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Test: VOX Adio BS, Bassverstärker

Der ideale Bassverstärker für unterwegs?

21. November 2017

VOX Adio BS Front

Erst kürzlich hat der werte Kollege Stephan Güte den VOX Adio GT getestet (Link zum Testbericht hier entlang) und durchaus für ziemlich gut befunden. Für die Vertreter des geilsten Instruments der Welt hat der britische Kulthersteller den heutigen Testkandidaten, den VOX Adio BS entwickelt und gleichzeitig mit dem Gitarrenamp am Markt platziert. Offenbar traut man bei Vox dem nur knapp 3 kg schweren Kunststoffgehäuse mit den zwei 3″ Speakern und der 2x 25 Watt Digitalendstufe auch eine adäquate Übertragung von tiefen Tönen zu, hat man diese Komponenten doch eins zu eins von der Gitarrenvariante übernommen und lediglich den Vorstufen- bzw. Modeling-Sektor speziell für Bass designt. Ob das funktioniert? Dieser Test deckt es auf …

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VOX Adio BS top

— Äußerlich gleicht der VOX Adio BS seinem Bruder aus der Gitarrenabteilung —

Facts & Features

Gehäuse, Speaker und Endstufe wurden ja wie gesagt vom VOX Adio GT übernommen, insofern verweise ich hier nochmals auf den entsprechenden Testbericht, dessen Meinung zur guten Verarbeitungsqualität wie auch zum Design (inkl. der Witzchen …) ich vollauf teile. Das Design des VOX Adio BS unterscheidet sich in marginalen Details vom gitarristischen Bruder: Das markante Firmenlogo aus Kunststoff prangt hier in Silber statt in Gold auf dem Bespannstoff, der sich farblich ebenfalls leicht unterscheidet, die grundsätzliche Formgebung bleibt aber bestehen. Das Bedienpanel enthält eine Monoklinkenbuchse für den Bass, eine Stereominiklinkenbuchse zum Anschluss von Kopfhörern sowie insgesamt neun Druckknöpfe und neun Drehregler mit jeweils diversen Funktionen. Zusätzlich dient ein größerer Wahlschalter zum Anwählen der elf Verstärkermodelle.

Im Einzelnen werden folgende Modelle angeboten:

  1. Classic: virtuelle Nachbildung des legendären Ampeg B-15 Combos. Motown lässt grüßen!
  2. Slap: Es dürfte sich hierbei um die Emulation eines Aquilar-Amps handeln, ein moderner Sound nicht nur zum Slappen!
  3. Rock: Emulation des legendären Sansamp Bassdrivers.
  4. Modern: Der berühmte SVT „scooped“ Ton mit aktiviertem „Ultra Lo“ Preset.
  5.  Deep: Hier wird das Signal in Bässe und Höhen aufgesplittet und die Bässe komprimiert, die Höhen verzerrt!
  6. Tight Synth: Emulation des legendären Korg A5 Synthpedals
  7. Dirty Synth: Hier wird das begehrte Synthpedal Akai Deep Impact emuliert. Wählt man einen der Synthies an, steuert der Dreiband-Equalizer die Synthparameter.
  8. Deluxe CL: Emulation eines Gitarrencombos
  9. AC 30TB: Emulation eines Gitarrencombos
  10. Double Rec: Emulation eines Gitarrenstacks
  11. Flat: Neutraler, transparenter PreampVox Adio Bs panel

Bei Verwendung der Toneroom App erhöht sich die Anzahl der Modelle auf 17, dazu später mehr!

Irgendwie schade, dass offenbar kein Amp aus dem britischen Königreich den Weg in das Modeling-Labor von VOX gefunden hat (hier bitte einen passenden „Brexit-Kalauer“ einfügen)! Anstatt mehrerer Gitarrenamps hätte ich mir doch lieber z. B. einen Trace, Ashdown oder gar den legendären VOX-Foundation mit 1x 18″ Cabinet gewünscht!

Es folgt der Gain-Regler, der die virtuelle Vorverstärkung der Verstärkermodelle und den Verzerrungsgrad regelt. Ein klassischer Dreiband-Equalizer (Treble, Middle, Bass) sowie ein Volumeregler, der die Lautstärke der virtuellen Endstufe regelt, komplettieren die Einstellmöglichkeiten der virtuellen Amps.

Opulent ist auch die Effektauswahl, man kann bis zu zwei Effekte (plus die Rauschunterdrückung) gleichzeitig zur Klangformung heranziehen. Jeder der beiden Effektblöcke wird über einen Regler bedient, der den Effekttyp anwählt und dann mehrere Parameter gleichzeitig verändert. Der Regler FX 1 bietet so Compressor, Touch Wah, Fuzz und Chorus an. Mit dem Regler FX 2 lassen sich Analog Delay, Wide Delay, Spring und Hall steuern, einer der Druckknöpfe ist diesem Effektblock zugeordnet und ermöglicht mit seiner Tap-Funktion die Steuerung von zeitbasierten Effektparametern wie der Delaytime. Auch hier erweitert sich die Auswahl von zur Verfügung stehenden Effektmodellen durch die Verwendung von der Toneroom-App.

Ein mit Instrument beschrifteter Regler bestimmt die Endlautstärke des angeschlossenen Instrumentes, der Audioregler daneben die des externen Audiosignals welches sich wahlweise per Bluetooth oder per Miniklinke einspeisen lässt.

Über die Druckknöpfe lassen sich Sounds in zwei Bänken zu je vier Speicherplätzen abspeichern bzw. abrufen, der gut funktionierende Tuner und das Bluetooth-Pairing für den Audiokanal aktivieren sowie die „Widefunktion“, die die Wiedergabe des Audiosignals im Raum verbessern soll, einschalten.

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VOX Adio BS back

— Spartanisch fällt die Rückseite des VOX Adio BS aus. Lediglich USB, Aux in und die Netzteilbuchse stehen hier an Anschlüssen zur Verfügung. —

Auf der Rückseite kann man noch den USB-Anschluss finden, mit dem der Adio BS zu einem Audiointerface für Aufnahmezwecke wird, sowie die Buchse für das mitgelieferte Netzgerät.

Für den mobilen Betrieb konzipiert, darf natürlich eine netzunabhängige Stromversorgung nicht fehlen und wie das geringe Gewicht des Amps schon vermuten lässt, erfolgt diese nicht über einen integrierten, wiederaufladbaren Akku, sondern über 8 herkömmliche AA-Batterien (die es natürlich auch als Akkus gibt). Das Batteriefach befindet sich ebenfalls auf der Rückseite des VOX Adio BS. Im Unterschied zur sonstigen Verarbeitung des Testkandidaten, die recht robust erscheint, sollte man beim Batteriewechsel Vorsicht walten lassen, ansonsten dürften sich die Kunststofflaschen des Batteriefachdeckels recht bald verabschieden.

Ein Nachteil des mobilen Betriebes ist zudem, dass sich die angegebene Ausgangsleistung der Endstufe im Batteriebetrieb auf ein Zehntel (!) reduziert, somit also nur noch 2x 2,5 Watt ausgegeben werden. Das klingt auf dem Papier zunächst mal nach sehr wenig für die Verstärkung von Bässen, ob das so in der Praxis ausreicht, steht weiter hinten im Kapitel „Sound & Praxis“ …

Die Tone Room App

Zur Steuerung und Verwaltung der Sounds hat Vox eine App entwickelt, die man lobenswerterweise für alle derzeit relevanten Betriebssysteme herunterladen kann: Windows, macOs, Android und IOS. Ich habe die App in der iOS-Version mit meinem iPad getestet.

Hierzu verbindet man den VOX Adio BS per Bluetooth low energy, einem speziellen Bluetooth-Protokoll, das auch z. B. bei MIDI-Anwendungen Verwendung findet. Nun lassen sich in Echtzeit Verstärkermodelle und Effekte auswählen und editieren, die Einstellmöglichkeiten gehen weit über das hinaus, was am Vox Adio Bs selbst möglich ist. So lassen sich sämtliche Effekte detailliert über mehrere Parameter kontrollieren, der Mittenregler des Dreibandequalizers verfügt hier über schaltbare Einsatzfrequenzen.

VOX Adio BS Tone Room App 1

— Mit der Tone Room App erhält man mehr virtuelle Amps —

VOX Adio BS Tone Room App 2

… mehr Effektpedale …

VOX Adio BS Tone Room App 3

… und einen vollparametrischen EQ für das externe Audiosignal

Zudem erweitert sich die Auswahl der Verstärkermodelle auf 17, die der Effekttypen auf 19! Auch der Audioteil profitiert von der Toneroom-App, hat man hier doch einen frei einstellbaren  und programmierbaren parametrischen Equalizer zur Verfügung, um den Sound des eingespielten Audiosignals anzupassen.

Auch lassen sich hier Usersounds speichern und verwalten und mit anderen Usern austauschen.

DIe Toneroom App macht mir Spaß! Die Verbindung klappt reibungslos, der Adio BS erhält reichlich zusätzliches Soundpotenzial und alle Veränderungen sind sofort in Echtzeit hörbar!

Sound & Praxis mit dem VOX Adio BS

Ich muss zugeben, dass ich einigermaßen skeptisch war, was den Sound des VOX Adio BS betrifft. Bei der geringen Masse und Membranfläche ist nach meiner Erfahrung einfach kein ordentlicher Basssound machbar, was sich beim Adio BS leider bewahrheitet. Mittig und kratzig quälen sich kaum als Bass zu erkennende Töne aus dem Kunststoffgehäuse. Wenn der „Instrument“-Regler auf etwa 10:30 steht, kommt noch ein mechanisches Rasseln von der überforderten Konstruktion dazu, die von der Endstufe zumindest im Netzbetrieb eigentlich gelieferte Leistung kann leider von Lautsprechern und Gehäuse nicht verarbeitet werden. Hier zunächst das gelungene „Classic“-Modell direkt über den USB-Out aufgenommen:

Hier der gleiche Sound über die integrierten Speaker mit Mikro aufgenommen. Im direkten Vergleich ist der Mangel an Bässen sofort wahrnehmbar.

Immerhin: Im Batteriebetrieb kommt das Gehäuse nicht ins Schwitzen, die Leistungsreduktion auf ein Zehntel, also dann 2x 2,5 Watt, macht den Amp dann halt auch richtig leise – damit kommt man kaum gegen eine Akustikgitarre an.

Dabei sind die Emulationen der Bassverstärker klanglich wirklich gut gelungen und liegen meines Erachtens von der Klangqualität wie auch von Dynamik und Spielgefühl vor denen der Konkurrenz in diesem Preissegment. Hier der emulierte Ampeg-Turm, der wirklich toll gelungen ist:

Auch der verzerrte „Rocksound“ gefällt sehr:

VOX Adio BS Mic Setup

— Die Aufnahme über ein Mikrofon lohnt aufgrund des dürftigen Klangbildes eher weniger —

Ebenfalls klanglich top: der „Slap“-Sound, hier mit dem ebenfalls sehr guten Kompressor optimiert:

Auch die Effekte klingen gut und praxistauglich. Gerade auch die Synth-Fraktion, mit zwei legendären Emulationen durchaus prominent vertreten, lässt das Bassistenherz höher schlagen! Die emulierten digitalen Synth-Pedale überzeugen beim Adio BS auch durch ordentliches Tracking und klangliche Flexibilität.

Hier noch ein paar Beispiele mit den Effekten Autowah, Delay, Hall und Chorus, alle nach analogen Vorbildern modelliert.

Schade, dass man das eigentlich sehr hohe Klangpotenzial nur über Kopfhörer oder per USB-Anschluss an den (Recording)-Computer erfahren kann. Dann geht allerdings wirklich die klangliche Sonne auf, zumal alles recht unproblematisch und dank der Class-Compliance des VOX Adio BS ohne Treiberinstallation funktioniert. Schmerzlich vermisse ich einen ordentlichen analogen Ausgang, idealerweise einen XLR-DI-Out zumindest, aber ein Line-Out würde die Nutzungsmöglichkeiten des VOX Adio BS signifikant erweitern.

VOX ADIO BS Battery

— Leider zu leise: Im Batteriebetrieb liefert der VOX Adio BS lediglich 2x 2,5 Watt —

Die Audiowiedergabe per Bluetooth ist ein nettes Zusatzfeature, allerdings musste ich hier den Audio-Equalizer aus der Tone Room App benutzen, um ein klanglich zufriedenstellendes Ergebnis zu generieren. So schön die Idee auch ist, die Audiofunktion als Quelle zum Üben heranzuziehen, so schade ist es, dass diese Idee schon an der dürftigen Basswiedergabe scheitert, die einfach nicht zum Üben animiert.

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Fazit

VOX probiert es nicht zum ersten Mal: Bereits 1963 stellte man an die Seite des erfolgreichen AC 30 Gitarrencombo einen AC 30 Bass Amp in die Läden und hoffte, mit minimalen Veränderungen an der Schaltung die Bassisten zu gewinnen. Da man am Gehäuse (offener 2x 12″ Combo) nichts und an der Vorstufe kaum etwas änderte, scheiterte der Versuch. Dieser Amp war und ist auch heute noch beliebt – bei Gitarristen …

Ein ähnliches Schicksal droht auch dem VOX Adio BS, sind doch Endstufe, Lautsprecher und Gehäuse identisch mit dem Vox Adio Gt. Vox liefert bei den als Klangerzeugung dienenden virtuellen Verstärkern und Effekten einiges an gut klingender Bassware, während sich die augenscheinlich für Gitarre entwickelte Lautsprecher/Gehäusekonstruktion im Test als überfordert herausstellte. So macht das Üben keinen Spaß, der Sound ist beim Batteriebetrieb mit 2x 2,5 Watt nämlich sehr leise.

Der VOX Adio BS empfiehlt sich für Basser, die auf die Optik stehen oder eine einfach zu handhabende, gut klingende und spezielle Bassrecording-Möglichkeit per USB suchen. Hier kann der Testkandidat am ehesten überzeugen.

Plus

  • hohe Qualität der virtuellen Verstärkermodelle und Effekte
  • gutes Tracking der Synthmodelle
  • sehr gute, für alle relevanten Betriebssysteme erhältliche Tone Room App
  • Bluetooth-Audiowiedergabe möglich

Minus

  • schwacher Klang über interne Lautsprecher
  • störende mechanische Nebengeräusche bereits im mittleren Leistungsbereich
  • relativ wenig Auswahl bei den Bassverstärkermodellen
  • schwache Leistung und sehr geringe Lautstärke im Batteriebetrieb
  • keine analogen Ausgänge außer dem Kopfhöhrerausgang
  • Batteriefachdeckel könnte robuster sein

Preis

  • Ladenpreis: 289,- Euro
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