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Test: Ueberschall Liquid für Melodyne

Liquid für Melodyne

9. Februar 2006

Dreamteam

Samples der Firma Ueberschall sind für ihre gute Qualität bekannt und auch die Software Melodyne der Firma Celemony ist auch nach mehrjähriger Existenz immer noch einzigartig. Wenn sich nun diese beiden Spezialisten zusammentun und einen Sampleplayer ankündigen, lässt dies den Computermusiker aufhorchen mit einem Gefühl im Bauch wie: „Das kann nur gut werden“. Doch so einfach lassen wir die Jungs nicht davonkommen und fühlen dem „Liquid Instrument“ mal kräftig auf den Zahn.

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Schon länger setzen die großen Sampleproduzenten nicht mehr auf reine Sample Cds, sondern auf Sampleplayer. Meist ist es der Kontakt/Intakt Player der Firma Native Instruments oder neuerdings auch der Halionplayer von Steinberg. Ueberschall ging aber schon Ende 2003 eigene Wege, als mit dem VLP120 ein Loop-Player erschien, welcher mit dem Vst-Intrumenten Hersteller ReFX (u.a. Vanguard, Slayer) und dem MPEX2 Algorithmus der Firma Prosoniq realisiert wurde. In diesem innovativen Instrument mit dem „Loopeye“ war das Pitchshifting gut und Geschwindigkeitsänderung möglich. Jedoch konnte man sich nicht sehr weit von den 120bpm wegbewegen. Auch der MPEX2 hat bekannterweise seine Grenzen. Dazu kam, dass die Berechnungen nicht in Echtzeit möglich waren. Dem VLP120 folgten noch drei weitere Loopplayer mit anderer Instrumentierung. Diese sind auch heute noch sehr begehrt und nicht zuletzt wegen der hohen Samplequalität zeitlos gut. Ueberschall hat aber erkannt, dass mit einer moderneren Engine noch mehr Möglichkeiten bestehen, die Loops zu verändern. Herausgekommen ist dabei die „Liquid Instrument Serie“ (L.I.S), ein auf der Software Melodyne basierter Sample-Loopplayer. Auf der hier vorliegenden Saxofon – Version prangt eine große „eins“, welche erahnen lässt, dass noch mehr „Liquide“ Instrumente folgen werden. Eine Bassversion ist für August angekündigt. Die Software gibt es für PC (RTAS, DirectX 2, VST, StandAlone) und Mac OS X: RTAS, AU, VST, StandAlone.

Endlich eigene Saxofonsoli?

Der Hersteller verspricht viel. So soll das Audiomaterial wie Mididateien zu bearbeiten sein, die gesampelten Licks mit allen Schikanen editiert und völlig neu zusammengesetzt werden können. Parameter wie Tonart, Skala, Tempo, Formanten, Start- und Endpunkte, Tonhöhen einzelner Noten und Notenlängen sind laut Werbung einfach zu editieren und das auch noch in Echtzeit. Hinzu kommen vier Stereoausgänge. Weiterhin werden ca. 1000 Samplelicks in allen gängigen Saxofonstilen angeboten. Neben traditionellen Stilen wie Jazz, Swing, Funky und Latin Styles findet man auch Rockphrasen sowie Acid- und Nu Jazz. Das Ganze ist eingeteilt in die vier Instrumentenkategorien Bariton-, Tenor-, Alt- und Sopransaxofon.

Auf die Platte

Geliefert wird im großen Umkarton ein Jewelcase mit einer DVD. Das 15-seitige englische Handbuch liegt als Booklet im Case und kann als ausreichend bezeichnet werden. Hier sei noch angemerkt, dass Ueberschall weder auf der Verpackung noch auf dem Datenträger selber vermerkt hat, dass es sich um eine DVD handelt. Diese Information im Voraus hätte mir ein wenig Kopfkratzen erspart. Doch PC-Musikanten sind heute in der Regel mit einem DVD-Rom Laufwerk ausgestattet, so dass die Scheibe schnell im anderen Laufwerk verschwindet.

Es ist modern geworden, den Anwender seine Soundfiles von Hand installieren zu lassen. So auch hier beim Liquid Saxophone. Ueberschall setzt noch einen drauf und liefert alle PlugIN-Formate sowie StandAlone Versionen als separate Installer. Dies ist nicht unbedingt negativ, denn erstens geht es sehr schnell und zweitens hat man hier große Kontrolle darüber, welche Files wohin kopiert werden. Mit ca. 800 MB ist der eigentlich Soundcontainer mit den Saxofonlicks auch in einer Zigarettenlänge auf die Festplatte geschoben. Kopierschutz-gesichert ist bei diesem Tool das Soundfile und nicht das Instrument selber. Die Loops müssen hier über das leidige „Challenge Response – Verfahren“ auf der Ueberschall Webseite aktiviert werden. Doch halten sich hier die Zahlenreihen mit 12 Stellen im Gegensatz zu anderer Software in einem moderaten Rahmen und sind schnell notiert, um damit zum Internet-PC und wieder zurück zu rennen.

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Die Programmoberfläche in der Praxis

Die Benutzeroberfläche präsentiert sich schlicht ohne viel Firlefanz und ist sauber aufgeräumt. Man findet sich sofort zurecht. Auch das Mapping für das Triggern der Samples erschließt sich schnell. Ein Browser und ein Editorfenster genügen hier vollkommen. Vier (automatisierbare) Schieberegler lassen sofort auf Lautstärke, Panorama, Transponierung sowie Formanten zugreifen und können über acht weitere Regler im Setupfenster im Sequenzer automatisiert werden. Filter und Hüllkurven werden im „Liquid Instrument“ allerdings keine geboten.

- vier automatisierbare Regler reichen vollkommen -

– vier automatisierbare Regler reichen vollkommen –

Den größten Teil der Oberfläche nimmt der Soundbrowser ein, in welchem die Licks sehr schnell durchstöbert werden können, wenn man sich denn an die kleinen Dreiecke gewöhnt hat, die mit der Maus gedrückt werden müssen. Um die Sounds mit dem Keyboard abzufeuern, ist es laut Handbuch notwendig, diese im rechten Browserfenster zu mappen. Ganze Soundbänke soll man über ein zusätzliches Pulldown-Menü laden, welches ähnliches Zähneknirschen hervorruft wie die selbigen in Kontakt/Intakt Playern. Doch keine Bange, das Menü hätte man sich sparen können. Zwei Seiten später wird erklärt, wie man Loops auch per Drag and Drop aus den linken Spalten in die „Key Assignment Area“ zieht, um sie damit gleich auf seine Lieblingstasten von C1 bis C4 zu mappen. Das geht sowohl mit einzelnen Licks als auch mit ganzen Soundbänken. Ein Mix aus verschiedenen Styles auf dem Keyboard ist somit kein Problem. Das so entstandene eigene „Layout“ kann man dann auch für andere Projekte speichern.

- Der Browser -

– Der Browser –

Hat man seinen Wunschlick gefunden, wechselt man mit einem Doppelklick auf diesen, in das Editorfenster. Hier werden die einzelnen Noten, bei näherem Hinsehen ähnlich wie im großen Bruder Melodyne, als Wellenformen-Balken wie Midinoten in einem Piano Roll Editor dargestellt. Man kann hier nun den ganzen Loop um die gewünschten Halbtonschritte anheben oder absenken, um ihn der gewünschten Tonart anzupassen. Als persönliches Highlight empfinde ich die Möglichkeit, über ein Ausklappmenü das Soundfile der jeweiligen Tonskala anzugleichen. Ist also der Background in Moll und das Saxofon Lick in Dur eingespielt, lässt es sich mit einem Klick umwandeln. Der „Scale Snap“ lässt zudem einzelne Töne im Abstand der eingestellten Tonskala einrasten. Hier bietet Ueberschall eine ganze Reihe von Skalen an, welche Sie dem folgenden Screenshot entnehmen können. Tonhöhenänderung und Tonleiteranpassung ist übrigens auch schon beim Preview möglich.

- Die Tonskalen -

– Die Tonskalen –

Der „L.I.S“ Player passt alle Soundfiles dem Tempo des Hostsequenzers an. Jede Veränderung der Geschwindigkeit macht das Programm anstandslos mit, obwohl er auch manchmal ein bis zwei Takte Bedenkzeit braucht.
Das „Action Menu“ bietet momentan nur die Möglichkeit, eine Saxophonphrase im Tempo zu verdoppeln oder zu halbieren. Ueberschall kündigt aber hier in zukünftigen Updates noch mehr Features an.
Das Pitchen von Loops ist natürlich auch in anderen Sampleplayern möglich. Das herausragende hier ist aber, dass man mit der Melodyne-Engine auch die Einzeltöne nach Lust und Laune verschieben und neu anordnen kann. Das nicht nur in Tonhöhe sondern auch in Tonlänge mit Einfluss auf Start und Endpunkte. Das sogenannte „Microtuning“ erlaubt es, einzelne Töne noch schärfer oder dumpfer zu machen. Nicht zu vergessen, das Ganze passiert ohne vorheriges Rendern, also in Echtzeit in einem übersichtlichen Piano Roll Fenster. So sind sehr schnell zwei oder drei Variationen eines Loops möglich oder gar ein neuer gebastelt. Natürlich sollte man – will man authentisch bleiben – hier auf dem Teppich bleiben und nicht zu übermütig werden. Sind die Töne in Relation zum Originalsample zu weit auseinander, klingt’s nicht mehr echt. Auch den beliebten Saxofontriller sollte man nicht zu stark in die Länge ziehen.
Der Spielraum ist aber schon sehr groß und wer sich ein amtliches Saxofon in den Song bauen möchte, der achtet in der Regel schon bei der Auswahl des Files auf den passenden Rhythmus. Dann sind auch viele gutklingende Eingriffe möglich. Und dies besser als bei jedem mir bis jetzt bekannten Sampleplayer. Dazu darf man nicht vergessen, dass der Formantregler arg strapazierten Tönen wieder Leben einhauchen kann. Durch die Soundbeispiele weiter unten können Sie sich ein eigenes Bild machen.

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