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Test: Walrus Audio R1, Hallpedal für E-Gitarre

Starke Hallkompetenz für Drums, Synth & Gitarre

9. Mai 2021
Test: Walrus Audio R1, Hallpedal für E-Gitarre

Walrus Audio R1 – ein Hallpedal for the ages?

Die MAKO-Serie von Walrus Audio ist ein nicht misslungener Versuch von Walrus Audio, sich ein Stück weit selbst neu zu erfinden. Die leistungsfähigen SHARC-Prozessoren in Kombination mit den hochwertigen A/D-Wandlern zeichnen hierbei die vorzügliche Klangqualität der Serie aus. Dabei hat die Firma den einen oder anderen Knaller rausgehauen: den ACS1 halten wir für die aktuell stärkste Version des Amp-in-a-box-Prinzips, dem Iridium von Strymon hauchdünn überlegen. Kombiniert mit dem Julianna, einem der stärksten Chorus-Pedale der letzten Jahre, lässt sich sagen: Läuft für Walrus Audio.

Jetzt ist ein Hallpedal natürlich so eine Sache. Der Markt quillt von guten Geräten nur so über – so sehr, dass wir eine zweite Version unseres Vergleichstests von Hallpedalen in Erwägung ziehen. Vorbei die Zeiten, wo die guten Stücke nur das Schlusslicht der Signalkette bildeten. Înzwischen sind die meisten Hallpedale entweder kleine Modulationsmonster oder besonders authentische Reverb-Fabriken – je nachdem, was man sucht, liegt der Schwerpunkt bei den Hallpedalen jeweils woanders. Das Walrus Audio R1 ist – wenn man so will – eine bodenständige, wenn auch fantasievolle Angelegenheit, die besonders in Stereo zur Geltung kommt. Wir haben den Test mit Gitarre, Synthie und Drum-Machine durchgeführt und uns ein ausführliches Bild des vielversprechenden Pedals gemacht.

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Walrus Audio R1 – Reverb & Hall für Gitarre & Synthie

Das Slö ist eine kleine Sternstunde der Reverb-Welt und stellte bereits unter Beweis, das Walrus Audio genau wissen, was sie tun, wenn es um das Generieren von Raumklang geht. Was ist der Unterschied zum R1? Beide Pedale stehen für verschiedene Ansätze beim Thema Hallpedale: Das Slö generiert fantastische und ätherische Soundscapes, das R1 jedoch konzentriert sich auf Stereo-Panorama bewährter Hall-Klassiker – ideal zu paaren mit dem ACS1 also.

Test: Walrus Audio R1, Hallpedal für E-Gitarre

Das Walrus Audio R1 kombiniert also alles von Spring bis Plate und besitzt ein paar spezielle Hall-Algorithmen, die für den nötigen Alleinstellungsfaktor stehen. Was heißt das genau? Schauen wir uns das mal näher an:

  • Plate: Basierend auf dem EMT 140.X, liefert dieser Algorithmus warmen, gleichmäßig diffundierenden Plattenhall, der besonders authentisch sein soll.
  • Spring: Basierend auf den Spring-Reverb klassischer Tube-Amps soll hier feinster Surf-Rock-Hall geliefert werden, der auch mit für Spring-Reverb eigentlich untypischen, langen Hallfahnen funktioniert.
  • Hall: Ob Konzert-, Raum- oder Lagerhalle, mithilfe der Regelparameter lassen sich hier ganz weitläufige Raumresonanzen erstellen, die für epische Leads oder Swells hervorragend geeignet sind.
  • BFR: Träumerischer Cloud-Reverb, massiv, ätherisch und endlos. Die Fahne ist mit Shimmer-artigen Texturen durchsetzt und prinzipiell soll hier ein larger-than-life-Feeling mithilfe von Delay-Repeats produziert werden, die verwaschen und diffundiert werden können.
  • RFRCT: Ein glitchy Reverb, der über warme Texturen hinweg eine gewisse Unberechenbarkeit mit sich bringt. Seine Häufigkeit und Klangfarbe kann über die verschiedenen Regler des Pedals eingestellt und genutzt werden – die experimentellste Engine des Pedals.
  • Air: Geeignet für Synthesizer, ist dieser Hall irgendwo zwischen Swell und Shimmer einzuordnen und baut eine ordentliche, kristallklare Fahne hinter eure Sequenz oder den Klangteppich, die sich besonders reaktiv gibt.

Das scheint schon mal nicht schlecht: von klassischen Tube-Reverbs bis hin zu experimentellem Glitch-Hall scheint alles mit dabei zu sein. Auch Modulation ist mit dabei. Wie genau sich das mit dem Bedienpanel verhält, erläutert der nächste Abschnitt.

Walrus Audio R1 – Stereo-Hall der Extraklasse

Das Walrus Audio versucht also nicht, das Rad neu zu erfinden. Nichtsdestotrotz lohnt ein genauerer Blick auf das Panel, das neben Swell-Effekten auch Modulationen beisteuern kann. Ein kleiner Kippschalter erlaubt es euch, mithilfe des Tweak-Reglers unterschiedliche Parameter anzusteuern: Rate und Depth der Modulation oder eben das Pre-Delay. Der weitere Kippschalter auf der rechten Seite bezieht sich auf den Tune-Regler, mit dessen Hilfe ihr die hohen und tiefen Frequenzbereiche eurer Hallfahne justieren könnt oder den „X-Faktor“, ein jeweiliger charakteristischer Aspekt der einzelnen Engines. Prinzipiell verschont einen das Pedal mit zweiten Bedienebenen. Zum Rest:

  • Decay: Keine Überraschungen hier – die Länge der Hallfahne wird eingestellt bzw. wie schnell das Wet-Signal diffundiert.
  • Swell: Wer mit Fade-In-Effekten arbeiten will, kann dies hierüber tun und die Anschwell-Phase des Halls unabhängig von der Art der Engine einstellen. Wer dann Mix voll aufdreht und den Attack nach hinten verschiebt, kann klanglich interessante Teppiche aus dem R1 kitzeln.
  • Mix: Das Verhältnis von Dry- und Wet-Signal kann hierüber eingestellt werden.

Test: Walrus Audio R1, Hallpedal für E-Gitarre

Der springende Punkt des mittleren Kippschalters: Zwar ist MIDI dabei, aber nur ein paar Onboard-Speicherplätze für Presets. Neun Stück können über den Kippschalter angewählt werden – das ist nicht wenig, kann aber meiner Erfahrung nach – vor allem, wenn man viel Zeit mit einem Pedal verbringt – zu wenig sein. DSP-basierter True-Bypass sowie eine Freeze-Funktion der Hallfahne sind über die beiden Fußschalter jeweils möglich.

Das ist der Sound des Walrus Audio R1 Reverb in der Praxis

Reden wir Tacheles – auf den Klang kommt’s an, und da wurde man zuletzt auch von UA-Serie mit dem Golden Reverberator regelrecht verwöhnt. Nichtsdestotrotz gilt für mich als Tester, mit nicht vorbelasteten Ohren an das Ganze heranzugehen. Da das Walrus Audio R1 auch von seiner Stereo-Magie lebt, speisen wir es direkt in das Audio-Interface, arbeiten dabei aber nicht nur mit Gitarre, sondern auch mit dem Malekko Manther und dem Moog DFAM und holen dabei raus, was geht.

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Da geht was – soviel sei schonmal gesagt. Doch sofort stellt sich ein Schrillen ein, das ich leider von dem ACS1 schon kannte, das sich nicht einfach entfernen ließ mithilfe des Auswechselns des Stromgeräts und der Überprüfung der Stromstärke. Nun denn – trotzdem an das Ganze herangewagt und ein gemischtes, wenn auch über weite Teile positives Klangbild erforscht!

Gleich vorweg – die stärkste Engine ist meines Erachtens der Plate. Die Resonanz und die Schärfe der Klangfahne kommen gut durch, und auch mit versetztem Pre-Delay zeigt sich eine unmodulierte, aber klirrende und zugleich warme Klangebene, die durchaus authentisch anmutet. Ähnliches gilt beim Spring – Surfrock oder Düster-Blues kommen hier genauso zur Geltung, wie sie es sollen. Air, die stellvertretende Shimmer-Engine, funktioniert ebenfalls gut, kränkeln doch viele Shimmer Reverbs an einem zu schrillen Wet Signal. Die Glitches im RFRCT erfordern ein gewisses Hinhören – die verklärten Soundspitzen sind reich an klanglichen Artefakten, die sehr natürlich anmuten. Alles schön und gut – die Bedienung ist  durchdacht, wenn auch nicht ganz praktisch. Hätte durchaus Sinn gemacht, den Regler mit den Engines einzurasten. Beim Drehen der etwas eng beieinander stehenden Regler kann es vorkommen, dass man rankommt und sich dadurch aus die Engine schmeißt. Die Freeze-Funktion erledigt ihren Job verlässlich und erlaubt ein Überschichten des Wet-Signals. Und in Kombination von Modulation, Swell und weitläufigen Engines entsteht ebenfalls Großartiges.

Aber man muss den durchaus „metallischen“ Eigencharakter des R1, der in allen Engines ein Stück weit spürbar ist, auch mögen. Hundertprozentig meins ist er nicht – die Engines, wenn auch schon spürbar verschieden, erzeugen irgendwie alle ein ähnliches Feeling. Doch eins lässt sich auch sagen – die BFRCT-Engine ist unwiderstehlich und sehr flexibel.

Kommen wir zum Manther und dem R1 – wie harmoniert die kühle, metallische Note des Pedals mit dem fräsenden Charakter des Monosynthesizer der Firma Malekko? Ich muss zugeben, meine noch sehr frischen, positiven Erfahrungen mit dem UAFX Golden Reverberator nicht vollends abstreifen zu können. Sicher, ein bisschen was geht hier, aber zuviel Resonanz wird im Full-Wet-Modus gekappt und manche Synthie-Transienten beißen sich mit den oberen Frequenzen des Pedals. Beim BFRCT zeigt sich ein etwas zu monotone, gleichmäßige Reaktivität der Engine. Außerdem zeigt sich hier auch das etwas eingeschränkte Panning – im Stereoklangbild verteilen sich die Klangartefakte ein Stück weit zu gleichmäßig und berechenbar.

Zu guter Letzt treiben wir den Moog DFAM durch das Pedal – eine bissige, bisweilen brutale Drum-Maschine, die sich jedoch hervorragend eignet, den Eigencharakter eines Hallpedals nochmal zu verdeutlichen. Speziell mit den Glitches des BRFCT lässt sich hervorragend arbeiten. Um die 30 Sekunden Marke herum drehen wir die dunklen Frequenzbereiche hoch und kappen die hohen, während wir die Glitch-Frequenz erhöhen – passt gut zusammen.

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Fazit

Das Walrus Audio R1 ist ein gelungenes Hallpaket, dessen Klangspaß durch eine Signalstörung beim vorliegenden Testgerät getrübt wird. Durch einen sehr authentischen Plate und Spring weiß das Pedal zu überzeugen und dürfte vor allem mit dem ACS1 der Firma eine mächtige Einheit bilden. Auch experimentelle Ausreißer wagt das Pedal mit den Eigen-Engines. MIDI-Anbindung, Freeze-Funktion und ausreichend Speicherplätze onboard runden das Ganze ab. Aber: Man muss den metallischen Grundcharakter schon mögen, der über alle Engines hinweg eine gewisse Kühle ins Klangbild schiebt – gut brauchbar, wenn man vor allem mit Synthesizern oder Grooveboxen arbeitet, für E-Gitarre gibt es aber sicher wärmere und passendere Alternativen.

Plus

  • guter Plate
  • starker Spring
  • interessante Glitch-Engine

Minus

  • Störgeräusch beim Testgerät
  • kühler Grundcharakter

Preis

  • 369,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    El Pony

    Ich finde Walrus hat bei der Serie einen gewaltigen Fehler bei der Bedingung gemacht: Bootet das Pedal, wird automatisch das letzte Preset geladen und nicht die letzten Einstellungen, die man vorgenommen hatte. Lediglich die Potis erinnern noch an den Sound. Die Potis muss man dann hin- und herbewegen und kommt damit in die Richtung des Sounds, den man hatte. Aber eben nicht exakt, weil die Pedale bereits auf kleine Änderungen reagieren.

    Also heisst es speichern. Nur das geht lediglich auf dem derzeitigen Preset. Ein anderes Preset auswählen funktioniert nicht, da beim Umschalten direkt das nächste Preset geladen wird.

    Hat man also beispielsweise einen Sound für die Strophe und möchte diesen für den Refrain etwas abändern, ist das nicht nur sehr fummelig, sonder wird zwangsläufig auch bei allen Parametern (leicht) anders klingen.

    • Profilbild
      Dimitri RED

      @El Pony Hey El Pony

      Tatsächlich richtig – wer nicht mit MIDI arbeitet, hat hier das Nachsehen. Und die Poti haben eine sehr eigensinnige Reaktivität an sich – seltsam empfindlich im Regelweg.

  2. Profilbild
    Zwo5eins

    Die Klangbeispiele lösen bei mir kein Interesse für das R1 aus.
    Das klingt alles so seltsam künstlich, total verbogen.

    • Profilbild
      Dimitri RED

      @Zwo5eins Hey Zwo5eins

      Also ich habe tatsächlich versucht, alles so neutral und flächendeckend darzustellen wie möglich, die Extreme rauszukitzeln wie ebenso die bodenständigen Aspekte. Ich kann nur betonen – der Plate ist schon äußerst stark, aber es stimmt – dieser kühle Grundcharakter wirkt ein bisschen unorganisch.

      LG!

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