ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Tube Tech SMC 2B, Multibandkompressor

Komplementäre Kontraste

8. März 2019

Tube Tech SMC 2B

Die dänische Marke Lydkraft und deren Marke in Blau: Tube Tech. Bei dieser Firmennamen-Kombination wird wahrscheinlich so manches Produzenten- und Live-Herz auf Anhieb mit vakuumisolierter Wärme erfüllt und die körpereigenen Übertrager von Herz zu Hirn können ab und zu schon einmal verrückt spielen (unter anderem auftretendes Krankheitsbild: GAS; „gear aquirement syndrome“).

ANZEIGE

Das, was bei den meisten Produzentenherzen mit einem gewissen Hörverständnis höchstwahrscheinlich in der Regel das Gegenteil bewirken sollte, ist der Begriff: Multibandkompressor. Für die meisten als letzte Notlösung zu sehen, zerschießt einem auf jeden Fall die Phasenstabilität, klingt unnatürlich und „boxy“, besser frequenzbezogen und parallel.

Lydkraft kombinierte im Jahre 2000 mit dem Stereo-Multiband-Kompressor Lydkraft Tube-Tech SMC 2B diese komplementären Parameter, bevor sich das Thema im Plugin-Bereich überhaupt irgendeiner Präsenz erfreuen konnte. Nach wie vor gilt dieser als das einzige röhrenbasierte Gerät zur Dynamikbeeinflussung über mehrere Bänder und genießt damit bis heute absoluten Alleinstellungswert. Drei OPTO-Bänder von Lydkraft, acht Röhren? Eins ist klar, das wird teuer. Chefentwickler John Petersen verfolgt rigoros die Philosophie, sich nicht am Marktpreis zu orientieren und die bestmöglichen Bauteile für maximalen Qualitätsstandard sowie Haltbarkeit zu implementieren. Wenn man dann noch herausfindet, dass auf den Eingangsübertragern „Lundahl“ steht, weiß man, hier meint man es wirklich todernst. Augenscheinlich bekommt man hier durchweg die Crème de la Crème an Bauteilen vorgesetzt, doch funktioniert das Design?

Tube Tech SMC 2B

Sein Schatten eilt ihm voraus: Der Tube Tech SMC 2B in der Totalen

Im folgenden Test wird sich ergründen, ob die Aufstaffelung des Frequenzbereiches auf Stereobus und Mixbussen in drei Bändern, die sich dadurch ergebenden umfangreichen Möglichkeiten des Toneshapings und der Dynamikbearbeitung, wert sind.

Äußerliches am Tube Tech SMC 2B

Markenzeichen von Tube Tech sind selbstverständlich das tiefblau pulverbeschichtete Gehäuse, die weißen Schriftzüge und die schwarzen, sechseckigen, fest im Gehäuse sitzenden Potentiometer. Den SMC 2B gibt es auch noch in einer Mastering-Version (genannt SMC 2BM, hier werden sämtliche Potis durch gold-platinierte Rotary-Schalter getauscht, was akkuratere und komparativere Bearbeitungsschritte sowie einen Recall ermöglicht). Auch das rote Signal-LED-Juwel findet sich an so gut wie jedem Gerät der Marke. Ganze drei Rack-Units frisst der Multibandkompressor beim Einbau in selbiges, die acht verbauten Röhren produzieren wirklich ordentlich Wärme. Beispielsweise der Manley Massive Passive mit ebenfalls acht Röhren und deutlich vollerem Gehäuse produziert bei Weitem nicht so viel Abwärme.

Bei der Verkabelung des Gerätes kommt man nicht um die Betrachtung der Rückseite herum: Sehr spartanisch gibt es hier lediglich symmetrische Ein- und Ausgänge, realisiert durch XLR-Neutrik-Buchsen mit Sicherung. Hier hätte ich mir, gerade bei diesem interessanten und vielschichtigen Design, ein paar Sidechain-Inputs gewünscht. Neben dem Kaltgerätekabel-Sockel findet sich lediglich noch ein kleiner Zylinder mit auswechselbarer Sicherung und der per Schraubendreher anpassbaren, regionsbezogenen Stromstärke.

ANZEIGE
Tube Tech SMC 2B

Das ist alles: Die Rückseite des Tube Tech SMC 2B

Bei der Betrachtung der Innereien fällt einem zunächst auf, dass hier noch eine Menge Platz ist. Dieser ist aber auch zur hinreichenden Belüftung der acht Röhren bitter nötig. Die relativ leichten 6,2 kg, die das Gerät nur wiegt, stellen ein großes Positivum für den Live-Betrieb dar. Auf den zweiten Blick zeigt sich mir der wohl größte Toroidal-Transformer, den ich jemals gesehen habe, ein Riesenteil. Sehr schick: die kleinen Lundahl Eingangsübertrager, neben den großen, blauen nach eigenem Design in dänischer Fertigung hergestellten Ausgangsübertragern. Neben einigen Resistoren läuft man bei längerer Suche aber auch hier und da ein paar ICs über den Weg, vor allem in der Nähe der Potentiometer zur Crossover-Justierung.

Tube tech SMC 2B

Die Innereien des Tube Tech SMC 2B

Des Weiteren hat der Tube Tech SMC 2B einen richtigen, echten Hard-Bypass. Ist dieser aktiviert, wird im eingeschalteten Zustand der komplette Signalweg ausgenommen der Übertrager deaktiviert, auch wenn das Gerät nicht in Betrieb ist, gelangen Audiosignale so auch durch den Einschleifweg zum Ohr. Ganz klar: Die Verarbeitung im Inneren wie außen ist über jede Form der Kritik erhaben, hier sitzt alles exakt so, wie es sitzen soll, die Platinen im Inneren sehen einfach nur klinisch perfekt bestückt aus, die Potis, Schalter und Buchsen außen sitzen bombenfest im Gehäuse.

Tube Tech SMC 2B

Blick auf die Signal-LED und den Ein/Aus-Schalter sowie Hard-Bypass

Doch wie funktioniert das Gerät? Ein kurzer Exkurs.

Funktionsweise des Tube Tech SMC 2B

Ganz links verbaut im Tube Tech SMC 2B befindet sich die X-Over Sektion, der Bereich, in dem man die Gabelfrequenzen der zu bearbeitenden Frequenzbereiche justieren kann. Hier bekommt man einmal die Möglichkeit geboten, die Crossover-Frequenz des Höhenbandes zwischen 2 und 6 kHz einzustellen, für das Tiefenband bekommt man noch ein paar mehr Optionen geboten: Per Multiplier-Schalter kann man hier die Crossover-Frequenz noch weiter anpassen: Ist der Multiplier auf „x1“ eingestellt, so kann das Band variabel zwischen 100 und 300 Hz agieren, kippt man den Multiplier-Schalter nach rechts auf die Option „x4“, wird dieser Bereich um das Vierfache multipliziert, so kann man fortan dem Band zwischen 400 Hz und 1,2 kHz die Grenzen aufzwingen.

Die Gabelfrequenzen des Mittenbandes ergeben sich so über die Justierung der anderen beiden Bänder. Der Hersteller brüstet sich mit einem extrem neutralen Crossover-Design, das mit weichen Filtern, die in 6 dB per Oktaveschritten wirken, realisiert wurde.

Von dort aus geht es weiter in die Signalbearbeitung. Die drei Bänder des Kompressors sind alle exakt gleich aufgebaut und lassen sich einzeln deaktivieren, indem man deren jeweilige Gain-Potentiometer ganz nach links dreht. Threshold, Attack, Release und Ratio lassen sich ebenfalls für jedes Band auf komplett identische Art und Weise regeln, ist der Threshold in Nullstellung, so deaktiviert sich automatisch die Kompressionsstufe des jeweiligen Bandes. Im Rückschluss gibt es also auch einen Aufholverstärker pro Band und nach der getrennten Bearbeitung werden diese noch durch die letzten beiden Röhren mitsamt Aufholverstärker wieder summiert und durch die Ausgangsübertrager ausgegeben, zack, fertig. Wie das Ganze klingt, beschreibe ich im Folgenden.

Tube Tech SMC 2B

Die Dynamikprozessoren des Tube Tech SMC 2B

ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Na jetzt will ich mich aber wegschmeißen vor Lachen… Gerade noch 4k+ Euros ausgegeben und – zack – ist alles hin. Und das wegen einer schnöden Sicherung. Das nenne ich mal peinlich.

  2. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    „geht gar nicht, wie ich finde.“ Lieber Vincent, wenn dem so ist, sollte sich das auch in der Bewertung niederschlagen. Ein 4K€ Geräte bei dem ich alle drei Wochen die Sicherung auswechseln muss (und dazu evtl. das Gerät auch noch aus dem Pult ausbauen oder hinter das Rack kriechen muss), ist für mich kein Produkt mit den „bestmöglichen Komponenten“ sondern eine Fehlkonstruktion.

    Nur Mut! :)

    Meine Meinung

    LG,
    Markus

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Markus Schroeder Darf man so Tests als flappsig bezeichnen?

      Der SMC2B der mir begegnet ist tut seit 4 Jahren seinen Dienst, ohne jegliches Mucken. Keine Sicherungsprobleme – NEVER!!! Auch kann ich in den Audiobeispielen bei bestem Willen nicht nachvollziehen, wie man „so wenig“ aus diesem Gerät rausholen kann?

      Das Teil von dem ich rede, wird überwiegend für elektronische Musik genutzt.

      In der Mastersumme eine Offenbarung, die man sich allerdings erstmal leisten können muss. PRO – absolut!

      • Profilbild
        Markus Schroeder RED

        „Flappsig“ fiele mir zu dem Test nicht ein. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, das man einen Punkteabzug _niemals_ ausschließen sollte, egal wie „Pro“ das Gerät ist / sein möchte.

        :)

        • Profilbild
          Vincent AHU

          @Markus Schroeder Hey Markus,

          Du hast recht, hier war ich etwas zwiegespalten. Es ist schon komisch, und dieses Problem tritt momentan laut vertrieb extrem häufig auf, ich denke mal dass das periodisch je nach Lagerbestand auftritt. In dem vier Jahre alten Gerät von Hater TomK scheint das ja nicht aufzutreten. Die Audiobeispiele sind leider etwas improvisiert aus dem Material entstanden, was ich hatte, bevor es die Sicherung zerfetzt hat.

          Das Gerät an sich ist aber wirklich fantastisch und hat meiner Meinung nach keine Schmälerung in der Bewertung aufgrund dieser auswechselbaren Komponente nicht verdient, ansonsten würd‘ ich da kein Blatt vor den Mund nehmen! ;)

          Ich denke aber genauso, dass sich das Problem leicht beheben lässt, zumal sich hier mit Sicherheit der Hersteller in die Pflicht nehmen lässt, sei es seitens vertrieb oder privat. Bzgl der Unterschiede im Stromnetz DK vs D habe ich die Informationen eingebracht, welche mir seitens vertrieb übermittelt worden sind.

          Hoffe diese Infos bringen Euch etwas weiter, danke auf fürs lesen! :)

          Greetz aus San Francisco, Vince

          • Profilbild
            Markus Schroeder RED

            @Vincent Hi Vincent,
            Ja, klar den Zweispalt kenne ich auch nur zu gut und wenn dann ein ansonsten tolles Gerät von so einem dummen Fehler geplagt wird… da liegt die Entscheidung nur bei Dir.

            :)

      • Profilbild
        pol/tox

        Ich hatte jahrelang einen Pacifica im Studio (der wurde vor geraumer Zeit hier getestet) und hatte ebenso permanent Probleme mit der Sicherung – bis wir die Netzspannung reguliert haben, denn die hat dermaßen geschwankt, dass die Sicherung leicht gefallen ist.
        Danach habe ich die Sicherung nie mehr tauschen müssen.

  3. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Vincent,

    Frag mal nach was in dem Kautabak war… Ich glaube nicht das der dänische Stromzug schwächer als der deutsche ist. Es sei den Ökoström hat nicht soviel Zug. Das kommt mir etwas dänisch vor. Dem dänischen Bierzug hingegen halten wenige stand.

    PS: Die Sicherung ist für das Gerät falsch dimensioniert.

    GLG ToB

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @TobyB Liege ich da falsch, dass wenn benötigt, man für einstellige € Beträge eine Stärkere, bzw. „deutsche“ reinsteckt?

      Was Vertriebsmitarbeiter bertrifft: So hatte ich einst eine nette Diskussion mit einem Vertreter einer namhaften dt. Firma dieser globalen Musikalienhandelzunft. Der mir tickern wollte, dass ein wertvoller Versand aus Amerika keine Trackingnummer besitzt. Lachhaft und unwahr zugleich! Ein Anruf bei der liefernden Spedition, lieferte diese gewünschte Nummer sofort. Vielleicht gibt es da ja auch die gewünschte Sicherung, die für das deutsche Stromnetz?

      • Profilbild
        TobyB RED

        Hallo Tom,

        Es gibt die VDE-Norm EN 60127-1, DIN EN 60664-1, VDE 0110-1 und VDE 0636-3 welche sich mit Überspannungen und Sicherungen ausführlich befassen. Und die gute alte Bemessungstabelle für Gerätefeinsicherungen DIN VDE 0298-4. Die Normen mit EN sind Europanormen und haben die DIN VDE weitgehend mit eingeschlossen.

        Strom wird immer durch einen Verbraucher „gezogen“ und wenn ich mir die Rückseite ansehe, Finde ich einen Kaltgerätestecker und eine 400mA Sicherung. Desweiteren sehe ich einen Ringkerntrafo und schöne dicke Kondensatoren. Zum falschen Zeitpunkt das Gerät eingeschaltet und irgendwo arbeiten vielleicht im gleichen Stromnetz noch induktive oder kapazitive Lasten. Macht dann Peng und es riecht nach Sicherung, welche zu schnell war.

        Hat also nix mit dänischem oder deutschen Strom zu tun. Tennet, ein dänischer EVU bietet seinen Strom auch in Deutschland an.

        Wenn du weißt was du tust, kannst du die Sicherung wechseln, ich würde das aber beim Hersteller reklamieren.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @TobyB Hallo Toby,
          danke für deine Aufklärung!
          Im dem mir bekannten 4jährigen Praxistest ist diese Sicherung Problematik nie ein Thema gewesen. Somit kann nur 24/7 Producer Vince hier erleuchtend übergreifend Verbindlichkeit liefern!
          Kunden dieses geldintensiven Kettenglieds ignorieren solch Problematik unkommentiert seit Jahren. Kann man z.B. auf Thomann verbindlich verfolgen! ?!

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            Wer weiß, vielleicht kaufen die sich solche Kästen ja eher für Insrackreinschrauben und Kuckmalwasichhab und benutzen es nur alle heilige Zeit. Da ist die Chance natürlich klein, daß was mit der Sicherung schiefläuft.

            • Profilbild
              AMAZONA Archiv

              lightman lass mich raten, du hast den SMC2B nie im Einsatz gehört? Warum … sonst würdest du sowas nicht schreiben. Denn glaube mir, du würdest deine Volcas nicht wieder erkennen! ;)

              • Profilbild
                AMAZONA Archiv

                Der Kommentar war auch nicht ganz ernst gemeint. So ignorant bin ich ja nu‘ doch nicht. :)

  4. Profilbild
    markamazon

    Bei mir seit 10 Jahren 8 Stunden täglich im Einsatz ,und nie Probleme gehabt ….

    Das Teil ist eine Granate und jeden Cent Wert !

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

X
ANZEIGE X