Oxide in der Praxis
Das Oxide Plug-in kommt mit wenigen Reglern aus und ist dementsprechend sehr unproblematisch in der Bedienung. In der Mitte der Bedienleiste sitzt das VU-Meter, flankiert von den beiden wichtigsten Bedienelementen, den Input- und Output-Reglern. Hier wird der Grad an Bandsättigung und damit verbunden auch das Klirrspektrum, sprich die Verzerrung, des eingehenden Signals beeinflusst. Leider lassen sich die beiden Regler nicht wie beim Kramer Master Tape von Waves zum Lautstärkenausgleich koppeln, was das Auffinden des optimalen Sättigungspunktes stark erleichtern würde.
Ganz links kann per Schalter die Bandgeschwindigkeit von 7,5 Zoll/s auf 15 Zoll/s umgeschaltet werden. Das beeinflusst wie beim Original vor allem die Höhenwiedergabe, die mit 7,5 Zoll/s schon bei etwa 10 kHz abfällt. Eine gute Option für runden Vintage-Klang. Daneben sitzt der Schalter für den Wiedergabe-Equalizer, der zwischen dem amerikanischen Standard (NAB) und dem europäischen Standard (CCIR) umgeschaltet werden kann.
In der NAB-Einstellung bleibt der Frequenzgang linear, während die CCIR-Kurve eine leichte Höhenanhebung ab ca. 6 kHz zur Folge hat. Auf der rechten Seite kann zwischen Input- und Repro-Wiedergabe umgeschaltet werden. Im Repro-Modus wird quasi Hinterband abgehört, während im Input-Modus nur die Verstärker-Sektion ohne das Band durchlaufen wird. Auch im Input-Modus stellen sich bei steigender Eingangsverstärkung Sättigungsprodukte ein, die aber ein anderes Klirrspektrum aufweisen. Auch die künstlichen Nebengeräusche verändern sich. Während im Repro-Modus neben einem leichten 50 Hz-Netzbrummen auch ein gleichmäßig verteilter Rauschteppich im Spektrogramm zuerkennen ist, fällt im Input-Modus das Rauschen weg. Die künstlichen Nebengeräusche können über den mit NR betitelten Schalter an- und abgeschaltet werden. NR steht in dem Fall für Noise Reduction, was bedeutet, dass in der On-Stellung die Nebengeräusche weg sind. Davon abgesehen liegt der Nebengeräuschpegel stets unter der -90 dB Marke und ist praktisch kaum wahrnehmbar. Als letztes Bedienelement befindet sich ein On/Off-Schalter zum vorher/nachher Vergleich auf der rechten Seite.
FFT-Spektrum
Um die klanglichen Auswirkungen von Oxide auf den Obertongehalt von Klängen zu verdeutlichen, habe ich in Logic Pro X einen 440 Hz Sinuston durch Oxide geschickt und im Nachgang mit dem Frequenzanalyzer begutachtet. Hier zeigt sich, dass der Obertongehalt stark vom Eingangspegel abhängt. Im Repro-Modus entstehen vor allem ungeradzahlige Harmonische, wobei vor allem k3 und k5 dominieren. Im Input-Modus dominiert zunächst die zweite Harmonische das Obertonspektrum, bei Vollgas treten aber wieder die ungeradzahligen Harmonischen hervor. Interessierte finden auf der Seite des leider viel zu früh verstorbenen Eberhard Sengpiel weitere Informationen und einen nützlichen Rechner zum Thema Harmonische.
Hallo Robert
Besten Dank für den interessanten Artikel!
Das U HE plugin Satin spielt auch in der Liga der Band Emulationen mit. Lässt sich hier auch ein vergleich zu den UAD Vertretern anstellen?
Viele Grüsse
‚Cuda
@whitebaracuda Hallo Cuda,
ich hab mir mal spassenshalber das Demo von Satin installiert und verglichen. Also, den eigentlichen Tape-Effekt finde ich hier nicht ganz so gut, weniger druckvoll und kompakt in den Bässen und Tiefmitten und insgesamt hat man auch weniger Gain-Reserven, heisst weniger potenzielle Zerre. Das überzeugt mich nicht so, aber das Tape-Flanging und die Tape-Delay Funktion sind klasse!
LG
Robert
@r.biernat Hallo Robert
Vielen Dank für deine Einschätzung!
Auch ich schätze die angesprochenen Band Effekte sehr.
Viele Grüsse
‚Cuda
@r.biernat Also ich finde die Tone Boosters plugins unschlagbar für ihr geld und weit drüber hinaus.
Heißt ReelBus, kostet um die 20 euro und kann meiner Meinung nach locker mit den „high end“ tape plugins mithalten. Die haben auch demos glaube ich also finde ich es „kriminell“ :-) es nicht auszuprobieren bevor man hunderte von euro für das gleiche oder fast das gleiche Resultat ausgibt.