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Test: Valeton GP-200LT, Multieffektprozessor für E-Gitarre

Preisgünstiger Alleskönner

14. Februar 2023

Valeton GP-200LT Multieffektprozessor

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Die immer größer werdende Zahl eierlegender Wollmilchsäue im Bereich der E-Gitarren Multieffektprozessoren macht eine Orientierung auf dem Markt immer schwieriger. Gerade im Low-Budget-Bereich tummeln sich zahlreiche Geräte, die allesamt alles können wollen und auch müssen, wollen sie sich am Markt behaupten. Das Valeton GP-200LT ist ebenfalls so ein Kandidat, der gehört werden will. Für rund 280,- Euro ist er nicht nur Multieffektprozessor, sondern, wie viele seiner Konkurrenten auch, gleichzeitig Amp-Simulation, Drumcomputer, Looper und Audiointerface. Letzteres mit der Option des Mobile-Phone-Recordings. Ob und in welcher Form sich das weniger als ein DIN-A4 Blatt große Kästchen von der Konkurrenz unterscheidet und wo es vielleicht sogar die Nase vorn hat, versuche ich herauszufinden. Lost in the jungle of endless possibilities? Keine Angst, Onkel Janni weiß Rat und hat die Machete geschärft, um die Wollmilchsau zu filettieren.

Valeton GP-200LT Multieffektprozessor – Facts & Features

In diesem Zwerg schlummern tatsächlich über 140 Amps aus den Kategorien E- und Akustikgitarre und Bass sowie über 240 Effekte aus allen Bereichen, die man im Wunderland des Gitarren- und Basssounds so kennt. Auf bis zu 256 Speicherplätzen könne eigene Kreationen abgelegt werden. Das sollte reichen, de facto benutzt man ja dann doch immer die gleichen 5 Sounds. Ein integrierter Drumlooper bietet 100 unterschiedliche Drumloops aus allen Stilistiken. Wer gerne mit einem Looper arbeitet, kann bis zu 180 Sekunden des eigenen Ergusses loopen, overdubben und bei Bedarf  und zum Wohle aller wieder löschen.

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Valeton GP-200LT
Valeton GP-200LT
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(5)

Direkt beim Auspacken macht der Valeton GP-200LT Multieffektprozessor einen sehr hochwertigen Eindruck. Allein die mattschwarze Optik, gepaart mit einem Gewicht von ca. 1250 g, lässt dieses Gerät auf den ersten Blick einige der Konkurrenzgeräte alt aussehen.  Mit einer Größe von 253 x 165 x 56 mm dürfte er problemlos auch als Soundzentrale auf einem mittelgroßen Board seinen Platz finden. Das 4,3″ (480 ×272 mm) TFT-LC-Display wird geschützt von einer stabilen Kunststoffscheibe, die die oberen ⅔ des Gehäuses bedeckt und auch alle Knöpfe und Regler trägt. Die Regler fühlen sich wertig an, sind teilweise gerastert und haben einen angenehmen Drehwiderstand. Drei der Regler befinden sich unter dem Display und können je einem beliebig wählbaren Parameter zugeordnet werden, so dass man problemlos einen schnellen Zugriff auf die für den jeweiligen User wichtigsten Parameter hat. Ein Master- und ein Phones-Regler kümmern sich um die Lautstärke der jeweiligen Ausgänge. Der letzte Regler mit der Bezeichnung „Para“ ist der Wichtigste und ist als Push-Poti ausgelegt. Mit ihm scrollt man durchs Display und bestätigt die Auswahl mit einem kurzen Druck. 10 Buttons aus Gummi erlauben das direkte Ein- und Ausschalten einzelner Segmente in der Signalkette. Vier weitere Buttons erlauben Zugriff auf die globalen Einstellungen des Valeton GP-200 LT und ermöglichen das Speichern eigener Sounds und starten des Drumloops.

Innerhalb eines bei diesem Gerät „Patch“ getauften Sounds, können bis zu 11 unterschiedliche Module aktiv sein, deren Reihenfolge beliebig veränderbar ist.

Valeton GP-200LT Desktop

Ein optisch ansprechendes und vielseitiges Desktop-Gerät

Die Frontseite des Valeton GP-200LT bietet umfangreiche Anschlussmöglichkeiten. Links außen befinden sich zwei Buchsen für externe Pedale oder Schalter, die mittels TRS-Klinke angeschlossen werden können. Buchse 1 verfügt über einen „Dual Mode“, so dass insgesamt 3 Parameter über zwei Pedale steuerbar sind. Direkt daneben befindet sich die Input-Buchse für die Gitarre. Ein Effekt-Loop ist ebenfalls an Bord, dieser ist Mono ausgelegt. Pünktlich zum Test erscheint ein Firmware-Update, das einen für mich unverzeihlichen Fehler in der Architektur des Gerätes beseitigt. Bislang war der Effekt-Loop direkt mit dem Amp-Modul verbunden, was bedeutete, dass die Position des Loops in der Signalkette nicht veränderbar ist. Mit dem Aufspielen der neuen Firmware ist nur der Loop sehr wohl frei positionierbar. Wer also zum Beispiel einen externen Kompressor nutzen will, kann diesen jetzt auch vor dem Amp platzieren, wo er ja nun auch hingehört. Leider findet man keine genaueren Infos, welche Updates innerhalb der Firmware nun tatsächlich erfolgt sind, es scheint jedoch so, als könnten sogar Send und Return völlig frei positioniert werden, sofern der Send vor dem Return liegt. Das ist klasse!

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Boss GT-100
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(598)

Es folgen zwei Miniklinkenbuchsen, die den Anschluss externer Klangquellen (Aux In) und eines Kopfhörers (Phones) ermöglichen. Die beiden Main-Outs daneben sind (leider nur) als symmetrische Klinkenbuchsen ausgelegt. Der große Bruder, das Valeton GP-200, verfügt über XLR-Buchsen, was deutlich professioneller ist. Grund dafür dürfte das recht flache Gehäuse sein, obwohl meines Erachtens da Platz für Kombibuchsen gewesen wäre.  Zwei weitere Miniklinkenbuchsen ermöglichen die MIDI-Steuerung, hier wären dann zusätzliche MIDI-to-⅛“-Klinkenkabel nötig. Der USB 2.0 C-Typ Anschluss ermöglicht die Kommunikation mit dem Computer und dient auch als Schnittstelle für das Audiointerface. Die Netzversorgung erfolg über ein externes 9 V, 1 A Netzteil, das im Lieferumfang enthalten ist. Hier fehlt mir persönlich eine Zugentlastung für das Netzkabel, das könnte im Live-Betrieb schnell schiefgehen. Eine Stromversorgung über USB, wie es das kürzlich von mir getestete Zoom G2X-FOUR bietet, ist hier nicht möglich.

Valeton GP-200LT Front

Vier Fußtaster ermöglichen die Steuerung des Valeton GP-200LT per Fuß. Der Abstand der Taster zueinander ist dabei gut gewählt, denn um die Möglichkeiten der Steuerung zu erweitern, sind die Taster nicht nur einzeln verwendbar, sondern auch jeweils in Kombination der beiden benachbarten Schalter. Ein farbiger LED-Ring gibt Auskunft über die Funktion der Taster und ändert die Farbe je nach zugeordneter Funktion.

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Die Bedienung des Valeton GP-200LT

Das 4,3″ Farbdisplay des Valeton GP-200LT Multieffektprozessors

Beim Display handelt es sich nicht um ein Touch-Display. Das wäre wohl in der Preisklasse wohl auch eher schwierig zu realisieren. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Möglichkeiten der Darstellung im Display. Ab Werk ist der „Fooswitch Mode“ aktiv, das ist die wohl aussagekräftigste Art der Darstellung. Hier ist das Display optisch in fünf Zeilen gegliedert. Die obere Reihe beinhaltet ein flüssig arbeitendes Level-Meter und gibt Auskunft über den Status der optionalen Expression-Pedale. Das Songtempo für Looper, Drumloops oder Delay-Zeit wird ebenso angezeigt wie die Lautstärke des jeweils aktiven Patches. Ist ein Drumloop aktiv, wird dies ebenfalls angezeigt, das kann bei Beendigung einer Spielpause sehr nützlich sein.

Die zweite Zeile des Displays zeigt Bank, Programm und Namen des aktiven Patches an. Die Sounds sind dabei in 64 Bänken à 4 Patches von A bis D organisiert. 03-D bedeutet also, dass Bank 3 aktiv ist und innerhalb der Bank das Patch D. Ganz einfach eigentlich. Zeile 3 ist dann Ansprechpartner für die vier Fußschalter. Jeder der vier einzelnen Schalter kann im Menü einer beliebigen Funktion zugeordnet werden, im Auslieferungzustand schalten Schalter 1 und 2 durch die Patches, Schalter 3 übernimmt je nach Patch eine Spezialfunktion, wie zum Beispiel das Zuschalten eines Boosters und Schalter 4 übernimmt die Tempoeingabe für das jeweilige Patch, die sich dann in Geschwindigkeit des Delays oder des Drumloops widerspiegelt. Die dritte Reihe im Display symbolisiert jeweils zwei nebeneinander liegende Schalter, die gleichzeitig getreten werden. Hier kann zum Beispiel durch gleichzeitiges Betätigen der Taster 2 und 3 der Looper aktiviert werden. Wie gesagt, im Menü kann all das auch frei konfiguriert werden. Bleibt noch Reihe 4 zu erklären, hier sieht man die Funktion der drei Drehregler unterhalb des Displays. Das ist alles auf den zweiten Blick sehr übersichtlich, aber wahrscheinlich aus 1,8 m Höhe und mit ungeputzter Gleitsichtbrille nicht wirklich erkennbar. Für den Live-Betrieb empfiehlt es sich, den Modus „Patch“ zu aktivieren, hier erkennt man dann, ausschließlich und etwas größer dargestellt, das aktive Patch. In einer dritten Variante der Darstellung kann man sich auch bei Bedarf die im Patch angelegte Signalkette anzeigen lassen.

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Valeton GP-200LT – Editor und Interface für Mac und PC

Ist das Valeton GP-200LT per USB an der Rechner angeschlossen, empfiehlt es sich, den Editor von der Hersteller-Homepage herunterzuladen, denn damit ist das Editieren und Sortieren eigener Patches deutlich einfacher. Dort ist alles sehr übersichtlich und selbsterklärend angelegt und dem Sounddesign per Maus steht nichts im Wege. Auch bis zu 20 eigene, bereits auf dem Mac/PC vorhandene Impulse-Responses können so in den Speicher des GP200-LT geladen werden. Will man das Valeton GP-200LT als Audiointerface nutzen, muss man es lediglich nach dem Anschließen per USB als Eingangsgerät innerhalb der DAW angeben, das macht auf dem Mac mit Logic Pro, GarageBand und Cubase keinerlei Probleme. Leider habe ich bei Benutzung des GP-200LT ein hochfrequentes, pulsierendes Brizzeln auf den Studiomonitoren. Dafür ist das Gerät als 6-in 4-out Interface ausgelegt, so dass Re-Amping und Loopback möglich sind. Das ist großartig, so könnte man zum Beispiel das Gerät problemlos in Streams einbinden. Latenzen sind beim Spielen keine spürbar, das Spielgefühl ist durchweg sehr gut.

So klingt das Valeton GP-200LT

Um die Möglichkeiten des Valeton GP-200LT zu demonstrieren, spiele ich ausschließlich unveränderte Werks-Presets und nutze dabei das Gerät als Audiointerface. Als Gitarre dient meine Ibanez AZ226, aufgenommen wird in Logic. Die Gitarre zu stimmen, macht übrigens mit dem Tuner des GP-200LT richtig Spaß, der Tuner arbeitet sehr präzise und sehr ruhig. Zunächst suche ich mir ein paar cleane Sounds aus den 100 zur Verfügung stehenden Werks-Sounds heraus. Alles in allem sehr passable, gut einsetzbare Sounds, die auf jeden Fall als Basis für eigene Kreationen geeignet sind. So richtig warm werde ich aber mit den Werks-Sounds nicht. Ein paarmal hört man leider Audioknackser, sehr gut zu hören beim File „80s Disco“. Die Effekte klingen gut, mehr erwarte ich bei einem Gerät in dieser Preisklasse nicht.

Erhöhen wir das Schwierigkeits-Level. Angezerrte Sounds, mein persönliches Steckenpferd. Hier zeigen sich ein paar Schwächen des Valeton GP-200LT. Irgendwie klingt es immer hart und nicht wirklich rund, es fehlt ganz deutlich die röhrige Wärme. In dieser Preisklasse ist das allerdings noch absolut verschmerzbar.

Es folgen ein paar Highgain-Sounds, da muss sich keine Sorgen machen, das können sie alle. Teilweise sind natürlich hier mal wieder die Werks-Sounds aufs Heftigste mit Effekten überfrachtet, da muss man oft selber noch ran, teilweise dröhnt es auch im Bass sehr mächtig. Aber auch hier hört man, dass die Sounds das Potential haben, mit ein bisschen Bearbeitung deutlich an Qualität zu gewinnen.

 

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Fazit

Nun ja, die Gene für ein wirklich vielseitiges Gerät hat das Valeton GP-200LT mitgebracht. Leider halten die Werks-Sounds nur bedingt, was die Hochglanzwerbung verspricht. Mit ein bisschen Schrauberei und frischen Ohren bekommt man aber auch aus diesem Gerät ansprechende Sounds gezaubert. Wer sich also für dieses Gerät interessiert, sollte sich etwas Zeit nehmen und eigene Sounds kreieren. Für gerade mal 279,- Euro bekommt man ein leistungsstarkes Gerät, das ich mir auch sehr gut als Backup für einen Gig vorstellen kann, falls der Amp mal abraucht. Die fürchterliche Frau Klum würde wahrscheinlich sagen: „Heute habe ich leider nur ein Foto für dich, wenn du noch mal ein Facelift machen lässt.“

Plus

  • Flexibilität
  • Verarbeitung
  • Bedienbarkeit
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Audiointerface mit Re-Amping und Loopback

Minus

  • Werks-Sounds
  • kein XLR-Ausgang
  • keine Zugentlastung fürs Netzkabel
  • digitales Nebengeräusch und Audioknackser bei Verwendung als Audiointerface

Preis

  • 279,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    karbunkeljoe

    „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Multieffektpedale nicht essen kann.“

  2. Profilbild
    Carsten

    Ist es möglich, mehrere Delays hintereinander zu schalten um Ambientsounds zu erzeugen? Ein abschließender Hall wäre natürlich auch nicht schlecht – oder sind hier Grenzen in der Rechenleistung gesetzt?

    • Profilbild
      chardt

      @Carsten Der Satz im Test „Innerhalb eines bei diesem Gerät „Patch“ getauften Sounds können bis zu 11 unterschiedliche Module aktiv sein, deren Reihenfolge beliebig veränderbar ist.“ klingt durchaus danach, dass das möglich ist.

      Gruß, Carsten

      • Profilbild
        Carsten

        @chardt Servus! Ja, über den Satz war ich auch gestolpert. In einer Rezension beim großen T habe ich zum GP200 gelesen, dass die 11 Blöcke nicht beliebig wiederholt werden können. Es gibt insgesamt 11 Blöcke:
        NR (Noise Reduction), VOL (Volume), PRE (z.B. Booster, Kompressoren), WAH (Wah), DIST (Overdrive, Distortion), AMP (Verstärker), CAB (Boxen), EQ (Equalizer), MOD (Chorus, Phaser), DLY (Delay), RVB (Hall). Die 11 Blöcke können zwar in beliebiger Reihenfolge geschaltet oder aktiviert werden, können aber nicht mehrfach bzw. wiederholt werden.
        Schade so sind keine Sounds wie beim TC TrippleDelay oder den aktuellen PRS Phaser möglich. Schade, daß das in diesem Test nicht ausprobiert bzw. erwähnt wurde.
        Hat jemand eine Idee, welches Multieffekt diese Möglichkeit bietet? Mir fällt da selbst nur von TC der Plethora X3/X5 ein.

        • Profilbild
          mort76

          @Carsten Bei meinem HX Stomp von Line6 kann ich auch mehrmals die selbe Art von Effekt wiedergeben, bis halt die Prozessorlast zu groß wird.
          Ich benutze den für Synths, und wenn man die Ampsimulationen nicht benutzt, kann man schon ziemlich viel Unsinn damit anstellen…

          • Profilbild
            mort76

            @mort76 …die größeren Modelle, also die Helix-Serie, können natürlich das selbe, wenn einem das HX zu klein ist- ist ja immer die selbe Engine.
            Die haben wohl auch stärkere Prozesoren.

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