6 Amps in a box - Das Walrus Audio ACS1 MKII
Walrus Audio ACS1 MKII ist ein Amp- und Boxensimulationspedal, das mit sehr guten Sounds und Vielseitigkeit punkten kann.
Inhaltsverzeichnis
Walrus Audio hat mit der Mako MKII-Serie ein richtig heißes Eisen im Feuer. Die Serie umfasst bislang die M1 Modulation Machine, das R1 Stereo Reverb und das D1 Stereo Delay. Alle keine Schnäppchen, aber dafür gehören diese Pedale qualitativ zum Besten, was mir je untergekommen ist. Das ACS1 Pedal hat nun folgerichtig auch ein Update bekommen, so richtig stylish, mit Display und so. Also schauen wir mal genauer hin.
Walrus Audio ACS1 MKII – Facts & Features
Das Walrus Audio ACS1 MKII Pedal ist mit einer Größe von 12,5 × 6,7 × 5,0 cm genauso groß wie seine Geschwister aus der gleichen Serie. Das ist auch gut so, denn so kann das Gehäuse günstig in großen Mengen produziert und anschließend per Lackierpistole dem entsprechende Modell angepasst werden. Wirtschaftlich nachvollziehbar und technisch kein Problem.
Der Aufbau ist also bei allen Geräten dieser Serie gleich, alle können in Full-Stereo betrieben werden und bieten dafür jeweils zwei Input- und zwei Output-Buchsen. Natürlich sind die Geräte auch Mono verwendbar, jedes einzelne der Pedale hat aber auch das Potenzial, das Signal in ein Stereo-Signal zu wandeln. Die Buchsen sind alle als TS-Buchsen ausgelegt, das Weiterleiten des Signals mittels eines TRS-Kabels ist also nicht möglich. An der Front befinden sich eine USB-C Buchse und MIDI In sowie ein MIDI Thru in 3,5 mm Klinkenform.
Die Netzversorgung des Walrus Audio ACS1 MKII erfolgt ausschließlich per Netzteil, das neben den 9 V Spannung auch mindestens 300 mA Stromstärke bereithalten sollte. Das stabile Metallgehäuse ist in einem kupfer- bis goldfarbenem Finish versehen, was es sehr edel wirken lässt. Die Regler teilen sich in zwei Reihen auf, so wie bei allen Pedalen der Mako Serie. Die oberen Reihe übernimmt in diesem Fall die Basis der Regelung eines Amps, aufgeteilt in Volume und Gain. Der dritte Regler mit der Bezeichnung „Room“ fügt dem Sound Reverb hinzu.
Die drei unteren Regler sind sogenannte Encoder-Knobs, die sowohl als Drehregler als auch als Pushbuttons fungieren. In der Standardansicht übernehmen die drei zunächst mal den Equalizer des Amps, also Bass, Middle und Treble. Hier hat man direkten Zugriff auf die Parameter. Das Drücken des Encoders schaltet beim linken Poti die insgesamt zwölf Cabinet-Simulationen der Reihe nach durch, der mittlere Knopf kümmert sich um das Stereo- bzw. Mono-Signal. Button Nr. 3 schaltet schrittweise durch die sechs verschiedenen Amps.
Eine Boost-Funktion bietet das Pedal auch. Der Boost reicht vom nicht geboosteten Gain-Wert bei Minimum bis zur maximal möglichen Verstärkung mit zusätzlichen 4 dB Gain.
Die Bedienung der Walrus Audio ACS1 MKII Pedals
Ein kleines Display zeigt übersichtlich die gewählten Parameter und deren Modifikationen an. Insgesamt 128 Speicherplätze bietet das Walrus Audio ACS1 MKII Pedal, davon sind neun in drei Bänken von A bis C in je drei Presets direkt und ohne MIDI erreichbar. Hierzu drückt man den linken und den mittleren Encoder gleichzeitig und wählt dann mit dem linken die Funktion „Preset“ aus. Der mittlere Regler scrollt nun durch die drei Bänke, der rechte Regler wählt eins der drei Presets. Innerhalb der gewählten Bank können die drei Presets auch per Fuß durchgeschaltet werden, indem man beide Fußtaster gleichzeitig betätigt.
Möchte man alle 128 Speicherplätze nutzen, bleibt einem ausschließlich der Weg über die MIDI-Funktion des Pedals. Einen Anschluss für ein externes Pedal oder einen Schalter gibt es nicht. Das ist schade, denn nicht jeder nutzt ein Pedalboard mit umfangreichen MIDI-Settings. Hier wird Potenzial verschenkt. Neben den drei Bänken kann durch gleichzeitiges Drücken der beiden linken Encoder noch die Charakteristik des Reverbs eingestellt sowie ein Gate aktiviert werden, das die Nebengeräusche in den Spielpausen eliminiert. An Reverbs stehen hier ein Spring Reverb, ein Room- und ein Hall-Reverb zur Verfügung.
Drückt man den mittleren und rechten Encoder gleichzeitig, befindet man sich im System-Menü. Hier kann die IR-Stufe separat ausgeschaltet oder der jeweilige Amp umgangen werden. Somit kann das Pedal auch als reiner IR-Loader fungieren, wobei das schon fast snobistisch erscheint. Der Bypass-Mode des Pedals kann hier ebenfalls konfiguriert werden, je nach Einstellung arbeitet das Walrus Audio ACS1 MKII Pedal mit einem gebufferten oder einem Relais-Bypass, was einem True Bypass entspricht. Die Eigenschaften des Displays und der MIDI-Kanal können hier ebenfalls eingestellt werden.
MIDI und USB sind hier übrigens streng getrennt, während manch ein Pedal auch MIDI über USB versteht, dient der USB-Anschluss hier ausschließlich der Kommunikation mit einem Rechner. Über die Seite Walrusaudio.io können hier die Firmware aktualisiert und die IRs verwaltet werden. Einen externen Editor für das Walrus Audio ACS1 MKII Pedal sucht man vergebens. Auch hier geht wieder ein bisschen Benutzerfreundlichkeit verloren. Walrusaudio.io funktioniert übrigens ausschließlich mit ein paar unterstützen Browsern, Google Chrome wird empfohlen. Habe ich nicht, will ich nicht, das nervt leider etwas.

Der IR Loader ist das einzige, was per externem Editor an Bearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung steht
Die Amps und Cabinets des Walrus Audio ACS1 MKII
Welche Amp- und Cabinet-Simulationen bietet das Walrus Audio ACS1 MKII denn nun? Hier stehen grundsätzlich sechs charakteristische Amps zur Auswahl, wobei drei davon eher typische Lowgain-Amps sind, die drei anderen bilden eher die Highgain-Fraktion.
Fullerton – Inspiriert vom klassischen Fender Deluxe Reverb. Knackige Cleansounds mit viel Headroom.
London – Inspiriert von einem 1962er Marshall Bluesbreaker mit harmonisch reichem, röhrengetriebenem Breakup.
Dartford – Inspiriert von den legendären Sounds eines Vox AC30 aus den 1960er-Jahren.
Red – Inspiriert vom rauen und druckvollen Peavey 5150, aggressive moderne Metal- und Hardrock-Sounds.
Citrus – Inspiriert vom harmonisch komplexen Orange Rockerverb. Klassischer britischer Gain mit cremigem Mittenbereich und druckvollen Bässen.
Tread – Inspiriert vom Mesa Boogie Dual Rectifier mit heftigem Highgain.
Die zwölf Cabinets (bzw. IRs) stammen von zwei unterschiedlichen Entwicklern. David Hislop und Kenyon Reed von Tone Factor sind verantwortlich für die sechs Cab-Sims der drei ersten Amps, während die sechs Standard-IRs für die Verstärkermodelle Red, Citrus und Tread von Justin York von York Audio entwickelt wurden. Selbstverständlich kann hier jeder Amp mit jedem Cabinet betrieben werden und über die Website können, wie schon angesprochen, eigene IRs genutzt werden.
Die zwölf IRs stellen folgende Kombinationen aus Boxen und Mikros zur Verfügung:
1: ‘66 Fender® Deluxe Replication / SM57
2: ‘66 Fender® Deluxe Replication / Royer 121
3: Marshall® JTM50 Bluesbreaker Replication / SM57
4: Marshall® JTM50 Bluesbreaker Replication / Royer 121
5: Vox® AC30 6TB Replication / SM57
6: Vox® AC30 6TB Replication / Royer 121
7: Mesa® Oversized 4×12 / SM57 + Royer 121
8: Mesa® Oversized 4×12 / SM58 + Beyerdynamic M160
9: Kerry Wright 4×12 / SM57 + Royer 121
10: Kerry Wright 4×12 / Sennheiser MD412 + Telefunken U47
11: Marshall® 1960bv 4×12 / SM58 + Beyerdynamic M160
12: Marshall® 1960bv 4×12 / Sennheiser MD421 + Beyerdynamic M160
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Praxis
Zunächst wird das Pedal mit dem Rechner verbunden, um etwaige Firmware-Updates zu laden und zu installieren. Das klappt hervorragend, auch wenn ich dafür meinen Mac mit Google Chrome infizieren muss.
Wer das Walrus Audio ACS1 MKII in Mono betreibt, kann sich einen Amp und eine Cab-Sim aussuchen. Das ist schon prima. Wer aber eine Stereo-Setup fährt, das hier bereits bei den Amps starten kann, darf auch gern für den rechten und linken Kanal unterschiedliche Amps und Cabinets aussuchen. Und das macht die Sache jetzt echt interessant, denn so kann, spinnt man die Signalkette weiter und ordnet den Kanälen noch unterschiedliche modulations- oder zeitachsenbasierte Effekte wie Delay oder Reverb hinzu, ein echt fetter Sound erzeugt oder in Ambient-Gefilden schöne Texturen erzeugt werden.
Hierzu drückt man den mittleren Encoder und stellt den Wert zunächst auf „L“. Das bedeutet, dass man jetzt nur noch kontrolliert, was aus dem linken Kanal kommt. Jetzt wird der Sound mittels
EQ, Amps und Cabs nach persönlichem Geschmack eingestellt. Wenn man damit fertig ist, drückt man den Encoder, bis „R“ erscheint und wiederholt den Vorgang. Schon hat man die Basis für ein echtes Stereo-Rig geschaffen.
Um das Klangpotenzial der Walrus Audio ACS1 MKII zu demonstrieren, schließe ich meine Gitarre (Charvel Marco Sfogli Signature) direkt ans Pedal an und verbinde die beiden Ausgänge mit zwei Eingängen meines Audiointerfaces, in diesem Fall ein UA Volt 476. Aufgenommen wird in Logic ohne weitere Effekte, Reverb kommt, wenn dann, aus dem ACS1.
Ihr hört zunächst die sechs Amps mit den ihnen zugedachten Cabs aus jeweils einem der Presets 0 bis 9.
Zum guten Schluss drohen euch noch zwei Audiofiles, bei denen ich eigene Sounds erstellt habe und diese im Kontext mit jeweils einem Audio-Loop präsentiere. Der Grundsound kommt dabei jeweils aus dem ACS1, die Effekte (Delay und Reverb) aus der Neural DSP Morgan Amps Suite. Beim zweiten Beispiel schalte ich nach der Hälfte den Boost hinzu.
Hallo Jan Steiger
Danke für den Test und die schönen Soundbeispiele.
Bin mit deinem Fazit kongruent.
Der etwas hohe Preis würde mich in diesem Fall vom Kauf nicht abhalten.
Besitze leider (noch) keine Gitarre ….
Gruß masterBlasterFX