Waldorf stellt den kb37 ein. Jetzt zum Sonderpreis zu haben.
Ein tolles Konzept läuft aus
Waldorf hat bekanntgegeben, dass seine wunderbares Keyboard kb37 und alle Waldorf Eurorack-Module nicht mehr hergestellt werden. Restposten gibt es aber noch und die werden ab sofort zu Sonderpreisen angeboten. Der Preis des kb37 wurde so zum Beispiel von 1.024,- Euro auf 599,- Euro gesenkt. Das Eurorack Modul NW1 kostet zum Beispiel nur noch 199,- Euro statt 376,- Euro.
Für uns Grund genug, die Produkte nochmals kurz vorzustellen und den Test von 2016 in den Fokus zu rücken. Im Laufe der Zeit hatten wir auch die gesamte Eurorack-Serie von Waldorf getestet. Also werft noch mal einen Blick darauf, es lohnt sich.
- Waldorf nw1 Wavetable-Modul
- Waldorf mod1 Modulator-Modul
- Waldorf cmp1 Kompressor-Modul
- Waldorf vcf1 Filter-Modul
Dazu gibt es auf AMAZONA.de auch einen Workshop, wie man das kb37-Keyboard am besten einsetzt. Diesen findet Ihr HIER.
Und los gehts mit dem Waldorf kb37-Test:
Mit dem Waldorf kb37 haben wir ein echtes Highlight der diesjährigen NAMM-Show auf dem Prüfstand. Ein ganz großes Dankeschön an Waldorf, die uns dieses tolle Teil extrem schnell für einen Test zur Verfügung gestellt haben.
Viele waren froh, als die meisten Firmen wieder angefangen hatten, analoge Synthesizer zu bauen. Ganz besonders gefreut haben sich die meisten, als berühmte Namen wieder auf dem Plan erschienen und alte Klassiker neu aufgesetzt wurden.
Doch die Hersteller gehen noch einen Schritt weiter. Der derzeitige Kurs steuert in Richtung Modular. Neben den bewährten Modulen von Doepfer haben jüngst Firmen wie Roland, Moog und Dave Smith (der anscheinend ideenreichste Mann der Industrie) seit Längerem wieder den modularen Sektor betreten. Modulare Synthesizer scheinen Musiker seit jeher zu begeistern. Es gibt sogar Software. Bazille von U-HE oder seit diesem Jahr Softube Modular, die sogar Doepfer Module emuliert. Waldorf schließlich hat seinen Teil mit dem nW1 Wavetable Module dazu beigetragen, über das wir bereits berichtet haben.
Die Idee
Waldorf hat mit dem nW1 Wavetable ein Modul im Eurorack-Format herausgebracht und bietet noch weitere Module an. Und die brauchen ein gemeinsames Zuhause. An dieser Stelle möchte ich noch betonen, dass das Waldorf kb37 nicht auf Waldorf Module beschränkt ist. Man kann auch ausschließlich Module anderer Hersteller einbauen. Selbstverständlich sind die Waldorf Module bestens auf das Keyboard optisch und funktionell angepasst.
Im Eurorack-Standard passen alle Module in entsprechende 3 HE Rahmen und haben rückseitig die gleiche Versorgungsspannung mit 12 V, -12 V und optional 5 V. Module der verschiedensten Hersteller können also zusammen betrieben werden.
Gehäuse
Das Waldorf kb37 erinnert äußerlich ein bisschen an den Oberheim Two Voice Pro, der auch 37 Tasten besitzt. Das Gehäuse ist weiß lackiert und besteht vollkommen aus Metall. Der erste Eindruck ist schon einmal sehr gut, da stabil.
Es wurde eine Fatar TP9-Tastatur mit 37 Tasten (3 Oktaven) verbaut. Die Tastatur fühlt sich sehr hochwertig an und besitzt darüber hinaus eine Anschlagsdynamik und Aftertouch (die auch gepatcht werden können. Was das bedeutet, erfahrt ihr gleich). Über der Tastatur befindet sich eine große Öffnung, in der die Module festgeschraubt werden. Das Keyboard bietet Platz für 100 TE (= Teileinheiten). Wenn man das nw1-Wavetable Module verbaut, passen etwa 7-8 durchschnittlich große Module daneben. Wenn man bei Waldorf bleiben mag, passen alle derzeitig verfügbaren Module in das Gehäuse. Wir können uns also ein stattliches Live-Modulsystem in das Keyboard einbauen.
Festgeschraubt ist alles stabil. Der Abstand zwischen den festgeschraubten Modulen und Platine bzw. Boden ist so groß, dass auch tiefere Module problemlos in das Keyboard passen.
Links neben der Einbauöffnung befindet sich ein umfangreiches Patchfeld, darunter Arpeggiator, Modwheels und weitere Regler. Das Schöne und gleichzeitig Notwendige beim kb37 ist ja, dass wir auf all diese Komponenten zugreifen können, wenn wir am verkabeln sind. Mit dem Tempo-Regler bestimmen wir die Geschwindigkeit des Arpeggiators. Wir können mit ein paar Patches das Tempo als Taktgeber verwenden, um alles miteinander zu synchronisieren. In Zeiten von digitalen Audioworkstations, Plug-ins und Quantisierung eine tolle Funktion! Das Pitch-Wheel ist zwar von Haus aus schon für das Pitchen belegt, aber wir können es noch mit einer weiteren Funktion belegen (oder mehreren, wenn wir Stackcable benutzen). Das Mod-Wheel braucht eine Kabelverbindung, denn es hat sonst keine Funktion.
Die Fatar Tastatur des Waldorf kb37 beherrscht Aftertouch und Anschlagsdynamik. Im Patch-Feld haben wir jeweils einen Ausgang für Velocity (Anschlagsdynamik) und Aftertouch. Das nW1 Wavetable Module besitzt drei Haupteingänge. Wir können jetzt beispielsweise den Ausgang für Aftertouch mit Eingang zwei verbinden und auf „Tune“ einstellen. Dann haben wir einen tollen Effekt. Die Tonhöhe verändert sich, wenn ich eine gehaltene Taste noch einmal fester drücke.
Und die Anschlagsdynamik (Velocity) verbinden wir mit Eingang 3, auf Noisy eingestellt. Nun hören wir, abhängig von der Anschlagsstärke, ein Rauschen. Wer sich mit modularen Synthesizern auskennt weiß, dass man das unendlich weiterführen kann. Auf der rechten gegenüberliegenden Seite befinden sich die Ausgänge. Audio Out links + rechts mit dazugehörigem Lautstärkeregler. Darunter ein Kopfhöreranschluss mit herkömmlicher Klinke, ebenfalls mit Lautstärkeregler.
Die Rückseite des Waldorf kb37 beherbergt Audio Out L + R als Klinke, Sustain-Pedal, Sensor In und Stromzufuhr. Der Klinkeneingang mit der Beschriftung „Sensor“ ist eine interessante Schnittstelle. Hier lassen sich verschiedene Echtzeitkontroller anschließen. Zum Beispiel können wir einen Infrarot-Controller, den wir als D-Beam von Roland kennen, anschließen. Und natürlich existieren auch MIDI-In, MIDI-Out, MIDI-Thru und ein USB-Anschluss, über den wir uns mit einer DAW verbinden oder die Firmware des kb37 updaten können. Über der Tastatur sind noch einmal einige Wörter und Bezeichnungen aufgedruckt. Dazu hält man den „Setup“-Taster, damit die Klaviertasten zu Funktionstasten werden. Über jeder dieser Taste steht eine Funktion. Einige davon betreffen den Arpeggiator. Wenn er eingeschaltet ist und man „Setup“ hält, können wir beispielsweise das Muster ändern. Von „Up“ nach „Random“ oder wir tappen das Tempo. Das allgemeine Tempo der Clock lässt sich auch durch Tappen einstellen.
Handhabung
Das Waldorf kb37 wird gänzlich ohne Module geliefert. Das gerade ist ja der Witz an der Sache, dass sich jeder User seinen eigenen portablen Synthesizer mit bTastatur zusammen stellen kann. In diesem Fall lhat uns Waldorf aber das hauseigene Wavetable-Module nw-1 mitgeliefert, welches wir noch durch weitere Eurorack-Module sinnvoll ergänzt haben, um einen spielbaren Synthesizer zu erhalten.
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Verwendet haben wir ein Multifilter von Toobrillo, einen Doepfer A-132-3 DVCA, einen MFB Dual LFO und noch einen Doepfer A-141-2 VCADSR. Die Module werden in die Öffnung eingesetzt und mit den Anschlüssen verkabelt.
Einziges Problem, Waldorf verwendet Schienen in den die üblichen M3 Schrauben nicht passen. Wir vermuten, dass es sich um M2,5-Gewinde handelt. In Ermangelung der richtigen Schrauben, konnten wir die zusätzlichen Module nicht befestigen. Waldorf tät gut daran bei der Auslieferung einen Satz dieser Schrauben beizulegen. (Dieses Manko scheint sich nur auf das Vorserienmodell zu beziehen, und wird derzeit behoben)
Insgesamt besitzt die Stromversorgung 14 Steckplätze. Das Waldorf-Modul nW1 alleine reicht aber nicht aus um mit gemeinsam mit der Tastatur einen vollwertigen Synthesizer zu ergeben. So würde z.B. ohne VCA das nW1 Modul nur einen anhaltenden Tonvon sich geben, der sich zwar tonal spielen lassen würde, aber niemals ausklingt. Für ein vernünftiges Setup braucht man also mindestens noch einen VCA und Envelope. Ein Filter und LFO würden das Set-Up ebenso sinnvoll ergänzen und dürfen in einem amtlichen Synthesizer nicht fehlen.
Empfehlungen
Neben der Möglichkeit sich einen Synthesizer „from scratch“ zusammenzustellen, kann aber auch zu Eurorack-Modulen greifen, die bereits in einem Modul quasi ein komplettes System enthalten. Zum Beispiel bietet Moog mit dem Mother-32 ein solches Modul.
Aber auch Pittsburgh Modular hat mit dem Lifeforms SCV-1 ein Euroreck-Modul, welches unkom,pliziert in Symbiose mit dem Waldorf kb37 einen vollwertigen Synthesizer ergibt.
Wer eine solche All-In-One-Lösung preiswerter sucht, wird bei Doepfer fündig mit dem Modul A111-5, welches dem Doepfer Dark Energy entspricht, aber eben im Eurorack-Format. Oh sorry, sehe gerade, dass dieses Modul schon wieder bei Doepfer vergriffen ist. Dann eben die Augen aufhalten auf eBay. ;-)
Um zum Schluss noch ein Workshop-Tip:
Das Waldorf KB37 mit zahlreichen Sounddemos und Modulen bestückt, gibt es hier zu hören und zu lesen.