Praxis
Um bei der schieren Menge an Samples überhaupt ansatzweise dasjenige finden zu können, was man sucht, sind die Loops in verschiedene Gruppen unterteilt. Auf der obersten Ebene finden sich 7 Gruppen:
– Staccato high intensity
– Staccato mid intensity
– Staccato low intensity
– Legato high intensity
– Legato mid intensity
– Legato low intensity
– X-tra section
Man hat sich also hauptsächlich für eine Unterteilung in Staccato und Legato-Spielweise mit der zugehörigen Intensität, also der Dynamik bzw. Lautstärke, entschieden – eine sinnvolle Einteilung, wie ich finde. Die „X-tra-section“ hat – wie der Name schon sagt – eine Sonderstellung: Hier finden sich „Chords“, „Diverse Notes“, „Glissandi“ und „Swells“, also einige Basics, die sich als Lückenfüller eigentlich überall eignen. Hier hätte die Auswahl in den einzelnen Gruppen ruhig noch etwas größer ausfallen können.
In den Staccato- und Legato-Hauptgruppen findet man je zwischen 3 und 15 Untergruppen, die teilweise recht blumige Namen tragen und die jeweilige Loop beschreiben sollen – von „Candy“ über „Gladiator“ bis „Summer“ ist hier alles dabei, was aber nur bedingt dazu beitragen kann, sich darunter etwas vorzustellen. Klickt man nun auf einen dieser klangvollen Namen, findet man dort unterschiedliche Variationen zu diesem Thema, die einfach durchnummeriert sind und als zusätzliche Angabe einen Hinweis auf die Originaltonart im Namen enthalten. Beispiel: „Fonkstar12 a“ ist die 12. Variation aus der Gruppe „Fonkstar“ und wurde in A-Moll aufgenommen. Ein Klick auf „Fonkstar12 a“ öffnet die unterste Ebene, in der sich die eigentlichen Samples befinden. Meistens sind dies eben 3-5 Instrumente, die alle die gleiche Phrase spielen. Die Phrasen sind i. d. R. nicht länger als 2 Takte. Alle Instrumente können nun entweder gemeinsam oder einzeln angehört werden – natürlich auf Wunsch an das eigene Songtempo und die gewünschte Tonart angepasst. Je genauer die eigene Vorstellung von der gewünschten Phrase ist, desto länger muss man natürlich suchen, um etwas zu finden, das sich als Ausgangsbasis für die weitere Bearbeitung eignet. Falls man einfach nur ein paar Bläser haben will, die überzeugend klingen und sich in den musikalischen Kontext einfügen können, wird man recht schnell fündig.
Falls die Samples gefallen, zieht man sie auf das rechte Fenster des Liquid Players, um sie auf der virtuellen MIDI-Tastatur zu mappen. Jedes Sample kann einzeln in Lautstärke und Panorama angepasst und auf einen von insgesamt 8 Stereo-Ausgängen gelegt werden. Leider ist der Mapping-Bereich des Players mit nur 3 Oktaven relativ klein ausgefallen, gerade da man bei dieser Library ja für nur eine musikalische Phrase im Schnitt rund 4-5 Tasten belegen muss – eine für jedes Instrument. So musste ich bei meinem Demo-Projekt denn auch 3 Instanzen des Liquid-Players öffnen, um genügend Ausgangsmaterial für den Song zu haben. Hier könnte sich Ueberschall auch etwas großzügiger zeigen und noch ein paar Zonen zum Mappen spendieren.
Gefällt einem eine der vorgegeben Phrasen schon recht gut, deckt sich aber noch nicht ganz mit der eigenen Vorstellung, kann das Material mit dem „Editor“ noch angeglichen werden – einfach ein paar einzelne Noten in der Tonhöhe ändern, löschen, verlängern oder verkürzen ist hier kein Problem und klingt dank der Melodyne Engine auch nach der Bearbeitung noch überzeugend, wenn man’s nicht allzu arg übertreibt.
Insgesamt lässt sich die Klangqualität der Library als hervorragend bezeichnen. Die Samples wurden sehr trocken aufgenommen, was die klangliche Gestaltung nach den eigenen Vorstellungen natürlich erleichtert, insbesondere in Verbindung mit der Möglichkeit, den Instrumenten Einzelausgänge zuzuweisen. Das Wichtigste ist jedoch die musikalische Qualität der Licks. Hier merkt man, dass hervorragende Musiker am Werk waren, die im Übrigen auch im Manual vorgestellt werden. Dies ist die eigentliche Stärke der Library, denn solche „musikalischen“ Bläsersätze bekommt man durch eigene Programmierung mit herkömmlichen Samples nur schwer bis gar nicht hin.