I am the Walrus
Wieder mal ein Test eines Delays, werdet ihr denken, doch die Nachfrage nach Boutique-Pedalen mit gutem Sound und individuellem Design scheint nicht abzureißen. Deswegen bleiben wir dran, zumal einige Hersteller erkannt haben, dass das Integrieren einiger nützlicher Features den Musiker erfreut. Diese Ausstattungsmerkmale sind meist nicht wirklich neu, sie werden oft lediglich in anderen Kombinationen angeboten.
Auch die Produkte der Boutique-Schmiede Walrus Audio sind bekannt für hohe Qualität und hübsches Design. Unser heutiger Testkandidat ARP-87 macht da keine Ausnahme und hat auch ausstattungsmäßig einiges zu bieten.
Das Walrus Audio ARP-87 ist ein digitales Delay, das eine Verzögerungszeit von bis zu 1000 ms bietet. Das Pedal besitzt eine Tap-Tempo-Funktion, vier (laut Hersteller) „Delay- Programme“, besser als Algorithmus oder auch Preset zu bezeichnen. Ein zusätzlicher regelbarer Modulationseffekt ist auch im Programm sowie ein Eingang für einen externen Tap-Taster. Last, but not least sind noch einige weitere brauchbare Zusatzfunktionen integriert, die wir später genauer betrachten werden.
Lieferumfang
Mitgeliefert werden außer dem Effektgerät selbst lediglich eine Kurzanleitung und vier Gummifüße. Ein Netzteil befindet sich nicht im Lieferumfang.
Facts & Features
Die Elektronik des ARP-87 wurde in einem Aluminiumgehäuse mit den Abmessungen von 121 x 66 x 41 mm untergebracht. Das Gerät wiegt 360 Gramm. Die 6,3-mm-Klinkenbuchsen (Ampstyle) sind stirnseitig angebracht, dies könnte ggf. etwas Platz auf dem Pedalboard einsparen. Lediglich der Anschluss für ein Expressionpedal befindet sich auf der rechten Seite, wo man die Eingangsbuchse vermuten würde. Die Bauteile zum Umschalten mit dem Fuß sind stabile Taster, die Umschaltung wird von einem Relais erledigt.
Unser Testkandidat verfügt über True-Bypass und ist nicht für einen Betrieb mit Batterie geeignet, da bei dem relativ hohen Stromverbrauch eines digitalen Delays (vom Hersteller mit 100 mA angegeben) die Lebensdauer eines 9-V-Blocks nicht besonders hoch ist.
Walrus Audio ARP-87 Gitarrenpedal
Das ARP-87 glänzt, wie bei allen Gerätschaften aus dem Hause Walrus Audio üblich, durch sein individuelles und gelungenes Design. Der mattschwarze Lack wurde mit silbrig glänzenden Partikeln angereichert, die ein leichtes Schimmern der Gehäuseoberfläche erzeugen. Ein Planet von einem Mond umkreist und ein Raumschiff vermitteln zudem ein „spaciges“ Design.
Die Verzögerungszeit lässt sich erfreulicherweise auch tappen. Das sollte auch mittlerweise zum Standard gehören. Die weiße (relativ grelle) Leuchtdiode über dem Tap-Taster pulsiert im Rhythmus der momentan aktiven Verzögerungszeit und gibt uns somit auch optisch ein Feedback.
Natürlich haben wir auch einen Taster zum Aktivieren des Effekts an Bord. Die Umschaltung erfolgt mittels eines Relais somit gestaltet sich der Umschaltvorgang angenehm weich. Auch hier werden wir natürlich via eine weiße Leuchtdiode über den momentanen Schaltungszustand informiert. Beide Fußtaster haben aufgrund der etwas größeren Maße der Stompbox genug Platz, sodass eine Fehlbedienung quasi ausgeschlossen ist.
Die Bedienelemente des Walrus Audio ARP-87
Das Walrus Audio ARP-87 Delay wurde mit sechs Reglern ausgestattet, hat also etwas mehr zu bieten als die drei Grundparameter Delay-Level (Lautstärke des Effektsignals), Feedback (Anzahl der Wiederholungen) und Time (Verzögerungszeit). Die Potis laufen butterweich mit dem gewünschten leichten Widerstand, sowie man dies von einem Produkt dieser Preisklasse erwarten darf.
Der Dampen-Regler bedämpft wie vermutet die Höhen des Effektsignals, sodass auch der Klang analoger Delays glaubwürdig nachgebildet werden kann.
Der X-Regler mischt Modulation in das Effektsignal, sodass wir auch eine Reihe spaciger und schwebender Klänge aus dem Gerät herausholen können. Der X-Regler hat übrigens verschieden Funktionen, abhängig vom eingestellten Programm.
Ratio wählt die rhythmische Unterteilung (Subdivision) abhängig vom eingegebenen Tempo. Vier Einstellungen sind hier möglich: Viertel, punktierte Achtel, Achtel oder Achteltriolen.
Programme
Unser Testkandidat wurde mit vier „Programmen“ ausgestattet. Diese sind letztlich nur vier Algorithmen (Presets) und nicht veränderbar bzw. abspeicherbar.
- D steht für digital,
- A für analog,
- L für Low-Fi und letztlich
- S für Slapback. Der Programmregler ist ein Potentiometer, also kein Umschalter, wie man das eventuell vermuten würde.
Der (No) Trails Modus
Das Walrus ARP-87 kann im sogenannten Trails-Modus (Delayeffekt klingt auch nach Deaktivieren des Effekts aus) bzw. „No-Trails-Modus (Effekt wird im Moment des Schaltens zu Bypass abgeschnitten) betrieben werden. Um zwischen den beiden Modi umzuschalten, wird der Bypass-Taster für mindestens eine Sekunde gehalten und dann das Stromversorgungskabel eingesteckt. Um wieder in den jeweils anderen Modus zu gelangen, wiederholt man diese kurze Prozedur.
Momentary Function
Der Tap-Tempo-Fußtaster hat noch eine weitere Funktion: Ist der Effekt momentan aktiv, kann dieser Taster gehalten werden. Dadurch wird ein Loop erzeugt, das Eingangssignal wiederholt sich also, solange der Taster gehalten wird. Diese Funktion ist absolut brauchbar und kann, sparsam eingesetzt, bei dem einen oder anderen Zuhörer zusätzliche Aufmerksamkeit hervorrufen.
Handling
Das Pedal ist absolut intuitiv zu bedienen. Man wählt sich ein Preset, fügt bei Bedarf Modulation hinzu und „tappt“ das Tempo. Für die Beeinflussung der Verzögerungszeit ist kein Regler vorgesehen. Für U2-artige Sounds spielt man mit dem Ratio-Regler (Subdivision).
Für die Presets D, A und S bestimmt der X-Regler die Tiefe (Heftigkeit) der Modulation. Steht der X-Regler auf dem Preset Low-Fi, beeinflusst er die Filterweite.
Sound und Praxis mit dem Walrus Audio ARP-87
Das Walrus Audio ARP-87 klingt außerordentlich natürlich und angenehm warm, ohne dabei den gelegentlich dumpfen Matsch einiger analog arbeitenden Kollegen zu produzieren. Dreht man den Dampen-Regler voll auf, ist der Sound des Effektsignals recht crisp, quasi annähernd höhenreich wie beim Originalsignal. Aber auch leicht zurückgedreht klingt der Sound warm und sehr lebendig.
Hier ein Beispiel für das Programm D, der Dampen-Regler steht auf 12.00 h, etwas Modulation wurde hinzugefügt:
Hier ein Beispiel des analogen Modus A mit etwas Modulation:
Nun ein Slapback Delay S:
Für typische Pink Floyd oder U2 Sounds wählt man Programm A und fügt relativ viel Feedback und Effektsignal hinzu:
Zuletzt die Low-Fi Abteilung. Hier beeinflusst der X-Regler bei Bedarf die Filterweite:
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment erstellt:
Stratocaster – Walrus Audio ARP-87 – Orange Tiny Terror Head, clean – Mesa Boogie 1×12″ Box, halboffen – Shure SM 57 – Apogee Duett – Mac mit Logic.
Mein absolut liebstes Delaypedal auf dem Pedalboard, absolut inspirierende Sounds!