Die Rückseite des AC4 Blue ist bis auf eine kleine Bassreflexöffnung an der Unterkante des Gehäuses geschlossen. Was nicht von einer Holzplatte abgedeckt wird, sind der Anschluss für das Netzkabel samt Schmelzsicherung und eine Buchse zum Andocken des Amps an eine externe Box (in diesem Fall wird der interne Celestion-Speaker deaktiviert). Hier finden wir übrigens auch den Hinweis „Made in China“, was aber der Qualität keinen Abbruch tut, denn der kleine AC4 Blue ist, abgesehen von der etwas fragil wirkenden „Tygon Tuch“-Bespannung zum Schutz des Speakers, sehr gut verarbeitet und dürfte auf vielen Bühnen zum echten „Eyecatcher“ werden. Und überhaupt wird man den Eindruck nicht los, man schaue auf ein Viertel des Ruhmreichen VOX Top-Sellers AC30. Aber genau das ist es ja, was VOX dem kleinen Kerlchen eingehaucht haben möchte. Quasi einen Mini AC30 Top Boost für einen erschwinglichen Preis. Angesichts der Gehäusemaße unseres Testmodells gegen den „Schuhschrank“-ähnlichen und mit zwei Speakern ausgestatteten AC30 doch eine eher gewagte Prognose. Zumindest beim Thema Sound – rein optisch betrachtet ist nämlich auch der AC4 Blue ein ganz hübsches Kerlchen. Aber dafür gibt’s keine Preise, der Sound muss stimmen und somit hören wir uns den kleinen Amp nun mal an.
Sound/Praxis
Ohne jegliches Knacken erwacht der VOX AC4 Blue nach Umlegen des Powerswitches zum Leben. Einen Stand-by-Schalter gibt es ja leider nicht, obwohl sich so eine Stand-by-Funktion zweifellos positiv auf die Lebensdauer der Röhren auswirkt. In diesem Fall ist der Verstärker nach einer ca. 10-sekündigen Aufwärmphase betriebsbereit und überrascht zuerst einmal mit einem erfreulich niedrigen Rauschpegel, zumindest wenn man den Amp mit mäßiger Verzerrung betreibt. Aber selbst bei Vollanschlag des Gain-Reglers kann man dem AC4 Blue gute Werte bezüglich des Rauschverhaltens vergeben, wenn auch das Poti des Gainreglers bei unserem Testmodell hörbar kratzt. „Highgain-Boutiqueamp-Distortion“ sollte man beim kleinen VOX nicht erwarten, die erreichbare Verzerrung reicht aber zumindest mit Humbucker-bestückten Gitarren an der Inputbuchse für erste Leadlines durchaus. Für Leute mit hohen Ansprüchen in Hinblick auf Gainreserven empfiehlt sich daher das Vorschalten eines Boost/Overdrive-Pedals oder besser das Umschauen nach einer Alternative.
Für alle anderen sei gesagt, dass der Weg von „Gainregler Linksanschlag zu Gainregler Rechtsanschlag“ ein weiter ist und auf diesem Weg viel im Sound des AC4 Blue passiert. So besitzt der Amp alle Attribute, die einen guten Röhrenamp auszeichnen, nämlich eine direkte Tonansprache und eine wunderbare Dynamik. Das Fehlen eines Mittenreglers in der Klangregelung ist vernachlässigbar, denn mit den beiden vorhandenen Reglern Bass und Treble lassen sich eine große Anzahl von Sounds entlocken. Das reicht von einem warmen und bassreichen Klang, über einen durchsetzungsfreudigen Mittensound bis hin zu einem glasklaren und dem Sound eines AC30 verdächtig nahe kommenden und höhenreichen Cleansound – wenn auch der Druck aufgrund der physikalischen Gegebenheiten wie dem kleinen Gehäuse und lediglich einem 10″-Speaker erwartungsgemäß das Niveau des großen Bruders nicht erreichen kann. Hubraum lässt sich nun mal durch nichts ersetzen, außer durch mehr Hubraum.
Dennoch ist die Lautstärke und das Durchsetzungsvermögen des kleinen AC4 Blue beachtlich und dürfte ihm in kleinen Clubs und bei kleineren Sessions zu einem idealen Begleiter machen.
hatte diesen verstärker vor ein paar jahren. spielte sich zu hause zum abbeissen schön. live allerdings, auch bei bescheidenen lautstärken, konnte er nicht wirklich mithalten. ich war froh, wenn ich meine gitarre überhaupt noch hörte.
optisch, gewichtsmässig und soundmässig sehr weit über dem durchschnitt.
von der lautstärke her: hätte vielleicht ein sm57 dabei haben sollen…