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Test: Useful Arts Hornet, Mikrofonvorverstärker und JFET DI

Große Leistung im kleinen Format

15. August 2022
useful arts hornet test

Useful Arts Hornet, Mikrofonvorverstärker und JFET DI

Einen neuen Vorverstärker stellt der amerikanische Hersteller Useful Arts aus Phoenix, Arizona im ungewöhnlichen Format vor. Dabei verwendet das Hornet ein Gehäuse, wie es z. B. bei Gitarreneffekten benutzt wird.

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Bisher ist mir die Firma komplett unbekannt. Eine kurze Internetrecherche zeigt einen ersten und einzigen News-Eintrag von der AES 2019. Hier ist auch das übersichtliche Portfolio des Herstellers zu finden, der nach eigener Aussage mit seinen Preamps an Geräten an Schaltungsdesigns der 40er- bis 60er-Jahre inspirieren lässt, ohne Kopien zu produzieren.

Die günstigste Art, den historischen Sound ins Studio zu holen ist der hier zu testende Hornet.

Der Hornet Preamp – Umfang und Verarbeitung

Das Gehäuse des Hornet besteht aus stabilem Aluguss mit den Kantenlängen 118 x 94 x 42 mm und ist dunkelblau lackiert. Die Bedienelemente befinden sich auf der Oberseite. Es gibt je ein gerastertes Poti für Color und Gain, die von 0 – 10 schaltbar sind. Dazwischen sitzen die beiden Druckschalter für die Phantomspeisung und die DI-Funktion. Drei LEDs zeigen Power, Phantom und DI an. Ungewöhnlich ist die sehr große Aussteuerungsanzeige mit 10 Elementen.

useful arts hornet

Klein, stabil, gut verarbeitet

Alle Anschlüsse sind auf der Rückseite zu finden. Hier liegt links der Netzadapteranschluss, der mit 48 V arbeitet. Darauf folgen die beiden Buchsen für Mikrofon und Instrument. Doppelt vorhanden ist der symmetrische Ausgang, je einmal als XLR und Klinke.

useful arts hornet

Alle Anschlüsse rückseitig

Auf der Unterseite des Useful Arts Hornet ist die Adresse des Herstellers aufgedruckt und die Seriennummer eingestanzt. Außerdem wird darüber informiert, dass der Hornet in den USA handgefertigt wird und vom Öffnen des Gehäuses abgeraten wird. Vier Gummifüße sorgen für den rutschfreien Stand.

Die Verarbeitung ist wirklich gut, das Gehäuse ist stabil, die Potis laufen schön weich. Ihre Achsen sind fest verschraubt. Die geriffelten Potiknöpfe bestehen aus rot eloxiertem Alu. Alle Beschriftungen sind gut ablesbar.

Auch die Anschlüsse auf der Rückseite sind alle fest verschraubt und geben keinen Anlass zur Klage. Das beiliegende Netzteil wird mit 4 Anschlüssen für die entsprechenden weltweiten Netze geliefert. Da es mit 48 V arbeitet, ist darauf gut aufzupassen, Ersatz dürfte schwer aufzutreiben sein. 

useful arts hornet

48 Volt Netzteil mit Steckadaptern

Alles in allem macht das schon mal einen sehr ordentlichen Eindruck. Jenseits anderer Preamps in Zigarettenschachtelgröße, die meist noch mit Pseudo-Röhre das Signal oft eher verschlimmbessern.

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Technische Werte

Hier ist nicht viel in Erfahrung zu bringen. Das Gain ist von 0 – 55 dB angegeben, insofern die Color-Funktion, die Verzerrungen zweiter und dritter Ordnung zusteuert, ausgeschaltet bleibt. Ansonsten kann sich der Gain-Bereich auf bis zu 60 dB erhöhen. Die beiden Potis Gain und Color interagieren also miteinander. Über den Frequenzgang gibt es keinerlei Angaben und bei der Impedanz der JFET DI ist schlicht „High“ vermerkt.

Das Gerät ist trafosymmetriert und arbeitet mit einem custom-made Cinemag-Eingangsübertrager. Die beiden Ausgänge können simultan eingesetzt werden. 

Mehr ist nicht in Erfahrung zu bringen, also widmen wir uns nun direkt dem praktischen Teil.

Tonstudioeinsatz des Useful Arts Hornet

Zunächst interessiert mich, welche Gain-Werte bei den entsprechenden Positionen erzeugt werden. Dafür splitte ich mein Signal auf und beschicke den Hornet und mein UA Apollo Twin Interface.

Folgende Werte konnte ich bei Color auf 0 erzielen:

– Stufe 0: Hier kommt kein Signal durch, also eine Mute-Einstellung

– Stufe 1: +19 dB

– Stufe 2: +34 dB

– Stufe 3: +42 dB

– Stufe 4: +47 dB

– Stufe 5: +50 dB

– Stufe 6: +52 dB

– Stufe 7: +58 dB

– Stufe 8: +61 dB

– Stufe 9: +67 dB

– Stufe 10: +70 dB

Erstaunlich, der Preamp bietet deutlich mehr Verstärkung als die beworbenen 55 dB. Hinzu kommt die Color-Funktion, die bei Vollanschlag durchschnittlich nochmals 5 dB draufpackt.

Etwas ungewöhnlich ist auch, dass die Lautstärke nicht linear ansteigt, sondern pro Stufe unterschiedliche Werte anbietet. Auffällig zudem, dass selbst bei hohen Verstärkungen ein geringes Rauschverhalten auftritt. 

Das macht schon mal Lust auf mehr. Also beginnen wir mit dem ersten Soundcheck und vergleichen den Hornet mit den internen UA Apollo Preamps. 

useful arts hornet

Interface und Preamp, ein (Größen-) Vergleich

Die Verstärkung liegt bei 50 dB, benutzt wird ein AKG C414 B-ULS.

Hier zeigt der Amerikaner schon deutlich, dass er Richtung Vintage tendiert. Während der Apollo Preamp weitgehend neutral arbeitet und eine schöne Höhenzeichnung anbietet, hält sich der Hornet in den Höhen bedeckter, um dafür in den tiefen Mitten ein ordentliches Pfund draufzupacken. Hier hört man deutlich den Übertrager arbeiten. Obwohl Useful Arts hier einem Cinemag eingesetzt haben, assoziiere ich nicht unbedingt den Klassiker API mit dem Sound. Die Betonung liegt etwas höher und gerät weicher, also irgendwo zwischen den beiden historischen Vorbildern diesseits und jenseits des großen Teiches.

Noch deutlicher werden die grundsätzlichen Unterschiede der beiden Preamps mit Hinzunahme des Nahbesprecheffekts. Hier gewinnt der Hornet eine deutliche Nähe und Intimität hinzu.

In meinem Rack befindet sich der Pre-73 DLX Premier von Golden Age. Da auch hier mit einem Übertrager gearbeitet wird, bietet sich ein weiterer Vergleich an. Der GA ist als Neve Klon natürlich mit einem Carnhill bestückt, alle klangverändernden Funktionen, wie z. B. die Impedanzreduzierung, bleiben ausgeschaltet.

Das Useful Arts Modell kann hier etwas mehr Druck erzeugen, während der Pre-73 etwas frischer und moderner anbietet. Hier rückt der Hornet doch wieder etwas näher an die API-Fraktion und dürfte eine gute Alternative für Drums und Gitarren-Amps im härteren Bereich sein.

Nach den ersten parallel aufgezeichneten Klangbeispielen zeigt sich, dass der Useful Arts Hornet das Signal phasenverdreht ausgibt. 

useful arts hornet

Der Hornet dreht das Signal

Das macht bei einem Monosignal kein Problem, bei mehreren Spuren kann das aber zu Auslöschungen führen. Zudem verfügt der Vorverstärker über keinen Phasendreher, um diesen Umstand zu korrigieren. Hier sollte der Hersteller nochmals nachbessern. Vielleicht betrifft dieser Umstand ja auch nur mein Testmodell.

Ein weiterer Vorverstärker meiner Sammlung ist der Cranborne Audio Camden 500. Hier ist kein Übertrager vorhanden, dafür kann der Camden wahlweise eine Verzerrung 2. oder 3. Güte hinzufügen. Zunächst beide Preamps linear geschaltet.

Hier stellt sich der Camden 500 als eher neutraler Verstärker vor, während der Hornet seine bisher gezeigten Attribute mit guter Durchsetzungsfähigkeit in die Waagschale wirft.

Dass dem Camden auch eine Mittenbetonung gelingen kann, zeigt sich mit der Zuschaltung des Mojo in der Thump-Stellung. 

Hier kann der Cranborne Audio Preamp tatsächlich auch mit Druck aufwarten, die zwar etwas anders betont, aber durchaus das Signal in ähnlicher Weise griffiger gestaltet.

Nun wird so langsam die Color-Funktion des Hornet interessant. Ich schalte also einmal alle Stufen von 0-10 durch.

Da sich gleichzeitig auch der Pegel erhöht, ist eine Beurteilung hier schwierig, deshalb nehme ich Stufe 0 und 10 und normalisiere sie auf denselben Pegel.

Für meine Ohren ist hier kaum ein Unterschied wahrzunehmen, den Hauptpunkt dürfte hier tatsächlich die Pegelanhebung ausmachen. Buchen wir diese Funktion also zunächst unter „subtil“ ab.

Als Gegentest ersetze ich nun das Großmembran-Kondensatormikrofon durch ein dynamisches Gesangsmikro, vielleicht spricht das eher auf den Effekt an.

Auch hier zeigt sich in meiner Wahrnehmung kaum ein Unterschied in den beiden Ergebnissen.

Der Hornet bietet ja zwei parallele Ausgänge, hier setzt meine nächste Überprüfung an. Beide Ausgänge liefern ein identisches Signal, der Klinkeausgang ist also ebenso vollwertig nutzbar. Hier sei auch nochmals auf die 10-stufige LED-Kette zur Aussteuerung hingewiesen, die allerdings im Verhältnis zur grellen Betriebs-LED etwas heller ausfallen könnte.

useful arts hornet

Große Aussteuerungsanzeige

Für die nächsten Beispiele kommt wieder das AKG C414 zum Einsatz, die Akustikgitarre wird abgenommen. Auch hier eine Überprüfung von Color in den Stufen minimal und maximal.

Hier ist tatsächlich ein größerer Effekt zu erzielen, mit Color erhält die Gitarre mehr Bauch. Gleichzeitig klingen die höheren Bereiche etwas zurückgenommen. Die Hinzunahme der 2. und 3. Harmonischen scheint sich also vorwiegend im Bereich der präsenten Mitten abzuspielen. 

Das überprüfe ich nun mit dem E-Bass, der an den JFET DI-Input angeschlossen wird. Auch hier wieder Color 0 und 10, zusätzlich noch eine Spur über den Instrument-Input des Apollo gespielt.

Hier gefällt mir die neutrale Hornet Spur am besten. Mit Color wird das Signal zwar etwas fetter, verliert aber an Drahtigkeit und Attack, so als würde es in eine Kompression laufen. Gut schlägt sich auch das Apollo. Hier gerät die Aufnahme recht neutral, lässt aber doch etwas die Lebendigkeit und den Punch des Hornet vermissen. Zudem ist dieser Input, wie man im Ausklang der Spuren hört, etwas empfindlicher gegenüber Einstreuungen.

Übrigens, wer mit dem Hornet liebäugelt, aber mehr Einheiten und am besten in 19“ benötigt, der sei auf den Useful Audio Swarm hingewiesen, der 4 Hornets, ergänzt um LowCut, PAD und Phasendreher im 1 HE Gehäuse anbietet.

useful arts hornet

Der große Bruder

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Fazit

Für wen oder was eignet sich der Hornet denn nun? Trotz seiner geringen Größe ist er durchaus als vollwertiger Vorverstärker für Mikrofone und Instrumente in der Studioumgebung anzusehen. Ob er sich nun wirklich, wie der Hersteller vollmundig verspricht, mit Geräten der 1.000,- US-Dollar Kategorie messen kann, sei dahingestellt. Aber ein eigenständiger Klang, ein großer Verstärkungsbereich und ein geringes Noiselevel machen ihn zu einem guten Begleiter.

Verzichten muss man dafür auf Ausstattungsmerkmale wie PAD, LowCut, Phasendreher und Inserts. 

Durch seine gute Verarbeitung und den Formfaktor bietet sich der Hornet auch im Live-Einsatz an. Egal ob für Sänger, die ihrer Stimme das gewisse Etwas verpassen möchten, bevor das Signal in digitale Welten gewandelt wird oder Instrumentalisten, die eine DI mit charakteristischem Sound suchen, hier könnte der Hornet ein Problemlöser sein.

Plus

  • sehr gute Verarbeitung
  • eigenständiger, trafosymmetrierter Klang
  • großer Gain-Bereich
  • sehr rauscharm
  • günstiger Preis
  • zweiter, vollwertiger Ausgang
  • 48 V Netzteil

Minus

  • Color-Funktion nicht ganz überzeugend
  • Signal phasengedreht (bei meinem Testexemplar?)

Preis

  • Preis Hornet 339,- Euro
  • Preis Swarm 1.949,- Euro
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Klangbeispiele
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