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Test: UNIVERSAL AUDIO Neve 1073 und 33609

UAD-1 Neve 1073

8. Dezember 2006

Einer der Höhepunkte der Entwicklung analoger Equalizer stellt auch heute noch der im Jahre 1970 entwickelte Equalizer Neve 1073 dar. Erstmals wurde diese Schaltung in der 8014 Konsole eingesetzt und ist somit auf unzähligen Produktionen dieser Zeit zu hören. Dabei klingt der EQ keineswegs „vintage“ sondern ist klanglich immer noch hochaktuell. Da solche Schätzchen auf dem Gebrauchtmarkt nur zu horrenden Preisen den Besitzer wechseln, hat es sich Universal Audio in Zusammenarbeit mit Neve zur Aufgabe gemacht, den Sound des 1073 so akkurat wie möglich auf digitaler Ebene nachzubilden. Neben Frequenz und Phasengang gehört zur Nachbildung selbstverständlich auch das Verzerrungsverhalten des Originals.

UAD-1 Neve 1073

UAD-1 Neve 1073

Funktionen

Mit Input Gain wird die Lautstärke bestimmt, mit der die Schaltung angefahren wird, d.h. mit diesem Regler kann man schon ins nichtlineare Verhalten eingreifen: je höher man aussteuert, desto mehr Obertöne entstehen, was unter anderem den typischen Klang des 1073 ausmacht.
Das Höhenband ist ein bei 12 kHz ansetzendes High-Shelf Filter und klingt einfach fantastisch, da es neben der reinen Verstärkung der hohen Frequenzen eine Art „Glamour“ hinzufügt, die man so nur vom 1073 her kennt.
Das Mittenband ist zwischen sechs Frequenzen umschaltbar. Das Umschalten funktionert unter Cubase 4 (PC) nur, wenn man auf das Symbol über dem Dual-Poti klickt und entgegen der Beschreibung im Handbuch nicht, wenn man auf den Siebdruck oder das äußere Poti klickt. Wie beim Original erhöht sich die Güte des Filters, je stärker der Gain ausgelenkt wird. So erhält man mehr „grip“ im Signal.
Das Low-Shelf Filter kann zwischen vier Frequenzen umgeschaltet werden und ist entgegen den beiden anderen Bändern nur mit ca. +/- 15 dB auslenkbar. Hoch und Mittenband können bis zu 18 dB Gain bieten. Ein schaltbares 18 dB/Oktave Hochpassfilter rundet die Ausstattung ab. Da Universal Audio bekannt für die ultragenauen Emulationen ist, wurde sogar der EQ-Bypass Schalter exakt emuliert: Auch wenn das Original auf Bypass geschaltet war, ist das Signal durch die drei Bänder geleitet worden, die somit eine leichte Färbung erzeugen. Genau so ist es auch beim PlugIn! Der richtige Bypass erfolgt durch die Off-Stellung des roten Gain-Reglers.

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UAD-1 Neve 1073 SE

UAD-1 Neve 1073 SE

Die SE-Version des 1073, der 1073 SE verfügt über eine drastisch reduzierte Rechenleistung, wobei der Grundklang so wenig wie möglich angetastet wurde. Dennoch nimmt man einen Unterschied zwischen der normalen und der SE Version wahr, da der SE auf Oversampling verzichtet. Für diffizile Anwendungen und höchste Authentizität zum Original sollte die SE Version also nicht angewendet werden. Dennoch klingt auch sie sehr gut und kann so manchen digitalen EQ in die Schranken weisen! Während die SE-Variante in stereo den DSP mit 7% belastet, genehmigt sich die Upsampling-Variante 15%.

UAD-1 Neve 33609

UAD-1 Neve 33609

Neve 33609 Kompressor

Auch der 33609 mit seinen vielen Transformatoren wurde akkurat nachgebildet. Zum Vorbild stand eine Revision C.
Der 33609 ist ein Stereo Kompressor mit nachgeschaltetem Limiter. Der Kompressor ist komplett mit Stufenschaltern konstruiert und bietet keine Einstellmöglichkeiten für den bekannten Attack-Paramter. Der Ausgang kann mit einem Gain-Regler an den nachfolgenden Limiter angepasst werden, dessen Attack zwischen Fast und Slow umgeschaltet wird. Die übrigen Parameter kennt man. Da es bei der Emulation des 33609 um den Klang des Originals geht, wurde hier ein Headroom-Parameter eingebaut. Der 33609 wird insbesondere heute – wie die meisten analogen Geräte- mit sehr hohen Pegeln betrieben, wodurch die wohlklingenden Nichtlinearitäten (Verzerrungen) schön zur Geltung kommen. Insofern gitb es hier den Headroom-Parameter, mit dem man den Arbeitspunkt nach oben verschieben kann und so die emulierten Transformatoren im nichtlinearen Bereich betreibt. Ich denke, wenn man schon ein solches PlugIn hat, wird man den Schalter meist bei 22 oder 18 dB stehen haben, um eben diesen Sound herauszukitzeln. Vor allem beim Mastering oder im Busbetrieb ist der 33609 einfach bombig. Für Einzelsignale kann er natürlich auch nicht schaden, aber mit 67% DSP-Auslastung in stereo kann man ihn genau einmal einsetzen, es sei denn, man verfügt über mehrere UAD-1 Karten. Auch hier gibt es eine SE Version, die unter anderem auf das Upsampling verzichtet. Sie verbraucht nur 16% für zwei Kanäle.

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UAD-1 Neve 33609 SE

UAD-1 Neve 33609 SE

Klang

Beide Emulationen klingen erstaunlich echt, wobei das Rauschen der Originale ausbleibt. So grotesk es klingt: schön wäre ein schaltbares Original-Rauschen, denn auch das hat etwas zum Klang beigetragen und erzeugt gleich ein ganz anderes Analog-Gefühl. So vermeidet man bei echten analogen Geräten extreme Einstellungen, da sonst das Rauschen oft zu stark angehoben wird. Man wird also die UAD-1 PlugIns anders bedienen als die Originale. Schon alleine weil die Haptik komplett fehlt, enstehen so meist andere klangliche Ergebnisse als bei der Arbeit mit den Originalen. Das bedeutet aber nicht, dass die Emulationen schlechter klingen würden. Im direkten Vergleich zu analogen Geräten können die digitalen Emulationen aber im Bereich des Verzerrungsverhaltens nicht ganz mithalten. Es klingt immer etwas zu „geordnet“, etwas weniger lebendig. Ein Punkt für die echten analogen Geräte, die nicht umsonst immer noch gut verkauft werden. Man sollte sich also einen richtig guten analogen Channelstrip zulegen, über den man aufnimmt. So hat man die „Analogität“ eingefangen und kann bei der Abmischung auf die PlugIns zurückgreifen. In der Praxis zeigt sich, dass beim Umschalten mancher Parameter unschöne und ungewollte Pegelsprünge auftreten. Dies könnte UA nochmal überarbeiten.

Mitbewerber

In diesem Bereich gibt es mittlerweile eine ganze Reihe. Die URS-PlugIns können ebenfalls überzeugen, klingen jedoch nich ganz so gut wie die UA Emulationen. Focusrites Liquidmix überzeugt zwar ebenfalls dank der dynamischen Faltung durch nachezu perfekte Emulation, kann jedoch durch den leicht harten Klang, der hier implementierten dynamischen Faltung auch nicht ganz mit den UA-PlugIns mithalten. Sicher reden wir hier von Nuancen im Klangverhalten, die aber bei genauem Hinhören klar auszumachen sind. Besonders bei schwierigem Material haben die UA-PlugIns bis jetzt die Nase vorn.

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Fazit

Wieder einmal stellt Universal Audio unter Beweis, dass man auch analoge Geräte nahezu mit allen Eigenschaften überzeugend digital emulieren kann. Wer also auf den Neve-Sound steht, sollte hier zuschlagen. Andererseits klingen auch die schon mitgelieferten PlugIns wie Pultec, LA2A und 1176 so gut, dass man die optionalen PlugIns wirklich nur benötigt, um eben diesen speziellen Klang zu erreichen.

Plus

  • erstlkassige Emulation
  • erstklassiger Klang
  • SE Versionen zum DSP-Entlasten

Minus

  • GUI funktioniert nicht 100%ig wie beschrieben (Cubase 4)
  • unschöne Pegelsprünge (s.o.)

Preis

  • Neve 33609 - 249 US$
  • Neve 1073 - 249 US$
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Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Sehr schade, daß es hier keine Sounddemos gibt.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Mir leuchten jedesmal die Augen wenn ich die beiden Neves in den Insert packe.
    Der 1073 ist sowas von smooth und bringt wirklich Leben in die Bude :) Gerade bei Sounds wo es eher ums breitbandige eingreifen geht ist der Neve 1073 wirklich ganz hervorragend.
    Ergänzt wird er ja noch vom neuen Neve 1081, der noch etwas mehr Möglichkeiten bietet z.B. High und Lowpass und sich damit auch aufm Masterbus gut macht.

    Der 33609 ist wirklich ein Traum. Man kann ihn durchaus etwas "heisser" fahren und auch den 22dB Switch ruhig aktiviert lassen ;) Wenn man den Neve nur mit dem Blick auf die Gainreduktionsanzeige einstellt wird man ihn allerdings nie richtig ausreizen. Hier muss man wirklich auf seine Ohren vertrauen beim einstellen.

    Ärgerlich ist natürlich der enorme DSP-Verbrauch bei beiden Emulationen. Wenn man wirklich Freude haben will, sollte man wirklich mindestends 2 UADs im Rechner haben.

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Die Ohren gehen auf , die Sonne scheint. Das 1073 UAD PlugIn ist für mich das momentan am besten klingende Flavour-PlugIn, das ich kenne. Externes Equipment hin oder her, klanglich ist das UAD Neve einfach eine klangliche Liga, die ich bisher von EQ PlugIns nicht gekannt habe.

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