Seltener EQ für das System 500
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Der Trident A-Range API500 Equalizer ist eine Neuauflage der Filtersektion der legendären A-Range Konsole, von der in den 70er-Jahren lediglich 13 Exemplare gebaut wurden.
Ursprünglich benötigten die Trident Studios in London ein Mischpult, das für den Betrieb ihrer neuen 24-Spur Bandmaschine ausgelegt war. Da kein Pult der gängigen Hersteller diese Ausstattungsmerkmale erfüllte, entwickelten die hauseigenen Techniker unter Leitung von Malcom Toft ein in Handarbeit gefertigtes Unikat. Diese Konsole fand begeisterten Anklang bei diversen Produzenten, was Trident wiederum veranlasste, eine Kleinauflage mit der Bezeichnung A-Range auf den Markt zu bringen.
Einer der ersten und bekanntesten Kunden waren die Cherokee Studios in Los Angeles, die insgesamt vier Modelle kauften und damit den Klang von Hit-Alben wie Michael Jacksons „Off the wall“, Frank Sinatras „Christmas Album“, David Bowies „Station to Station“ oder Mötley Crües „Shout at the devil“ prägten. Auch die britischen Produktionen von Queen, Elton John, Supertramp, Thin Lizzy, Genesis und vielen, vielen anderen aus dieser Zeit zeichnet der markante Ton der Trident A-Range Konsolen aus.
Trident A-Range API500 Equalizer auf den ersten Blick
Fast alle der originalen A-Range Konsolen haben eine dunkelviolette Lackierung, die laut Herstellerangaben Roy Thomas Baker, der Produzent von Queen in den 70er-Jahren, ausgesucht hat. Diese auffällige Farbwahl wird standesgemäß natürlich auch für das massive Frontpaneel der Neuauflage des A-Range Equalizers verwendet.
Entsprechend dem von API eingeführten 500er-Format, hat das Modul eine Höhe von 3 HE und benötigt zwei freie Slots in einem passenden Rack – für diesen Test kommt wieder einmal ein Bento S6 von Fredenstein zum Einsatz. Da das Gehäuse des A-Range leider nicht komplett verschlossen ist und das verwendete Metall der Seitenhalterung schnell nachgibt, gestaltet sich der Einbau etwas schwierig und benötigt ein bisschen Feingefühl.
Die Bedienungsoberfläche hat eine klare, einfache Struktur, die sich schnell erklären lässt:
Insgesamt verfügt der A-Range über vier Bänder mit variablen Einsatzfrequenzen, ein Höhen- und Tiefenband in Kuhschwanzform, sowie zwei Glockenfilter für die oberen und unteren Mitten. Wie bei den Kanalzügen der Vorbilder, lassen sich die Bänder nicht über Drehregler, sondern mit vier Fadern anheben und absenken.
Per Drucktaster können jeweils drei Hoch- und Tiefpassfilter und eine übergeordnete Bypass-Schaltung für alle Bänder aktiviert werden, während eine LED als Übersteuerungsanzeige dient.
Technische Details zum Trident A-Range API500 Equalizer
Die Neuauflage des A-Range Equalizers wurde von der PMI Audio Group entwickelt, zu der neben Trident Audio Development auch bekannte Marken wie Toft Audio Designs, Valley People, Joemeek, Studio Projects oder Tonelux gehören.
Gemäß der Technik des Originals basiert das A-Range Modul auf einer diskreten Transistorschaltung. Für die Mittenbänder werden Induktoren verwendet, die ebenso den charakteristischen Klang des Equalizers formen wie der große 3575 Übertrager des britischen Herstellers Sowter.
Jedes der vier Bänder bietet eine Spanne von +/-15 dB und hat eine festgelegte Güte. Die zwei Mittenbänder in Glockenform sind recht breit geartet und umfassen ungefähr eine Oktave.
Leider fallen die technischen Angaben seitens des Herstellers etwas spärlich aus, so dass es zu der Beschaffenheit der Kuhschwanzfilter sowie des Hoch- und Tiefpassfilters keine Informationen gibt.
Die variablen Einsatzfrequenzen der vier Bänder gliedern sich wie folgt:
- Bassbereich: 50, 80, 100 und 150 Hz
- untere Mitten: 250, 500, 1000 und 2000 Hz
- 0bere Mitten: 3, 5, 7 und 9 kHz
- Höhen: 8, 10, 12 und 15 kHz
Sowohl das Hoch- als auch Tiefpassfilter ist mit jeweils drei kombinierbaren Bändern ausgestattet:
- Hochpass: 25, 50 und 100 Hz
- Tiefpass: 9, 12 und 15 kHz
Bauteile und Verarbeitung
Angesichts des hohen Preises von 899,- Euro fällt die Qualität der Bedienelemente wie auch der gesamten Modulkonstruktion leider nicht sehr hochwertig aus:
Alle Drucktaster, Schalter- und Faderkappen bestehen aus weichem Plastik mit unsauberen und scharfkantigen Stanznähten. Die Drehschalter zur Frequenzanwahl fühlen sich beim Betätigen recht schwammig an, für derartige Komponenten finden selbst Budget-Hersteller wie GAP oder Fredenstein hochwertigere Lösungen.
Die Fader haben enorm viel Spiel zu den Seiten, ausschlaggebend sind dafür nicht einmal die weichen Plastikkappen, sondern tatsächlich das dünne Blech der Schiebepotentiometer. Deren Regelwege verfügen zwar in der 0-Position über eine praktische Rasterung, allerdings enden sie bereits bei ca. +13 dB und -14 dB – wohlgemerkt, die eigentlich Spanne beträgt +/- 15 dB.
Auch die Drucktaster sitzen überaus lose und sind wackelig. Von der Seite (siehe Foto) lässt sich sehen, dass ihre Führung in das Gehäuseinnere lediglich aus einfachem Plastik besteht. Beim Betätigen der Taster versetzt sich sogar die dahinter liegende, waagerecht eingesetzte Platine gleich mit in Bewegung. Sowohl diese als auch die obere Leiterplatte sind nicht ordentlich arretiert und hängen zudem etwas durch, was auch auf dem Foto zu sehen ist.
Trident A-Range API500 Equalizer in der Praxis
Im Gegensatz zu allen genannten Verarbeitungsschwächen hat der Equalizer aber einen wirklich sehr schönen und hochwertigen Klang. In wieweit dieser den Vorbildern entspricht, kann in diesem Test natürlich nicht beantwortet werden, da kein Vergleich mit den seltenen Originalen möglich war.
Selbstverständlich eignet sich der Trident A-Range nicht für filigrane Frequenzentzerrungen, sondern er ist ein Werkzeug für breitbandige Einsätze.
Dabei überzeugt er durch ein überaus musikalisches Klangverhalten, das auch kräftige Anhebungen zulässt, ohne beißend oder überbetont zu wirken. Zudem bringt er viel Farbe ins Spiel, insbesondere durch die zwei Mittenbänder, die einem Signal Kontur und Charakter verleihen.
Auch das Höhenband hat einen sehr angenehmen Klang, der durch Brillanz und Klarheit besticht, sehr offen und weitreichend ist und für ein edles Topend sorgt.
Die Prägnanz des Tiefenbandes liegt hingegen in den oberen Bässen. In diesem Bereich ruft der A-Range vollmundige und warme Ergebnisse hervor, während das vornehme Highend-Niveau des Lowends eher zurückhaltender und weicher erscheint.
Sehr interessant und vielseitig sind auch die kombinierbaren Bänder des High- und Lowcut-Filters. So lassen sich die Flankensteilheit und die Form der Frequenzabsenkung sehr schön gestalten.
Klangbeispiele mit dem Trident A-Range API500 Equalizer
Alle Audiofiles sind wieder wahlweise im WAVE-Format (44,1 kHz, 24 Bit) oder als MP3 (320 kBit/s) aufrufbar.
Bassdrum
Los geht es mit einer Bassdrum-Aufnahme, die mit einem Electro-Voice RE 320 Mikrofon an dem Loch des Resonanzfells erstellt wurde. Unbearbeitet klingt sie wie folgt:
Als erstes fällt der leicht „pappige“ Klang der Bassdrum auf, gegen den eine Absenkung der unteren Mitten bei 250 Hz hilft.
Um das Lowend zu formen wird anschließend das Tiefenband bei 50 Hz kräftig angehoben und mit dem Hochpassfilter bei 25 Hz abgerundet. Die Attack-Phase bzw. Kick erhält eine leichte Verstärkung in den oberen Mitten, während der Höhenregler bei 10 kHz auf dem Maximalwert von 13 dB steht.
Bei diesem Beispiel zeigt sich direkt der behutsame Charakter der beiden Kuhschwanzfilter, die drastische Eingriffe erlauben. In den oberen Frequenzen funktioniert das Höhenband sehr gut, da es für ein offenes und luftiges Ergebnis sorgt. Im Tiefbassbereich wäre – zumindest in diesem Fall – etwas mehr Druck und Kontur wünschenswert:
Einstellung:
HP: 25 Hz / LF: 50 Hz, +9 dB / LMF: 250 Hz, -5 dB / HMF: 3 kHz, +4 dB / HF: 10 kHz, +13 dB
Snaredrum
Nach der Bassdrum soll als nächstes ein Snare-Track bearbeitet werden. Für die Aufnahme kam nur ein Shure SM 57 Mikrofon zum Einsatz, die Winkelweite zum Schlagfell betrug in etwa 45 Grad:
Um den schwachen Snare-Teppich Gehör zu verschaffen, sind die oberen Frequenzen stark angehoben, was – wie bei dem Beispiel zuvor – völlig problemlos funktioniert und abermals das entspannte Klangverhalten des Höhenbandes demonstriert.
Auch die beiden Mittenbänder können bei diesem Beispiel ihr Potential voll entfalten. Die tiefen Frequenzen der Snare werden bei 250 Hz kräftig akzentuiert und die Präsenz bei 3 kHz betont.
Das Tiefenband kommt in diesem Fall nicht zum Einsatz, nur das Hochpassfilter ist in der 100 Hz Position aktiv:
Einstellung:
HP: 100 Hz / LF: 0 dB / LMF: 250 Hz, +8 dB / HMF: 3 kHz, +4 dB / HF: 10 kHz, +11 dB
Vocal
Wenn es im Studiobereich um den „Sound der 70er-Jahre“ geht, sind die Trident A-Range Konsolen legendär, allerdings bei Weitem nicht so berühmt wie die Mischpulte der Firma Neve.
Um grob zu zeigen, welche klanglichen Unterschiede zwischen diesen Herstellern bestehen, soll nun der A-Range an Hand einer Gesangsaufnahme mit dem erst vor Kurzem getesteten IGS Audio 573EQ, einem Nachbau der frühen Neve Equalizer, verglichen werden.
Auf Grund der unterschiedlich gearteten Filterbänder und Einsatzfrequenzen der zwei Equalizer lassen sich die Ergebnisse nur annähernd abgleichen. Dabei fällt auf, dass der Klang des A-Ranges noch gutmütiger ist und vor allem auch immer 2-3 dB mehr Verstärkung bedarf, um zu einem ähnlichen Resultat zu kommen. Sein Höhen- und Tiefenband hat ein etwas behutsameren Highend-Charakter, während der 573EQ wesentlich tiefer in den Farbtopf greift und natürlich mit der speziellen Neve-Cremigkeit trumpft. Beide Equalizer arbeiten auf sehr hohem Niveau, am Ende ist es eine Frage des Geschmacks oder des angestrebten Ziels, welchen Klang man favorisiert:
Einstellung:
HP: 100 Hz / LF: 100 Hz, +4-5 dB / LMF: 0 dB / HMF: 3 kHz, +5 dB / HF: 12 kHz, +6 dB
Infos zu den Klangbeispielen
Bassdrum:
Schlagzeuger: Christoph Eggener
Bassdrum: Pearl Masters Custom Maple Shell
Mikrofon: Electro-Voice RE 320 (Kick-Drum-Mode)
Preamp: UnderToneAudio MPDI-4
Snaredrum:
Schlagzeuger: Christoph Eggener
Snare: Sonor Special Edition
Mikrofon: Shure SM 57
Preamp: UnderToneAudio MPDI-4
Vocal:
Sänger: Mani Mathia
Mikrofon: Neumann U87
Preamp: IGS Audio NE573
Audiointerface: RME Fireface 800, Lucid 88192
DAW: Logic Pro
Die Klangbeispiele sind unbearbeitet, nur die Lautstärken wurden angepasst.
Ich habe den Trident EQ schon eine ganze Weile auf dem Schirm, auch das Format finde ich super. Das es auch eine 19“ Variante gibt wusste ich nicht, ebenso herrlich, wenn nicht besser….
Einzig die Verarbeitung nervt mich. Wie kann man nur…?