreis von 199,- Euro angeboten. Aber keine Angst, für Käufer des Mikros ist auch diese Lizenz mit dabei. Kostenpflichtig ist allerdings die Ocean Way Microphone Collection, die exklusiv für UAD produziert wurde.

Überhaupt scheint die Verzahnung zu Universal Audio recht gut zu sein. So werden die Apollo Interfaces des Anbieters von Townsend Labs ausdrücklich empfohlen. Vorteile sind hier die digital gesteuerten Preamps, so dass die Vorgabe gleiche Einstellung hier leicht ist. Zudem klingen die Vorverstärker sehr linear, was dem Konzept des Townsends Labs Sphere L22 entgegenkommt. In der UAD Software Console kann das Plug-in auch direkt geöffnet werden, damit sind deutlich geringere Latenzen zu erzeugen als wenn es über die DAW geht. Mit Konsole kann auch leicht ausgewählt werden, ob der erzeugte Klang auch direkt so aufgenommen werden soll oder aber später in der DAW geformt wird.

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