Vielseitiger Klangkünstler
Ich habe ja nun eine Menge Softwaresynthesizer in meiner Sammlung und mag behaupten, dass ich so ziemlich alle Arten von Sounds erstellen kann. Es gab da aber noch ein Klangbereich der mir noch verschlossen war und das ist der Bereich den ich hier weites gehend mit „Physical Modeling“ bezeichnen möchte. Diese Klangstruktur ermöglicht eine sehr komplexe Art von Sounds die mir bisher noch kein anderes Modul liefern konnte.
Beschreibung
TERA ist ein modular aufgebauter Software Synthesizer für MAC und PC, der als Stand-Alone Applikation läuft und auch in einer VST-2 Umgebung eingebunden werden kann. ASIO Treiber werden dabei unterstützt.Die Software umfasst die Klangerzeugung, einen 16 Kanal Mixer sowie einen 64 Fach Step-Sequenzer. Für meinen Test hatte ich die Version 1.0 die auf der Frankfurter Musikmesse vorgestellt wurde. Die Installation war problemlos wie es sich gehört: CD rein, Installationsanleitung folgen, Programm starten, Seriennummer eingeben fertig! Unter VST muss man noch manuell die .dll Datei in den VST Plug IN Ordner verschieben. Die Stand-Alone Version hat ein Fenster in dem die Einstellungen für die Soundkarte vorgenommen werden können, in der VST Umgebung übernimmt die Software die Einstellungen des VST Programms.
Erster Eindruck
Auf den ersten Blick war ich von der Bedienungsoberfläche ein wenig irritiert. Das lag aber eher daran, dass die Klangerzeugung einen modularen Aufbau voraussetzt und ich kenne keinen, der bei einem echten Modularsystem auf Anhieb die richtigen Ein und Ausgänge miteinander verkabeln konnte. Nach ein paar Minuten hat man sich daran gewöhnt und kann sagen: Alle Achtung: so viele Möglichkeiten aus so wenig Platz herauszuholen! Die 3 Hauptsektionen Klangerzeugung, Mixer, Sequenzer sowie eine praktische 4 Sektion für Echtzeitmodulationsmöglichkeiten sind sozusagen hintereinander angeordnet und werden auf Mausklick umgeschaltet. Das geht sehr zügig und ist somit genial gelöst.
Klangerzeugung (800 Sounds werden mitgeliefert)
Jedes der insgesamt 16 modularen Synthesizer Bausteine besteht aus:
- bis zu 5 „Einzelklangerzeugern (Parts)“ die mit einem
- Mixer in den Lautstärken angepasst werden können.
- 2 Filterbänken mit 24 und 12 dB Lowpass, 24 und 12dB Highpass, 12dB Bandpass,12 dB Bandreject (Bandsperre) sowie Lowpass 18 und 24 dB cc. Jedem Regler kann eine Modulationsquelle zugewiesen werden.
- Formantfilter (3 parallel geschaltete Bandpass- und 3 seriell geschaltete Bandsperr-Filter mit regelbaren Frequenzen)
- WaveDelay (Grundlage für „Physical Modeling“
- Verstärker/AMP ( mit regelb. Overdrive, einstellbarer Abtastrate, Bit Reducer, Crossfader)
- 4 Hüllkurvengeneratoren
- 4 LFO’s (mit allen gängigen Wellenformen sowie MIDI Sync)
- Keyboard Tracking (mit Portamentofunktionen)
- Ringmodulator (Klangformung)
- Shaper (Klangformung)
- Distortion (Verzerrungsmöglichkeit)
- Stereo Delay
- Chorus
UND DEM SPEKTRUM OSC (einer auf Wellenform basierenden Klangerzeugung mit Morphing- und Detunefunktionen
Die Basis für einen Sound wird durch verschalten der einzelnen Bausteine gelegt. Als „Oszillator“ oder Erzeuger können entweder reine Oszillator Wellenformen wie Sägezahn, Rechteck, Sinus, Dreieck verwendet werden, aber auch Modelle wie Formant, Vocal, Resopulse, Parabolic und Slope Wellenformen. Des weiteren können als Sounderzeuger der Spectrum OSC und der Subozillator von Oszillator 1 genommen werden.Die einzelnen Komponenten können also untereinander „verkabelt“ werden. Nicht wie bei z.B REASON mit Kabeln, sondern in dem man an den Eingängen der Bausteine die gewünschten Ausgänge der anderen Bausteine routet.
Folgende Klangsynthesen können somit realisiert werden:- Spektrum Synthese: Eine völlig neue Klangwelt. Diese Synthese erlaubt die Erstellung und dynamische Variation von Resonanzkörpern mit Hilfe von 128 Formantfiltern.
- FM Synthese
- Virtuell Analog Synthese
- Physical Modeling
- Wave Shaping
Der Klang
TERA klingt in allen Bereichen sauber und druckvoll. Es ist zwar einwenig undankbar nur einen Oszillator für einen Sound zu benutzen, aber ich wollte wissen wie der reine Klang der Software ist und habe einen kleinen 1 Oszillator Synthie gebaut. Das Ergebnis war wirklich überzeugend. Aber die wahre Stärke zeigt sich erst in den komplexen Verkabelungen.
Diesen 1 Oszillator Synthie habe ich dann ein wenig mehr mit den anderen Bausteinen verkabelt. Ich habe die Inserteffekte Distortion und Chorus eingeschleift und am Mixer den Overdrive dazugemischt. Schon jetzt habe ich einen exzellenten Bass/Lead Synthie der mächtig schiebt. Ich habe dann, nach und nach mehr Klangbausteine dazugebaut und die Ausgänge in den verschiedensten Variationen zusammengestellt.
Es ist einfach herrlich, welch geniale Sounds man zusammenkabeln kann. Ich habe Sounds gebaut, die ich schon ewig haben wollte und tatsächlich als Plug In noch nicht gefunden habe. Natürlich meine ich Sounds, die hauptsächlich durch die komplexen Modulationsmöglichkeiten oder durch die neue Spectrum Synthese bearbeitet wurden. In Sachen 3 Oszillatoren + Suboszillator macht dieses Plug In einen soliden Eindruck und kann mit den guten Mitbewerber Produkten mithalten. Da man ja 16 Instrumente erzeugen kann (bei inges. max. 64 Stimmen) hat man mit TERA eine sehr weitreichende Klangpalette an Sounds zur Verfügung. Bei meiner Teststellung (PC 1400 Athlon, Cubase VST 5.1 und 256 MB) belastete der Vollausbau also 16 Synthies gleichzeitig gerade mal 30 % der CPU Auslastung (lt. Cubase’s VST Performance Anzeige). Der Pegel schwankte bei extremen externen MIDI-Controllerbewegungen ab und zu in die 40 %. Aber das ist vergleichsweise harmlos für diese Menge an Klangerzeugern. Die Sounds lassen sich sehr übersichtlich für jeden MIDI Kanal zuweisen und auch die Übersichtlichkeit der Sounds pro MIDI-Kanal ist ordentlich. Wichtig zu erwähnen wäre die Tatsache, dass man die verschiedenen Sounds auch per KeySplit auf der Tastatur verteilen kann und somit die Möglichkeit hat mit einer Tastatur entweder verschiedene Sounds (verteilt auf der Tastatur) oder gleichzeitig mehrere Sounds mit der Tastatur zu spielen. Sehr GUT!!!!!
Die Bedienung
Das Konzept von TERA ist konsequent. Man hat hier nicht die Möglichkeit die Anordnung der Bausteine zu ändern und das ist auch gut so denn…
egal auf welchem Synthie man sich gerade befindet, man findet alles dort wo man es (nach ein bißchen Eingewöhnung) gewohnt ist. Fast jeder Regler verfügt über die Möglichkeit moduliert zu werden. Der entsprechende Controller kann mit der MIDI Learn Funktion einfach zu gewiesen werden. Des weiteren können verschiedene Controller/Regler einer Gruppe zugewiesen werden, die wiederum mit einem Controller gesteuert werden kann. So kann man mit einer Reglerbewegung an der Faderbox oder am Keyboard z.B. gleichzeitig den Filter öffnen, die Resonanz verringern, Distortion beimischen und einen Morph zwischen den Spectrum OSC’s erzeugen.
Das Ganze wird mit Hilfe der 8D Sound Access Page möglich. Hier kann man auf 4 Zonen maßgeblich in den Klang eingreifen. Jede der 8 Dimensionen kann dabei 8 verschiedene Klangparameter steueren. Also insges. 64 Parameter mit einer Mausbewegung!!! PS. Die Geschwindigkeit/Ansprechverhalten ist einstellbar und reicht von abrupt bis sehr weich.Jeder Parameter der Bausteine kann entweder per Mausklick oder per Tastatur geändert werden. Bei verschiedenen Parametern sind POP UP Menu’s für die richtige Einstellung vorhanden. Alles in Allem ist die Bedienung sehr freundlich und auch lehrreich, denn wenn man mal etwas sinnloses verkabelt hat merkt man das daran, dass dann die Regler nicht aktiv sind.
Die Klangmodule im Einzelnen
Oszillatoren1-3
Verfügen über Anti-Aliasing Algorithmen für sauberen „analogen“ Grundsound, 64 Basis-Wellenformen einschließlich Saw, Square, Triangle, Sine. Wave Modulation erlaubt Pulsweitenmodulation aller (!) Wellenformen. FM-Input erlaubt FM Synthese.
Hard Synchronisation. Phase-Switch für durchlaufende Oszillatoren. Subharmonischer 6-fach Oszillator mit Frequenzverhältnis 1:2:3:4:5:6.
Spectrum Oszillator mit dynamischer Resonanzkörpersimulation.
Synchronisierbarer White/Pink Noise Generator.
Physical Modeling WaveDelay für Plucked Strings, Woodwinds und extreme Formantklänge.
Grafische Hüllkurven Bearbeitung
Interne Effekte (Wave Shaping, Ringmodulation, Distortion, Chorus, 4 LFO’s
2 Filterbänke mit oben beschriebenen Spezifikationen
Der Mixer
TERA enthält einen 16 Kanalmixer mit 2 internen Effektwegen(Chorus und Reverb)die per Poti zugemischt werden können. Der Masterfader mit Stereo Pegelanzeige hat ebenfalls noch mal eine Beimischung der Effekte.
Oberhalb der Kanalzüge gibt’s die Einstellungen für die Anzahl der Stimmen pro Instrument, die MIDI-Kanaleinstellung und die schon erwähnte KeySplit Einstellung. Leider kann TERA nur ein Stereosignal an den VST Audiomischer herausgeben. Wenn man mehrere Instrumente von TERA unter VST betreiben möchte, muss man diese im TERA Mischer alles abmischen. Die VST Effekte lassen sich somit leider nicht verwenden. Lediglich die Stereosumme kann unter VST dann noch bearbeitet werden. Hier mu g; dringend Abhilfe geschaffen werden.Zum Vergrößern klicken!
Der Stepsequenzer
Leider muß ich diesen Teil der Software nachreichen, denn der Stepsequenzer ist sehr umfangreich und somit sollte er auch entsprechend gewürdigt werden. Ich werde zur nächsten Ausgabe diesen Part nachholen.
Die Master Effekte
TERA hat neben den Effekten die innerhalb der Instrumente verwendet werden können für die Mastering Sektion noch 2 Effekte mit an Board: ein Chorus und ein Reverb mit allen wichtigen Einstellungsmöglichkeiten für ein brauchbares Mastering.Audiodatei:
TERA kann im Stand-Alone Betrieb den Song direkt als .wav auf die Festplatte schreiben. Das funktioniert auch in Echtzeit. Das bedeutet man kann die Aufnahme aktivieren und dann „LIVE“ mit dem Sequenzer oder den Modulen spielen. Somit lassen sich auch schon ohne festes Arrangement Sessions aufnehmen. Am Ende der Session betätigt man die Stoptaste und das .wav kann benannt und gespeichert werden.
Save/Load
Alle Einstellungen in TERA lassen sich als Projekt speichern und laden. Wenn man einen Synthie selbst gebaut hat kann dieser natürlich als Soundprogramm gespeichert werden.Wichtiger Tipp für VST User : Wenn man einen Sound in der VST Umgebung unter Patchname wählt, wird dieser Sound von TERA benutzt.
Sollte man sich nun entscheiden den Sound zu editieren, macht man das ja in der TERA Umgebung. Cubase weiß das natürlich nicht! Besonders tragisch, wenn man an einem Sound sehr viel editiert hat während der Sequenzer läuft und man dann die Sequenz anhält und wieder startet. Nun wird der Programmchangebefehl ausgelöst und der schöne Sound ist futsch!!!!, denn TERA schaltet auf den Sound um, der auf diesem Programmplatz ist und resetet somit die Editierung. Dies muß unbedingt behoben werden. Wenn man die Sounds direkt in TERA auswählt passiert das nicht.
Nachfolger
Dern test zum Virsyn Terra 3 findet Ihr HIER