Die Paula für die Reise!
Eines gleich vorweg: Ich mag die Traveler Gitarren einfach! Schnuckelig und praktisch im Design, ansonsten aber vollkommen ausgewachsen in Sachen Klang, Ergonomie und Bespielbarkeit. Das war zumindest bislang so, denn die Traveler Guitar EG-1 Custom ist nicht die erste E-Gitarre, die uns zum Test erreicht. Es gab schon einige vorher und bislang fielen die Ergebnisse durchweg positiv aus, die Testberichte zu den bisher von uns getesteten Traveler Instrumenten findet ihr am Ende dieses Artikels verlinkt. Hier und jetzt geht es also um eine Mini-Paula aus dem Hause Traveler Guitar, die ebenfalls locker im Handgepäck verschwindet.
EG-1 Custom – Facts & Features
Wie alle Instrumente von Traveler Guitar wird auch die kleine EG-1 Custom Reisegitarre in einem robusten Gigbag ausgeliefert. Die EG-1 gibt es in zwei Varianten, neben unserem Testmodell („Custom“) existiert ein weiteres, abgespecktes Modell („Blackout“), bei dem auf Dinge wie goldene Hardware, schwarze Hochglanzlackierung und die fetten Perlmutt-Inlays auf dem Griffbrett verzichtet wurde. Das macht sie entsprechend günstiger, unsere kleine Test-Paula jedoch glänzt und strahlt aus jeder Ritze, wenn man sie aus dem Gigbag nimmt und lässt damit vorab schon mal erahnen, mit welch hohen Standards in Fernost mittlerweile gefertigt wird. Ja, in Fernost, denn nur entwickelt wird die Traveler Guitar EG-1 Custom in den USA, vom Band läuft diese kleine E-Gitarre jedoch in China, was der Optik und der Haptik jedoch keinen Abbruch tut.
Die Lackierung wurde tadellos auf dem Korpus aus Erle aufgebracht, zudem sorgt ein weißes Binding am Rand der Decke für eine stilechte Les-Paul-Optik. Trotz der knappen Platzverhältnisse wirkt auch hier wieder alles sehr aufgeräumt und wohl durchdacht, verzichten muss der Paula-Fan nur auf das gewohnte Tailpiece, an dessen Stelle stattdessen die Umlenkrolle für Saiten sitzt. Die führt die Drähte zu den in der Decke verbauten Mechaniken, denn eine Kopfplatte besitzt auch diese Traveler Guitar Reisegitarre nicht. Über die Herkunft der Mechaniken ist vom Hersteller nichts rauszubekommen, zu sehen ist an den Tunern selbst auch nichts. Da könnte vielleicht etwas stehen, man sieht es aber nicht, da sie press in die zwei Fräsungen eingesetzt wurden.
Funktionieren tun sie aber wunderbar, viel Action für die Drähte ist ja bei einer festen Brücke ohnehin nicht zu erwarten. Die Tuner sind exakt so angeordnet, wie es auch bei einer Gitarre mit Kopfplatte wäre – tiefe E-Saite unten links, darüber die A-Saite, dann die D-Saite und so ist es auch mit den hohen Saiten: E-H-G, von unten nach oben.
Der Humbucker aus eigener Herstellung sitzt in einem etwas unsymmetrischen Rahmen auf der Decke. Der Grund dafür ist das eingebaute Stimmgerät von Shadow, das sich dort gut versteckt befindet und sogar über eine Abschaltautomatik verfügt. Der Doppelspuler mit der vergoldeten Blechkappe ist die Basis der Elektronik, die sich an der Traveler Guitar EG-1 Custom Reisegitarre befindet. Er wird über ein Volume- und ein Tone-Poti gesteuert, wobei das Tone-Poti nicht nur die Klangfarbe ändert, sondern zudem als dreistufiger Schalter ausgelegt ist. Auf jeden Klick folgen nacheinander ein Booster, ein Overdrive sowie ein Distortion-Effekt, am anderen Ende des Kabels muss der angeschlossene Amp also nicht zwangsläufig über eine Overdrive-Schaltung verfügen, wenn man es krachen lassen möchte. Soweit die Theorie, in der Praxis jedoch zeigt sich, dass man auf dieses Feature nur im Notfall zurückgreifen sollte. Doch dazu später mehr.
Neben der eigentlichen Ausgangsbuchse im 6,3 mm Klinkenformat sitzen zwei weitere Buchsen im Consumer-Format (3,5 mm) zusammen auf einem Kunststoffpanel am unteren Zargen. Eine von ihnen dient zum Anschluss eines Kopfhörers, die andere ist eine AUX-In Buchse, mit der sich externe Klangquellen anschließen lassen. Eine Möglichkeit, das zugespielte Signal in der Lautstärke zu beeinflussen, fehlt jedoch. Das Volume-Poti auf der Decke regelt ausschließlich das Gitarrensignal.
Traveler Guitar EG-1 Custom – Der Hals
Der Hals wurde aus einem Stück Mahagoni gefertigt und bombenfest mittels vier Schrauben und einer (vergoldeten) Metallplatte in seiner Tasche im Korpus verschraubt. Die Bundierung mit den 21 Jumbo-Bünden ist hervorragend gelungen, die Ränder wurden sorgfältig entgratet, ein weißes Binding umschließt das Walnuss-Griffbrett von oben bis unten. Die dicken Perlmutt-Inlays hatte ich eingangs bereits erwähnt, auch sie wurden sauber eingesetzt. Die Halsrückseite wurde zum Glück nicht lackiert, hier herrschen dank einer griffigen Satinlackierung und einem angenehm flachen Halsprofil beste Voraussetzungen für die Greifhand.
Das positive Bild setzt sich auch dort fort, wo eigentlich eine Kopfplatte wäre. Hier sorgt ein vergoldetes Metallstück für die Aufnahme der Saiten und drückt diese zugleich kräftig auf den darunter befindlichen Sattel, der mit einer Breite von 41,4 mm eher schmal erscheint. Trotz der „Handgepäckgröße“ der EG-1 Custom Reisegitarre haben wir es hier, wie bei allen Instrumenten aus dem Hause Traveler Guitar, mit einer vollwertig spielbaren E-Gitarre zu tun, die in diesem Fall eine Gibson-typische Mensur von 628 mm besitzt und sich entsprechend beschwerdefrei spielen lässt. Ausgeliefert wird die Traveler Guitar EG-1 Custom E-Gitarre ab Werk mit einem 010er Satz D’Addario Saiten, die Oktavreinheit war perfekt justiert.
Die Traveler Reisegitarre in der Praxis
Akustischer Grundsound/Handling
Die Ergonomie dieser typischen Reisegitarre stimmt wie immer! Trotz der zierlichen Maße schmiegt sich der kleine Korpus gut an den Körper des Spielers an und auch die rechte Hand findet eine bequeme Auflage, um Mutings mit dem Handballen erzeugen zu können. Die Tonansprache (Attack) sowie das Sustain bewegen sich für eine solche minimalistisch gehaltene Konstruktion auf einem ordentlichen Niveau, allenfalls etwas mehr „Spritzigkeit“ bzw. eine bessere Dynamik in der Tonentfaltung dürfte man sich wünschen. Die Intonation auf der gesamten Länge des Halses ist dagegen sehr sauber, Akkorde und/oder mehrstimmige Voicings klingen selbst in den höchsten Lagen stets klar und rein. Wenn ihnen aufgrund der mangelnden Resonanzen auch manchmal recht früh die Puste ausgehen. Soweit zum akustischen Grundsound, mal schauen, was der Pickup dazu beisteuern kann.
Elektrischer Sound
Wenn ich bislang bei meinen Testberichten die E-Gitarren von Traveler Guitar aufgrund ihres Klangs positiv bewertet und sogar für die Bühne empfohlen habe, so muss ich beim Klang der Traveler Guitar EG-1 Custom ein gutes Stück zurückrudern. Zunächst das Positive: Der Sound des Humbuckers erleidet beim Zurücknehmen der Lautstärke mit dem Volume-Poti keinen Einbruch im Klangbild, wofür aber primär die aktive Elektronik sorgt. Sein Klang ist jedoch eher spröde und vor allem im Zerrbetrieb undifferenziert. Zerrbetrieb ist ein gutes Stichwort, denn der Sound der internen Zerreinheit ist wirklich nur etwas für ganz starke bzw. tapfere Ohren bzw. Nerven, ich hatte es bereits erwähnt. Neben dem künstlichen Sound bricht aber hier zudem die Dynamik vollends ein und macht das Jammen mit der Klampfe daher zunehmend zäher.
Zu empfehlen sei da eher ein Kopfhörerverstärker, die es ja auch reichlich auf dem Markt gibt. Oder man lädt sich eine App auf sein Telefon und schließt die EG-1 Custom mit einem Interface an, die es ebenfalls sehr günstig gibt. Unter den Klangbeispielen befindet sich auch eines, das ich mit dem internen Verstärker der Gitarre aufgenommen habe (Nummer 3: Traveler Guitar EG-1 Custom Overdrive Intern). Urteilt selbst!
Traveler Guitar EG-1 Custom – Klangbeispiele
Bis auf das Beispiel mit dem Sound des internen Preamps wurden für die Klangbeispiele das folgende Equipment verwendet: Traveler Guitar EG-1 Custom E-Gitarre – Orange Micro Dark Amp – 1×12″ Celestion Vintage 30 Box – AKG C3000 Mikrofon.