Vibes aus der Boutique
Chorus- und Vibratopedale erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Obwohl sich auf dem Markt bereits eine große Anzahl vergleichbarer Kandidaten tummelt, scheint die Flut neuer Produkte nicht abzureißen. Wenn man da mithalten möchte, sollte man seine Produkte mit Alleinstellungsmerkmalen und/oder klanglich herausragenden Eigenschaften ausstatten. Bei den Produkten des „Boutique“-Herstellers Walrus Audio darf man sich im Allgemeinen über eine sehr gute Klangqualität, Innovation, aber auch ein ansprechendes Design freuen. Mir persönlich ist noch kein Effektgerät dieses Herstellers untergekommen, das enttäuscht hätte. Schauen wir nun, ob sich dies beim Walrus Audio JuliaG einmal mehr bewahrheitet.
Facts & Features des Walrus Audio Julia
Das Walrus Audio Julia ist ein analoges Chorus- bzw. Vibratopedal. Dieses ist mit den Maßen von 121 x 55 x 64 mm etwas größer als ein gewöhnliches MXR-Pedal. Die Größe entspricht etwa der, eines gewöhnlichen BOSS-Pedals. Das sehr dunkel lilafarben und matt lackierte Alugehäuse wiegt 240 g. Wie immer bei Walrus Audio Pedalen finden wir eine typische Grafik (Originalkunstwerke des Wassergeheimnisses) mit surfgrüner Tinte auf das Gehäuse aufgebracht.
Walrus Audio Julia Gitarren Choruspedal
Das Pedal arbeitet lediglich in Mono, dementsprechend finden wir zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen an den Außenseiten platziert. Die Stromversorgung erfolgt erwartungsgemäß über die stirnseitig angebrachte DC-Buchse (9V-DC). Ein Netzteil ist nicht im Lieferumfang enthalten. Das Pedal gestattet keinen Batteriebetrieb. Mittels der vier Regler schraubt man sich den gewünschten Sound zurecht. Ein kleiner Kippschalter gestattet die Auswahl zweier LFO-Schwingungsformen (Sinus bzw. Sägezahn). Außer dem obligatorischen Fußschalter besitzt das Pedal zwei Leuchtdioden. Eine signalisiert die Aktivität des Effekts, eine weitere LED zeigt uns die momentane Modulationsgeschwindigkeit des LFOs. Die Verarbeitung lässt nichts zu wünschen übrig. Die Lackierung (inkl. des surfgrünen Motivs) wurde sauber aufgebracht.
Regler des Walrus Audio Julia
Die Potis sind hochwertig und arbeiten mit dem gewünschten leichten Widerstand. Auch die schwarzen Knöpfe (Alu) sind griffig und fühlen sich angenehm an.
Zur Bedienung eines Chorus-Pedals gehören natürlich zwingend die beiden Parameter Depth und Rate. Depth bestimmt die Amplitude des LFOs, Rate justiert die Geschwindigkeit des LFOs. Beim Julia finden wir jedoch noch weitere Regler. Der Lag-Regler ist eine Besonderheit dieses Pedals. Mit diesem Regler lässt sich die Verzögerungszeit (Predelay) einstellen, von der der LFO moduliert wird. Von moderater Modulation bei niedrigeren Einstellungen bis hin zu „seekranken“ Verstimmungen bei Rechtsanschlag, fügt der Lag-Regler den traditionellen Chorus/Vibratoklängen einige weitere subtile Klangvarianten hinzu. Die Lag-Funktion unterscheidet sich in ihrer klanglichen Auswirkung etwas vom Effekt, der ein Aufdrehen des Depth-Reglers bewirkt. Die klangliche Veränderung ist vergleichsweise jedoch ähnlich, da der Sound sich gleichfalls andickt, wie wir später noch hören werden. Der Chorus- bzw. Vibratoeffekt ist also nicht neu erfunden worden.
Während die meisten Chorus-/Vibratopedale ein Umschalten zwischen den beiden Effekten bieten, wurde beim Julia-Pedal noch ein Regler integriert, der zwischen Dry, Chorus und Vibrato (auf dem Pedal mit d-c-v gekennzeichnet). Die Umschaltung der Effekte (D-C-V, Dry – Chorus – Vibrato) erfolgt hier also mithilfe eines Potis und nicht wie erwartet mittels eines Kipp- bzw. Drehschalters.
Handling des Walrus Audio Julia Pedals
Die Bedienung gestaltet sich alles andere als komplex. Hier sollte man einfach nur etwas an den Reglern spielen und sich inspirieren lassen. Ein guter Anfang für Chorus-Pedale ist eine Stellung aller Regler auf 12.00 h. Dann kann man die Regler Rate und Depth in entgegengesetzter Richtung „spreizen“. Ab einer gewissen Stellung des Depth-Reglers beginnt dann das typische „Eiern“ des Sounds, was gelegentlich mit dem Attribut „seekrank“ bezeichnet wird. Auch der Lag-Regler erhöht hörbar die Tiefe des Modulationseffekts.
Sound
Hören wir nun einen klassischen Chorus-Sound. Dieser ist als sehr natürlich, warm und lebendig zu bezeichnen. Der Rauschabstand des Walrus Audio Julia ist erfreulicherweise sehr gut, da die Nebengeräusche sich gegenüber dem Bypass-Signal nicht erhöhen. Depth-, Lag- und Rate-Regler befinden sich auf 12.00 h (Schwingungsform Sinus).
Gefolgt von einem typischen Vibrato-Klang (Schwingungsform Sägezahn) mit etwas „Texas-Bluesfeel“:
Hier nun etwas bluesige Rhythmusarbeit mit Depth-Regler auf 15.00 h. Der Klang erinnert an einen Leslie-Effekt.
Jetzt drehen wir den Lag-Regler voll auf und hören einen Chorus-Sound:
Schließlich ein Chorus-Sound mit den Parametereinstellungen Rate 09.00 h, Depth 15.00, Lag 12.00 h, d-c-v-Regler auf v-Stellung, Sinusschwingung:
Viele Sounds des Julia klingen absolut klassisch, einige Klänge sind von anderen Chorus- bzw. Vibratopedalen jedoch nicht vollständig zu erzeugen, da die Funktion des Lag-Reglers klanglich geringfügig andere Ergebnisse produziert.
Im Vergleich z.B. zu einem „vintage“ 80er Jahre BOSS CE-2 Pedal, das vielen bekannt sein dürfte, generiert das Julia etwas weniger Bässe, ist also frequenzmäßig näher am Bypass-Signal.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Stratocaster SSH – Julia – Peavey Classic MH, klarer Kanal – Mesa Boogie 1×12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher– Shure SM 57 – Apogee Duett – Mac mit Logic.