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Test: VOX AD30 VT, Gitarrenverstärker

(ID: 3290)

In einer vorbildlichen Bedienungsanleitung wird neben den handelsüblichen Bedienungselementen u.a. auf die Geschichte der einzelnen Verstärkertypen eingegangen, was ihre herausragenden Klangeigenschaften waren und nach welchem Schaltungsprinzip die legendären Sounds erzeugt wurden. Insbesondere der ambitionierte Klampfennachwuchs wird sich über den Schnellkurs in Sachen Verstärkerkunde freuen, woher soll auch ein 16-jähriger wissen wieso eine Verstärkertechnik in Form von Vollröhrentechnologie die Saitenwelt veränderte, welche bereits vor seiner Geburt außerhalb der Musikerwelt nahezu komplett durch Transistoren ersetzt wurde.

Ein ausgewachsenes Schmunzeln durchlief mein Gesicht, als ich die Beschreibung der einzelnen Verstärkertypen durchkämmte. Neben den Klassikern aus dem eigenen Haus, dem VOX AC15 bzw. dem AC30 Top Boost, welche auch mit vollem Namen genannt sind, ist man aus markenschutz-technischen Gründen gezwungen die Original Hersteller und Typenbezeichnungen anderer Hersteller mit allerlei blumigen Ausschmückungen zu umschreiben. So tauchen so erfrischende Beschreibungen wie z.B. bei Tweed 4×10 (die 4×10“ Combo wurde 1959 vorgestellt und war eigentlich für Bassgitarren gedacht) oder auch UK 70´s (das Modell beruht auf dem High-Treble Kanal eines 1971 50-Watt Vollröhren-Tops mit 4 Eingängen) auf, welche eine echte Gradwanderung zwischen Information und Markenschutz darstellt. Letztendlich werden in den Beschreibungen die wichtigsten Amp-Modelle der Firmen Fender, Marshall, VOX und einiger US Varianten wie Mesa/Boogie und Dumble beschrieben, womit man eigentlich schon 99% aller relevanten Gitarren-Sounds abgedeckt hat.

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Hierbei hat man es aber nicht belassen. Selbst bei der FX-Sektion wurde nicht einfach ein beliebiger Sound aus eigenem Haus genommen, nein, man bemüht sich ebenso wie bei den Amps auch hier die passenden Bodentreter zu emulieren, welche ebenfalls seiner Zeit einen hohen Anteil am Gesamtklang des Verstärkers hatten. So macht es schon eine Menge aus ob man Phaser/Flanger XY einprogrammiert oder vielleicht doch versucht das Resonanzverhalten der MXR – Boliden, bzw. eines Fender-Federhalls zu generieren.

Sound

Meine o.g. besagte Skepsis gegenüber Modeling-Verstärker resultiert aus einem einfachen Erfahrungswert. Alle Verstärker die ich bisher in diesem Bauprinzip kennen gelernt hatte, quälten sich mit zwei bautechnisch bedingten klanglichen Engpässen herum; zum einen hatten allesamt ein durchgehend „muffiges“, z.T. mattes Klangbild, gepaart mit einem allgemein sehr schlechten Durchsetzungsvermögen. Selbst bei sehr hohen Lautstärken war die Gitarre im Klangbild einer durchschnittlichen Rock/Pop/Metal Band nicht entscheidend zu orten. Dieses Manko galt es primär entscheidend zu schmälern.

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Nach Einschalten des VOX AD30 VT und einer kurzen Verzögerung zum Aufheizen der Röhre bin ich zunächst einfach nur die Werks-Presets des Amps durch gegangen, nicht ohne vorher die FX-Sektion zu muten. Schließlich kann man den Sound eines Verstärkers nur ohne zusätzliche Gimmicks bewerten, noch dazu wenn es darum geht den Vergleich zu einem anderen Modell herzustellen.

Was mir dann gerade im Bereich Fender- und Marshall-Modelling entgegen schallte war geradezu phänomenal. Wer hätte gedacht, dass man diesem unscheinbaren Zwerg eine dermaßen hohe Annäherung an die Originale entlocken kann. Das waren sie tatsächlich, die leicht crispen Höhen des Fender Bassman, das kehlige, hohle Kratzen des JTM 45, das „Tiefmitten-Geknödel“ der 800er- Serie und das „High-Gain-Gematsche“ der 2000er Reihe. Selbst das mittenlastige Saxophon-Timbre des Dumble ist gut getroffen. Dabei hat man gar nicht versucht die z.T. typentechnischen Schwachpunkte zu kaschieren, sondern hat sie (glücklicherweise) gleich mit modelliert.

Dass es der Valvetronix-Serie gelingen würde die Klassiker aus eigenem Haus zu kopieren, war zu erwarten, aber eine solch hohe Signalreue hätte ich nicht erwartet. Unnötig zu erwähnen dass die AC15 und AC30 Modelle extrem nah am Original sind. Selbst die Class A, bzw Class A/B- Schaltungen und ihre unterschiedliches Kompressionsverhalten, bzw. ihr Ansprechverhalten oder auch die unterschiedlichen Leistungsröhren werden in einem hohen Maß an Authentizität wieder gegeben. Nicht ein Hauch des eingangs erwähnten „Muffs“ im Grundklang, je nach Amp erklingen frische und unbelegte Sounds aus dem Speaker. Lediglich die Mesa-Boogie-Simulation sackt etwas nach unten durch. Der Sound an sich ist gut, aber den sahnigen High-Gain-Smooth des Rectifiers erreicht das Modell nicht ganz. Vielleicht wäre das jetzt aber auch ein bisschen viel verlangt, mir ist schon ein Rätsel wie man Marshall so unglaublich gut über diesen Winzling modellieren kann.

Die angegebene Leistung des VOX AD30 VT von knapp 30 Watt reicht locker aus um gegen einen nicht zu laut spielenden Drummer zu bestehen und um auf einer Clubbühne den Kollegen gehörig auf den Sack zu gehen sind alle Mal genügend Leistungsreserven vorhanden. Schade dass sich der Lautsprecher bei Belegung des Line Out Ausgangs immer abschaltet. Gerade in sehr kleinen Clubs, wo es auf jeden Meter Bühnenfläche ankommt könnte man sich ein Mikrostativ zur Abnahme des Amps sparen und das Signal über den sehr guten Line Out Sound abnehmen, während man den Speaker zur Bühnenbeschallung nutzt.

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Fazit

„Never Say Never“, ein Leitspruch der nicht nur 007 gut zu Gesicht steht, sondern auch jedem Musiker in Fleisch und Blut übergehen sollte. Nie hätte ich gedacht dass ein Modelling-Amp wie der VOX AD30 VT eine solch hohe Sound-Qualität erreichen würde, noch zudem bei diesen Abmessungen. Endlich ist man als Gitarrist wieder in der Lage mit kleinstem Besteck (linke Hand Gitarre, rechte Hand Amp) komplette Coverband-Shows und ambitionierte Proben durch zu führen. To be honest, I´m deeply impressed!

Plus

  • Modelling-Qualität / Sound- Flexibilität
  • Handling

Minus

  • Speaker lässt sich bei Line-Out Belegung nicht aktivieren

Preis

  • UVP: 347,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ich habe den AD 30VT neben meinem Röhrencombo auch als kleine, komplette und vor allem leichtgewichtige Alternative und bin von den Soundmöglichkeiten begeistert.
    Die 11 Presets sind allerdings für meinen Geschmack mit z.T. "überschwangeren" Effekten versehen, so dass man diese im Alltag kaum nutzen kann. Hier wollte Vox wohl zeigen, was möglich ist, hätte aber besser dezentere alltagstaugliche FX gewählt, die man dann neben den 2 programmierbaren und dem Manual zusätzlich hätte nutzen können.

  2. Profilbild
    THEBIGBASS

    Ich kaufte von der Vox Valvetronic Serie den 20W den 50W. Verkaufte beide wieder. Der 50W scheiterte im Direktvergleich mit einem 20 W Vollröhre Amp kläglich. Wenn es wirklich um den Schalldruck ging, ging der 20 W Vollröhre ab wie eine Rakete, der Valvetronic war zwar hübsch laut, aber der Druck kam nicht…
    Meine Begeisterung gegenüber Modelling Amps hält sich in Grenzen.
    Oder, ich bin noch nicht auf einen wirklich guten gestossen.

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