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Test: Vermona Retroverb, Federhall-Effektgerät

Federhall in Neuauflage

7. November 2003

Federhall in moderner Verarbeitung

Die Erlbacher Firma Vermona hat es wieder getan. Ein weiteres „Gerät von früher“ (im positivsten Sinn) erblickt erneut den Markt. Der VERMONA RETROVERB vereint alt bewährte Technik, robuste Verarbeitung und Vintagedesign mit heutigen Ansprüchen und Soundvorstellungen und kann als Hardware-Gerät somit problemlos mit der immer größer werdenden PlugIn-Welt mithalten.

So ist das Herzstück des Retroverb z.b. eine ca. 40cm lange ACCUTRONICS Hallspirale. Jener Spiralentyp, welcher in den 60er Jahren schon Fender-Verstärker und Hammond-Orgeln mit einem warmen Halleffekt versorgte. Die Hallspirale besteht aus drei parallel angeordneten Federn, die wiederum aus zwei unterschiedlich langen Federn zusammengesetzt sind. Die daraus resultierenden unterschiedlichen Laufzeiten der Federn sorgen für besonders dicht klingende Halleffekte.

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Den Prototyp präsentierte man (auf der Musikmesse in Frankfurt) noch in einem schlichten 19’’-Gehäuse. Für die endgültige Version ist die Wahl nun auf ein optisch schöneres Metallgehäuse mit massiven(!) Holzseitenteilen und abgeschrägter Frontplatte gefallen. Zwar sind keine 19’’-Halterungen vorgesehen, von den Maßen her ist es aber ohne weiteres möglich das Gerät mit anderem 19’’-Equipment zu kombinieren bzw. es im Rack dank seiner Gumminoppen zwischen zwei anderen Geräten rutschfest zu platzieren. Oder als Untersetzer für Desktopgeräte (Jomox X-Base-09, Roland Tr-808, MFB Synth usw.). Da macht sich das Abschrägen der Vorderseite vorteilhaft bemerkbar.

Erweitert werden die Funktionen bisheriger Hallgeräte durch neue Signalbearbeitungsmöglichkeiten, die man eigentlich eher von einem Synthesizer als von einem Federhall erwarten würde. Als da wären:

Die Parameter des Vermona Retroverb

– der semi-parametrische Equalizer zum Eingreifen in das Klangbild der Hallspirale. So können tiefe und hohe Frequenzanteile um bis zu 15dB angehoben bzw. abgesenkt werden, was den Halleffekt schon an dieser Stelle des Signalweges entscheidend verändern kann.

– der resonanzfähige Tiefpassfilter (12dB), Juhuuu! Eine kleine aber feine Filterbank, deren Cutoff sich zudem per CV-Signal steuern lässt. Perfekt zum Eingehen einer Symbiose mit Klassikern à la Korg MS-Serie, Yamaha CS-Serie oder aktuellen CV-Synthies und -Sequenzern (Technosaurus, Doepfer, etc.).

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– der VCA mit Attack-Decay Hüllkurve, die zudem auch den Filter modulieren kann. Die Hüllkurve wird durch Audiosignale oder einem Gate-Signal (5V+) ausgelöst. Mit Hilfe eines REPEAT-Schalters wird die Hüllkurve von einem internen Taktgeber getriggert und kann somit als eine Art LFO mit einstellbaren Flanken verwendet werden. Es können für einen Federhall recht ungewöhnliche aber auch interessante Effekte erzeugt werden. Vor allem in Verbindung mit perkussivem Ausgangsmaterial. So kann die Abklingzeit der Hallfahne mit dem VCA und der Hüllkurve verkürzt werden bzw. kann die Hallfahne in ihrer Lautstärke anschwellen. Nutz man die Hüllkurve im Repeat Modus, liefert der Retroverb delay-ähnliche Effekte, der Hallklang kann im Laufe der Abklingzeit dumpfer oder heller werden.
Eine weitere Besonderheit sind z.B. die verschiedenen Modi. Vier an der Zahl. Mode 1 und 2 inklusive Hallspirale, Mode 3 und 4 exklusive Hallspirale. Es ist also möglich (in Mode 3+4) sämtliche Sektionen auch ohne den Halleffekt zu nutzen und dadurch den Retroverb z.B. als reine Filterbank zu missbrauchen. Sogar eine recht gute, wie ich finde. Zu den Modi sei noch gesagt, ungerade Bezeichnungsnummer: das Stereoausgangssignal ist links und rechts normal; gerade Bezeichnungsnummer: das Stereoausgangssignal ist links normal und rechts „reversed“, d.h. die Phase des rechten Kanals wird um 180° gedreht. Dadurch entstehen unregelmäßige Frequenzauslöschungen, die dem Halleffekt mehr Breite verleihen. Jeweils am Anfang und am Ende des Mode-Umschalters befindet sich das Gerät im BYPASS, so dass dieser Zustand von jedem anderen aus stets schnell erreichbar ist (wahlweise auch per Fußschalter möglich!).

.. und der Crash ist gewollt.

Und der Oberhit: die per Audiotrigger (oder Gate) steuerbare, also gezielt (gesynct zum Beat!) einsetzbare, CRASH-Funktion. Diese erzeugt auf Knopfdruck oder eben per Triggersignal das typische „Hallspiralen-Crash-Geräusch“, das jeder, der schon einmal gegen seinen Guitar-Amp oder sonstigen Federhall gestoßen ist, kennen wird. Warum ist da vorher noch niemand drauf gekommen?, fragt man sich doch da. Wie auch bei anderen Vermona-Produkten werden hier vor allem die Bedürfnisse experimentierfreudiger Musiker befriedigt.

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Fazit

Der VERMONA RETROVERB bietet im Grunde alles, was man sich von einem echten Federhall nur wünschen kann und ist trotz aller Flexibilität und Vielfalt ein leicht und intuitiv bedienbares Effektgerät.
Einziges wirkliches Manko könnten je nach Einsatzgebiet evtl. die fehlenden 19’’-Rackhalterungen sein. Und Midi-Steuermöglichkeiten wären bei einzelnen Funktionen wünschenswert. Das würde sich dann sicherlich auch auf den Preis auswirken. Insofern……. Des weitern lässt sich dieses Problem, sofern es denn eines ist, ganz einfach per Midi-to-CV Box lösen. Ich glaube, dass die Meisten Musiker und Soundtüftler, die sich 2003 für solch einen „Hardware-Spiral-Hall“ interessieren, noch weitere spannungssteuerbare Geräte besitzen und den Retroverb somit so wie er jetzt auf den Markt kommt auch viel besser in ihr Setup integrieren können.

Wer jetzt Appetit auf das gute Stück bekommen hat, kann sich mittels der 11-seitigen Bedienungsanleitung noch ein bisschen weiterbilden (zu finden unter http://www.vermona.com/de/support.html). Hier wird auch für den Anfänger jede Feinheit sehr präzise und gut verständlich erklärt.
Als kleines Schmankerl habe ich mir erlaubt unter http://www.lazerpopnetwork.de/ (in der Soundscapes Sektion) ein MP3-Klangbeispiel der unkonventionellen Nutzung des Retroverb zur Verfügung zu stellen.

Plus

  • unglaublich schönes Klangspektrum
  • jede Funktion hat ihren eigenen Controller, daher schnell und intuitiv bedienbar
  • Crash + Filter = Hammer
  • auch was fürs Auge
  • gute und robuste Verarbeitung
  • umfangreiche CV/Gate-Eingriffs- und Steuermöglichkeiten

Minus

  • leider keine Rackhalterungen
  • und kein Midi

Preis

  • 399 €
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