Sound & Praxis mit dem Walrus Audio Descent
Natürlich entsteht bei einem Boutique Pedal mit diesem stolzen Preis eine besondere Erwartungshaltung. Umso enttäuschender verläuft daher der Soundcheck, in dem das Descent zwar grundsätzlich mit guten Werten im Rauschverhalten und in der Dichte des Effektsignals in allen drei Modi überzeugt, von besonders herausragenden oder gar neuartigen Effekten sollte/darf man aber hier nicht unbedingt sprechen. Das angebotene Spektrum könnte man eher als solide bezeichnen und mit den sensibel reagierenden Potis ist im Handumdrehen auch der gewünschte Klang eingestellt, wobei man speziell im Modus „Shimmer“ darauf achten sollte, dem Signal nicht zu viele Wiederholungen bzw. Tiefe zu gönnen, da hier schnell unnatürlich klingende und eher als Störgeräusch empfundene Layersounds entstehen könnten.
Ebenfalls als wenig praxistauglich erweist sich das Zumischen der beiden Oktaven mittels der zwei dafür vorgesehenen Potis. Trotz vollem Zumischen des Originalsignals ist stets eine Latenz zwischen dem Gitarrensignal und den ausgegebenen Oktaven zu spüren, was natürlich bei schnelleren Läufen und/oder Akkordwechseln schon nervig ist.
Ein ähnliches Problem besitzt auch der Reverse-Mode, nur ist hier die Verzögerung zwischen Originalsignal und dem Rückwärts-Effekt nur sehr eingeschränkt regelbar. Selbst bei voll aufgedrehtem Dry-Signal und gleichzeitiger Einstellung der kürzesten Reverb-Time ist immer eine deutliche Verzögerung (rund eine halbe Sekunde Minimum) des Effektes hörbar und spürbar, was einen praktischen Einsatz kaum sinnvoll macht.
Gut einzusetzen sind hingegen die Hallsounds, die vom gekachelten Raum bis hin zur gefühlten Endlosfahne eine gute Auswahl bieten und mit dem Tweak-Poti auch in ihrer Klangfärbung beeinflusst werden können. Doch rechtfertigt das allein diesen hohen Verkaufspreis?