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Test: Universal Audio API 2500, Kompressor Plug-in

Der Kompressor für die einsame Insel

17. April 2017

Der API 2500 Bus Kompressor gilt als moderner Klassiker, der in unzähligen Studios weltweit seinen festen Platz hat und für den nötigen Punch und Druck bei der Musikproduktion sorgt. Für nicht wenige Tontechniker ist der API 2500 einer der besten, wenn nicht der beste Kompressor überhaupt. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass Universal Audio mit Version 9 ihrer Console-Software endlich eine umfassende Emulation dieser Kompressor-Legende herausgebracht hat. Laut Universal Audio wurden dafür alle Komponenten, angefangen beim diskreten Signalweg über die Operationsverstärker bis hin zu den Übertragern, möglichst genau analysiert und in Software-Form gegossen. Wie gut das Vorhaben gelungen ist, könnt ihr im folgenden Testbericht des Universal Audio API 2500 nachlesen, wobei mir sogar ein indirekter Klangvergleich mit dem Original möglich war.

Pultversion des Originals

Moderne Legende

Wer als Tontechniker einmal das Vergnügen hatte, einen API 2500 unter seinen Fingern zu haben, wird das Erlebnis so schnell wohl nicht vergessen. Der Druck und die knalligen Attacks, die er vor allem aus perkussivem Material herausholen kann, suchen ihresgleichen. Doch der API 2500 kann noch viel mehr als das. Durch seine ausgeklügelten Schaltungen gehört er nämlich zu den vielseitigsten Kompressoren am Markt. Für viele hat er aber auch einen entscheidenden Nachteil, denn er ist leider nicht ganz billig. Ein Grund für den hohen Preis ist der diskrete Aufbau. Anstelle von integrierten Schaltungen kommen im API 2500 nämlich nur hochwertige Einzelbauteile zum Einsatz, wie z.B. die Operationsverstärker 2510 und 2520. So viel Aufwand wurde nicht einmal bei der anderen Legende, dem SSL Bus Kompressor getrieben.

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Ausgeklügeltes Schaltungsdesign

Grafikoberfläche des UAD API 2500

Der API 2500 besitzt ein paar Funktionen, die man woanders vergeblich sucht. Da wäre zum einen die Umschaltmöglichkeit zwischen Feed-Back- und Feed-Forward Pegeldetection („Old“ und „New“ Modus). Üblicherweise sitzt der Pegeldetector in einem Kompressor nämlich hinter dem Regelelement und misst den RMS-Pegel somit nachdem das Signal schon komprimiert wurde. Das mag ungewöhnlich klingen, sorgt aber für ein ruhigeres und unauffälligeres Kompressionsverhalten.

Diese Arbeitsweise wird beim Api 2500 als OLD-Modus bezeichnet und sonst auch im UREI 1176 oder im Fairchild-Kompressor verwendet. Doch auch hier kocht API sein eigenes Süppchen, denn die Gain-Schaltung zum Aufholen des Pegels nach der Kompression liegt im Detector-Weg. Das bedeutet, dass im Old-Modus der Gain-Wert auch die Stärke der Kompression beeinflussen kann.

Gegensätzlich dazu arbeitet der New-Modus. Hier wird das Detector-Signal nämlich vor dem VCA abgegriffen. Klanglich am auffälligsten sind dabei die veränderten Attack-Zeiten. Dadurch dass im New-Modus quasi vor der Kompression gemessen wird, sind diese nämlich wesentlich kürzer als im OLD-Modus. Damit lassen sich auch sehr schnelle Attacks abfangen, wenn gewünscht. Der Old-Modus qualifiziert sich meiner Meinung nach am meisten für Gesang und bassreiche Instrumente sowie die subtile Verdichtung eines Mixes, während der New-Modus in der Lage ist, schnelle Transienten von perkussivem Material oder akustischen Gitarren im Zaum zu halten. Ich würde wohl auch Rap-Vocals eher im New-Modus komprimieren. Aber das ist in gewisser Weise auch Geschmacksache und ausprobieren lohnt sich.

Trust the Thrust

Tone Control Sektion

Ein weiteres API-spezifisches Merkmal ist die patentierte Thrust-Schaltung. Damit kann die Gewichtung der Frequenzen im Detektorweg verändert werden. Die Schaltung beeinflusst also den Kompressionsvorgang, während das eigentliche Audiosignal ungefiltert bleibt. Während die Normal-Einstellung keine Frequenzveränderung im Detektorweg hervorruft, sorgen Medium- und Loud-Thrust-Einstellungen dafür, dass vor allem die Bässe weniger Einfluss auf die Kompression haben, was sogenanntes Pumpen vermindert und für mehr Bassanteile im Ausgangssignal sorgt. Ausprobieren lohnt sich, doch vor allem moderne, bassreiche Mischungen (Hip Hop, Rap, Elektro) profitieren hörbar vom integrierten Sidechain-Filter. Nachfolgend seht ihr die verschiedenen Filterkurven der Thrust-Schaltung in Diagramm-Form.

EQ-Kennlinien der Thrust-Schaltung zur Beeinflussung des Kompressionsverhaltens

Stereo-Link und Shape-Filter zur Feineinstellung

Als nächste Besonderheit kann in der Link-Sektion die Verbindung zwischen linkem und rechtem Kanal im Detektorweg stufenweise verringert und ganz aufgehoben werden. Normalerweise ist der Kompressionsgrad von linkem und rechtem Kanal bei einem Stereo-Kompressor immer gleich. Erklingt z.B. ein lautes Tom rechts im Stereopanorama, wird der Pegel trotzdem auf beiden Stereo-Seiten in gleichem Maße abgesenkt. Wäre das nicht der Fall, würde das gesamte Stereobild temporär in eine Richtung wandern.

Link-Sektion mit Shape-Filter

Beim API 2500 kann man diese Verbindung nun stufenweise reduzieren und ganz aufheben, so dass beide Seiten unabhängig voneinander komprimiert werden. Dies kann z.B. dann vorteilhaft sein, wenn beide Stereo-Seiten nicht direkt miteinander korrelieren, wie bei einem Gesangs- oder Gitarren-Gruppenbus. Auch kann die leichte Stereo-Verschiebung etwas Lebendigkeit hinzufügen. Damit nun starke, tieffrequente oder hochfrequente Signale nicht dazu führen, dass das Stereobild anfängt zu wandern, gibt es das sogenannten Shape-Filter. Hier kann entweder ein Hochpass, ein Tiefpass oder beides zusammen als Bandpass aktiviert werden.

Parallelkompression an Bord

VU-Meter und Mix-Regler

Der Universal Audio API 2500 besitzt sogar eine Dry-Wet-Regler für Parallelkompression, was ein zusätzliches Routing überflüssig macht.

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Automatischer Pegelausgleich

Da an diesem Kompressor nichts gewöhnlich ist, hält auch die Output-Sektion eine Besonderheit bereit.

Output Sektion

Es gibt nämlich eine Gain-Automatik. Diese ist standardmäßig deaktiviert. Wird die Funktion aktiviert, gleicht der API 2500 automatisch den Pegelverlust durch die Kompression aus. Wer wie ich Logic Pro benutzt, kennt diese Funktion auch vom Logic Kompressor. Doch während die Logic-Variante selbst in der -12 dB-Einstellung teilweise abstrus hohe Gain-Werte produziert, funktioniert das beim Universal Audio API 2500 genau so wie es soll. Zusätzlich gibt es hier einen Bypass- und einen In-Schalter. Der Bypass nimmt das komplette Gerät bzw. Plug-in aus dem Signalweg, während der In-Schalter bei Deaktivierung nur die Kompressor-Einheit herausnimmt. Verstärker und Übertrager bzw. deren Emulation haben somit weiter Einfluss auf das Signal.

Headroom-Regler zur Anpassung des internen Dynamikumfang

Die einzige Funktion, die nur das UAD Plug-in besitzt, ist der Headroom-Parameter (HR). Damit kann der interne Dynamikumfang im Plug-in unabhängig vom Eingangspegel vergrößert oder verringert werden. Wird der Regler nach links gedreht, erhöht sich der Headroom und es gibt weniger nichtlineare Verzerrungen und weniger Kompression. Dreht man den Regler nach rechts, bekommt man von beidem mehr.

Parameter der Kompressor-Sektion

Kompressor-Sektion

Die eigentliche Kompressor-Sektion besitzt die üblichen Parameter Threshold, Attack, Ratio und Release. Alle Regler sind wie beim Original gerastert mit Ausnahme des Thresholds und des variable Release-Parameters. Die Release-Zeit kann nämlich von festen Werten auf variable Werte umgeschaltet werden. Aufpassen muss man beim Threshold-Regler, denn er funktioniert umgekehrt, so dass eine Drehung im Uhrzeigersinn den Threshold herabsetzt und mehr Kompression bewirkt.

Klangvergleich Hardware-Original vs. UAD-Emulation

Original 19 Zoll-Version des API 2500

Doch wie klingt die UAD-Emulation des API 2500 denn nun? Für den Klangvergleich habe ich in meinem Klangarchiv gestöbert und eine Schlagzeugspur gefunden, die vor nicht ganz zehn Jahren mit einem Original API 2500 durch die Mangel genommen wurde. Das Gerät war Bestandteil des Haus- und Hofstudios von Aggro Berlin, der Besitzer damals mein Mitbewohner in Berlin-Neukölln.

Der Vergleich war nicht ganz einfach, denn zum einen wurde die Spur damals zusätzlich mit einem EQ bearbeitet und darüber hinaus habe ich keinerlei Aufzeichnung von den damaligen Einstellungen. Doch Versuch macht klug und ich denke, ich bin dem Original ziemlich nahe gekommen. Um die Frequenzverteilung anzugleichen, habe ich den Match-EQ in Logic Pro verwendet. Das Ergebnis ist nicht 100-prozentig gleich, aber sehr nah. Damals wurden zwei Versionen erstellt, eine normal-komprimierte Version und eine stark-komprimierte. Beide habe ich mit dem UAD Plug-in und der unbearbeiteten Originaldatei nachgestellt. Hier hat mir wieder die Phasenumkehr-Methode geholfen.

Ich habe also die Original-API Spur und die UAD-API Spur gleichzeitig abspielen lassen, bei einer Spur aber die Phase gedreht. Vorausgesetzt der Pegel ist gleich, löschen sich beide Spuren nun mehr oder weniger aus. Was übrig und hörbar bleibt, ist der Unterschied beider Spuren. Nun habe ich die Kompression im Plug-in soweit angepasst, dass sich beide Spuren soweit wie möglich auslöschen, also möglichst gleich sind. Auch hier ist das nicht zu 100 Prozent möglich, aber beide Spuren einzeln abgehört klingen schon sehr ähnlich. Doch überzeugt euch selbst:

Kompressor- und EQ-Einstellungen von Klangvergleich 1

Kompressor und EQ-Einstellungen von Klangvergleich 2

Versucht habe ich das testweise auch mit dem Logic Kompressor, aber das Vorhaben musste scheitern, denn der Universal Audio API 2500 klingt als Hardware ebenso wie als Plug-in einfach ganz anders. Er besitzt dieses Körperhafte, die knalligen Attacks und eine Stabilität im Klang, die der Logic Kompressor so nicht hinbekommt. Ich kann Universal Audio zu ihrer API 2500 Emulation nur beglückwünschen und mich dafür bedanken, dass ich nicht mehr Zweieinhalb-Tausend Euro für das Original ausgeben muss.

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Fazit

Der Universal Audio API 2500 ist ein sehr mächtiges Dynamik-Werkzeug, das für alle erdenklichen Kompressionsaufgaben die nötigen Stellschrauben besitzt. Doch die Funktionsweise und die klanglichen Auswirkungen wollen erlernt und erprobt werden. Denn ein Kompressor ist nur so gut wie derjenige, der ihn bedient und das trifft auf das UAD Plug-in in gleichem Maße zu.

Wenn man das beherzigt, ist der API 2500 der einzige Kompressor, den man je benötigen wird. Und auch das kann 1:1 auf das Plug-in übertragen werden, denn auch im Vergleich mit dem Hardware-Original überzeugt das UAD Plug-in klanglich voll und ganz. Die Klangunterschiede sind, wenn überhaupt, nur minimal und das bei einem Bruchteil des Preises. Lange haben wir auf die UAD-Emulation des API 2500 warten müssen. Doch was lange währt, wird letztendlich gut.

Plus

  • sehr akkurate Emulation des Klangverhaltens
  • hohe Vielseitigkeit
  • günstiger Preis im Vergleich zum Original

Preis

  • Ladenpreis: 299,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für den schönen Testbericht.
    Ich muss allerdings sagen, daß ich den Unterschied zwischen UAD und Original schon auf meinen Macbook-Lautsprechern sehr deutlich höre. Da muss ich die Studioabhöre dann wohl garnicht erst anschmeissen.
    Schade! Dann heist es doch auf die Hardware sparen. Nach dem AMS RMX16 Plugin leider noch eine UAD Enttäuschung.

    • Profilbild
      r.biernat RED

      Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass der Vergleich prinzipiell nicht ganz genau sein kann, da ich die Einstellungen per Gehör angleichen musste, weil ich das Hardware-Original nicht zeitgleich da hatte und es keine Aufzeichnungen dazu gibt. Eine Entäuschung ist das Plugin meiner Meinung nach in keinster Weise, eher eine Bereicherung und wahrscheinlich eines der besten Kompressor-Plugins auf dem Markt. Ich nutze den UAD-API jedenfalls sehr gerne.

  2. Profilbild
    tantris

    Ich höre keinen Unterschied zwischen dem Original und dem Plugin. Mag sein, dass mein Gehör zu wenig entwickelt ist, trotzdem ist mir der Preisunterschied den theoretischen Hörunterschied nicht wert.

    Ob die klanglichen Unterschiede in einer Rock / Pop-Produktion klanglich entscheidend sind, bezweifle ich, vor allem, weil sich viele Konsumenten mit 1-Euro Ohrstöpsel zufrieden geben.

    Ausserdem ist davon auszugehen, dass die Plugins aufgrund der steigenden Rechnerleistung weiter verbessert und einfach ersetzt werden können, während man auf dem Original für alle Ewigkeit sitzen bleibt.

    • Profilbild
      martin stimming

      @tantris der uad 2500er ist besser zu hören, also die kompression ist auffälliger. das hörst du auch auf deinen laptop speakern.

      das ist das besondere am original, er ist ein besonders feinfühliger gentleman der auf subtile weise ausserordentlich wirksam ist.

      und das argument bezgl 1 euro stöpsel – genauso brachial könnte man argumentieren dass dann sowieso alles unter 100hz nicht gebraucht wird.

      • Profilbild
        r.biernat RED

        @martin stimming Das Original kann einerseits feinfühlig sein, es kann aber auch hart zupacken und richtig knallig klingen. Das mag das Plugin vielleicht nicht zu 100 Prozent erreichen, aber es ist näher dran als alle anderen Kompressor-Plugins, die ich bisher unter den Fingern hatte.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @tantris Die Legende mit den 1 € Stöpsel Konsumenten ist mit Verlaub gesagt kompletter Schwachsinn.
      Der Markt für High Res Player, portable Kopfhörerverstärker und insbes. High End Kopfhörer explodiert förmlich.
      Wenn Du für 1€ Stöpsel Kids Plärrmukke machst, kannst Du auch locker auf UAD Plugs verzichten und alles auf dem Smartphone produzieren.

      • Profilbild
        r.biernat RED

        Ich denke die Technik ist in dem Zusammenhang nicht das größte Problem, eher die Hörgewohnheiten und die allgemeine Hörfähigkeit. Ein nicht unerheblicher Teil der erwachsenen Bevölkerung besitzt leider Hörfähigkeiten, die mit einem guten Kopfhörer nicht annähernd mithalten können. Hören ist zu einem großen Teil aber auch Erfahrung und Hör-Training, weshalb viele Musikschaffende auch im Alter noch besser hören, als nichtmusikalische Gleichaltrige.

  3. Profilbild
    litoni

    da ich den 2500er auch als Hardwaregerät kenne, man kann es drehen und wenden wie man will, UAD ist mit dieser Emu wieder mal ein grossartiges Plugin gelungen, da können sich alle anderen Pluginanbieter hinten anstellen. Der Unterschied zum Original ist im subtieleren bzw, teilweise eleganterem Bereich anzusiedeln, aber der Vergleich ist für meine Ohren auf sehr hohem Niveau, ein Beweis dafür das UAD so gut wie alles richtig gemacht hat.

  4. Profilbild
    acidnoid

    Ich habe vor einem Jahr meinen Api und 1176 verkauft und bin auf UAD umgestiegen. Ich bin der Meinung das die Differenzen schon nach da sind, aber wie erwähnt im subtilen Bereich.
    Und UAD gibt mir die Möglichkeit gleiche mehre Instanzen laufen zu lassen – das ist unbezahlbar. Ich habe den umstieg nicht bereut. Noch mehr überzeugt hat mich der Shadow Hills Mastering Compressor.

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Eigentlich schade, dass man mit dem Vergleichstest zwischen Hardware und UAD nicht wirklich was anfangen kann.
    Die Hardware-Samples sind allesamt lauter, das Gehör empfindet dummerweise lautere Sachen als „besser“.
    Level matching bitte.

    • Profilbild
      r.biernat RED

      Der Umstand ist mir klar, doch ich würde nochmal genau hinhören, die Beispiele sind von der Lautstärke angeglichen. Soundbeispiel 1+2 sowie 3+4 gehören jeweils zusammen und sind von der Lautstärke so exakt wie möglich aufeinander angeglichen. LG

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