ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Tube Tech SMC 2B, Multibandkompressor

(ID: 270220)

Klang und Nutzbarkeit des Tube Tech SMC 2B

Bei der Beschickung des Gerätes mit Summenmaterial bestätigen sich auf Anhieb sämtliche Verdachte, die ich auch im Vorhinein schon hegte: Hier passiert eine ganze Menge Transient-Rounding, Verdichtung, Summierung, auch bei Nullstellung sämtlicher Threshold-Werte. Bei der reinen Beschickung kommt hier schon eine deutlich andere Wurst heraus, als man sie hereingeschickt hat. Selbstverständlich müssen die verbauten Komponenten für die Auslösung des ersten „WOW“-Effekts zu Anfang nicht viel tun, die Übertrager und Röhren klingen seidig-matt, sehr schmeichelnd und lebendig.

Lydraft/Tube Tech – typisch braucht es einen Moment, bis man die subtile und auf den zweiten Blick trotzdem doch so präsente klangliche Manipulation überblicken kann. Die Höhen werden deutlich runder und verlieren typischerweise auch etwas an Präsenz, dafür werden sie selbst in der Grundattitüde pappiger und zusammenhängender. Die Mitten werden etwas bauchiger, bei spektral vollmundigeren Transienten kommt es für mein Ohr leider auch hier und da zum „Punch-Verlust“. Der Tiefbass profitiert ungemein von der subtilen Saturierung, ganz rund und harmonisch Oberton-angereichert wirkt dieser zunächst.

ANZEIGE
Tube Tech SMC 2B

Die Front des Tube Tech SMC 2B

Also, Kurzintervention: Der Eindruck der starken Veränderung des Eingangssignals bestätigt sich, jedoch nicht auf unangenehme Art und Weise. Gerade Rock/Pop- oder Jazz-Material mit viel Dynamikanteil zerfrickelt und verdichtet er auf einzigartige Art und Weise, hier kommt einem das Transient-Rounding auch häufig sehr zugute, „magic“.

Die einzelnen Bänder verhelfen einem gerade hier auch zu schnellen und tollen Ergebnissen. Gerade im lauteren Mastering lassen sich beispielsweise Vocals über ein schmaleres Mittenband mit schnellen Impulszeiten unfassbar gut pushen und 1176er-mäßig abrunden. Plättet man dazu noch die Höhen etwas und zieht sie danach per Aufholverstärker hoch, sitzen die Zischlaute dessen perfekt zwischen den Transienten der Hi-Hats. Der Tube Tech SMC 2B ist definitiv bei Weitem nicht „surgical“, aber wenn man ihn mag und einzusetzen weiß, kann er eine klangliche Veredelung sondergleichen bewirken.

Stichwort „Tone Shaping“: Drumbusse lassen sich mit dem Gerät unfassbar gut aufräumen und andicken, gerade die röhrig-runden Höhen mit recht schnellen Impulsen anzukomprimieren und hochzuholen, die Bässe der Kicks und Toms „sustainable“ zu machen, die Mitten schön luftig zu lassen und den Bus sozusagen per Dreiband-EQ hinterher wieder in den Stereomix einzufassen, macht schon große Freude.

Der generelle Verlust an Dingen wie Impulstreue oder Phasenstabilität fällt gar nicht so ins Gewicht, es macht eher den Anschein, als wäre das ein maßgeblicher Bestandteil der klanglichen Attitüde des Gerätes. Was die Kompressionsstufen an sich anbelangt, so hat man ebenfalls einiges an Spielraum. Von fast Limiter-schnell bis zu geschätzt einer Sekunde ist alles an Attack-Zeiten möglich, diese sind aber gefühlt ebenfalls variabel und lebendig im Verhältnis zu Eingangssignal und -pegel. Was die Release-Zeiten angeht, wird einem ein ähnlich großer Spielraum geboten. Die LED-Skalierung der jeweiligen Gainreduction reicht bis -20 dB. Sämtliche Verstärkerstufen in dem Gerät haben einen Aufholpegel von maximal +10 dB, so lassen sich diese in Kombination mit dem Summenaufholverstärker auch problemlos wieder hochholen.

ANZEIGE
Tube Tech SMC 2B

Die LED-Meter für die jewelige Gainreduction

Dieser Umstand lässt sich entweder dafür nutzen, frequenzbezogen ordentlich Dynamik wegzuschmirgeln oder eben dafür, à la „vocal rider“ alles subtil auf Pegel zu halten. Man muss sich schon Mühe geben, um hier etwas herauszubekommen, das nicht gut klingt, denn er ist vor allem eines: verdammt gutmütig.

Für mich und meine Denkansätze ist das Gerät nicht für jedes Master gedacht, aber für viele eben ein großer Mehrwert. Es muss wie immer einfach passen. Im elektronischen Bereich und gerade im Clubbereich fehlt mir hier und da oft einfach das ewig währende Quäntchen an Phasentreue. Auf sämtlichen Musikstücken, die damit nichts am Hut haben, konnte ich eigentlich immer einen großen Mehrwert bzw. eine sonische Bereicherung für das Signal verzeichnen. Es ist spannend, wie viel hier passiert, man es aber aufs zweite Hören erst so richtig wahrnimmt.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Tube Tech SMC 2B auch im Live-Betrieb absolut genial wirken könnte, weil man eben trotz Summenbearbeitung extrem viel auf sehr natürlich wirkende Art und Weise aus dem Signal herausholen kann. Die übliche Multiband-Konkurrenz à la Drawmer oder sogar auch Maselec lässt er meiner Meinung nach schon, was die reine Signaltrennung angeht, um Welten zurück. Die sehr präsente färbende Attitüde des Gerätes ist und bleibt Geschmackssache, ich persönlich finde sie wirklich großartig und geschmackvoll. Generell bin ich großer Röhrenfanatiker und hier wurden meine pappig klingenden Lieblinge von Electro Harmonics verbaut, vier 12AT7, zwei 12AU7 und zweimal die 12AX7. Freunden der Röhrentechnik ist das Gerät also wärmstens ans Herz zu legen.

Gestern Abend folgt die plötzliche Ernüchterung: Beim Einschalten des Gerätes zerfetzt es die Sicherung, trotz Überspannungsschutz/Stabilisator. Vielleicht doch ein „bad switch“? Auf Rückfrage beim Vertrieb bekam ich die Antwort, dass das extrem häufig passiere, weil die Sicherungen der Dänen zu schwach für unser deutsches Stromnetz seien. Etwas seltsam, dass die daran nichts ändern, geht gar nicht, wie ich finde.

ANZEIGE
Fazit

Für Freunde von subtiler Sättigung sowie die, die auf der Suche nach einem nützlichen, häufig einsetzbarem und sehr wirkungsvollen Dynamikprozessor sind, könnte sich ein genauerer Blick auf den Tube Tech SMC 2B lohnen. Anfangs durch die Art der Signaltrennung entstandene Zweifel zerstreuten sich nach der ersten Nutzung beinahe komplett und wichen der Begeisterung bezüglich des detailliert möglichen Eingriffes und der sättigend-veredelnden Attitüde des Multiband-Kompressors. Die Dynamikbearbeitung selbst erfolgt extrem musikalisch und lässt sich vielseitig justieren.

Wer auf der Suche nach etwas ist, das laut macht, ist hier nicht zwingend richtig, hier bekommt man eher einen „Summierer für die Summe“. Natürlich relativiert sich die makellose Fertigungsqualität mitsamt dem tollen Sound schnell, wenn man auf das Preisschild guckt. Gemessen am Markt sticht er preislich jedoch absolut nicht hervor, ist günstiger als der FET-Multiband-Kompressor von Maselec, der aber dafür auch „expanden“ kann und natürlich deutlich teurer als der FET-Multiband Drawmer 1973, der einfach eine Liga drunter spielt. Das zugänglich gestaltete Design ermöglicht darüber hinaus auch, das Gerät als 3-Band Equalizer zu nutzen bei inaktiver Kompression, hier lässt sich einiges an Gain hin- und herschieben, ohne der Phase gegenüber zu untreu zu werden. Er kann vieles, auch abseits der Summe: Drums andicken, Vocals de-essen, überkomprimiertes Material retten. Dabei hinterlässt er immer nur einen leichten Schleier der Sättigung, ein deutlich zusammenhängenderes Signal und eben auch leicht das Gefühl, dass man einen 3-Band EQ mehr im Signal hängen hat.

Plus

  • Klang, Färbung
  • Verarbeitung
  • Komponenten
  • Schaltungsdesign

Preis

  • Ladenpreis: 4.450,- Euro
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Na jetzt will ich mich aber wegschmeißen vor Lachen… Gerade noch 4k+ Euros ausgegeben und – zack – ist alles hin. Und das wegen einer schnöden Sicherung. Das nenne ich mal peinlich.

  2. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    „geht gar nicht, wie ich finde.“ Lieber Vincent, wenn dem so ist, sollte sich das auch in der Bewertung niederschlagen. Ein 4K€ Geräte bei dem ich alle drei Wochen die Sicherung auswechseln muss (und dazu evtl. das Gerät auch noch aus dem Pult ausbauen oder hinter das Rack kriechen muss), ist für mich kein Produkt mit den „bestmöglichen Komponenten“ sondern eine Fehlkonstruktion.

    Nur Mut! :)

    Meine Meinung

    LG,
    Markus

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Markus Schroeder Darf man so Tests als flappsig bezeichnen?

      Der SMC2B der mir begegnet ist tut seit 4 Jahren seinen Dienst, ohne jegliches Mucken. Keine Sicherungsprobleme – NEVER!!! Auch kann ich in den Audiobeispielen bei bestem Willen nicht nachvollziehen, wie man „so wenig“ aus diesem Gerät rausholen kann?

      Das Teil von dem ich rede, wird überwiegend für elektronische Musik genutzt.

      In der Mastersumme eine Offenbarung, die man sich allerdings erstmal leisten können muss. PRO – absolut!

      • Profilbild
        Markus Schroeder RED

        „Flappsig“ fiele mir zu dem Test nicht ein. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, das man einen Punkteabzug _niemals_ ausschließen sollte, egal wie „Pro“ das Gerät ist / sein möchte.

        :)

        • Profilbild
          Vincent AHU

          @Markus Schroeder Hey Markus,

          Du hast recht, hier war ich etwas zwiegespalten. Es ist schon komisch, und dieses Problem tritt momentan laut vertrieb extrem häufig auf, ich denke mal dass das periodisch je nach Lagerbestand auftritt. In dem vier Jahre alten Gerät von Hater TomK scheint das ja nicht aufzutreten. Die Audiobeispiele sind leider etwas improvisiert aus dem Material entstanden, was ich hatte, bevor es die Sicherung zerfetzt hat.

          Das Gerät an sich ist aber wirklich fantastisch und hat meiner Meinung nach keine Schmälerung in der Bewertung aufgrund dieser auswechselbaren Komponente nicht verdient, ansonsten würd‘ ich da kein Blatt vor den Mund nehmen! ;)

          Ich denke aber genauso, dass sich das Problem leicht beheben lässt, zumal sich hier mit Sicherheit der Hersteller in die Pflicht nehmen lässt, sei es seitens vertrieb oder privat. Bzgl der Unterschiede im Stromnetz DK vs D habe ich die Informationen eingebracht, welche mir seitens vertrieb übermittelt worden sind.

          Hoffe diese Infos bringen Euch etwas weiter, danke auf fürs lesen! :)

          Greetz aus San Francisco, Vince

          • Profilbild
            Markus Schroeder RED

            @Vincent Hi Vincent,
            Ja, klar den Zweispalt kenne ich auch nur zu gut und wenn dann ein ansonsten tolles Gerät von so einem dummen Fehler geplagt wird… da liegt die Entscheidung nur bei Dir.

            :)

      • Profilbild
        pol/tox

        Ich hatte jahrelang einen Pacifica im Studio (der wurde vor geraumer Zeit hier getestet) und hatte ebenso permanent Probleme mit der Sicherung – bis wir die Netzspannung reguliert haben, denn die hat dermaßen geschwankt, dass die Sicherung leicht gefallen ist.
        Danach habe ich die Sicherung nie mehr tauschen müssen.

  3. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Vincent,

    Frag mal nach was in dem Kautabak war… Ich glaube nicht das der dänische Stromzug schwächer als der deutsche ist. Es sei den Ökoström hat nicht soviel Zug. Das kommt mir etwas dänisch vor. Dem dänischen Bierzug hingegen halten wenige stand.

    PS: Die Sicherung ist für das Gerät falsch dimensioniert.

    GLG ToB

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @TobyB Liege ich da falsch, dass wenn benötigt, man für einstellige € Beträge eine Stärkere, bzw. „deutsche“ reinsteckt?

      Was Vertriebsmitarbeiter bertrifft: So hatte ich einst eine nette Diskussion mit einem Vertreter einer namhaften dt. Firma dieser globalen Musikalienhandelzunft. Der mir tickern wollte, dass ein wertvoller Versand aus Amerika keine Trackingnummer besitzt. Lachhaft und unwahr zugleich! Ein Anruf bei der liefernden Spedition, lieferte diese gewünschte Nummer sofort. Vielleicht gibt es da ja auch die gewünschte Sicherung, die für das deutsche Stromnetz?

      • Profilbild
        TobyB RED

        Hallo Tom,

        Es gibt die VDE-Norm EN 60127-1, DIN EN 60664-1, VDE 0110-1 und VDE 0636-3 welche sich mit Überspannungen und Sicherungen ausführlich befassen. Und die gute alte Bemessungstabelle für Gerätefeinsicherungen DIN VDE 0298-4. Die Normen mit EN sind Europanormen und haben die DIN VDE weitgehend mit eingeschlossen.

        Strom wird immer durch einen Verbraucher „gezogen“ und wenn ich mir die Rückseite ansehe, Finde ich einen Kaltgerätestecker und eine 400mA Sicherung. Desweiteren sehe ich einen Ringkerntrafo und schöne dicke Kondensatoren. Zum falschen Zeitpunkt das Gerät eingeschaltet und irgendwo arbeiten vielleicht im gleichen Stromnetz noch induktive oder kapazitive Lasten. Macht dann Peng und es riecht nach Sicherung, welche zu schnell war.

        Hat also nix mit dänischem oder deutschen Strom zu tun. Tennet, ein dänischer EVU bietet seinen Strom auch in Deutschland an.

        Wenn du weißt was du tust, kannst du die Sicherung wechseln, ich würde das aber beim Hersteller reklamieren.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @TobyB Hallo Toby,
          danke für deine Aufklärung!
          Im dem mir bekannten 4jährigen Praxistest ist diese Sicherung Problematik nie ein Thema gewesen. Somit kann nur 24/7 Producer Vince hier erleuchtend übergreifend Verbindlichkeit liefern!
          Kunden dieses geldintensiven Kettenglieds ignorieren solch Problematik unkommentiert seit Jahren. Kann man z.B. auf Thomann verbindlich verfolgen! ?!

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            Wer weiß, vielleicht kaufen die sich solche Kästen ja eher für Insrackreinschrauben und Kuckmalwasichhab und benutzen es nur alle heilige Zeit. Da ist die Chance natürlich klein, daß was mit der Sicherung schiefläuft.

            • Profilbild
              AMAZONA Archiv

              lightman lass mich raten, du hast den SMC2B nie im Einsatz gehört? Warum … sonst würdest du sowas nicht schreiben. Denn glaube mir, du würdest deine Volcas nicht wieder erkennen! ;)

              • Profilbild
                AMAZONA Archiv

                Der Kommentar war auch nicht ganz ernst gemeint. So ignorant bin ich ja nu‘ doch nicht. :)

  4. Profilbild
    markamazon

    Bei mir seit 10 Jahren 8 Stunden täglich im Einsatz ,und nie Probleme gehabt ….

    Das Teil ist eine Granate und jeden Cent Wert !

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X